Pollenfelder Ware (Mittelfranken, SMa): Unterschied zwischen den Versionen
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Bei der Pollenfelder Ware handelt es sich um eine regionale Ausprägung der [[jüngere Drehscheibenware|jüngeren Drehscheibenware]], die bislang v.a. im Raum Eichstätt nachgewiesen ist. Schon 1913 war bei der Erweiterung des Friedhofs von Pollenfeld eine Töpferabfallgrube ausgegraben worden. Auf diese Grabung bezieht sich die Benennung der Warenart, für die eine Produktion an weiteren Orten in der näheren Umgebung nicht ausgeschlossen werden kann. |
Bei der Pollenfelder Ware handelt es sich um eine regionale Ausprägung der [[jüngere Drehscheibenware|jüngeren Drehscheibenware]], die bislang v.a. im Raum Eichstätt nachgewiesen ist. Schon 1913 war bei der Erweiterung des Friedhofs von Pollenfeld eine Töpferabfallgrube ausgegraben worden. Auf diese Grabung bezieht sich die Benennung der Warenart, für die eine Produktion an weiteren Orten in der näheren Umgebung nicht ausgeschlossen werden kann. |
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⚫ | Die Pollenfelder Ware wird der Kategorie der ‚Spätmittelalterlichen rotbemalten Waren‘ zugeordnet und ist nach dem Keramikfundkomplex der Töpferei-Abfallgrube in Pollenfeld bei Eichstätt benannt. Die dokumentierten Keramikobjekte zählen allesamt zum Bereich der Haushaltsware, wobei konkrete Gebrauchsspuren oder Fehlbrandcharakteristika größtenteils fehlen und sogar häufig von einer handwerklich sicheren Ausführung gesprochen wird, sodass die Bezeichnung ‚Werkstattabfall‘ nur bedingt zutrifft. Die Ware zeichnet sich durch ihre Herstellung auf der rotierenden Töpferscheibe, den Oxidationsbrand sowie durch die Irdenware-Technik aus. Die Hauptcharakteristik der Pollenfelder Ware jedoch, manifestiert sich in der reichen roten, horizontal verlaufenden Engobeverzierung mittels Wellenlinien, Linien, Streifen oder Bändern auf weißlich-grauem oder gelblich-weißem Untergrund. Terminologisch näher betrachtet, handelt es sich bei der ‚Pollenfelder Ware‘ um einen etablierten Leitbegriff, der außerhalb der Werkstattabfallgrube für Keramiken verwendet wird, die Ähnlichkeiten zu o. g. Grubenfund aufweisen resp. häufig nur aufzuweisen scheinen. Im selben Zug wird solchen klassifizierten Waren auch dieselbe Produktionsstätte in Pollenfeld zugewiesen. Mit der Einführung der Bezeichnung „Ware Pollenfelder Art“ (Münz 2003, 341) wurde schließlich erstmals eine distanziertere Perspektive hinsichtlich der Provenienz eingenommen. |
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Die meisten bisher vorliegenden Fundkomplexe datieren ins 15. Jahrhundert, doch konnte anhand der Stratigraphie der Ausgrabungen im Eichstätter Dom ein Beginn der Pollenfelder Ware von 1349 datiert werden (Münz 2003). |
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==Forschungsgeschichte== |
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Version vom 19. Oktober 2022, 18:34 Uhr
Dieser Artikel ist noch sehr kurz und möglicherweise inhaltlich unvollständig. |
Beschreibung | |
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Warenart | Pollenfelder Ware (Mittelfranken, SMa) |
Verbreitungsgebiet | westliche fränkische Alb, Raum Eichstätt |
Datierung | 14./ 15. Jh. |
Chronologie | |
Herstellungstechnik | Drehscheibenware |
Brand | oxidierend |
Farbe | auffallend weiß-gelblich |
Härte | hart |
Oberfläche | glatt, kreidig bis körnig rau |
Verzierung | rotbraune Engobebemalung in horizontalen Linien und Wellenlinien |
Magerung | fein bis grob, mittel-stark, |
Gefäßformen | v.a. Töpfe, Henkeltöpfe, Bügelkannen, Krügem große Vorratsgefäße, kleine Schalen, Deckel, Kacheln |
Randformen | Leistenrand, Karniesrand, Keulenrand |
nachgewiesene Produktionsorte | Pollenfeld, Lkr. Eichstätt |
Bei der Pollenfelder Ware handelt es sich um eine regionale Ausprägung der jüngeren Drehscheibenware, die bislang v.a. im Raum Eichstätt nachgewiesen ist. Schon 1913 war bei der Erweiterung des Friedhofs von Pollenfeld eine Töpferabfallgrube ausgegraben worden. Auf diese Grabung bezieht sich die Benennung der Warenart, für die eine Produktion an weiteren Orten in der näheren Umgebung nicht ausgeschlossen werden kann.
