Verzierungen

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Verzierung Keramik

Der Verzierung und Oberflächenbehandlung von Keramik sind kaum Grenzen gesetzt. Als Hauptmerkmale können herstellungsbedingte, absichtliche oder unabsichtliche Merkmale unterschieden werden. Verzierung und Oberflächenmerkmale dienen aber nicht nur der Ästhetik sondern können auch praktische Gründe aufweisen. Beispielsweise ermöglicht eine aufgeraute Oberfläche zum einen die Griffigkeit bzw. die Handhabbarkeit des Gefäßes zum anderen wird die Oberfläche vergrößert, was die den Kühleffekt des Gefäß verbessert.

Herstellungsspuren

(unbeabsichtig aber z.T. unvermeidbar)

Bei der Verzierung der Oberfläche von Keramik muss Grundlegen zwischen zufälligen und beabsichtigten Herstellungsspuren unterschieden werden.

Entstehen beim Arbeitsprozess

  • self-slip oder Eigen-Engobe

Durch das Glattstreichen der Gefäßoberfläche mit Schlicker überzogenen Händen entsteht der sogenannte "selfs-slip. Bei Schlicker handelt es sich um Wasser und suspendierte Tonteilchen.

  • (Dreh)Riefen

(Dreh)Riefen sind bei Drehscheibenware letztlich immer Nachweisbar. Besonders an herausgehobenen Stellen (Schulter oder maximaler Gefäßdurchmesser) und in bandartiger spiralförmiger Anordnung. Im Mittelalter ab dem 12/13 Jh. aber auch noch im 14/15. Jh. werden die (Dreh)Riefen ebenso als Dekor angebracht.

  • Werkzeuspuren

Auswirkungen von Scheibentypen, Höhenmaßen (Strich-, Stellas), Formhölzern (Schienen, Wirkspan etc.), Schwämmen, Leder, Abdrehenden/-gerät, Modellierhölzern, Schlingen, Schablonen, (Gips-)Formern, Poliergeräte (Holz, Stein, etc.), usw. können erkannt werden.

Beim Abdrehen werden zu starke Wandungen manuell oder maschinell mit Hilfe von Abdrehenden entfernt. Als charakteristisches Merkmal sind konzentrisch zur Drehachse mitgezogene kleine Magerungskörner zu erkennen. Diese sind meist am Ende einer längeren oder kürzeren meist scharfen Rille gelegen. Abdrehspuren können sowohl bei handwerklich als als auch bei industriell hergestellter Keramik vorkommen.

  • Abschneidespuren

An der Gefäßunterseite zu erkennen. Die häufigst vorkommenden Muster sind parallele Abschneidespuren durch das abtrennen mit Hilfe einer Sehen oder Draht von der stehenden Scheibe. Wird das Gefäß von einer langsam laufenden Scheibe getrennt sind meist konzentrische oder auch oval verzogenen Spuren mit aussagekräftigen Überschneidungspunkt zu erkennen. Eine letzte Form bilden die radialen fächerartigen Abschneidespuren welche entstehen wenn der Draht an einer Stelle festgehalten wird. Durch das Verstreichen des Bodens nach dem Trennvorgang werden die Abschneidespuren meist beseitig, können jedoch im Schräglicht des öfteren noch erkannt werden.

  • Streich-/Verstreichspuren

Können senkrecht zur Drehachse oder auch ungezielt verlaufen und entstehen beim einfachen Glätten der Oberfläche mit den Händen.

  • Fingerabdrücke

Meist an Haltepunkten zu erkennen und meist unregelmässig verteilt.

  • Bodenmarken/-stempel/-zeichen

Können als positive oder negative Abdrücke nachgewiesen werden. Positive Abdrücke werden durch gekerbte Drehscheibenköpfe hervorgerufen, negative Abdrücke kommen noch zusätzlich eingeschnittene Markierungen hinzu.

  • Brennhilfespuren, -abdrücke

Große Bandbreite an Erscheinungsformen. Abhängig von regionalen und materialbedingter unterschiedlichen Einsatz der Brennhilfen. Aber auch Stapelspuren von übereinander gestapelter Keramik fällt in dies Kategorie.

