Lauffen a.N., Brunnenäcker

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Lauffen a.N. (Lkr. Heilbronn), Brunnenäcker

Lauffen aN, Brunnenäcker, römische Villa Blick nach Nordost in Richtung der frühalamann. Fundstellen (Foto: R Schreg, 1981)

frühalamannische Bestattungen, Untersuchung 1979

frühalamannische Siedlung, Grabung LDA Stuttgart (Ref. 21) 1980.

Bei der Rebflurbereinigung der Hänge zum Neckar südöstlich von Lauffen am Neckar wurde ein römischer Gutshof ausgegraben. 1979 und 1980 wurden wenig nordöstlich davon zwie frühalamannische Bestattungen und sodann auch Siedlungsspuren erfasst (Schach-Dörges 1981; Jäger 2019, Bd. 2, 163ff.). Weitere Siedlungsfunde stammen aus der näheren Umgebung, so in Flur "Hofäcker" (Jäger 2019, Bd. 2, 163). Sowohl Gräber als auch Siedlungsfunde lieferten Keramikfunde, die wichtig für die Kenntnis der Neben handgemachter Grobware liegen einige Scherben der Terra Nigra vor.

Forschungsgeschichte

Die frühalamannischen Fundstellen wurden entdeckt, nachdem die Flurbereinigung der Weinberge am Neckar bereits zu den Ausgtrabungen eines bis dato unbekannten römischen Gutshofs geführt hat. Bei diesen Ausgrabungen wurden als einzige Funde, die nicht dem regulären provinzialrömischen Milieu zuzuordnen sind die Reste eines handgemachten spätrömischen Topfes gefunden. 1979 führte die Beobachtung der Rebflurbereinigung durch den Ehrenematlichen des Landesdenkmalamts Baden-Württemberg K. Schaeffer zur Entdeckung zweier frühalamannischer Gräber. Diese wurden bereits 1981 durch Helga Schach-Dörges publiziert, die kursorisch auch auf die benachbarten Siedlungsfunde einging und exemplarisch einige Funde vorlegte. Eine eingehendere Bearbeitung der Funde erfolgte in der Dissertation durch Sven Jäger (2019), dem allerdings die Befunddokumentation nicht zur Verfügung stand. Er gliederte die frühalamannischen Keramikfunde in verschiedene Waren. So unterschied er bezüglich der handgemachten Grobware beispielsweise die Waren A-C.


Befundsituation und Keramikfunde

Grab 1

Lauffen am Neckar Brunnenäcker Grab 1 (Foto: Landesmuseum Württemberg, Stuttgart / H. Zwietasch CC BY-SA

Grab 1 besaß eine Grabgrube von etwa 2,0 m x 1,4 bis 1,8m, in der, mit dem Kopf im Norden das Skelett eines 14-16 jährigen Mädchens lag. Da der Pflug das der Länge nach durchschnitten hatte, waren wesentliche Teile des Grabes zerstört. "Ein Teil der Tracht- und Schmuckausstattung war demzufolge ebenfalls verworfen. Muschelkalksteine bedeckten Teile des Skelettes und der Beigaben, eine bestimmte Anordnung der Steine ließ sich nicht erkennen" (Schach-Dörges 1981, 615). Das Grab enthielt eine reiche Beigabenausstattung mit einer silbernen und zwei bronzenen Armbrustfibeln, einem Dreilagenkamm, einem quadratischen Zierblech aus vergoldetem Silber mit vier vergoldeten Silbemiete mit bronzenem Gegenbeschlag und Lederresten, einem fragmentarischen Bronzeblech mit Niet, weiteren Bronzeblechfragmenten, zwei beinernen Nadeln, einem ovaler Beinring, einem abgenüztzten bronzenen Drehschlüssel, einer einfachen eisernen Schnalle und einer bronzenen Amulettkapsel. Hinzu kommen zahlreiche Perlen aus Glas und Bernstein. Zu den Beigaben gehören auch mehrere Keramikgefäße:

