Albware (Schwäbische Alb/ mittleres Neckarland, HMa)

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Diese nachgedrehte Ware ist im nordwestlichen Albvorland sowie auf der mittleren und westlichen Alb verbreitet.

Charakteristika

Sie ist hart gebrannt, meist hellgrau oder braun und mit deutlichen Kalkpartikeln - oder seltener sandig - gemagert. Kennzeichnend ist ein kurzer Schrägrand, der ohne Hals auf einem weitausladenden Gefäß sitzt. Daneben treten seltener einfache ausgebogene Lippenränder auf. Gängige Verzierung sind Wellenlinien. Von anderen nachgedrehten Waren ist die Albware v.a. durch ihre relativ dicke Wandung unterscheidbar. Steile Ränder und eine enge, hohe Wellenlinienverzierung sind charakteristisch für die frühen Formen der älteren Albware (ebd. 144 f.). Neben bauchigenTöpfe treten vereinzelt Tüllenkannen mit schulterständigen Ösenhenkeln (vgl. Gross 1991, 60), Schalen und Schüsseln sowie Deckel auf. Hinzuweisen ist auf Bodenzeichen und recht häufige Flickungen.

Forschungsgeschichte

Die Warenart wurde erstmalig von B. Scholkmann (1978, 66) in Sindelfingen als "reduzierend gebrannte, grob-oder mit Kalkspat gemagerte Ware" ausgesondert, wobei sie anhand der Scherbenbeschaffenheit zwei Varianten unterscheiden konnte. Entsprechende Funde aus der Esslinger Dionysius-Kirche waren von Lobbedey 1968 (s.a. Lobbedey 1995) noch nicht als eigenständige Warenart erkannt worden. Die etwas unglückliche Bezeichnung als Albware (Begriff von Hübener 1969 bereits anderweitig verwendet; Alb nur Teil des Verbreitungsgebiets) geht auf Ch. Bizer zurück, der in mehreren Arbeiten eine chronologische Gliederung in zuletzt vier Phasen entwickelte, die Frühe, Ältere, Mittlere und Jüngere Albware (Bizer 1985; Bizer 1987; Bizer/Götz 2004, 28ff.).

Chronologie

Die hier als Mittlere Albware bezeichneten Formen rechnete Bizer zuvor (Bizer 1981) mit zur Jüngeren Albware. Die Beizeichnung Ältere bzw. Jüngere Albware setzte sich in der Literatur durch und wurde u.a. von Gross, Brenner, Jenisch und Schmid benutzt. Bei den als Jüngere Albware bezeichneten Formen handelt es sich um kalkspatgemagerte jüngere Drehscheibenware, streng genommen also nicht mehr um Albware im engeren Sinne. Verschiedentlich konnte Keramik beobachtet werden, die als Vor- oder Frühform der Albware aufzufassen ist (Bizer/Götz 2004, 28f.; Gross 1991c, 145).

Eine Zisternenverfüllung vom Rottweiler Königshof, die erst nach 1198 (Dendrodatum der Einfassung) entstanden sein kann, zeigt neuerdings, dass die ältere Albware auch noch im frühen 13. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielt (Gildhoff 1992, 317).

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet umfasst die Schwäbische Alb sowie deren nördliches Vorlandbis hin zu Neckar undEnz(Schäfer/Gross 1983). Schwerpunkte scheint esentlang der Donau im Bereich von Mühlheim bis Sigmaringen zu geben. Die Albware schließt sich mit der nördlich anschließenden älteren grauen Drehscheibenware aus (Abb. #221). Chronologisch läuft sie in ihrer typischen (älteren) Ausprägung etwa parallel zur älteren gelben Drehscheibenware des Typs Jagstfeld und datiert nach bisherigen Vorstellungen etwa in das 11./12. Jahrhundert. In Kirchheim/Teck konnte eine lokale Spätform ausgesondert werden (Baur 1997, 28 f.) In den Randgebieten der Verbreitung, an der Enz (Lutz/ Gross 1993), in Ulm, Ravensburg (Ade-Rademacher 1993) und auch Konstanz sind hinsichtlich des Formenbestandes, nicht jedoch bezüglich der Scherbenbeschaffenheit (sog. sandgemagerte Variante) verwandte Warenarten bekannt. In dieses Umfeld ist auch eine nachgedrehte Ware zu stellen, die aus Hilzingen-Weiterdingen im Hegau und der Wüstung Berslingen bei Schaffhausen bekannt geworden ist (Schnyder 1991; Aufdermauer 1992).