Frauenwörth
Frauenwörth (Gde. Chiemsee, Lkr. Rosenheim, Oberbayern)
Lage
Die Abtei Frauenwörth liegt auf einer Insel im Chiemsee, ca. 70 km OSO von München. Das Kloster liegt auf der Südspitze der Insel. Südlich an die Klosterkirche schließen sich heute Kreuzgang und Konventgebäude an (sog. "Südkloster"), im Norden befindet sich der Friedhof, an dessen Stelle sich aber ausweislich der Ausgrabungen der 1960er Jahre bis ins Hochmittelalter Baubefunde vorhanden sind (sog. "Nordkloster"). Im Norden der Anlage befindet sich die in die Karolingerzeit datierte Toranlage.
Koordinaten: 47,8720 12,4248
Geschichte
Frauenwörth ist eine der frühen Klostergründungen in Bayern. Sie geht auf Herzog Tassilo III. zurück und wurde am 1. September 782 geweiht. Die auf die zweite Hälfte des 8. jahrhundert zu datierenden archäologischen Funde belegen die lange umstrittene Angabe der schriftlichen Überlieferung.
Das Kloster wurde Reichsabtei, gerieht aber unter zunehmende Abhängigkeit vom Bistum Salzburg. Das Kloster wurde im 10. und 13. Jahrhundert zerstört.
Forschungsgeschichte
In den jahren1961 bis 1964 fanden unter der Leitung von Vladimir Milojcic archäologische Ausgrabungen und Bauforschungen in der Abtei Frauenwörth auf der Fraueninsel im Chiemsee statt. Dabei kam auch ein umfangreicher Bestand an mittelalterlicher Keramik zum Vorschein, der im Grabungsbericht von 1966 durch einen Beitrag von Bernhard Hänsel (1966) vorgelegt wurde. Es handelt sich forschungsgeschichtlich um eine der ersten wissenschaftlichen Bearbeitungen eines mittelalterlichen Keramikfundkomplexes in Bayern. Hänsel nahm eine Gliederung des Materials in die Gruppen A bis P, meist mit weiteren Untergruppen vor. Da keine weitergehende Diskussion bezüglich stratigraphischer Einordnung und Vergleichsfunden erfolgte, blieb diese Bearbeitung im weiteren ohne große Nachwirkung, doch wurden die Funde ihrerseits immer wieder als Vergleich herangezogen.
Vierzig Jahre später wurde deshalb eine Neubearbeitung der Funde durch Brigitte Haas-Gebhard (2006) vorgelegt. Durch Zusammenfassungen und Vereinfachungen konnte die Gliederung von Hänsel für eine neue Definition von Warenarten genutzt werden. Zudem fanden nun auch die von Hänsel übergangenen neuzeitlichen Funde Berücksichtigung.
Keramikfunde
Hänsel 1966 | Haas-Gebhard 2006 | Bemerkungen |
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Gruppe A (blaugraue Ware) | Drehscheibenware 1 und Drehscheibenware 2 | |
Gruppe B | Drehscheubenware 2 | |
Gruppe C | ||
Gruppe D | Drehscheibenware 3 | Graphittonkeramik bzw. Eisentonkeramik |
Gruppe E | Nachgedrehte Ware 2 | |
Gruppe F | eine sandige Drehscheibenkeramik, u.a. Kugeltopf | |
Gruppe G | eine feinsandige handgemachte bzw. nachgedrehte Keramik | |
Gruppe H | ziegelrote Drehscheibenware | |
Gruppe I | grob gemagerte oxidierend gebrannte Keramik | |
Gruppe K | Nachgedrehte Ware 1 | |
Gruppe L | Nachgedrehte Ware 2 | |
Gruppe M | Nachgedrehte Ware 1 | |
Gruppe N | ||
Gruppe O | Gewülstete Ware (+ nachgedr. Ware 1) sowie Goldglimmerware | |
Gruppe P | ||
Drehscheibenware 4 | oxidierend gebrannte jüngere Drehscheibenware und glasierte Hafnerware | |
bemalte Feinware | Rotbemalte Waren | |
Fayence | ||
Steingut | ||
Steinzeug | ||
Porzellan |
Literatur zur Fundstelle
- Haas-Gebhard 2006: B. Haas-Gebhard, Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Funde von der Fraueninsel. In: H. Dannheimer/H. Dopsch/B. Haas-Gebhard u. a. (Hrsg.), Frauenwörth. Archäologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee. Abhandlungen / Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse N.F., 126 (München 2006) 227–282.
- Hänsel 1966: B. Hänsel, Beschreibung der keramischen Gruppen. In: V. Milojčić (Hrsg.), Bericht über die Ausgrabungen und Bauuntersuchungen in der Abtei Frauenwörth auf der Fraueninsel im Chiemsee 1961-1964. Bayerische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Abhandlungen. Neue Folge 65 (München 1966) 177–200.