  • Terra-sigillata-Schüssel der Form Chenet 325 mit Barbotinedekor
  • Terra Nigra-Schüssel mit ausgeprägtem Standboden mit umlaufender Rille, gewölbtem Gefäßkörper mit Leisten an der

größte Weite. Die Mündung durch schwache Leisten abgesetzt, der Rand nach außen verdickt. Der Scherben ist außen anthrazit, im Bruch grau-beige, sehr fein gemagert, dünnwandig

  • fragmentierte kleine Schüssel einer bräunlich-rötlichen handgemachten Feinware, deren Bauch mit umlaufenden Rillen und mindestens einer Knubbe versehen war.
  • Topf mit eingezogener Mündung (sog. spätrömischer Topf), rotbraun geflammt, sehr grob gemagert: Handgemachte Grobware (Süddeutschland, VWz/ FMa)
  • Fußschale mit Standring aus handgemachter Feinware, Oberfläche rotbraun bis dunkelbraun, mittelfein gemagert, Ton glimmerhaltig
  • Kleine, etwa doppelkonische Schüssel aus handgemachter Feinware, im unteren Teil der Schulter umlaufende Rillen, Mündung verdickt; Oberfläche sehr gut geglättet, dunkelbraun bis anthrazit, Boden und untere Wandung relativ dick, Schulter sehr dünn

Die Gefäße waren vielfach in der Grabfüllung verworfen.


Grab 2

Lauffen am Neckar Brunnenäcker Grab 2 (Foto: Landesmuseum Württemberg, Stuttgart / H. Zwietasch CC BY-SA

Vier Meter von Grab 1 entfernt lag das ebenfalls Nord-Süd orientierte, 2,4 auf 2,6 m messende Grab 2, das bei der Ausgrabung bereits durch Pflug und Baggerarbeiten der Flurbereinigung gestört war. Im Westteil der Grabgrube war eine 20- bis 30jährige Frau bestattet.Ihr Grab war ebenfalls reich ausgestattet und enthielt eein Paar bronzene Armbrustfibeln, eine silberne Nadel, einen silbernen Fingerring, eine und einen Dreilahgenkamm, eine bronzene Schnalle, eine Riemenzunge einen beinernen Ring sowie als Anhänger eine Cypraea-Schnecke. Auch dieses Grab enthuielt zahlreiche Glas- und Bernsteinperlen.

Hinzu kommt eine Keramikausstattung, die sich gesammelt in der Süddosteecke des Grabes platziert fand:

Lauffen am Neckar Brunnenäcker Grab 2 (Foto: Landesmuseum Württemberg, Stuttgart / H. Zwietasch CC BY-SA
  • Terra Nigra-Flasche mit sehr gut gegltteter Oberfläche, dunkelbraun bis anthrazit
  • handgemachter Becher mit ausschwingender Mündung und verdicktem Rand wenig verdickt, aber unprofiliert, auf der Wandung senkrechte Kanneluren, Oberfläche geglättet, anthrazit, Bruch hellbraun, Boden im Zentrum dick - neben der Nigra-Flasche.
  • Terra Nigra-Schüssel, Oberteil durch Riefen und Rillen profiliert, Oberfläche geglättet, anthrazit;
  • handgemachter Topf mit eingezogener Mündung, Oberfläche innen und außen dunkelbraun, Bruch hell, sehr fein gemagert - neben der Nigraschale.
  • handgemachte Fußschale, Oberfläche innen und außen dunkelbraun bis anthrazit und geglättet, Bruch hell, z.T. grob gemagert; insgesamt etwas verzogen
  • handgemachte Fußschaie, Oberfläche innen und außen dunkelbraun und geglättet, Bruch hell, z. T. grob gemagert; ebenfalls insgesamt etwas verzogen.
  • kleine handgemachte doppelkonische Schüssel mit Rillenverzierungauf dem Bauch, Oberfläche dunkelbraun bis anthrazit geglättet, Wandung z.T. äußerst dünn, Ton sehr fein

Gesondert lagen im Bereih östlich des Oberarms zwei weitere Gefäße - neben den Reste von zwei Spanferkeln:

