Unglasierte Irdenware
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"Unglasierte Irdenware" bezeichnet zunächst eine Art von Keramik, die ohne Glasur und Versinterung des Scherbens die tehcnisch einfachste Art der Keramik darstellt und zu der prinzipiell auch der Großteil der vor- und frühgeschichtlichen, aber auch der römischen Keramik zählt.
Spezifischer wird der Begriff aber auch im Kontext der frühneuzeitlichen Keramik benutzt. In diesem Sinne ist unglasierte Irdenware die frühneuzeitliche Ausprägung der spätmittelalterlichen jüngeren Drehscheibenware, die allmählich durch die glasierte Hafnerware (FNz) verdrängt wird. Seit dem 16. Jahrhundert werden nur noch wenige Formen als unglasierte Irdenware produziert. Sie beschränken sich meist auf spezielle Funktionen, wie insbesondere im Garten als Blumen- und Pflanztöpfe oder –tröge (Ade-Rademacher 1997, 29; Gross 1999, 681; Gross 2012, 415). Der Großteil unglasierter Keramikfragmente ist in vielen Fundkomplexen konischen oder leicht gewölbten Deckeln zuzuordnen.
Die Gefäße sind meist oxydierend, hart gebrannt, die Scherbenbeschaffenheit erinnert oft an moderne Blumentöpfe, häufig sind auch graue Schlieren bei einer mittelgrauen Sandmagerung.
Unglasierte neuzeitliche Keramik wird des Öfteren als Halbfabrikat angesprochen, insbesondere wenn Angarnierungen wie Henkel fehlen. Schwer zu überprüfen ist jedoch, aus welchen Gründen derartige Gefäße den zweiten Brand (Glasurbrand) nicht durchliefen. Deshalb gilt es den Fundkontext sorgfältig zu überprüfen. Weshalb und wie gelangen nicht fertige Waren in den Umlauf? In manchen Fällen weisen die Gefäße Deformierungen auf, weshalb man bei diesen sog. Fehlbränden auf das Aufbringen der Glasur verzichtet hat.
Am längsten bleiben besondere Formen wie Becher unglasiert. Besonders zu nennen sind die sogenannten Weinsberger Becher mit ihrer extremen Dünnwandigkeit, reduzierendem Brand, einer feinen Scherbenbeschaffenheit, die an römische Firnisware erinnert, und dem charakteristischen Wellenmuster, das es ermöglicht, oft auch noch kleinste Scherben zu bestimmen. Sie datieren ins 16. Jahrhundert. Es ist eine Entwicklung von niedrigen zu stangenförmigen Bechern festzustellen. (Koch 1979).
Literaturhinweise
- Ade-Rademacher 1997: D. Ade-Rademacher, „...ein neuer, mit Deckel bedeckter Hafen...“ – Die Gefäße und das Problem der Datierung neuzeitlicher Keramik. In: „Wo weder Sonne noch Mond hinscheint“. Archäologische Nachweise von Nachgeburtsbestattungen in der frühen Neuzeit. Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 36 (Stuttgart 1997), 26-38.
- Gross 1999: U. Gross, Schwäbisch Gmünd-Brandstätt: Keramikfunde aus einer Kellerverfüllung der Zeit um 1800. Fundberichte aus Baden-Württemberg 23 (Stuttgart 1999).
- Gross 2012: U. Gross, Die mittelalterliche und neuzeitlichen Keramik-, Metall- und Beinfunde. In: P. Marzolff/ F. Klein/ U. Gross, Forschungen zum Heiligenberg bei Heidelberg: Forschungsgeschichte, Fundmaterial, Restaurierung (Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 32 (Stuttgart 2012) 393-563.
- Koch 1979: R. Koch. Mittelalterliche Trinkbecher aus Keramik von der Burg Weibertreu bei Weinsberg. Kr. Heilbronn. In: Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden- Württemberg 6 (Stuttgart 1979) 47-76.