  • Glasurabrisse

Entsteht beispielsweise beim Abriß der Brennhilfe oder durch das Abreißen von einem zu eng gestellten weiteren Gefäß.

  • Fehlbrandfolgen

Können sehr vielfältig sein. Es fallen darunter Verzerrungen aller Art, Abplatzschäden, Risse, Blasen, Dellen, Sinterflecken, etc.

Oberflächenmerkmale

  • Ebene Überzüge (plane Strukturen)

- kalt hergestellte Überzüge (keramische Überzüge, Glasuren etc.)

- eingebrannte Überzüge (keramische Überzüge, Glasuren etc.)

Glasuren werden nach ihrer Art (Transparent-, Opak-, Alkali-, Blei-, oder Anflugglasur), den Auftragsstellen, ihrer Oberfläche (z.B. glänzend, matt), ihrer Dicke, Gleichmässigkeit und ihrer Farbe beschrieben. Eine Unterscheidung zwischen Außen und Innen ist zu beachten. Glasurbemalungen lassen sich in Unterglasur-, Inglasur- und Aufglasurmalerei unterscheiden.

  • Plastische Oberflächenstrukturen

- eingetiefte Strukturen/Negative-Techniken

- erhabene Strukturen/Positive-Techniken

Werden Verzierungen beschrieben, müssen folgende Unterscheidungen beachtet werden:

- Verzierungselemente: kleinste Einheiten der Ornamentik, aus welchen sich die Verzierungstechniken erkennen lassen. Verzierungselemente treten entweder als plane Verzierungen wie Bemalung und Glättung oder als plastische Verzierung wie Einstichverzierung und Leistenauflagen auf.

- Verzierungsmotive: aus den Elementen gebildete, selbstständige Teile der Verzierung (Winkelband, Stichreihe, etc.)

- Verzierungssystem: Anordnung der Motive auf dem Gefäß

- Verzierungsart/- technik

Ebene/Plane Oberflächenbehandlung

1. Kaltbemalung

Meist mit unterschiedlichen Mischungen aus Farbpigmenten und Bindemitteln hergestellt. Konnte auf allen keramischen Materialien verwendet werden und war vermutlich weit verbreitet. Sie konnte als flächige überziehende Struktur aber auch in dekorativer Ausführung aufgetragen werden.

2. Keramische Oberflächenbehandlung (Dekore)

= Farbige Verzierung eines Keramikgefäß

2.1 Engobetechniken

Feinkörnige Tonsuspension (Engobe, Angus, Schlucker) wird zur farblichen Verschönerung der Gefäßoberfläche aufgetragen und mitgebrannt. Vor allem bei fleckig brennenden Tonen eingesetzt. Durch das auftragen einer Engoben wird der Farbton einer nachfolgende Deckglasur aufgehellt. Die Wichtigkeit der dekorativen Engobemalerei darf hierdurch nicht unterschätzt werden. Meist werden weiße, rostfarbene und braunfarbene Engoben angewandt. Seltener verwendet werden grüne oder blaue Engoben.

2.1.1 meist flächiger/zonaler Auftrag; Fingerzugtechniken/-dekore

Bei geeigneten Trocknungsgrad regelmäßiger oder zufälliger Auftrag von verschiedenfarbigen Engoben auf dem Gefäß.

2.1.2 Borstenzugtechniken/-dekore

Bei geeigneten Trocknungsgrad werden verschiedenfarbige Engoben mit dem Malhorn mehr oder weniger dicht in Bändern, Spiralen, Ringen, etc. auf die Oberfläche des Gefäß aufgetragen. Anschließend werden diese Bänder, Spiralen, Ringe durch eine oder mehrer Borsten, bevorzugt horizontal, vertikal oder kreisförmig (Flämmchendekor) gemischt (gekämmt) ohne das hierbei der Farbcharakter der Ausgangskomponenten verloren geht. Bei einer unregelmäßigen Anordnung und flächiger Verteilung spricht man von Marmorieren oder Schwenkglasuren (Verlaufsglasuren).

2.1.4 Malhorntechniken/-dekore

Farbig brennende Engoben werden mit dem Malhorn in dekorativer Art auf die Keramik aufgetragen. Eine Farbigkeit lässt sich durch Pigmente oder Lösungsfarben erzielen.

