Goldglimmerware (Oberpfalz, FMa/ HMa)
Formal fügt sich die Goldglimmerware mit den charakteristischen ausbiegenden, abgestrichenen Ränder in ein Formenspektrum ein, das auch bei anderen nachgedrehten Warenarten des frühen und hohen Mittelalters auftritt. So sind entsprechende Ränder etwa von einer Warenart bekannt, die R. Koch jüngst (1993) um Funde aus Friedberg zusammengestellt hat und die in der Tradition der Kammstrichware steht. Charakteristisch sind hier kugelige Töpfe mit ausbiegenden, abgestrichenen Rändern, die mit horizontalen Kammstrichzonen und breiten Wellenbändern verziert sind
Forschungsgeschichte
Paul Reinecke machte erstmals 1936 auf diese karolingische Keramik"aus leicht porösem, ziemlich dunklem Ton mit geringen Goldglimmergehalt" bzw. "stark goldglimmerhaltige Ware" aus ostbayern nördlich und südlich der Donau aufmerksam. Eine moderne Bearbeitung steht aus.
Charakteristika
Der charakteristische Anteil von Goldglimmer schimmert tatsächlich golden!
Chronologie
Die Datierungsspanne reicht von der Latène- und römischen Kaiserzeit bis ins 12. Jahrhundert
Abgrenzungsprobleme
Goldglimmerwaren treten in der Urnenfelderzeit (Wasserburg Buchau), der Latènezeit, in der Völkerwanderungszeit (Koch/Koch 1993, 42) sowie vor allem im frühen und hohen Mittelalter bis ins 13. Jahrhundert auf.
Verbreitung
Goldglimmerware kennt man außerhalb ihres Hauptverbreitungsgebietes auch aus Südwestdeutschland, wo sie als Import (Verpackungsmaterial) aus dem bayerischen Raum gilt (Schulze 1981, 16). Fundorte sind z.B. Ulm-Eggingen, Ursprung und Ulm.
Regional sind auch die hochmittelalterlichen Goldglimmerwaren künftig sicher weiter zu differenzieren: Im bayerischen Raum sind teilweise reich verzierte Gefäße üblich, das Spektrum der Randformen ist hier relativ breit (Reinecke 1936). In Ostwürttemberg (z.B. Ulm, Brenner 2001) sind hingegen lediglich Wellenverzierungen geläufig, die Ränder sind ausgebogen und abgestrichen mit einer leichten Lippenverdickung.
Weitere Goldglimmervorkommen existieren jedoch auch im Schwarzwald. Vom Oberrhein und aus dem Schwarzwald stammt eine Goldglimmerware (Oberrhein/ Schwarzwald, SMa)) des späten Mittelalters mit knolligen Rändern und Leistenrändern.
Literatur
- Bräuning, Andrea; Schreg, Rainer (1998): Die Keramikfunde - ein Exkurs. In: Andrea Bräuning (Hg.): Um Ulm herum. Untersuchungen zu mittelalterlichen Befestigungsanlagen in Ulm. Stuttgart: Konrad Theiss Verlag (Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ., 23), S. 67–79.
- Ettel, Peter (2001): Karlburg - Roßtal - Oberammerthal. Studien zum frühmittelalterlichen Burgenbau in Nordbayern. Rahden/Westf.: VML Verlag Marie Leidorf (Frühgeschichtl. u. provinzialröm. Arch. Materialien u. Forsch., 5).
- Gross, Uwe (1989): Das Fundmaterial. In: Claus-Joachim Kind (Hg.): Ulm-Eggingen. Die Ausgrabungen 1982 bis 1985 in der bandkeramischen Siedlung und der mittelalterlichen Wüstung. Stuttgart: Konrad Theiss Verlag (Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Bad.-Württ., 34), S. 332–361.
- Koch, Robert; Koch, Ursula (1993): Funde aus der Wüstung Wülfingen am Kocher (Stadt Forchtenberg, Hohenlohekreis). Unter Mitarbeit von Christel Bücker. Stuttgart: Konrad Theiss Verlag (Materialh. Arch. Bad.-Württ., 21).
- Reinecke, Paul (1936): Karolingische Keramik aus dem östlichen Bayern. In: Germania 20, S. 198–202.
- Wintergerst, Eleonore (2018): Zur früh- und hochmittelalterlichen Keramik aus stratifizierten Fundkomplexen. In: Helmut Bender, Lothar Bakker, Egon Boshof und Sabine Deschler-Erb (Hg.): Die Ausgrabungen 1978-1980 in der Klosterkirche Heiligkreuz zu Passau-Niedernburg. Kallmünz/Opf.: Verlag Michael Lassleben (Materialhefte zur bayerischen Archäologie, Band 108,Beilagen), S. 537–553.