Goldglimmerware (Oberpfalz, FMa/ HMa): Unterschied zwischen den Versionen

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Weitere Goldglimmervorkommen existieren jedoch auch im Schwarzwald. Vom Oberrhein und aus dem Schwarzwald stammt eine [[Goldglimmerware (Oberrhein/ Schwarzwald, SMa)]]) des späten Mittelalters mit knolligen Rändern und Leistenrändern.
 
Weitere Goldglimmervorkommen existieren jedoch auch im Schwarzwald. Vom Oberrhein und aus dem Schwarzwald stammt eine [[Goldglimmerware (Oberrhein/ Schwarzwald, SMa)]]) des späten Mittelalters mit knolligen Rändern und Leistenrändern.
   
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*[[Regensburg]]
 
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*[[Ulm-Eggingen, Lippenöschle]]
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*[[Ulm, Weinhof]]
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*Kasendorf (Ldkr. Kulmbach), Turmberg (Losert 1993, S. 173)
   
 
==Literatur==
 
==Literatur==

Version vom 9. Juni 2023, 16:39 Uhr

Die oberpfälzische Goldglimmerware wurde 1936 durch Paul Reinecke ertsmals beschrieben und der Karolingerzeit zugewiesen worden. Er verwies insbesondere auf Funde aus den karolingisch-ottonischen Reihengräberfeldern von Burglengenfeld, Krachenhausen und Kallmünz.

Formal fügt sich die Goldglimmerware der Oberpfalz mit den charakteristischen ausbiegenden, abgestrichenen Ränder in ein Formenspektrum ein, das auch bei anderen nachgedrehten Warenarten des frühen und hohen Mittelalters auftritt. So sind entsprechende Ränder etwa von einer Warenart bekannt, die R. Koch 1993 um Funde aus Friedberg zusammengestellt hat und die in der Tradition der Kammstrichware steht. Charakteristisch sind hier kugelige Töpfe mit ausbiegenden, abgestrichenen Rändern, die mit horizontalen Kammstrichzonen und breiten Wellenbändern verziert sind.

Forschungsgeschichte

Paul Reinecke machte erstmals 1936 auf diese karolingische Keramik "aus leicht porösem, ziemlich dunklem Ton mit geringen Goldglimmergehalt" bzw. "stark goldglimmerhaltige Ware" aus Ostbayern nördlich und südlich der Donau aufmerksam. Eine moderne Bearbeitung steht aus. Reinecke verwies 1936 zwar verschiedentlich auf formale Ähnlichkeiten zu slawischer Keramik, betonte aber, dass die Oberpfälzer Funde damit nichts zu tun hätten. Erst nach der NS-Zeit wurde die slawische Präsenz in Nordostbayern offener diskutiert, so dass in der Folge einige Waren wie die Handgemachte Grobware (Nordostbayern, FMa/ HMa) oder die Nachgedrehte, grob gemagerte Keramik (Nordostbayern, FMa/ HMa) trotz methodisch-theoretischer Bedenken gegenüber ethnischen Deutungen als slawisch interpretiert wurden.

Charakteristika

Der charakteristische Anteil von Goldglimmer schimmert tatsächlich golden.

Gefäßformen

  • bauchige Töpfe mit ausgebogenem, abgestrichenem Rand
  • Schalen
  • "Becken" mit kantig-profiliertem, nach außen gebogenem Rand

Randformen

  • ausbiegende, abgestrichene Ränder

Verzierungen

  • Wellenbänder
  • Eindruck-, Furchen- und Kerbmuster

Chronologie

Die Datierungsspanne reicht von der Latène- und römischen Kaiserzeit bis ins 12. Jahrhundert. Auf der "Bürg" bei Oberpöring dominiert in deren jüngeren, ins 9./10. Jahrhundert gesetzten Phase II die Goldglimmerware (Christlein 1975, 82ff., 87, Abb. 52.2.3. In Regensburg wird die Goldglimmerware erst ins 11./12. Jahrhundert datiert (Dannheimer 1973).

Verbreitung

Die Goldglimmerware beschränkt sich weitgehend auf das niederbayerische Donautal, die Oberpfalz und den Bayerischen Wald. In Oberfranken kommt sie nur vereinzelt vor. In der Oberpfalz findet sie sich beispielsweise in beigabenführenden Gräbern. Goldglimmerware kennt man außerhalb dieses Hauptverbreitungsgebietes auch aus Südwestdeutschland, wo sie als Import (Verpackungsmaterial) aus dem bayerischen Raum gilt (Schulze 1981, 16). Fundorte sind z.B. Ulm-Eggingen, Lippenöschle, Urspring, Breiter Weg und Ulm.

Goldglimmerware: A Ulm. - B Ulm-Eggingen.

Regional sind auch die hochmittelalterlichen Goldglimmerwaren künftig sicher weiter zu differenzieren: Im bayerischen Raum sind teilweise reich verzierte Gefäße üblich, das Spektrum der Randformen ist hier relativ breit (Reinecke 1936). In Ostwürttemberg (z.B. Ulm, Brenner 2001) sind hingegen lediglich Wellenverzierungen geläufig, die Ränder sind ausgebogen und abgestrichen mit einer leichten Lippenverdickung.

Weitere Goldglimmervorkommen existieren jedoch auch im Schwarzwald. Vom Oberrhein und aus dem Schwarzwald stammt eine Goldglimmerware (Oberrhein/ Schwarzwald, SMa)) des späten Mittelalters mit knolligen Rändern und Leistenrändern.

Vorkommen

Literatur

  • Bräuning/Schreg 1998: A. Bräuning/R. Schreg, Die Keramikfunde - ein Exkurs. In: A. Bräuning (Hrsg.), Um Ulm herum. Untersuchungen zu mittelalterlichen Befestigungsanlagen in Ulm. Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 23 (Stuttgart 1998) 67–79.
  • Ette 2001: P. Ettel, Karlburg - Roßtal - Oberammerthal. Studien zum frühmittelalterlichen Burgenbau in Nordbayern. Frühgeschichtl. u. provinzialröm. Arch. Materialien u. Forsch. 5 (Rahden/Westf. 2001).
  • Gross 1989: U. Gross, Das Fundmaterial. In: Claus-Joachim Kind (Hg.): Ulm-Eggingen. Die Ausgrabungen 1982 bis 1985 in der bandkeramischen Siedlung und der mittelalterlichen Wüstung. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Bad.-Württ. 34 (Stuttgart 1989) 332–361.
  • Koch/ Koch 1993: R. Koch/ U. Koch, Funde aus der Wüstung Wülfingen am Kocher. Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg 21 (Stuttgart 1993).
  • Reinecke 1936: Paul Reinecke, Karolingische Keramik aus dem östlichen Bayern. Germania 20, 1936 198–202. - DOI: https://doi.org/10.11588/ger.1936.41679
  • Wintergerst, Eleonore (2018): Zur früh- und hochmittelalterlichen Keramik aus stratifizierten Fundkomplexen. In: Helmut Bender, Lothar Bakker, Egon Boshof und Sabine Deschler-Erb (Hg.): Die Ausgrabungen 1978-1980 in der Klosterkirche Heiligkreuz zu Passau-Niedernburg. Kallmünz/Opf.: Verlag Michael Lassleben (Materialhefte zur bayerischen Archäologie, Band 108,Beilagen), S. 537–553.