2.2 Glasuren

Neben Schutzfunktion für poröse Waren, werden durch Farbwahl bzw. -kombination auch dekorative Effekte erreicht.

2.2.1 Bleiglasuren

(zahlreiche Farbkombinationen und - varianten; Sonderfall Zinnglasur mit Pinseldekor)

2.2.2 Lehmglasur

meist monochrome, eisenoxidhaltige Glasurvariante

2.2.3 Fertiglasuren

nivellierender Sammelbegriff für industriell vorgefertigte Glasuren besonders für Industrieerzeugnisse, vor allem nach 1945

2.2.4 Ascheanflugglasuren

zufällige Strukturen, geflammte Ware

2.2.5 Salzglasur

genarbt, Tigerung

2.2.6 Feldspatglasur

bleifreie Glasur

Plastische Oberflächenbehandlung

1. Negative Techniken

- Glätten, Glättung, Einglätten

In Bezug auf die Definition des glätten bestehen noch große regionale Unterschiede vor allem in Abgrenzung zur Polierung. Grundsätzlich, sollte das Glätten eingesetzt werden um eine Begradigung der drehfrischen Oberfläche ohne deutliche Veränderung der Lichtreflexion zu erreichen und kein (gemustertes) Dekor anzubringen. Somit gehört das Glätten eigentlich zu den Herstellungsspuren kann aber natürlich auch für den optischen Eindruck verwendet werden.

- Polieren/Politur

Durch das polieren, ergibt sich eine klar erkennbare Veränderung der behandelten Oberfläche, welche durch einen bemerkbaren Glanzeffekt hervortritt. Durch die Politur können sowohl Flächen als auch beliebige Muster erzeugt werden. Bestehende (mechanische) Politur kann durch zusätzliche Behandlung der Oberfläche - vor/nach dem Brand - mit Fett/Öl oder Graphit verstärkt werden.

- Rauhen, Rauhung

Durch verschiedene Techniken werden unglasierte Oberflächen aufgeraut. Hierdurch erhöht sich die Haftung und Standfestigkeit bei der Handhabung und bei technischen Vorgängen. Das Rauhen, kann ebenso Auswirkungen auf die Beschaffenheit der im Gefäß gelagerten Güter haben.

- Drehriefen

Werden als feine oder gröbere Drehspuren in entsprechender welliger Struktur verstanden. Oft flach und unscharf konturiert. Treten in breiten Zonen und zahlreich, weniger alleinstehend auf. Schwere Abgrenzung zwischen Herstellungsspur oder dekorativen Ansatz möglich.

- Rillen

Rillen werden oft als tiefe und schmale, oft scharfkantige Eintiefungen angesprochen. Werden mit kleinen Werkzeugen wie Formholz, Messer, etc. angebracht. Treten allein, zu zweit oder zu dritt auf. Dienen zur Betonung von Gefäßzonen und -kanten und sind somit ein bewusst angebrachtes Dekorelement. Durch kammähnliche Werkzeuge können Wellen- und Rillenbänder hergestellt werden.

-Lummel/Lommel

Lummel bzw. Lommel sind diagonal oder vertikal angeordnete, parallele, riefenartige längere Abdrehspuren auf Gefäßoberlfächen von Drehscheibenware.

- Ritz-/Redtechnik

Durch zugespitzte Hölzer oder Messer werden Tonmasse seitlich verdrängt. Passend für die Einfertigung von geometrischen und figuralen Motiven welche frei den Gefäßkörper bedecken können. Technik typisch für Steinzeugdekor aber auch auf reich verzierter Irdenware zu finden.

- Knibistechnik

Typisch für Steinzeug. Tonmasse wird eingedrückt bzw. verdrängt. Bei der Technik wird mit einem glatt geschnittenen oder abgerundeten Holz mit einer schaukelnden Bewegung ein durchlaufendes Band in die ungebrannte Oberfläche eingebracht.

- Einstichdekore

Einfache Herstellungstechnik. Muster werden durch anstechen des Gefäßes angebracht, ohne das die Wandung durchstochen wird. Ein Sonderfall ist die Technik der Punktreihen.

