Tatinger Ware

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Als Tatinger Ware wurden Funde einer schwarzen geglätteten Keramik mit Zinnauflagen aus den Grabungen in Haithabu bzeichnet.

Inzwischen wurde deutlch, dass das Produktionszentrum am Mittelrhein bzw. dem nördlichen Oberrhein zu suchen ist. Im Produktionsspektrum der Keramik aus Mayen definierte Redknap die Geglättete und reduzierend gebrannte Ware MB des Typs Tating, die der Tatinger Ware nahe steht, farblich aber ein breiteres Spektrum aufweist. Weitere Funde liegen aus Mainz (Knöchlein 2012) und der Siedlung Speyer, Vogelgesang vor, wo H. Schenk Ware 7: streifengeglättete grauschwarze Keramik identifizierte. Eine Zusammenstellung der südeutschen Funde bot erstmals N. Erlacher (Erlacher 2023) im Anschluß an den Fund Tatinger Ware in Münchsmünster (Lkr. Pfaffenhofen a.d. Ilm) in Südbayern. Sie verwies auf den Kontext bischöflicher Besitzungen.

Charakteristika

Herstellungstechnik

Es handelt sich um Drehscheibenkeramik.

Scherben

hart gebrannt, im Kern homogen hellgrau

Oberfläche und Verzierung

schwarz, poliert Vielfach finden sich aufgelegte Zinnfolien,

Formen

  • Tatinger Kanne. Kennzeichnend ist ein tief liegender Schwerpunkt des Gefäßkörpers und eine leicht geschwungene Oberwand. Die Tülle ist mit dem Hals des Gefäßes verbunden, der Henkel reicht vom Hals bis auf den tief liegenden Bauch.

Chronologie

9./10. Jahrhundert. Die Datierungen knüpfen an die Fundkontexte in Norddeutschland an. Es ist zu prüfen, ob dies auch für den Produktionsraum am Mittelrhein und die südlichen Exportgebiete gilt, oder ob hier nicht mit einer noch längeren Laufzeit zu rechnen ist.

Vorkommen

wichtige Fundkomplexe aus Norddeutschland

  • Haithabu
  • Hamburg, Bischofsburg (Giertz 2014)
  • Tating, Grabfund

Süddeutschland

  • Bamberg, Am Kranen 14
  • Karlburg (Ettel 2001)
  • Lorsch (Hussong 1939, 181)
  • Mainz (Knöchlein 2012)
  • Mannheim, Vogelstang (Damminger/ Gross 2009, 568f.)
  • Münchsmünster (Erlacher 2023, 173-176)
  • Seckenheim (Stadt Mannheim) (Damminger/ Gross 2009, 569)
  • Speyer, Vogelgesang (Schenk 1998)
  • Würzburg (Hafner u.a. 2010)


kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext

Aufgrund der bisweilen aus Zinn aufgelegten Kreuze wurden die Gefäße auch als Tauf- oder Messkannen verstanden. Ein kirchlicher Kontext wird auch für die Fundrte in Süddeutschland angenommen, bei denen es sich meist um Bischofssitze oder doch Orte bedeutenden kirchlichen Besitzes handelt.

Literaturhinweise

  • Damminger/ Gross 2009: F. Damminger/U. Gross, Zur Ausgrabung und Erforschung einer Wüstung in Mannheim-Vogelstang. Ein Beitrag zur früh- bis hochmittelalterlichen Siedlungsgeschichte am unteren Neckar. In: J. Biel/J. Heiligmann/D. Krauße (Hrsg.), Landesarchäologie. Festschrift für Dieter Planck zum 65. Geburtstag. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 100 (Stuttgart 2009) 557–584.
  • Erlacher 2023: N. Erlacher, Das mittelalterliche Kloster Münchsmünster. Archäologische Auswertung der Funde und Befunde. Materialhefte zur bayerischen Archäologie 116 (Bonn 2023). - ISBN: 9783774944008
  • Ettel 2001: P. Ettel, Karlburg - Roßtal - Oberammerthal. Studien zum frühmittelalterlichen Burgenbau in Nordbayern. Frühgeschichtl. u. provinzialröm. Arch. Materialien u. Forsch. 5 (Rahden/Westf. 2001).
  • Giertz 2014: W. Giertz, Karolingerzeitliche Funde aus dem Frankenreich in Ham(ma)burg. Tatinger Kanne und Kreuzfibel. In: R.-M. Weiss/A. Klammt (Hrsg.), Mythos Hammaburg. Archäologische Entdeckungen zu den Anfängen Hamburgs (Hamburg 2014) 219–235.
  • Gross 2008: U. Gross, Seltene Keramikformen und regionsfremde Warenarten. Funde des frühen und hohen Mittelalters aus einer Wüstung am östlichen Stadtrand von Mannheim. Arch. Korrbl. 38, 2008, 127–136.
  • Hafner u.a. 2010: J.M. Hafner/ D. Heyse/ F. Kaller, Die Kurie Uissigheim - Ausgrabungen an einem ehemaligen Domherrenhof in Würzburg. Arch. Jahr Bayern 2010, 137-140.
  • Hussong 1939: L. Hussong, Schweden und das karolingische Reich. Germania 23/3, 1939, 174-186 - DOI: https://doi.org/10.11588/ger.1939.40029
  • Jöns/ Brorsson 2010: H. Jöns/T. Brorsson, Analysis of the Ceramic Material from the Emporium Reric near Gross Strömkendorf, Mecklenburg. In: B. Ramminger/O. Stilborg (Hrsg.), Naturwissenschaftliche Analysen vor- und frühgeschichtlicher Keramik. Methoden, Anwendungsbereiche, Auswertungsmöglichkeiten: erster und zweiter internationaler Workshop für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Hamburg am 9. Februar 2008 und 7. Februar 2009. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 176 (Bonn 2010) 75–86.
  • Knöchlein 2012: R. Knöchlein, Mainz und Rheinhessen – Versuch einer Übersicht. In: H. Pantermehl/L. Grunwald/R. Schreg (Hrsg.), Hochmittelalterliche Keramik am Rhein. Eine Quelle für Produktion und Alltag des 9. bis 12. Jahrhunderts. RGZM-Tagungen 13 (Mainz 2012) 127–142.
  • Mangelsdorf 2002: G. Mangelsdorf (Hrsg.), Aus der Frühgeschichte des südwestlichen Ostseegebietes. Greifswalder Mitteilungen. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie 5 (Frankfurt, Bern, New York 2002).
  • Schenk 1998: H. Schenk, Die Keramik der früh- bis hochmittelalterlichen Siedlung Speyer "Im Vogelgesang". Stiftung zur Förderung der Pfälzischen Geschichtsforschung. Reihe C, Archäologische Forschungen in der Pfalz 1 (Neustadt an der Weinstraße 1998).
  • Stilke 2001: H. Stilke, Tatinger Ware. In: H. Lüdtke/K. Schietzel (Hrsg.), Handbuch zur mittelalterlichen Keramik in Nordeuropa. Schriften des Archäologischen Landesmuseums Schleswig 6 (Neumünster 2001) 257–270.
  • Stilke/ Mommsen 1999: H. Stilke/A. Hein/H. Mommsen, Neutronenaktivierungsanalysen an mittelalterlicher Keramik aus Mayen und an Tatinger Ware. In: H.-H. Wegner (Hrsg.), Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel 6. Trierer Zeitschrift für Geschichte und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete. Beiheft 24 (Trier 1999) 403–418.