Rotbemalte Waren

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Pingsdorf-Imitationen, Wülfingen.

Rotbemalte Waren fallen im mittelalterlichen Fundbestand immer wieder auf. Vor allem die ältere Forschung hat solche Funde häufig den Töpfereien in Pingsdorf zugewiesen. Tatsächlich gibt es rotbemalte Keramik bereits in der Merowingerzeit. Mittlerweile zeigen sich jedoch vor allem seit dem Hochmittelalter viele regionale Produktionen. Diese gehören einerseits noch in das Hochmittelalter und rechnen zu den älteren Drehscheibenwaren, andererseits rechnen sie zu den spätmittelalterlichen oxidierend gebrannten jüngeren Drehscheibenwaren. Seltener ist eine Rotbemalung bei nachgedrehter Ware.


Beispiele

ältere Drehscheibenwaren

jüngere Drehscheibenwaren

Remshalden-Buoch: Miniatur-Bügelkanne der Buocher Ware, Museum im Hirsch, Remshalden-Buoch (Foto: Museum im Hirsch / Benjamin Widholm (CC BY-NC-SA) via museum-digital:baden-württemberg )
Lußberg, östl. Töpferei: Lesefunde A. Popp Rotbemalte Drehscheibenware (Oberfranken, HMa/SMa) (AMANZ Bamberg)


Schwer zu erfassen ist eine rotbemalte Drehscheibenware in Südbayern, wie sie auf Frauenwörth vorgelegt wurden, wo die Funde jedoch als Import erscheinen und keiner Ware sicher zugeordnet werden konnten (Haas-Gebhard 2006, 217f.).

In Oberfranken zeichnet sich mit Funden aus Neudorf, Bamberg (Schranne, Domberg) und den Töpfereien Lußberg und Kipfendorf, Thonberg möglicherweise eine weitere regionale Variante ab (provisorisch: Rotbemalte Drehscheibenware (Oberfranken, HMa/SMa), evzl. anzugliedern an die Birkenfelder Ware (Südthüringen, SMa)). Kringel und Spiralen scheinen regionaltypisch. Bisher liegen jedoch zu wenige Funde vor, um eine eigenständige Ware zu definieren und gegenüber benachbarten Produktionen abzusetzen. Eine rotbemalte Henkelflasche aus Wunsiedl wird als hellgrau und stark geglimmert beschrieben (Herrmann/Müller 1997, 232 Abb. 15,13), was mit der regionaltypischen Glimmermagerung auf eine Produktion im Fichtelgebirge hinweisen könnte.

nachgedrehte Waren

Vereinzelt tritt eine rote Bemalung auch auf nachgedrehter Kermik auf, so bei der rotbemalter nachgedrehter Ware in Franken oder der Albware (Schwäbische Alb/ mittleres Neckarland, HMa). Eine Herstellungstechnik, die als "nachgedreht" bezeichnet werden kann, wird auch für einzelne Funde der Pingsdorfer Imitationen angenommen.


Literaturhinweise

  • Ament 1964: H. Ament, Rotbemalte fränkische Keramik aus dem Mittelrheingebiet. Bonner Jahrb. 164, 1964, 321–326.
  • Haas-Gebhard 2006: B. Haas-Gebhard, Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Funde von der Fraueninsel. In: H. Dannheimer/H. Dopsch/B. Haas-Gebhard u. a. (Hrsg.), Frauenwörth. Archäologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee. Abhandlungen / Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse N.F., 126 (München 2006) 227–282.
  • Herrmann/ Müller 1997: V. Herrmann/J. Müller, Steinkern und Ständerbau - Auf den Spuren eines mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Anwesens in Wunsiedel, Lkr. Wunsiedel i. Fichtelgebirge. Ber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 38, 1997, 201–238.
  • Hoffmann 1997: Y. Hoffmann, Rotbemalte Irdenware des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Sachsen. In: W. Schwabenicky (Hrsg.), Forschungen zur Baugeschichte und Archäologie 2. Veröff. der Unteren Denkmalschutzbehörde Mittweida 7 (Mittweida 1997), 31–65.
  • Mechelk 1975: H. W. Mechelk, Zur Problematik des Keramikhandels (am Beispiel der mittelalterlichen rotbemalten Irdenware vom Typ Levin aus sächsischen Fundstellen erörtert [13.-15. Jh.]). In: J. Preuß (Hrsg.), Symbolae Praehistoricae. Festschrift zum 60. Geburtstag von Friedrich Schlette. Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1975/1 (L11) (Berlin 1975) 271–289.