Einführung
Die Pollenfelder Ware wird der Kategorie der ‚Spätmittelalterlichen rotbemalten Waren‘ zugeordnet und ist nach dem Keramikfundkomplex der Töpferei-Abfallgrube in Pollenfeld bei Eichstätt benannt. Die dokumentierten Keramikobjekte zählen allesamt zum Bereich der Haushaltsware, wobei konkrete Gebrauchsspuren oder Fehlbrandcharakteristika größtenteils fehlen und sogar häufig von einer handwerklich sicheren Ausführung gesprochen wird, sodass die Bezeichnung ‚Werkstattabfall‘ nur bedingt zutrifft. Die Ware zeichnet sich durch ihre Herstellung auf der rotierenden Töpferscheibe, den Oxidationsbrand sowie durch die Irdenware-Technik aus. Die Hauptcharakteristik der Pollenfelder Ware jedoch, manifestiert sich in der reichen roten, horizontal verlaufenden Engobeverzierung mittels Wellenlinien, Linien, Streifen oder Bändern auf weißlich-grauem oder gelblich-weißem Untergrund. Terminologisch näher betrachtet, handelt es sich bei der ‚Pollenfelder Ware‘ um einen etablierten Leitbegriff, der außerhalb der Werkstattabfallgrube für Keramiken verwendet wird, die Ähnlichkeiten zu o. g. Grubenfund aufweisen resp. häufig nur aufzuweisen scheinen. Im selben Zug wird solchen klassifizierten Waren auch dieselbe Produktionsstätte in Pollenfeld zugewiesen. Mit der Einführung der Bezeichnung „Ware Pollenfelder Art“ (Münz 2003, 341) wurde schließlich erstmals eine distanziertere Perspektive hinsichtlich der Provenienz eingenommen.
Charakteristika
In der Literatur wird sie als weißlich mit rotbrauner Bemalung beschrieben. Im wichtigen Fundbestand von Ochsenfeld treten jedoch auch weiß bemalte Gefäße auf rötlichem Scherben auf.
Chronologie
Die meisten bisher vorliegenden Fundkomplexe datieren ins 15. Jahrhundert, doch konnte anhand der Stratigraphie der Ausgrabungen im Eichstätter Dom ein Beginn der Pollenfelder Ware von 1349 datiert werden (Münz 2003).
Forschungsgeschichte
Im Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt von 1913 fasst Winkelmann in einem Kurzbericht die Ausgrabungen des Jahres 1913 zusammen (vgl. Winkelmann 1913, 56-58). Neben Grabungstätigkeiten in Nassenfels, Kipfenberg, Schellenburg bei Enkering und Weißenkirchen führt er auch flüchtig eine Grube in Pollenfeld an. Diese wäre im Zuge von Kirchenbauarbeiten angeschnitten und im November desselben Jahres durch Vereinsmittel ausgehoben worden, wobei lokale Töpferei-Abfälle des 15. Jahrhunderts zutage gekommen wären. Im anschließenden Zusammensetzungsprozess habe sich eine verhältnismäßig große Anzahl an verschiedenen Gefäßen rekonstruieren lassen, die nach Winkelmann „in dieser Vollständigkeit selten zu finden [wären]“ (Winkelmann 1913, 58). Im Eichstätter Vereinsblatt des Jahres 1929 listet und beschreibt Winkelmann (vgl. Winkelmann 1929, 58-60) alle 35 mittelalterlichen Keramiken der damaligen Sammlung des Historischen Vereins Eichstätt in ihren Formen, Farben, Verzierungen und Höhen und ergänzt diese durch auf zwei Tafeln zusammengefasste fotografische Abbildungen (vgl. Abb. 1-2). Die Überschrift „Mittelalterliche Töpfe“ trifft dabei nur bedingt zu, da sowohl innerhalb von Tafel I Ofenkacheln (1-4), ein Becher (6), eine Kanne (7), ein Krug mit Henkel (9) als auch innerhalb von Tafel II Deckel (1-2), kleine Kannen (12, 14, 15) und Krüge (13, 19) als differente Formen neben den Töpfen existieren. Die einzelnen Objekte stammen aus Pollenfeld, Wörmersdorf, Eichstätt, einer Ruine eines Turms auf dem Michelsberg bei Kipfenberg, aus einem aufgefüllten Keller des Klosters Rebdorf, von der Alten Kirche in Pfünz, aus Nassenfels, Schönfeld und aus der Ruine auf dem Fuchsfelsen im Wellheimer Tal. Obwohl Winkelmann darauf hinweist, dass sich darunter auch einige – die genaue Stückanzahl wird nicht wiedergegeben – zusammensetzbare Pollenfelder Gefäße befinden würden, sind diese, wie auch die Mehrzahl der übrigen Stücke, weder ihrem Fundort explizit zugewiesen noch danach in erkennbarer Weise sortiert, sodass sich keine Fundkomplex- oder ortstypischen Merkmale eruieren lassen. Wohingegen folglich eine präzise Aufschlüsselung und Beschreibung des Fundkomplexes in Pollenfeld zu diesem Zeitpunkt noch ausständig sind, erteilt Winkelmann nähere Informationen zum regionalen Töpfereiwesen: Eine Hafnerei habe sich in Pollenfeld und eine zweite im nahegelegenen Wörmersdorf befunden, wobei erstere noch bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts aktiv betrieben wurde. Bezüglich des Tons konnte festgestellt werden, dass sich in mäßiger Tiefe im gelben Lehmboden eine Schicht weißen Lehms befindet, der bei der Produktion Verwendung fand. Im Hinblick auf die Datierung der Pollenfelder