Randform

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Übersicht über die wichtigsten Randformen der früh- bis hochmittelalterlichen Warenarten.
Die Randformen mittelalterlicher Keramik.

Die Randform bezeichnet die Ausbildung des Gefäßabschlusses rund um die Öffnung. Wichtige Kennzeichen sind die Ausrichtung (ausgebogen – steil/gerade – eingebogen), die Ausgestaltung des inneren und äußeren Randbereichs (z.B. "Leistenrand") sowie der Randlippe (z.B. "gerundet", "abgestrichen", "verdickt², "spitz"). Weitere Kriterien beruhen auf der Herstellungstechnik (z.B. "Kremprand") oder dem weiteren Verlauf der Wandung im Randbereich (z.B. geschwungener Rand).

Bedeutung

Die Gefäßränder sind eines der wichtigsten diagnostischen Merkmale. Randformen dienen daher häufig als Datierungsansatz, obwohl es durchaus Randformen gibt, die chronologisch unempfindlich sind und über lange Zeiträume oder wiederholt üblich waren.

Terminologie

Gerade bei der Terminologie der Randformen zeigt sich eine Inkonsistenz und mangelnde Präzision, die vor allem aus regionalen Forschungstraditionen herrührt. Im Detail sind die Bezeichnungen spezifischer Randformen von lokalen/regionalen Forschungstraditionen geprägt und daher oft nicht eindeutig.

So wird der Begriff Leistenrand beispielsweise höchst unterschiedlich gebraucht. Uneinigkeit besteht hier etwa darin, ob ein Leistenrand unterschnitten sein soll oder nicht. Die Ansprache als Karniesrand wurde in Württemberg anders gehandhabt als in Franken. Oft wurden konkrete Funde deskriptiv bezeichnet, ohne dass aber eine klare Definition dazu gegeben wurde. Ein Beispiel ist der verkröpfte Rand.

Verschiedentlich wurde versucht, die Terminologie zu vereinheitlichen, doch kam es auch hier zu Richtlinien der Keramikbeschreibung, die meist nur regionale Gültigkeit beanspruchen. Für Süddeutschland ist hier der „Leitfaden zur Keramikbeschreibung (Mittelalter – Neuzeit)“ zu nennen.

Leitfaden nach Bauer u.a. 1993

Terminologie der Randformen entsprechend dem 'Leitfaden' (Bauer u.a. 1993).

Mit den Kriterien der Orientierung und des Randabschlusses schafft der Leitfaden zur Keramikbeschreibung (Mittelalter – Neuzeit) (Bauer u.a. 1993) einen allgemeinen terminologischen Rahmen (Abb.), der aber die vielen spezifischen und chronologisch wie kulturgeschichtlich interessanten Randformen wie den Sichelrand, den Karniesrand oder den Leistenrand gar nicht oder nur umständlich bezeichnen kann.

Schaffhauser Typologie

Für den Raum südlich der Schwäbischen Alb, den Bodenseeraum und die nördliche Schweiz bietet die Schaffhauser Typologie (Homberger/ Zubler 2010) eine herausragende Grundlage. Hier sind die Randormen beschrieben und mit Typenkürzeln bezeichnet. Für eine Verständigung ist es jedoch ratsam, ergänzend Kurzbezeichnungen zu verwenden.

Die Randformen wurden nach Gefäßformen differenziert.

Ausgusskännchen

AKR1 -3

Bügelkannen

BKR1 -4

Dreibeintöpfe

DTR1-10

Flaschen

FR1a und FR1b

Henkeltöüfe

HTR1 -8

Ofenkacheln

KR1 -5

Lämpchen

LAR1 -6

Pfannen, Dreibeinpfannen, Kochschüsseln

PFR1 -4

Schüsseln

SR1 -17

Teller

TLR1 -3

Töpfe

TR1 -22

ausgewählte Randformen

Angesichts der gewachsenen, uneinheitlichen Terminologie ist es notwendig, nicht nur neue Standards zzu etablieren, sondern auch rückblickend den Sprachgebrauch der Forschung darzustellen. Im folgenden seien einige Randformen aufgeführt, wobei einige der Ränder einen eigenen BaLISminK-Eintrag aufweisen, der näheres zu ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung beinhaltet.

einfache Ränder

Ein glatter oder einfacher Rand ist weder an der Außen- noch der Innenseite verdickt. Der Randabschluss kann gerundet, in eine Richtung abgestrichen, spitz zulaufend oder gerade sein. Die Randneigung kann senkrecht, ein- oder auch ausgebogen sein. Ongleich die Randform wenig spezifisch ist, kann sie i, In Kombination mit anderen Kriterien kann der einfache Rand dennoch wichtig für eine typologische Klassifikation sein. So sind einfache, schräg ausgeneigte abgestrichene Ränder für manche Regionalgruppen, wie z.B. für die Glimmerhaltige nachgedrehte Ware (Oberrhein, FMa/ HMa) charakteristisch.