  • Terra-sigillata-Schälchen mit gerundeter Wand und Rundstablippe, Rädchenverzierung sehr unregelmäßig, wahrscheinlich einzeilig, sechsmal abgerollt; Uberfang der Oberfläche abgelaugt - östlich neben linkem Oberarm
  • Kleine handgemachte doppelkonische Schüssel, Oberfläche dunkelbraun bis anthrazit und geglättet;


Siedlungsbefunde

zur Befundsituation an der Fundstelle Brunnenäcker ist wenig Gesichertes zu sagen, da die Befundpläne zur Auswertung durch S. Jäger nicht auffidnar waren. Aus den Fundzetteln geht hervor, dass Befunde von Grubenhäusern, Gruben und Pfostenlöcher vorliegen. Jäger datiert das Grubenhaus, das die Mehrzahl der frühalamannischen Funde enthielt jedoch als deutlich jünger,

Chronologie

Die beiden Gräber wurden bereits von H. Schach-Dörges in das 4. Jahrhundert datiert. Grab 1, das sie mit den Grabfunden von Gerlachsheim und Gundelsheim verglichen hat, setzte sie etwas früher an als Grab 2, konnte aber keine sicheren Belege benennen, dass es noch in in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts zu setzen sei. Für Grab 2 käme "u. a. wegen der provinzialrömischen Gürtelgarnitur die Zeit nach der Mitte des 4. Jahrhunderts in Frage" (Schach-Dörges 1981, 655). Dies sah sie durch die Rädchensigillata-Schüssel und die Nigra-Flasche bestätigt. Daraus ergäbe sich ein Ansatz in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts bzw. der Zeit um 400 n. Chr.

Literatur zur Fundstelle

  • Biel 1984: J. Biel, Archäologische Fundstellen im Lauffener Rebflurbereinigungsgebiet Konsten. In: Stadt Lauffen am Neckar (Hrsg.), Heimatbuch anläßlich des Stadtfestes 1984. 750 Jahre Stadt Lauffen a. N. 450 Jahre Schlacht bei Lauffen a. N. 450 Jahre Evangel. Kirchengemeinde Lauffen a. N. 70 Jahre Zusammenlegung von Stadt u. Dorf Lauffen a. N (Lauffen a. N. 1984) 40–44.
  • Jäger 2019: S. Jäger, Germanische Siedlungsspuren des 3. bis 5. Jahrhunderts n. Chr. zwischen Rhein, Neckar und Enz. Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg 14,1/2 (Wiesbaden 2019). - https://doi.org/10.11588/propylaeum.1009 und https://doi.org/10.11588/propylaeum.1010 bes. Bd 1, 429-
  • Luik / Schach-Dörges 1993: M. Luik / H. Schach-Dörges, Römische und frühalamannische Funde von Beinstein, Rems-Murr-Kreis. Fundber. Bad.-Württ. 18, 1993, 349–435. - : https://doi.org/10.11588/fbbw.1993.0.43408 bes. 412.
  • Planck 1990: D. Planck, Die Wiederbesiedlung der Schwäbischen Alb und des Neckarlandes durch die Alamannen. In: H. U. Nuber / K. Schmid / H. Steuer / T. Zotz (Hrsg.), Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends in Südwestdeutschland. Archäologie und Geschichte 1 (Sigmaringen 1990) 69–96. - https://doi.org/10.11588/propylaeum.1029.c13984
  • Schach-Dörges 1981: H. Schach-Dörges, Frühalamannische Funde von Lauffen am Neckar. Fundberichte aus Baden-Württemberg 4, 1981, 615-660. - DOI: https://doi.org/10.11588/fbbw.1981.0.26405
  • Spitzing 1988: T. Spitzing, Die römische Villa von Lauffen a.N. (Kreis Heilbronn). Materialh. Vor- u. Frühgesch. Bad.-Württ. 12 (Stuttgart 1988). - ISBN: 3806207305
  • Spors-Gröger 1997: S. Spors-Gröger, Die handgemachte frühalamannische Keramik aus den Plangrabungen 1967-1985. Der Runde Berg bei Urach XI (Sigmaringen 1997), bes. 122 Abb. 29 ff.
  • Fundber. Baden-Württemberg 22/2, 1998, 259 (Nr. 5). - DOI: https://doi.org/10.11588/fbbw.1998.2.57180