Objekte wird das zuvor angenommene 15. Jahrhundert von Sachverständigen dementiert und anstatt dessen das Jahr 1500 vertreten. Was den Gesamtbestand der Pollenfelder Abfallgrube betrifft, werden weiterhin keine Mengenangaben bekanntgegeben. Sechs der rekonstruierten Gefäße wurden Winkelmann zufolge dem Nationalmuseum in München überlassen (vgl. Winkelmann 1929, 58-60). Wie jedoch Reichmeyer im Eichstätter Vereinsblatt 1984/85 erwähnt, wurden einem erhaltenen Briefwechsel mit dem Bayerischen Nationalmuseum München zufolge zehn Stücke verschenkt, die Winkelmann auch selbst in seiner Begleitliste anführt. Von diesen zehn Objekten soll sich laut Reichmeyer noch ein großer Teil im dortigen Depot oder der volkskundlichen Ausstellung befinden. Im Gegenzug dazu ging an die Vereinssammlung eine Photographie der restaurierten Adam und Eva-Gruppe von Ignaz Alexander Breitenauer über. Die unvollständige Aufarbeitung des Pollenfelder Komplexes findet sich bei Reichmeyer erneut bestätigt – der Großteil des Keramikbestandes befände sich noch im Eichstätter Depot. In Bezug auf das lokale Töpfereiwesen spricht Reichmeyer, wie bereits die Pluralverwendung innerhalb des Titels „Werkstattabfälle spätmittelalterlicher Hafnereien aus Pollenfeld, Lk. Eichstätt“ nahelegt, kontrastiv zu Winkelmann von mehreren Hafnereien in Pollenfeld, die zum Inhalt der Grube beigetragen hätten. Ob dabei von Pollenfeld als Gemeinde die Rede ist und folglich Wörmersdorf mitsamt dessen Hafnerei hinzugezählt wird, bleibt unerwähnt. Ebenso unbegründet bleibt die These, wonach sich der Inhalt der Grube aus mehreren Hafnereien zusammensetzen soll. Des Weiteren wird durch Reichmeyer bekannt gegeben, dass sich neben den tönernen Objekten auch eine beachtliche Anzahl an Ess- und Trinkgeschirr aus Holz (geböttchert oder gedrechselt) und Glas befindet, die jedoch auch bei Reichmeyer in der näheren Aufarbeitung keine Beachtung findet. Zusätzlich hält er eine bei Winkelmann offenbar nicht berücksichtigte Beobachtung fest, nämlich, dass eine Vielzahl der Funde aus dem Pollenfelder Grubenkomplex grüne Glasurflecken aufweisen würde, sich aber kein einziges vollständig glasiertes Objekt darunter befinden würde. Ob solche eventuell während der Grabung aussortiert und als neuzeitlich eingestuft wurden, kann aufgrund der fehlenden Grabungsdokumentation einschließlich der nicht dokumentierten Fundbergungsumstände nicht beurteilt werden (vgl. Reichmeyer 1984/85, 88-103). Bei der Aufarbeitung der Funde wird der Fokus wie zuvor bei Winkelmann auf die Keramikfunde der Abfallgrube gelegt, die allesamt unter dem Aspekt der technologischen Großgruppe ausschließlich der ‚Oxidierend gebrannten, unglasierten Ware‘ zugeordnet werden können. Innerhalb dieser Überordnung erfolgt eine Differenzierung in unterschiedliche Typen, beginnend mit dem Typus ‚Topf‘, der wiederum in drei Formen-Untergruppen (A, B, C) aufgespalten wird. An diesen schließt in Folge der Typus ‚Kanne-Krug‘ an, wobei sich wiederum drei Varianten eruieren lassen. Danach folgen die Typen ‚Flasche‘, ‚Schale-Schüssel-Teller‘, ‚Deckel‘, die Gruppe der ‚Sonderformen‘, zusammensetzend aus topfähnlichen sowie Becher-Formen, und schließlich die Ofenkeramik. All diese Typen und Gruppen werden durch eine von Reichmeyer selbst getroffene repräsentative Objektauswahl untermauert, sodass acht Objekte den Typus ‚Topf‘, sieben den Typus ‚Deckel‘, fünf den ‚Kanne-Krug-Typus‘, zwei den ‚Flaschen-Typus‘, eines den Typus ‚Schale-Schüssel-Teller‘, drei die Gruppe der Sonderformen und schließlich zwei Objekte die Gruppe der Ofenkeramik belegen (vgl. Reichmeyer 1984/85, 90-103). Wohingegen in den vorangehenden Berichten die Datierungen der Pollenfelder Keramik ins 15. Jh. und um 1500 herum angesetzt wurden, fasst Reichmeyer den Zeitraum vor der Mitte des 15. Jahrhunderts ins Auge. Diesen Schluss zieht er aufgrund des Auftretens von den vierzipfligen, nicht beschnittenen Schüsselkachelformen, der geringen unbeabsichtigten Glasurflecken, des beinahe vollständigen Fehlens von Topfhenkeln, aufgrund der niedrigen Frequenz von einfachen Rollstempeldekoren, der Abwesenheit von jüngeren Randformen wie zum Beispiel Kremprändern, profilierten oder aufgestellten Rändern sowie aufgrund der geringen Anzahl an Tellerformen oder des Fehlens von durchgeformten bzw. gegliederten Schüsseln (vgl. Reichmeyer 1984/85, 94f.). Reichmeyer verweist innerhalb seines Beitrags auf G. Hauser und dessen Untersuchung der hoch- und spätmittelalterlichen Irdenware aus Franken, wobei Fundorte, die sich in geografischer Nähe zu Pollenfeld befinden, Gefäßformen erkennen lassen würden, die