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Ulm war lange Zeit Schwerpunkt stadtarchäologischer Forschungen in Baden-Württemberg. Es liegen umfangreiche Keramikfunde aus unterschiedlichen Bereichen der Stadt vor. Bereits in der bahnbrechenden Arbeit von Uwe Lobbedey spielte Ulm mit dem [[Ulm, Weinhof|Weinhof]] eine wesentliche Rolle in der Definition von Warenarten. Schon vor dem zweiten Weltkrieg fanden Keramikfunde aus Ulm Beachtung (Hermann 1936), nicht nur die aus dem merowingerzeitlichen Gräberfeld [[Ulm, Kienlesberg]].
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Ulm war lange Zeit Schwerpunkt stadtarchäologischer Forschungen in Baden-Württemberg (vgl. Scheschkewitz 2020). Es liegen umfangreiche Keramikfunde aus unterschiedlichen Bereichen der Stadt vor. Bereits in der bahnbrechenden Arbeit von Uwe Lobbedey (1968) spielte Ulm mit dem [[Ulm, Weinhof|Weinhof]] eine wesentliche Rolle in der Definition von Warenarten.
   
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==Forschungsgeschichte==
Ausführlich bearbeitet wurden bisher aber nur wenige Komplexe, so die Funde von der [[Ulm, Nikolauskapelle|Nikolauskapelle]] und von der Grabung Rosenstraße. Desweiteren existieren einige Vorberichte und Teilbearbeitungen, so aus der Verfüllung der hochmittelalterlichen Stadtgräben. Zusammenfassend wurde die Keramik aus Ulm durch Ade-Rademacher 1992 (in Gross u.a. 1992) und Schreg 2005 (in Bräuning u.a. 2009) dargestellt. Inzwischen kamen durch zahlreiche Großgrabungen, etwa in der Neuen Straße viele weitere Funde und Befunde hinzu. Von Bedeutung sind die Grabungen auf dem Münsterplatz sowie in der Neuen Straße, da hier stratigraphische Abfolgen erfasst wurden, die mittels dendrochronologischer Bestimmungen absolut zu datieren sind. Auf dem Münsterplatz handelt es sich um die Abfolge mehrerer Grubenhäuser, in der Neuen Straße um die mehrfache Erneuerung und Befestigung einer Straße. Aus den Arbeiten zu deren Auswertung stammen insbesondere von Uwe Gross zahlreiche spezielle Publikationen, meist aber ohne Materialvorlage.
 
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Schon vor dem zweiten Weltkrieg fanden Keramikfunde aus Ulm Beachtung (Hermann 1936), nicht nur die aus dem merowingerzeitlichen Gräberfeld [[Ulm, Kienlesberg]].
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Ein wichtiger Ansatzpunkt der Stadtarchäologie in Ulm war der [[Ulm, Weinhof|Weinhof]], mit den Grabungen im [[Ulm, Pfalzkapelle|Pfalzkapelle/Schwörhaus]], gefolgt von Grabungen unter der Leitung von G. Fehring, die eine stratigraphische Abfolge hinter der Stufermauer am Südhang des Weinhofhügels erbrachte und die Uwe Lobbedey als Grundlage für seine Keramikchronologie in Süddeutschland diente.
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Es folgten weitere Notgrabungen auch am [[Ulm, Grüner Hof|Diebsturm]] an der Südostecke der Kernstadt. Hier wurden einige Funde in Vorberichten beschrieben (Zankl 1973; Gutbier 1978).
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Ausführlich bearbeitet wurden bisher aber nur wenige Komplexe, so die Funde von der [[Ulm, Nikolauskapelle|Nikolauskapelle]] und von der Grabung Rosenstraße. Desweiteren existieren einige Vorberichte und Teilbearbeitungen, so aus der Verfüllung der hochmittelalterlichen Stadtgräben. Zusammenfassend wurde die Keramik aus Ulm durch Ade-Rademacher 1992 (in Gross u.a. 1992) und Schreg 2005 (in Bräuning u.a. 2009) dargestellt. Inzwischen kamen durch zahlreiche Großgrabungen, etwa in der [[Ulm, Neue Straße|Neuen Straße]] viele weitere Funde und Befunde hinzu. Von Bedeutung sind die Grabungen auf dem Münsterplatz sowie in der Neuen Straße, da hier stratigraphische Abfolgen erfasst wurden, die mittels dendrochronologischer Bestimmungen absolut zu datieren sind. Auf dem Münsterplatz handelt es sich um die Abfolge mehrerer Grubenhäuser, in der Neuen Straße um die mehrfache Erneuerung und Befestigung einer Straße. Aus den Arbeiten zu deren Auswertung stammen insbesondere von Uwe Gross zahlreiche spezielle Publikationen, meist aber ohne Materialvorlage.
   
