Gröbere nachgedrehte Ware (Ulm, HMa)

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Gröbere nachgedrehte Ware ist an zahlreichen hochmittelalterlichen Fundstellen greifbar.


Forschungsgeschichte

Erstmals wurde die gröbere nachgedrehte Ware in der Grabung Nikolauskapelle in Ulm als solche ausgesondert.

andere Bezeichnungen

Charakteristika

Schmidt/Scholkmann 1981 unterschieden im Fundmaterial der Ulmer Nikolauskapelle zwei Varianten der nachgedrehten Ware, , die "recht klar voneeinander zu unterscheiden" seien (ebd., 334). Die gröbere nachgedrehte Ware zeichnet sich gegenüber der feinsandig glimmerhaltigen nachgedrehten Ware durch eine grobe (Quarz-)Sandmagerung aus. Auch das Formenspektrum ist ähnlich. Im Lichte anderer Ulmer Fundstelle scheint eine klare Abgrenzung gegen die feinsandig glimmerhaltige nachgedrehte Ware nicht immer zweifelsfrei möglich. Diese Schwierigkeiten zeigen sich vor allem auch an der Randpartie, da sie besonders überarbeitet wurde und die gröberen Magerungspartikel hier oftmals nicht an die Oberfläche treten (Maier 1994, 40 ff; 57 ff; Schmidt/Scholkmann 1981). Auch hinsichtlich der Randformen gibt es Überschneidungen, doch fehlen die extremen spitzen und profilierten Formen der feinsandig glimmerhaitigen nachgedrehten Ware der Ostalb.

Herstellungstechnik

Es handelt sich um nachgedrehte Keramik.

Brand/ Farbe

Der Scherben ist mäßig hart, reduzierend gebrannt und überwiegend dunkelgrau. Hellgrauer oder rötlicher Anflug auf der Außenhaut sowie ein andersfarbiger Kern sind selten.

Magerung

Die Magerung besteht aus gröberem Sand mit Glimmer- und Kalkspatbeimengung. ist mittelgrob bis grob und mäßig bis stark mit Quarz versetzt. Sie ist im allgemeinen gröber als die feinsandig glimmerhaltige nachgedrehte Ware.

Oberflächenbeschaffenheit

Die Oberfläche ist deutlich rau, der Scherben im Bruch mäßig dicht und oft schiefrig.

Verzierungen

schräge Einstiche im oberen Teil der Wandung, auf Deckeln auch mal mehrzeilig

Varianten

Gefäßformen

  • gedrungene kugelige Gefäßform, nur teilweise deutlich abgesetzte Halszone
  • Deckel mit Mittelbuckel
  • Kannen mit Ösenhenkeln
  • Bügelkannen mit Wulsthenkeln
  • Schüsseln zum Teil mit eingezogenem, etwa horizontal stehendem Rand

Randformen

  • umgeschlagener, mehr oder weniger verdickter, unterschnittener und schräg nach außen "hängender" Rand
  • selten: steil stehender, nicht verdickter Rand
  • horizontal stehende, rundlich oder kantig profilierte Leistenränder mit steiler Halszone

Chronologie

Auf der Basis von Vergleichsfunden wurde die Ware bei der Bearbeitung der Funde aus der Ulmer Nikolauskapelle auf die zweite Hälfte des 11. und das 12. Jahrhundert datiert (Schmidt/ Scholkmann 1981, 336). Dabei wurden jedoch weit entfernt gelegene Funde, wie Basel-Riehen oder Roßtal bei Fürth herangezogen. Stratigraphisch dominiert die gröbere nachgedrehte Ware die Phase Ic der Ulmer Nikolauskapelle, also die der Steinbebauung des Areals vorausgehende Siedlungsphase.

Verbreitung

wichtige Fundorte

Herstellungsbelege

-

Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext

Literaturhinweise

  • Schmidt/Scholkmann 1981: E. Schmidt/B. Scholkmann, Nikolauskapelle auf dem Grünen Hof in Ulm. Ergebnisse einer archäologischen Untersuchung. In: ,Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 7 (Tübingen 1981) 303–370.