Sindelfingen, Obere Vorstadt
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Forschungsgeschichte
In den Jahren 1967-1974 wurden in der nördlich an die ummauerte Altstadt anschließenden Oberen Vorstadt vom damaligen Staatlichen Amt für Denkmalpflege Stuttgart unter der Leitung von Günter Fehring und Barbara Scholkmann stadtarchäologische Untersuchungen durchgeführt. Die Ausgrabungen umfassten mehrere historische Parzellen und gehören zu den ersten modernen Ausgrabungen im städtischen Kontext, die damit auch einen wichtigen Meilenstein in der Kenntnis spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Keramik dastellen. Die Auswertung erfolgte im Rahmen der 1972 in Würzburg eingereichten Dissertation von Barbara Scholkmann (Scholkmann 1978). Dabei wurde insbesondere ein Schema der Befundedition eingeführt, das bis heute vorbildlich ist. Auf Basis stratigraphischer Beobachtungen wurden verschiedene Perioden der Besiedlung differenziert, die auch für die Keramikchronologie bnedeutend sind. Scholkmanns Auswertung stellt nch der Überblicksarbeit von Uwe Lobbedey eine der ersten umfassenden Keramikbearbeitungen dar, die auf de3ssen Warenarten aufbauen konnte, zugleich aber auch bereits erste Präzisierungen vornehmen konnte. Im Umfeld der Grabungen in der Oberen Vorstadt kam es auch zu Grabungen in der benachbarten Kirche von Sindelfingen, St. Martin, wo ergänzende stratigraphische Beobachtungen gewonnen werden konnten (Scholkmann 1977).
Sindelfingen war damit eine der Beispielstädte in der ersten großen Stadtarchäologie-Bilanz im Rahmen der Ausstellung "Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch", die 1992(93 in Zürich und Stuttgart gezeigt wurde (Scholkmann 1992).
Lage
Die obere Vorstadt liegt nördlich der Kernstadt von Sindelfingen, westlich an den Stiftsbezirk von Sindelfingen, St. Martin anschließend.
Befundsituation
Zum Zeitpunkt der Ausgrabung war die bestehende Bebauung bereits abgerissen, so dass relativ großflächige Ausgrabungen möglich wurden, die eine mehrphasige Besiedlung erfassen konnte.
Keramikfunde
- Gruppe a: Oxydierend gebrannte, gelbtonige Ware - Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)
- Var. 1: grobe Sandmagerung
- Var. 2: geglättet, orangerot
- Var. 3: geglättet, weißlich - Gelbe quarzgemagerte Ware (Neckarland, HMa)
- Gruppe b: rotbemalte Feinware - Rotbemalte schwäbische Feinware (Württemberg, SMa)
- Gruppe c: oxydierend gebrannte, grobe, bemalte ware - Rotbemalte ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, HMa)
- Gruppe d: reduzierend gebrannte, grob oder mit Kalkspat gemagerte Ware - Albware (Schwäbische Alb/ mittleres Neckarland, HMa) (Scholkmann 1978, 66)
- Gruppe e: überwiegend reduzierend gebrannte, sandige, glimmerhaltige Ware - Jüngere graue Drehscheibenware (Südwestdeutschland, SMa) (Scholkmann 1978, 67)
- Gruppe f: glasierte Ware
- Gruppe g: Steinzeug
Literatur zur Fundstelle
- Scholkmann 1977: B. Scholkmann, Archäologische Untersuchungen in der ehemaligen Stiftskirche St. Martin in Sindelfingen. In: Forschungen und Berichte zur Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 4 (Stuttgart 1977) 7–66.
- Scholkmann 1978: B. Scholkmann, Sindelfingen, obere Vorstadt. Eine Siedlung des hohen und späten Mittelalters. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 3 (Stuttgart 1978).
- Scholkmann 1992: B. Scholkmann, Böblingen, Sindelfingen, Herrenberg. In: ,Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300 (Stuttgart 1992) 182–199.