 
==Wichtige Fundkomplexe==
 
==Wichtige Fundkomplexe==
 
*[[Ulm, Grüner Hof]]
 
*[[Ulm, Grüner Hof]]
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*[[Ulm, Hahnengasse 25]]
 
*[[Ulm, Münsterplatz]]
 
*[[Ulm, Münsterplatz]]
 
*[[Ulm, Neue Straße]]
 
*[[Ulm, Neue Straße]]
 
*[[Ulm, Nikolauskapelle]]
 
*[[Ulm, Nikolauskapelle]]
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*[[Ulm, Olgastraße 121]]. Grabungen 2022/23 erbrachten im Bereich der frühneuzeitlichen Befestigung Überreste einer vorstädtischen Nutzung, darunter zahlreiche keramische Sonderfunde, unter anderem die Fragemente von mindestens 14 [Aquamanile|Aquamanilien], die der [[Polierte jüngere graue Drehscheibenware (Ulmer Raum, SMa)|polierten jüngeren grauen Drehscheibenware]] zuzurechnen sind. Es handelt sich um relativ fein gearbeitete Darstellungen von Kenaturen, Rittern und einem Widder (Harding/ Scheschkewitz 2024).
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*[[Ulm, Pfalzkapelle]] (Schwörhaus): Rieber/Reutter 1974
 
*[[Ulm, Weinhof]]
 
*[[Ulm, Weinhof]]
   
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*[[Ulm, Kienlesberg]]
 
*[[Ulm, Kienlesberg]]
 
*[[Ulm-Eggingen, Lippenöschle]]
 
*[[Ulm-Eggingen, Lippenöschle]]
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==Keramikfunde==
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Aktuell sind für Ulm die folgenden Warenarten beschrieben;
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*[[Handgemachte Grobware (Süddeutschland, VWz/ FMa)]]
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*[[Schwarzgraue geglättete Ware (VwZ)]]
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*[[Rippen- und Buckelkeramik]]
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*[[Terra Nigra]]
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*[[Rauwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art (Neckarland/ Schwäb. Alb, FMa)]]
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*[[Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)]]
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*[[Ulmer Drehscheibenware (Ulm, HMa)]]
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*[[Gröbere nachgedrehte Ware (Ulm, HMa)]]
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*[[Feinsandig glimmerhaltige nachgedrehte Ware (Ostalb, HMa)]]
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*[[Ulmer Gruppe (Ulm, FMa)]]
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*[[Brauntonige nachgedrehte Ware (Ulm-Eggingen, FMa/HMa)]]
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*[[Goldglimmerware]]
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*[[Albware (Schwäbische Alb/ mittleres Neckarland, HMa)]]
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*[[Jüngere graue Drehscheibenware (Ulm und Oberschwaben, SMa)]]
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*[[oxidierend gebrannte jüngere Drehscheibenware (Südwestdeutschland, SMa/FNz)]]
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==Verbleib der Funde==
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*ALM
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*Museum Ulm
   
 
==Literaturhinweise==
 
==Literaturhinweise==
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*Bräuning et al. 2007: A. Bräuning / R. Schreg / D. Brenner, Archäologische Ausgrabungen auf dem „Grünen Hof“ in Ulm. Ein Vorbericht zu den Grabungen 1998/99 und 2001. Ulm u. Oberschwaben 53/54, 2007, 29–86.
 
*Bräuning et al. 2007: A. Bräuning / R. Schreg / D. Brenner, Archäologische Ausgrabungen auf dem „Grünen Hof“ in Ulm. Ein Vorbericht zu den Grabungen 1998/99 und 2001. Ulm u. Oberschwaben 53/54, 2007, 29–86.
 