  • glatter Rand. Der glatte Rand ist aufgrund seiner Einfachheit eine Randform, die sich in unterschiedlichen Varianten vom Beginn des Töpferhandwerks bis heute gehalten hat.
  • ausladender Rand
  • Schrägrand: schräg ausgestellter Rand, bisweilen auch bei verdickten Rändern gebräuchlich
  • umgebogener Rand
  • vertikaler Rand
  • Lippenrand - Das bedeutende Merkmal des Lippenrandes ist die einseitige Verstärkung, eine oftmals leicht ausgebogene Neigung. Er ist stets gerundet und nicht abgestrichen. Der Lippenrand ist, ähnlich wie der glatte Rand, wenig spezifisch und hat eine lange Laufzeit.

Hans Losert beschreibt eine Randform als „stark verdickte Ränder, die große Ähnlichkeit mit dem Lippenrand hat” (Losert 1993, 4). Nimmt man diese Ränder als Vorläufer mit hinzu, so hat der Lippenrand in Süddeutschland - von prähistorischen Beispielen abgesehen - eine Laufzeit vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit.


verdickte Ränder

  • Dornrand: Der Begriff bezieht sich auf das Profil des Randes. In der Regel ist ein Karniesrand oder ein unterschnittener Leistenrand gemeint.
  • Karniesrand: unterschnittener, konkaver Leistenrand / konkaver Kragenrand
  • Keulenrand: nach innen gerundet keulenförmig verdickter Rand - Der Keulenrand ist eine „Variante des Wulstrandes bei flachen Gefäßformen“. Er kann sowohl in waagerechter als auch in senkrechter Ausrichtung auftreten und profiliert oder abgestrichen sein. Da der Übergang vom Wulst- zum Keulenrand fließend ist, ist eine Zuweisung oft subjektiv. Am ehesten sind Keulenränder daran zu erkennen und von den Wulsträndern zu unterscheiden, dass sie sich an Tellern oder flachen Schalen befinden. Diese flachen Gefäßformen treten erst in der frühen Neuzeit, in etwa ab dem 16. Jahrhundert auf.
  • Knollenrand
  • Kragenrand: unterschnittener Leistenrand.
  • Kragleistenrand
  • Kremprand: nach außen umgebogener Rand
  • Leistenrand
  • Sichelrand
  • Trichterrand
  • Wulstrand: Der Wulstrand ist im Gegensatz zum Lippenrand beidseitig verstärkt. Außerdem kann er gerundet, aber auch in abgestrichener oder beschnittener Form vorkommen und „variantenreich durch Rillen und Grate profiliert“ (Bauer u. a. 1993, 62) sein. Wulstränder finden sich bei den frühmittelalterlichen rauwandigen Drehscheibenwaren, aber auch bei hochmittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Gefäßen.


Daneben gibt es besondere Randformenbezeichnungen, die nur für einzelne Warenarten Gültigkeit haben, so beispielsweise die Randformen "Typ Runder Berg" oder "Typ Jagstfeld" bei der älteren gelben Drehscheibenware oder der "Typ Stetten" bei der älteren grauen Drehscheibenware.

Teller


Literaturhinweise

  • Bauer u.a. 1993: I. Bauer/W. Endres/B. Kerkhoff-Hader u. a., Leitfaden zur Keramikbeschreibung (Mittelalter - Neuzeit). Terminologie - Typologie - Technologie2. Kat. Prähist. Staatsamml. München Beih. 2 (Kallmünz/Opf. 1993).
  • Homberger/ Zubler 2010: V. Homberger/ K. Zubler, Mittelalterliche und neuzeitliche Keramik der Region Schaffhausen. Typologie, Seriation und Materialvorlage. Beiträge zur Schaffhauser Archäologie 3 (Schaffhausen 2010). - ISBN 978-3-9521868-7 - online: https://issuu.com/ksd2/docs/shb3_leseprobe