- Stempeltechniken

Es werden der Einzelstempel und der Rollstempel unterschieden. Die Technik wird dominiert von geometrischen Mustern wie Punkte, Rauten, Vierecke, Kreise, jedoch können auch Ziffern oder vereinzelte Buchstaben oder kurze Wörter angebracht werden.

-gehackter Dekor (auch Ratterband, Ratterdekor, Springfeder, federndes Blatt)

Hierbei handelt es sich um rollstempelähnliche/kerbenähnlihce Vertiefungen in das Gefäß geschlagen wobei gelegentlich auch Tonmasse entfernt wird. Der Gefäßkörper ist hiebei bereits etwas angetrocknet

- Schnitttechniken

In nicht immer bleibenden Umfang wird bei dieser Technik Tonmasse entfernt. Als bestes Beispiel wäre die Kerbschnitt-Technik zu erwähnen. Durch das beschneiden von Flächen (Facettieren) entstehen als Charakteristika oft scharfe Kanten. Auch können feine Rillen beim Abdrehen durch mitgerissene Magerungspartikel entstehen. Eingeschnittene Verzierungen durchbrechen die Gefäßwandung nicht, durchschnittene Dekore immer.

2. Positive Techniken

Motivvielfalt bei positiven bzw. erhabenen Techniken gering. Arbeitsaufwand größer als bei den eintiefenden Techniken höher. Besonders bei den dekorativen Applikationen.

- aus der Masse frei gearbeitet

Gefäßteile können durch das Formholz weiter profiliert werden. Zeigt sich an zahlreichen Randprofilen von mittelalterlicher Keramik aber auch bei neuzeitlichen Steinzeug welches das oft verwendete Rillenband aus Rillen und Wülsten zeigt.

- aufgelegte Dekore/Applikationen

Formen wie Leisten, Wulste und andere beliebige Strukturen können frei auf den Gefäßkörper angebracht werden. Bei dieser positiver Gestaltung lassen sich regionale Zuordnungen durchführen. Zu den aufgelegten Dekoren gehört auch die Technik des Sandens welche eine Form des Rauhdekors ist.

- in die Form

-> gedreht, gedrückt, gepreßt, gelegt, geflochten, gegossen

Arbeitsmethoden vermutlich vor allem in der Spätzeit angewandt. Untersuchungen zu den Methoden in früheren Zeiten sind noch wenig vorhanden. Technologische Handbücher des 19. Jh. geben Kenntnise über die Möglichkeiten der "in die Form" gearbeiteten positiven Technik.

Literaturhinweise

  • Bauer, Ingolf; u.a., Leitfaden zur Keramikbeschreibung. Mittelalter - Neuzeit. Terminologie - Typologie - Technologie (München 2005). ISBN: 3-927806-32-3
  • Frotscher, Birgit/u.a., dtv-Atlas Keramik und Porzellan (München 2003). ISBN: 3423032588
  • Gross, Uwe: Beiträge zur spätantiken und frühmittelalterlichen Keramik in Südwestdeutschland. Keramikproduktion des 5. Jhs. im Neckarmündungsraum? Beobachtungen an Funden aus der Wüstung Botzheim bei Ladenburg, Rhein - Neckar - Kreis (Heidelberg 2015).
  • Gross, Uwe: Zur einglättverzierten Keramik des 5. und frühen 6. Jahrhunderts in Süddeutschland. In: Sonderdruck aus „Bayerische Vorgeschichtsblätter“, 57, pp. 311-320 (München 1992).
  • W. Lehnhäuser, Glasuren und ihre Farben (Düsseldorf 1978).
  • Lippert, Ekkerhard/u.a., Bunzlauer Geschirr - Gebrauchsware zwischen Handwerk und Industrie. Schriften des Museums für Deutsche Volkskunde. Band 14 (Berlin 1986).
  • W. Matthes, Keramische Glasuren (Köln 1985).
  • Spindler, Konrad, Bunzlauer Keramik im Germanischen Nationalmuseum: Guter Ton aus Bunzlau - Bunzlauer Geschirr im Germanischen Nationalmuseum (Nürnberg 2004).
  • W. Vogel, Glaschemie (Leipzipg 1979).



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  wichtige Fundorte der jeweiligen Verzierungen einfügen
  Gab es bestimmte Verzierungsformen zu bestimmten Zeiten bzw. in bestimmten Regionen?