*Bräuning et al. 2009: A. Bräuning / U. Schmidt / R. Schreg, Ulm. Arch. Stadtkataster Bad.-Württ. 35 (Esslingen 2009).
 
*Bräuning et al. 2009: A. Bräuning / U. Schmidt / R. Schreg, Ulm. Arch. Stadtkataster Bad.-Württ. 35 (Esslingen 2009).
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*Dumitrache et al. 2006: M. Dumitrache / G. Kurz / G. Legant / D. Schmid, Der lange Weg zur Stadt. Neuer Blickwinkel der Archäologie zur Stadtgründung Ulms. Denkmalpfl. Bad.-Württ. 35,1, 2006, 28–37.
 
*Gross 1989: U. Gross, Das Fundmaterial. In: C.-J. Kind (Hrsg.), Ulm-Eggingen. Die Ausgrabungen 1982 bis 1985 in der bandkeramischen Siedlung und der mittelalterlichen Wüstung. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Bad.-Württ. 34 (Stuttgart 1989) 332–361.
 
*Gross 1989: U. Gross, Das Fundmaterial. In: C.-J. Kind (Hrsg.), Ulm-Eggingen. Die Ausgrabungen 1982 bis 1985 in der bandkeramischen Siedlung und der mittelalterlichen Wüstung. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Bad.-Württ. 34 (Stuttgart 1989) 332–361.
 
*Gross 2009: U. Gross, Drehscheibenware des frühen und hohen Mittelalters in Ulm. In: U. Gross / A. Kottmann / J. Scheschkewitz (Hrsg.), Frühe Städte – Frühe Pfalzen. Neue Forschungen zu zentralen Orten des Früh- und Hochmittelalters in Süddeutschland und der Nordschweiz. Arch. Inf. Bad.-Württ. 58 (Stuttgart 2009) 51–58.
 
*Gross 2009: U. Gross, Drehscheibenware des frühen und hohen Mittelalters in Ulm. In: U. Gross / A. Kottmann / J. Scheschkewitz (Hrsg.), Frühe Städte – Frühe Pfalzen. Neue Forschungen zu zentralen Orten des Früh- und Hochmittelalters in Süddeutschland und der Nordschweiz. Arch. Inf. Bad.-Württ. 58 (Stuttgart 2009) 51–58.
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*Gross 2021: U. Gross, Ältere gelbe Drehscheibenware in Ulm Ein Überblick (Heidelberg 2021). - doi: https://doi.org/10.11588/artdok.00007315
 
*Gross 2021: U. Gross, Ältere gelbe Drehscheibenware in Ulm Ein Überblick (Heidelberg 2021). - doi: https://doi.org/10.11588/artdok.00007315
 
*Gross et al. 1992: U. Gross / S. Kaltwasser / D. Ade-Rademacher / M. Junkes, Keramik. In: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300 (Stuttgart 1992) 320–345.
 
*Gross et al. 1992: U. Gross / S. Kaltwasser / D. Ade-Rademacher / M. Junkes, Keramik. In: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300 (Stuttgart 1992) 320–345.
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*Gross / Kottmann 2009: U. Gross / A. Kottmann, Zur Frühzeit der Stadt Ulm - neue Aufschlüsse aus alten Grabungen. Arch. Korrbl. 39, 2009, 433–448.
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*Gutbier 1978: R. Gutbier, Die Stadtkerngrabung am Grünen Hof in Ulm. Zweiter Vorbericht. Ulm u. Oberschwaben 42/43, 1978, 9–27.
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*Harding/ Scheschkewitz 2024: S. Harding/ J. Scheschkewitz, Überraschung unter der Ulmer Bastion "Mitteleck". Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 2023 (2024), 254-258.
 
*Herrmann 1936: A. Herrmann, Mittelalterliche Tongefäße in Ostschwaben. Schwabenland 3 (= Schwäb. Mus. 12), 1936, 153–158.
 
*Herrmann 1936: A. Herrmann, Mittelalterliche Tongefäße in Ostschwaben. Schwabenland 3 (= Schwäb. Mus. 12), 1936, 153–158.
 
*Hübener / Lobbedey 1964: W. Hübener / U. Lobbedey, Zur Struktur der Keramik der späteren Merowingerzeit. Beobachtungen an süddeutschen Grab- und Siedlungsfunden. Bonner Jahrb. 164, 1964, 88–129.
 