jenen aus dem Pollenfelder-Grubenkomplex ähneln würden. Da jedoch kein gesicherter Grabungsbefund existiert, gestalte sich die Datierung recht spekulativ und wirke größtenteils nicht gesichert (vgl. Reichmeyer 1984/85, 94). Mit der Einführung des Terminus „Ware Pollenfelder Art“ (Münz 2003, 341) schafft B. Münz bei der Aufarbeitung der Keramik aus einem Bauernhaus in Ochsenfeld Am Weiher 23 eine Distanz zur Pollenfelder Produktionsstätte. Der Ochsenfelder Fundkomplex weise demnach zwar Ähnlichkeiten mit dem Pollenfelder ‚Altfund‘ auf, die sich anhand der Verwendung der Drehscheibe, des Oxidationsbrands, der Irdenware sowie der auffallend weißgelblichen Scherbenfarbe erkennen lassen, jedoch wird im Hinblick auf die Frage nach der Provenienz Pollenfeld nicht als zwingender Produktionsort betrachtet. Insgesamt setzt sich der Großteil des Fundmaterials aus dem Bauernhaus aus 8500 Einzelstücken aus einer Zeitspanne von 1200 bis ins 20. Jahrhundert zusammen, von denen 3100 Stücke einer den Pollenfelder Werkstattabfällen äußerst ähnlichen Ware zugeordnet werden können. Im Hinblick auf die Datierung können die Krüge, die kleinen Schalen, die vierzipfligen Schüsselkacheln und die Blattkacheln analog zu den Pollenfelder Werkstattabfällen in die erste Hälfte des 15. Jhs. datiert werden. Die zahlreichen Topffragmente, die über einen aufgestellten Kragenrand verfügen, sowie die Henkeltöpfe und profilierten Kragenränder können hingegen zeitlich nicht vor 1455 datiert werden und fallen daher bereits in die zweite Hälfte des 15. Jhs. Dagegen werden die Töpfe mit ausbiegenden konvex gewölbten Kragenrändern und betonter Schulter unter Abgleich mit Formen aus dem Eichstätter Dom vor 1350 datiert. Ebenfalls vom Pollenfelder ‚Altfund‘ weicht die konische Topfform mit fast verschwundener Hals- und Schulterzone ab – diese wird ins 15. bis Mitte 16. Jh. gesetzt und stellt somit die typologisch jüngste Topfform im Ochsenfelder Fundkomplex Pollenfelder Art dar. Mit Bezug auf die Provenienz-Frage der Ochsenfelder Ware Pollenfelder Art kann neben Pollenfeld auch Eichstätt als Produktionsort nicht ausgeschlossen werden. Sowohl Werkstätten als auch Tonentnahmestätten, die zur selben Zeit wie die Pollenfelder Hafnerei(-en) aktiv waren, konnten auf dem Bergrücken, auf dem die Willibaldsburg errichtet wurde, lokalisiert werden. Eine vergleichende, rein optische Analyse von Pollenfelder Werkstattabfällen, Ochsenfelder Funden Pollenfelder Art sowie Lesefunden nahe besagter Eichstätter Werkstätten ergab, dass alle Scherben nicht voneinander unterscheidbar sind (vgl. Münz 2003, 341-343).
Kurzmeldungen
Dünzing
Im Dünzinger Bauernhof in der Bergstraße 1 gelang es R. Kürzinger aus dem Abraum der Baumaßnahme Keramik- und Hohlziegelfragmente sowie das Bruchstück einer Handmühle sicherzustellen. Da es sich um Lesefunde handelt, sind auch die näheren Fundumstände nicht bekannt. Im Bericht liegt lediglich eine kurze Beschreibung ohne Dokumentation oder Abbildung vor, wonach es sich um spätmittelalterliche, weiße bis beige Pollenfelder Keramik handeln soll, die vereinzelte Bemalung mit roten Engobestreifen erkennen lassen würde. Rußspuren würden zudem die Verwendung als Kochgeschirr belegen (vgl. Riedel 2014, 16f.).
Ingolstadt
Einem Onlinebericht zur Hafnerei-Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt vom Jahr 2010 zufolge wären für den Ingolstädter Raum des späten Mittelalters immer wieder Gefäße Pollenfelder Keramik belegt worden. Diese zeichnen sich durch eine weiße bis beige Scherbenfarbe aus und wären nicht in und um Ingolstadt produziert worden, da dortige Hafnereien differentes Fundgut aufweisen würden. Dieses weise im Gegensatz zur Pollenfelder Ware häufig Gebrauchsspuren auf, weswegen es nicht als Werkstattabfall zu klassifizieren ist (vgl. Riedel 2010).
Faux Amis
Schnakenloch bei Peilstein
Zu den archäologischen Funden aus dem Schnakenloch bei Peilstein, Landkreis Amberg-Sulzbach, zählt nach B. Kaulich u. a. ein Fragment, das sich als Pollenfelder Keramik klassifizieren lassen würde (vgl. Abb. 3). Bei diesem handelt es sich präziser um ein größeres Fragment vom Hals- und Schulterbereich eines kleinen Topfes aus hellgrauem Ton mit breiten, flachen Drehrillen und hellroter Engobebemalung, die in Form eines Kreis- und Spiralmotivs aufgetragen ist (vgl. Kaulich 2001, 131-140). Jedoch weist die Pollenfelder Keramik keinerlei solcher Verzierungsmuster auf, sondern verfügt stets über horizontal ausgeführtes rotes Engobedekor in der Form von Wellenlinien, Linien, Streifen oder Bändern. Die Annahme einer Analogie beider Keramik-Arten ist daher in Frage zu stellen.
