Kammstrichware (bayer. Donauraum, FMa)

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Die sogenannte Kammstrichware ist eine Warenart des frühen und hohen Mittelalters.

Forschungsgeschichte

Kammstrichware stellt den wesentlichen Bestandteil der 'Ostgruppe' Hübeners (1969) dar und wurde in der gemeinsamen Arbeit von Hübener und Lobbedey (1967) näher beschrieben, wobei insbesondere den Funden von Burgheim große Bedeutung zukam.

Charakteristika

Herstellungstechnik

Die Herstellungstechnik der Kammstrichware zeigt große Variationsmöglichkeiten. Sie ist handgemacht oder auch nachgedreht, doch sind auch eng verwandte scheibengedrehte Gefäße bekannt, die zur rauhwandigen Drehscheibenware gerechnet werden.

Brand/ Farbe

Magerung

Oberflächenbeschaffenheit

Verzierungen

Wichtigstes und schließlich auch namengebendes Kennzeichen dieser Warenart ist der horizontale Kammstrich. Er kann sowohl besenstrichartig sein, wie auch als deutliche Rauhung durch horizontale breitere Striche ausgeführt sein. Einige Gefäße und natürlich erst recht einzelne Scherben zeigen überhaupt keine derartige Verzierung. Hübener und Lobbedey (1964) hatten auch stempelverzierte Gefäße der Kammstrichware zugeordnet. Sie sind nach heutigem Kenntnisstand besser als eine eigenständige stempelverzierte nachgedrehte Ware (bayer. Donauraum, FMa) abzusondern.

Varianten

Es zeigen sich kleinräumige Differenzierungen in der Art der Ausführung des Kammstriches, aber auch in der Ausbildung der Randformen.

Gefäßformen

Das Formenspektrum, wie es von Hübener und Lobbedey aufgezeigt wurde, ist relativ einheitlich: Töpfe mit ausgebogenem Rand und gewölbte, oft stempelverzierte Schalen.

Randformen

Als typisch gelten insbesondere ausgebogene, meist abgestrichene Ränder, die innen oftmals leicht gekehlt sind. Durch spätere Zuweisungen wurden diese Definitionskriterien erheblich aufgeweicht und verändert. So wurde auch die gewülstete Keramik der Wüstung Wülfingen und aus St. Martin in Aldingen mit der Kammstrichware in Verbindung gebracht, obwohl die Ränder hier in aller Regel nur wenig ausgebogen, gerundet und nur in äußerst wenigen Fällen abgestrichen sind und sie keinen Kammstrich aufweist (Scholkmann 1981).

Verbreitung

Kammstrichware im engeren Sinne ist vor allem im bayerischen Donauraum zwischen Dillingen und Kelheim verbreitet. Allerdings gibt es im weiteren Umfeld zahlreiche verwandte Waren, die eine Abgrenzung erschweren.

Verwandte Waren gibt es beispielsweise im Raum Eichstätt, in den frühmittelalterlichen Siedlungen des Münchner Raumes oder auch auf der Ulmer Alb brauntonige nachgedrehte Ware (Ulm-Egginge, FMa/HMa).

Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext

Chronologie

Die Verbreitung der Kammstrichware im eigentlichen Sinne reicht vom Breisgau im Westen bis in den Regensburger Raum. Die Datierung umfaßt nach gegenwärtigem Forschungsstand das späte 6. und 8. Jahrhundert, örtlich läßt sie sich bis ins 10. Jahrhundert verfolgen. In Bayerisch-Schwaben läßt sich eine hochmittelalterliche Ware mit charakteristischer Wellenbandverzierung ausmachen, die offensichtlich in der Tradition der Kammstrichware zu sehen ist (Koch 1993). So tritt Kammstrichware etwa auch in Unterregenbach auf, wo die Anfangsdatierung neuerdings ins späte 8. Jahrhundert gesetzt wird (Lobbedey 1972, 185; 193). Innerhalb der 'Ostgruppe' Hübeners wird die Kammstrichverzierung als tendenziell älter angesehen.

Einzelnachweise

  • W. Hübener, Absatzgebiete frühgeschichtlicher Töpfereien in der Zone nördlich der Alpen. Beiträge zur Keramik der Merowingerzeit. Antiquitas R. 3, 6 (Bonn 1969).
  • W. Hübener/U. Lobbedey, Zur Struktur der Keramik in der späten Merowingerzeit. Beobachtungen an süddeutschen Grab-und Siedlungsfunden. Bonner Jahrb. 164, 1964, 88-129.
  • R. Koch, Keramik des frühen und hohen Mittelalters aus Bayerisch-Schwaben. In: Forschungen zur Geschichte der Keramik in Schwaben. Arbeitsh. Bayer. Landesamt Denkmalpfl. 58 (München 1993) 119-128.
  • U. Lobbedey, Keramik. In: G.P. Fehring (Hrsg.), Unterregenbach. Kirchen, Herrensitz, Siedlungsbereiche. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. I (Stuttgart 1972) 184-206.
  • B. Scholkmann, Die Grabungen in der evangelischen Mauritiuskirche zu Aldingen, Landkreis Tuttlingen. In: Forschungen und Berichte zur Archäologie des Mittelalters in Baden-Würltemberg 7 (Stuttgart 1981) 223-302.