Gekehlte Karniesrandschale: Unterschied zwischen den Versionen

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In der Region zwischen Ulm und Augsburg sind im 15. und 16. Jahrhundert gekehlte Karniesrandschalen eine gängige Form des Alltagsgeschirrs. Sie gehören überwiegend zur [[jüngere graue Drehscheibenware|jüngeren grauen Drehscheibenware]]. Im Raum Ulm gehören sie meist zur [[Polierte jüngere graue Drehscheibenware (Ulmer Raum, SMa)|polierter Variante der jüngeren grauen Drehscheibenware]], wie sie im Raum Ulm wohl schon seit dem 14. Jahrhundert das Tafelgeschirr vertritt. Die Oberfläche ist dabei oft streifig glänzend poliert. In der früheren Forschung (aber teils auch noch in jüngeren Publikationen) wurde diese Ware fälschlich als graphitiert angesehen. Eine knappe Darstellung der Gefäßform mit Fundstellenliste hat Schreg 19.11.2012 gegeben.
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In der Region zwischen Ulm und Augsburg sind im 15. und 16. Jahrhundert gekehlte Karniesrandschalen eine gängige Form des Alltagsgeschirrs. Sie gehören überwiegend zur [[jüngere graue Drehscheibenware (Ulm und Oberschwaben, SMa)|jüngeren grauen Drehscheibenware]]. Im Raum Ulm gehören sie meist zur [[Polierte jüngere graue Drehscheibenware (Ulmer Raum, SMa)|polierter Variante der jüngeren grauen Drehscheibenware]], wie sie im Raum Ulm wohl schon seit dem 14. Jahrhundert das Tafelgeschirr vertritt. Die Oberfläche ist dabei oft streifig glänzend poliert. In der früheren Forschung (aber teils auch noch in jüngeren Publikationen) wurde diese Ware fälschlich als graphitiert angesehen. Eine knappe Darstellung der Gefäßform mit Fundstellenliste hat Schreg 19.11.2012 gegeben.
   
 
==Charakteristika==
 
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Die Gefäßform der gekehlten Karniesrandschalen kombiniert die übliche Randform der normalen Töpfe mit einer offenen Form, wobei sich oberhalb der Gefäßmitte ein kantiger Umbruch befindet. Der Oberteil der Schale ist konkav ausgebildet. Eng verwandt sind Karniesrandschalen mit gerader Wandung, die insgesamt eine trichterförmige Grundform aufweisen. In Hummertsried dominieren diese Formen und nur vereinzelt tritt ein Exemplar der gekehlten Karniesrandschalen hinzu.
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Die Gefäßform der gekehlten Karniesrandschalen kombiniert die übliche Form des [[Karniesrand]]es, wie er auch bei einfachen Töpfen auftritt, mit einer offenen Form, wobei sich oberhalb der Gefäßmitte ein kantiger Umbruch befindet. Der Oberteil der Schale ist konkav ausgebildet. Eng verwandt sind Karniesrandschalen mit gerader Wandung, die insgesamt eine trichterförmige Grundform aufweisen. In Hummertsried dominieren diese Formen und nur vereinzelt tritt ein Exemplar der gekehlten Karniesrandschalen hinzu.
   
 
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*Schreg 19.11.2012: R. Schreg, Gekehlte Karniesrandschalen. Archaeologik, 19.11.2012.. - https://archaeologik.blogspot.com/2012/11/gekehlte-karniesrandschalen.html
 
*Schreg 19.11.2012: R. Schreg, Gekehlte Karniesrandschalen. Archaeologik, 19.11.2012.. - https://archaeologik.blogspot.com/2012/11/gekehlte-karniesrandschalen.html
 
*Lang/Schreg 1997: W. Lang/R.Schreg, Neues aus dem Geislinger Untergrund. Grabungen auf dem Gelände der Alten Post. Hohenstaufen/ Helfenstein. 7, 1997, 1-32
 
*Lang/Schreg 1997: W. Lang/R.Schreg, Neues aus dem Geislinger Untergrund. Grabungen auf dem Gelände der Alten Post. Hohenstaufen/ Helfenstein. 7, 1997, 1-32
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Aktuelle Version vom 17. Mai 2023, 17:42 Uhr

In der Region zwischen Ulm und Augsburg sind im 15. und 16. Jahrhundert gekehlte Karniesrandschalen eine gängige Form des Alltagsgeschirrs. Sie gehören überwiegend zur jüngeren grauen Drehscheibenware. Im Raum Ulm gehören sie meist zur polierter Variante der jüngeren grauen Drehscheibenware, wie sie im Raum Ulm wohl schon seit dem 14. Jahrhundert das Tafelgeschirr vertritt. Die Oberfläche ist dabei oft streifig glänzend poliert. In der früheren Forschung (aber teils auch noch in jüngeren Publikationen) wurde diese Ware fälschlich als graphitiert angesehen. Eine knappe Darstellung der Gefäßform mit Fundstellenliste hat Schreg 19.11.2012 gegeben.

Charakteristika

Die Gefäßform der gekehlten Karniesrandschalen kombiniert die übliche Form des Karniesrandes, wie er auch bei einfachen Töpfen auftritt, mit einer offenen Form, wobei sich oberhalb der Gefäßmitte ein kantiger Umbruch befindet. Der Oberteil der Schale ist konkav ausgebildet. Eng verwandt sind Karniesrandschalen mit gerader Wandung, die insgesamt eine trichterförmige Grundform aufweisen. In Hummertsried dominieren diese Formen und nur vereinzelt tritt ein Exemplar der gekehlten Karniesrandschalen hinzu.

Farbe

Das Farbspektrum reicht von hellgrau bis schwarz, gelegentlich sind auch braune Schalen darunter.

Funktion

In der Forschung wurden die Gefäße häufig als Milchschüsseln bezeichnet, doch sind eindeutige Hinweise auf ihre Verwendung - etwa aus Gebrauchsspuren - meines Wissens nicht bekannt.

Verbreitung

Die Gefäßform ist überwiegend im östlichen Württemberg, dem Ulmer Raum, Bayerisch-Schwaben und dem südwestlichen Oberbayern verbreitet. Ein Ausreißer im Verbreitungsbild bildet derzeit ein Fund aus Slowenien, doch mag mein Kenntnisstand für den Alpenraum hier ungenügend sein, so dass die Verbreitung nach Südosten noch etwas fraglich bleibt.

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Was in einer solchen Kartierung zum Ausdruck kommt, sind weniger Kulturräume, als vielmehr Kommunikationsräume, in denen ein Austausch von Gütern, aber auch von Formvorstellungen erfolgt. Bislang ist es schwierig, die Produktionsorte der gekehlten Karniesrandschalen festzulegen. Lützelburg im Landkreis Augsburg und Ingstetten im Lkr. Neu-Ulm sind derzeit am ehesten in Anspruch zu nehmen. Unter den Funden der Pfarrhof-Grabung aus Thalfingen machen die gekehlten Karniesrandschalen 77 % des Bestands an Schalen aus.


Literaturhinweise