Vohburger Burgberg
Im Mitteilungsblatt der Stadt Vohburg a. d. Donau vom Februar 2012 bzw. in dessen historischer Beilage ist ein großer Kochtopf mit Rillenzier und Rußspuren abgebildet, der um 1200 bis ins frühe 13. Jh. datiert wird und von R. Kolbe und E. Steinberger als Pollenfelder Keramik-Exemplar deklariert wird (vgl. Abb. 4). Es handelt sich dabei um einen Fund vom Vohburger Burgberg, der neben anderen im Jahr 2011 restaurierten und konservierten Funden im Heimatmuseum ausgestellt werden soll (vgl. Kolbe-Steinberger 2012, 10f.). Unter Abgleich mit dem Pollenfelder ‚Altfund‘, der zeitlich ins 15. Jh. gesetzt wird und über völlig differente Topfformen und Verzierungen verfügt, lässt sich sogleich feststellen, dass weder die frühe Datierung noch die verzierungstechnischen Angaben oder die Topfform (v. a. Rand und derartige Bauchig-/Kugeligkeit) mit der Pollenfelder Keramik konvergent sind.
Eichstätter Dom
Durch W. Sage ging der Hinweis ein, dass im Zuge der Eichstätter Domgrabung, die von 1970-72 stattfand, im Ostchor eine beachtliche Anzahl an Gefäßen der Pollenfelder Keramik zutage gekommen wäre (vgl. Reichmeyer 1984/85, 94). Für die Errichtung des Ostchores musste die Überwölbung der alten Ostkrypta aufgebrochen werden und die Krypta selbst mit Schutt aufgefüllt werden. Größtenteils befinden sich die dortigen registrierten Pollenfelder Keramik-Fragmente in der Auffüllschicht. Durch Stifterurkunden wie jene des Heinrich Malso, der 400 Heller stiftete und 1349 verstarb, kann für besagte Keramik ein terminus ante quem postuliert werden. Die gesamte hoch- und spätmittelalterliche Ware aus der genannten Grabung wurde von U. Blenk im Rahmen einer Magisterarbeit (1989) näher untersucht. In einem Kurzbericht von 1992 widmet sich Blenk allein der Pollenfelder Ware und legt in einem ersten Schritt die Charakteristik des sog. ‚Altfundes‘ der Pollenfelder Abfallgrube fest, um die Eichstätter Funde in einem zweiten Schritt damit abzugleichen. Die Charakteristik der Pollenfelder Ware aus der Werkstattabfallgrube manifestiere sich laut der Verfasserin in einer hellen gelblichen Scherbenfarbe, in dunkelgrünen Glasurflecken, in einer rotbraunen Bemalung und schließlich in der potenziellen zeitlichen Einordnung ins 14. Jh (vgl. Blenk 1992, 49). Die dabei entstandenen Abweichungen zu Winkelmann und Reichmeyer, die ausschließlich von einer roten Bemalung und einer facettenreicheren Scherbenfarbe (weißlich-grau, gelblich-weiß) sprechen, können der subjektiven Betrachtung geschuldet sein. Konträr verhält es sich hingegen mit der Datierung des Altfundes ins 14. Jh. unter Verweis auf Reichmeyer, die deutlich dementiert werden und als Lesefehler eingestuft werden muss, da Reichmeyer allein von den technologischen Merkmalen wie Brand, Scherbengefüge und Dekor spricht, die tief im 14. Jh. wurzeln (Vgl. Reichmeyer 1984/85, 95). Die mit der falsifizierbaren Datierung verbundene Begründung, „Der Vergleich des Formschatzes der Keramik dieser zwei Fundorte ist zulässig, da der Altfund aus Pollenfeld ins frühe 14. Jh. datiert werden kann“ (Blenk 1992, 50), ist folglich ebenso nicht legitimierbar. Auch die rötliche Engobezier unter den Eichstätter Keramiken zeigt sich mit dem ‚Altfund‘ wenig konform: Während waagrecht verlaufende Wellenbänder oder umlaufende Engobebänder zwar an den Werkstattabfallfund denken lassen, finden die mit Tupfen kombinierten weitschwingenden Wellenbänder sowie die schneckenförmig gedrehten Bänder zu keinerlei Übereinstimmung. Die zweite These, dass die Eichstätter Funde neben der (falsifizierbaren!) Datierbarkeit auch vom äußeren Erscheinungsbild her mit dem Altfund konvergent seien, kann nicht ohne Berücksichtigung dieser markanten Abweichungen als valide betrachtet werden. Als problematisch erweist sich auch die Auswertung der Gefäßformen, da ein besonders hoher Grad an Zerscherbtheit vorliegt. Wohingegen in Pollenfeld u. a. drei differente Topftypen ausgewertet werden konnten, lässt sich kein einziger Topftypus in Eichstätt rekonstruieren. Zahlreiche Henkel und Tüllen (vgl. Abb. 5), die auf (Bügel-)Kannen und Krüge schließen lassen, finden verzierungs- und formtechnisch betrachtet, lassen ebenfalls keine Schnittmenge mit den Pollenfelder Funden erkennen. Die Pollenfelder Henkelflaschenform könne laut Blenk im geringen Maße mittels Henkel-Fragmenten belegt werden; die zugehörigen Mündungspartien fehlen jedoch. Die dritte These, dass das Formenspektrum beider Fundorte – unter Einschränkung fundortbedingter Unterschiede – in etwa einander entspräche, ist somit nicht nachvollziehbar.
Verbreitung
Eine valide und reliable Angabe zur Verbreitung der Pollenfelder Keramik oder der Ochsenfelder Ware Pollenfelder Art wird und kann nur unter Ausschluss der Gruppe der Faux amis und der Kurzmeldungen, die über keine wissenschaftlich gültige Dokumentation verfügen, erfolgen. Aus diesem Grund lassen sich zum aktuellen Forschungsstand lediglich zwei gesicherte Fundorte, nämlich Pollenfeld bei Eichstätt und Ochsenfeld, anführen, die auf der Verbreitungskarte (vgl. Abb. 6) nochmals visualisiert werden.
