Jüngere graue Drehscheibenware (Südwestdeutschland, SMa): Unterschied zwischen den Versionen

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Diese Form ist v.a. bei der [[Jüngere graue Drehscheibenware (Ulm und Oberschwaben, SMa)|jüngeren grauen Drehscheibenware im Raum zwischen Ulm und Augsburg]] verbreitet (Schreg 2012).

Version vom 25. August 2022, 09:51 Uhr

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Die südwestdeutsche jüngere graue Drehscheibenware ist eine regionale Ausprägung der jüngeren Drehscheibenware, wie sie von Uwe Lobbedey (1968) definiert worden war. Da Lobbedey südwestdeutsche Funde in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt hatte, bildet sie deren definitorischen Kern.

Forschungsgeschichte

Lobbedey in Abgrenzung zu älterer Drehscheibenware

Charakteristika

Herstellungstechnik

schnell laufende Drehscheibenware

Scherbenbeschaffenheit

hart bis sehr hart

Brand/ Farbe

reduzierend gebrannt, dominierend sind Grautöne.

Verzierungen

Verzierungen befinden sich i.R. auf der Schulter.

  • horizontale Rillen
  • Wellenlinien
  • Rollstempel



Gefäßformen

Die jüngere Drehscheibenware ist generell durch ein sehr breites Formenspektrum gekennzeichnet. Die Vervielfältigung der keramischen Formen ist eine Erscheinung des 13./14. Jahrhunderts.

  • Topf. Dominierend ist der einfache Topf, der nun schlanker ist, als die Töpfe früherer Warenarten. Weit verbreitet ist der Karniesrand, der Leistenrand und regionale ein Wulstrand. Bisweilen ist der Schulterbereich verziert, regional unterschiedlich werden dazu Rollstempel, Wellenlinien oder horizontale Rillen bevorzugt.
Mistlau, Töpferofen: Topf der jüngeren grauen Drehscheibenware, rötlich, innen weißen Schlämme (Stachel 1983, Zeichnung Th. Schwarz)


Diese Form ist v.a. bei der jüngeren grauen Drehscheibenware im Raum zwischen Ulm und Augsburg verbreitet (Schreg 2012).

Verbreitung

Innerhalb Südwestdeutschlands lassen sich anhand der Randformen (Anteil des Karniesrands und des Wulstrands) und des Formenbetsnds (z.B. Gekehlte Karniesrandschale) regionale Differenzierungen zwischen Neckarland, der Baar, dem Oberrhein oder dem Ulmer Raum (Jüngere graue Drehscheibenware (Ulm und Oberschwaben, SMa) erkennen, die man teilweise als Keramiklandschaften verstanden hat.

Varianten

Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext

Die jüngere graue Drehscheibenware ist die größte Gruppe spätmittelalterlicher Keramik in Südwestdeutschland. Sie fügt sich ein in großräumige Verbreitung von Herstellungstechniken und Formenbestände, die weite Teile Mitteleuropas umfassen, dennoch aber regionale Traditionen zeigen . Für die überregionalen Gemeinsamkeiten steht beispielsweise der Karniesrand, der gleichwohl in einigen Städte und Regionen (z.B. Freiburg und Heidelberg) gegenüber anderen zurück tritt. Auch die weiträumige Präferenz für dunkle, graue reduzierend gebrannte Gefäße wird regional durch bevorzugte oxidierend gebrannte jüngere Drehscheibenwaren durchbrochen. In Südwestdeutschland nimmt der Anteil der oxidierend gebrannten Ware in der frühen Neuzeit zu und leitet zur unglasierten Hafnerware.


Die Vervielfältigung der keramischen Formen im 13./14. Jahrhundert geht mit der Entstehung städtischer Strukturen in Gesellschaft und Wirtschaft einher. Die Töpferei wird zum spezialisierten städtischen Handwerk, das sich am Bedarf des entstehenden Bürger-tums orientiert und mit der Wiedereinführung der schnellaufenden Drehscheibe und der Ablösung der „nachgedrehten“ Waren des Hochmittelalters auch eine anspruchsvollere, an größere Produktionsmengen orientierte Technologie verwendet. Diese Entwicklung vollzieht sich in Ulm beispielsweise früher als im südlich anschließenden Oberschwaben.

Literaturhinweise

  • Gross 1991: U. Gross, Mittelalterliche Keramik zwischen Neckarmündung und Schwäbischer Alb. Bemerkungen zur räumlichen Entwicklung und zeitlichen Gliederung. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 12 (Stuttgart 1991). - doi: 10.11588/artdok.00005858
  • Lobbedey 1968: U. Lobbedey, Untersuchungen mittelalterlicher Keramik vornehmlich in Südwestdeutschland. Arb. Frühmittelalterforsch. 3 (Berlin 1968).
  • Scholkmann 1977: B. Scholkmann, Archäologische Untersuchungen in der ehemaligen Stiftskirche St. Martin in Sindelfingen. In: Forschungen und Berichte zur Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 4 (Stuttgart 1977) 7–66.
  • Scholkmann 1978: B. Scholkmann, Sindelfingen, obere Vorstadt. Eine Siedlung des hohen und späten Mittelalters. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 3 (Stuttgart 1978).
  • Schreg 2012: R. Schreg, Gekehlte Karniesrandschalen. Archaeologik (19.11.2012). - https://archaeologik.blogspot.com/2012/11/gekehlte-karniesrandschalen.html