Varianten
Gültige Varianten der Pollenfelder Keramik existieren zum jetzigen Forschungsstand nicht, jedoch könnte man die von B. Münz aufgearbeitete Ochsenfelder Ware ‚Pollenfelder Art‘ als solche betrachten, wenn man das Kriterium der Provenienz aus der Pollenfelder Hafnerei als zwingend für die Klassifizierung betrachten würde.
Formen
Aufgrund der Tatsache, dass sich die Klassifizierungen als Pollenfelder Ware zwar stets am sog. ‚Altfund‘ in Pollenfeld orientieren und dennoch Abweichungen oder gar bewusste Distanzierungen (vgl. B. Münz 1992/2003) aufweisen, werden die Formen separiert nach ihrem Fundort angeführt, um somit eine bestmögliche Transparenz zu gewährleisten.
Die Formen des Pollenfelder Grubenfundkomplexes
Die Formen der Pollenfelder Ware setzen sich aus den Bereichen Kochen, Vorratshaltung, Heizen, Beleuchten sowie Essen- und Trinken zusammen. Die Formen der Kochgeschirre sind dabei für die Stadt aus Mittelfranken belegt. Zierformen wie z. B. figürliche Darstellungen oder flache Formen wie Pfannen oder Reinen fehlen bis auf einen Teller ganz. Letzteres führt Reichmeyer darauf zurück, dass Tellerformen im Allgemeinen zur Produktionszeit eine Ausnahme darstellen würden (vgl. Reichmeyer 1984/85, 89f.). Die vergleichsweise am stärksten belegte Form stellt der Topf dar, der als Typus in drei Untergruppen aufgespalten werden kann. Das Hauptunterscheidungsmerkmal zeigt sich im Kragenrand, der bei Gruppe A (vgl. Abb. 7) weit ausladend, konkav konturiert, unten scharf abgesetzt und innen leicht gekehlt ist, während dieser bei der Gruppe B (vgl. Abb. 8) etwas unterschnitten und bei Gruppe C (vgl. Abb. 9) sehr schmal und manchmal leicht konvex ausfällt. Gruppe A ist zudem in ihrer Form leicht gebaucht, nach unten stark verjüngend und der größte Durchmesser befindet sich knapp über der halben Höhe. Gruppe B weist einen relativ hohen Schwerpunkt auf, ist ebenfalls bauchig und verfügt über eine kaum ausgeprägte Fußzone. Gruppe C fällt mit durchschnittlich 14 cm im Vergleich zu den 10 bis über 20 cm höheren Töpfen der anderen beiden Gruppen deutlich kleiner und kompakter aus. Nicht eindeutig einer der drei Gruppen zuordenbar sind drei Topfformen: Erstens ein Nachttopf (vgl. Abb. 10), der als einzige Form über einen Henkel bzw. gekehlten Bandhenkel verfügt und einen weit umgelegten Rand aufweist. Zweitens ein Topf, der zwar wie Töpfe der Gruppe A ein Zierrillenband sowie darüber eine weitere Rille aufweist und in der Form sowie anhand des Randes der Gruppe B gleicht, jedoch vollends ohne die charakteristische Engobeverzierung gestaltet ist (vgl. Abb. 11). Schließlich ist drittens ein Stück zwischen Gruppe B und C einzuordnen, da es mit einem einfachen Engobestreifen oberhalb der Schulter verziert ist, größer als Objekte der Gruppe C ist und einen schmaleren Rand als die Exemplare aus Gruppe C erkennen lässt (vgl. Abb. 12). Neben den Töpfen ist auch die Doppelgruppe der Kannen/Krüge durch eine vergleichsweise hohe Objektanzahl belegt. Diese wird analog zu den Töpfen wiederum in drei Varianten subkategorisiert, wobei über die Bauchigkeit und die wenig stark ausgeprägte Fußzone variantenverbindende Merkmale bestehen. Grundsätzlich weisen die belegenden Objekte einen relativ hohen Grad an Fragmentiertheit auf, sodass z. B. essentielle Abschnitte wie die Mündung fehlen und folglich eine sichere Zuweisung zur Krug- oder Kannenform nicht durchführbar ist. Eine erste Variante lässt sich anhand der reichen Engobeverzierung und der feststellbaren handwerklichen Sicherheit in der Ausführung ausfindig machen (vgl. Abb. 13). Die zweite Variante fasst Gefäße zusammen, die in ihrer besonders starken Bauchung, der HDmax in halber Gefäßhöhe und in den Größenverhältnissen ident sind (vgl. Abb. 14). Die Verzierungen mittels Engobestreifen und -wellen sind dazu auffallend ähnlich gestaltet. Durch ein besonders untypisches Rollstempeldekor im Fußzonenbereich, die fast schon kugelig geratene Form sowie durch die besonders kleinkörnige Magerung hebt sich schließlich die dritte Variante von den übrigen ab (vgl. Abb. 15). Mit nur wenigen und fragmentierten Objekten sind hingegen die Flaschenform (resp. die ‚traditionelle‘ bauchige Henkelflasche, vgl. Abb. 16) sowie die mögliche Schalen-, Schüssel- oder Tellerform für den Pollenfelder Grubenfundkomplex belegt. Nur ein einziges Stück belegt die (Doppel-)Henkelschüssel, deren zweiter Henkel jedoch nicht gesichert ist und deren Ausführung besonders grob und massiv ausfällt (vgl. Abb. 17). Zu der Gruppe der Sonderformen werden schließlich Deckel-, Becher- und Ofenkeramik-Formen gezählt. Die Deckel, die glockendeckelartig ausgeführt sind, weisen deutlichen Fehlbrandcharakter auf: Sie sind stark verzogen und durch Brennrisse gekennzeichnet (vgl. Abb. 18). Als einzige Objekte des Pollenfelder ‚Altfundes‘ lassen sie Gebrauchsspuren erkennen. Als vorrangige Kachelform ist neben einem Wölbtopf die vierzipflige Schüsselkachelform zu nennen (vgl. Abb. 19).
Die Formen der Ochsenfelder Ware ‚Pollenfelder Art‘
Analog zum Pollenfelder ‚Altfund‘ bilden Töpfe, Henkeltöpfe, Bügelgefäße, Krüge, große Vorratsgefäße, Deckel und Kacheln die wichtigsten Formen der Ochsenfelder Ware Pollenfelder Art. Kontrastiv zum ‚Altfund‘ können auch kleine Schalen zu den Hauptformen gezählt werden. Als einmalige Form taucht eine Tülle eines kleinen Gieß- oder Sauggefäßes, die in Nordhessen, im Rheinland, in Süddeutschland, in der Schweiz und in Österreich vom 13. bis ins 18. Jh. verbreitet war, auf (vgl. Abb. 20). Eine weitere differente Form findet sich unter den Deckeln, bei denen es sich nicht um Glockendeckel, sondern durchlochte Hohldeckel handelt (vgl. Abb. 21). Die Kachelformen manifestieren sich neben Blattkacheln auch in Topf- und vierzipfligen Schüsselkachelformen, wie sie bereits in der Pollenfelder Werkstattabfallgrube vorgefunden wurden. Die Töpfe werden hinsichtlich ihrer Form in drei Varianten gegliedert: erstens in die Topfgruppe mit ausbiegendem Wandungsansatz und betonter Schulter, zweitens in die Gruppe mit steilem Wandungsansatz und wenig betonter Schulter und schließlich lassen sich auch konisch ausbiegende Topfformen eruieren, bei denen Schulter- und Halsansatz fast verschwunden sind (vgl. Abb. 22-24). Bei den Rändern aller Töpfe handelt es sich meist um aufgestellte oder ausbiegende, überwiegend gedrungene Kragenränder mit geraden, konvex gewölbten und profilierten Außenseiten, meist mit Innenkehlung. Selten hingegen sind langgestreckte Kragenränder mit konkav gewölbter Außenseite (vgl. Abb. 25).
Verzierungen
Verzierungen des Pollenfelder Grubenfundkomplexes
Die als charakteristisch empfundene Verzierung der Pollenfelder Ware zeichnet sich zum einen auf den Töpfen sowie zum anderen auf manchen Krügen/Kannen und Flaschen ab: Es handelt sich dabei zusammenfassend um rötliches Engobedekor, das sich in stets horizontalen und niemals vertikal aufgemalten (Wellen-)Linien, Streifen und Bändern vorrangig im Rand- sowie Schulterbereich und auf der Höhe des maximalen Durchmessers manifestiert. Selten, bzw. nur durch ein Einzelobjekt belegt, sind verschlungene Engobe-Wellenlinien. Neben dieser Hauptcharakteristik treten auch Zierrillen und Zierrillenbänder auf, die entweder mit dem auszeichnenden Engobedekor kombiniert sind oder ohne diesen vorkommen. Als eine Ausnahme in verzierungstechnischer Hinsicht kristallisiert sich das in Variante 3 des Kanne/Krug-Typus zum Einsatz kommende Rollstempeldekor heraus, das den Fußzonenbereich ziert (vgl. Reichmeyer 1984/85, 88-120 sowie die Abb. 7-17).
Verzierungen der Ochsenfelder Ware Pollenfelder Art
Ähnlich der Pollenfelder Keramik sind die Ochsenfelder Funde Pollenfelder Art vorrangig im Rand- oder Schulterbereich mit rotbrauner Engobebemalung in Streifen und Wellenlinien verziert. Zusätzlich dazu oder ohne weitere Engobezier treten häufig Drehrillen, Drehrillenbänder oder kleine Leisten meist im Schulterbereich auf (vgl. Münz 2003, 341-347 sowie die Abb. 22-25).
Herstellungstechnik
Sowohl bei der Pollenfelder Keramik als auch bei der Ochsenfelder Ware Pollenfelder Art handelt es sich um scheibengedrehte (belegt über zahlreche Drehspuren an der Innenseite der Gefäße), oxidierend gebrannte Ware in Irdenware-Technik, die nicht intentionale Glasurflecken aufweist (vgl. Münz 2003, 341f. sowie Reichmeyer 1984/85, 88-120).
Scherbenbeschaffenheit
Die Pollenfelder Ware zeichnet sich im Allgemeinen durch eine höhere Scherbenhärte aus, ist und changiert im Hinblick auf ihre Scherbenfarbe zwischen gelblich-grau/weiß und weißlich-grau. Als charakteristisch wird die gelblich-graue/weiße Scherbenfarbe empfunden, die sich jedoch mit Bezug zu den gesamten Gefäßformen als zweitrangig erweist. Als weitaus häufigerer Farbton kristallisiert sich weißlich-grau heraus. Bis auf die Deckel und Kacheln, die Rußspuren (außen und innen) aufweisen, sind alle übrigen Gefäße ohne jegliche Gebrauchsspuren gekennzeichnet. Manche Kannen/Krüge lassen wie die Deckel auf einen Fehlbrand schließen, da sie mäßig bis stark verzogen sind. Die Deckel weisen zusätzlich dazu sogar starke Brennrisse auf (vgl. Reichmeyer 1984/85, 96-103). Die Ochsenfelder Ware Pollenfelder Art lässt Scherben erkennen, die in ihrer Bruchstruktur porös sind und deren Oberfläche mit einem Messer, jedoch nicht mit einem Fingernagel ritzbar ist. Zudem gestaltet sich die Oberfläche kreidig und glatt, kann aber auch körnig und rau sein. Die Außenseite trägt Spuren von Glätt- und Verstreichspuren. Feine bis grobe Magerungsanteile sind in mittlerer bis hoher Menge homogen verteilt, wobei die Mehrzahl der groben Körner bis zu 1 mm groß ist und Durchmesser bis zu 2 mm selten vorkommen (vgl. Münz 2003, 342).
Tabellarische Übersicht
Die Erstellung der Tabellen ist über eine Datenzusammentragung aus den beiden Werken von Reichmeyer 1984/85 und Münz 2003 erfolgt und soll eine präzisere, geordnete und besser nachvollziehbare Beschreibung von Einzelformen ermöglichen. Die zugehörigen Abbildungen sind bereits textintern angeführt, weswegen auf nochmalige Verweise an dieser Stelle verzichtet wird.
Pollenfelder Töpfe
Pollenfelder Kanne/Krug-Typus
Pollenfelder Flaschen-Typus
Pollenfelder Sonderformen
Ochsenfelder Ware Pollenfelder Art
Sozialer Kontext
Mit Blick auf die Fundorte von der Ochsenfelder Ware Pollenfelder Art (Bauernhaus) und der Pollenfelder Keramik (Werkstattabfallgrube) zeigt sich zunächst, dass beide dem ländlichen Bereich zuzuschreiben sind. Unter Begutachtung des Gesamtinventars kann festgestellt werden, dass jegliche Art von Zierformen wie z. B. figürliche Darstellungen, oder Prunkgeschirre fehlen. Der Gesamtbestand, der sich durch Koch-, Vorrats-, Heiz- und Trinkgeschirr auszeichnet und sich als Haushaltsware oder unter Gebrauchsgeschirr zusammenfassen lässt, lässt auf eine durchschnittliche Haushaltsführung schließen, die sowohl städtisches (diesbezügliches Kochgeschirr ist aus dem städtischen Kontext in Mittelfranken z. B. belegt) als auch ländliches Umfeld miteinschließen kann, oder bei Ochsenfeld präziser auf eine explizit bäuerliche Haushaltsführung verweist (vgl. Münz 2003, 342; vgl. Reichmeyer 1984/85, 89f.).
Naturwissenschaftliche Analysen
Einem Bericht von Prof. Dr. Herbert Hagn vom 11.05.1989 zufolge wurden elf dünnwandige Bruchstücke im An-, Dünnschliff und im Kornpräparat untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass helle Verwitterungstone, wie sie auf der Jurahochfläche der Frankenalb zu finden sind, als Ausgangsmaterial Verwendung fanden. In einem weiteren Verarbeitungsschritt wurden diese künstlich gemagert. Bei einem Vergleich von Pollenfelder Werkstattabfällen mit Funden aus dem Ochsenfelder Repertoire habe sich eine beinahe hundertprozentige Übereinstimmung ergeben. Obgleich Dünnschliffuntersuchungen nahelegen, dass sich die Ochsenfelder Keramik Pollenfelder Hafnereien zuordnen lassen würden, ist das Tonvorkommen in Pollenfeld mit dem in Eichstätt ident, sodass sowohl Pollenfelder Hafner als auch Eichstätter Hafner, die zur selben Zeit aktiv Keramiken produzierten, auf dasselbe Ausgangsmaterial Zugriff hatten. Versuche, die Keramik beider Werkstätten im Hinblick auf eine etwaige spezifische Magerung voneinander zu unterscheiden, seien wenig erfolgreich, da diese entweder bereits im natürlichen Ton enthalten ist oder aus anstehenden Materialien gewonnen wurde (vgl. Münz 2003, 341).
Referenzkomplexe
Literaturhinweise
- Bauer 2004: I. Bauer, Hafnergeschirr aus Franken (München, Berlin 2004) bes. 96-107
- Bedal 1987: K. Bedal, Ein Bauernhaus aus dem Mittelalter. Schriften und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums 9 (Bad Windsheim 1987).
- Blenk 1992: U. Blenk, Die Pollenfelder Ware in der Domgrabung Eichstätt (1970-1972). In: Eichstätt. 10 Jahre Stadtkernarchäologie (Eichstätt 1992) 49–51.
- Hauser 1984: G. Hauser, Beiträge zur Erforschung hoch- und spätmittelalterlicher Irdenware aus Franken. Beih. ZAM 3 (Köln, Bonn 1984) bes. 187f.
- Münz 2003: B. Münz, Keramikfunde Pollenfelder Art aus einem Bauernhaus in Ochsenfeld bei Eichstätt. In: I. Ericsson/H. Losert (Hrsg.), Aspekte der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Festschrift für Walter Sage. Bamberger Schriften zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 1 (Bonn 2003) 341–346.
- Reichmeyer 1985: O. Reichmeyer, Werkstattabfälle spätmittelalterlicher Hafnereien aus Pollenfeld, Lkr. Eichstätt. Sammelbl. Hist. Ver. Eichstätt 77/78, 1984/85, 88-103.