*Hübener / Lobbedey 1964: W. Hübener / U. Lobbedey, Zur Struktur der Keramik der späteren Merowingerzeit. Beobachtungen an süddeutschen Grab- und Siedlungsfunden. Bonner Jahrb. 164, 1964, 88–129.
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*Kottmann 2009: A. Kottmann, Die Pfalz in Ulm aus archäologischer Sicht. In: U. Gross / A. Kottmann / J. Scheschkewitz (Hrsg.), Frühe Städte – Frühe Pfalzen. Neue Forschungen zu zentralen Orten des Früh- und Hochmittelalters in Süddeutschland und der Nordschweiz. Arch. Inf. Bad.-Württ. 58 (Stuttgart 2009) 34–50.
 
*Lobbedey 1968: U. Lobbedey, Untersuchungen mittelalterlicher Keramik vornehmlich in Südwestdeutschland. Arb. Frühmittelalterforsch. 3 (Berlin 1968).
 
*Lobbedey 1968: U. Lobbedey, Untersuchungen mittelalterlicher Keramik vornehmlich in Südwestdeutschland. Arb. Frühmittelalterforsch. 3 (Berlin 1968).
 
*Lobbedey unpubl.: U. Lobbedey, Ulm, Weinhof. die Funde mittelalterlicher Keramik. (Skript LfD Baden-Württemberg)
 
*Lobbedey unpubl.: U. Lobbedey, Ulm, Weinhof. die Funde mittelalterlicher Keramik. (Skript LfD Baden-Württemberg)
 
*Schmidt / Scholkmann 1981: E. Schmidt / B. Scholkmann, Nikolauskapelle auf dem Grünen Hof in Ulm. Ergebnisse einer archäologischen Untersuchung. In: Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 7 (Tübingen 1981) 303–370.
 
*Schmidt / Scholkmann 1981: E. Schmidt / B. Scholkmann, Nikolauskapelle auf dem Grünen Hof in Ulm. Ergebnisse einer archäologischen Untersuchung. In: Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 7 (Tübingen 1981) 303–370.
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*Scheschkewitz 2020: J. Scheschkewitz, Ausgrabung, Erhalt und Integration. Erfahrungen aus der archäologischen Praxis in Ulm. In: M. Nawroth/M. Wemhoff/N. Makarow u. a. (Hrsg.), Archäologie in mittelalterlichen Städten: Russland und Deutschland - ein Vergleich = Archeologija v srednevekovych gorodach : Rossija i Germanija - sravnenie. Berliner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 25 (Berlin 2020) 325–342.
 
*Schreg 2012: R. Schreg, Gekehlte Karniesrandschalen. Archaeologik, 19.11.2012. - https://archaeologik.blogspot.com/2012/11/gekehlte-karniesrandschalen.html
 
*Schreg 2012: R. Schreg, Gekehlte Karniesrandschalen. Archaeologik, 19.11.2012. - https://archaeologik.blogspot.com/2012/11/gekehlte-karniesrandschalen.html
 
*Schreg 2015: R. Schreg, Eisentonkeramik aus Ulm und Geislingen- ein Zeugnis ulmischen Donauhandels. Archaeologik, 5.1.2015. - http://archaeologik.blogspot.de/2015/01/eisentonkeramik-aus-ulm-und-geislingen.html
 
*Schreg 2015: R. Schreg, Eisentonkeramik aus Ulm und Geislingen- ein Zeugnis ulmischen Donauhandels. Archaeologik, 5.1.2015. - http://archaeologik.blogspot.de/2015/01/eisentonkeramik-aus-ulm-und-geislingen.html
 
*Westphalen 1994: T. Westphalen, Die Ausgrabungen von Ulm-Rosengasse (Tübingen 1994).
 
*Westphalen 1994: T. Westphalen, Die Ausgrabungen von Ulm-Rosengasse (Tübingen 1994).
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*Zankl 1973: F. R. Zankl, Die Stadtkerngrabungen am Grünen Hof im Südostbereich des staufischen Ulm. Vorbericht über die erste Grabungskampagne. Ulm u. Oberschwaben 40/41, 1973, 9–26.
 
   
   

Aktuelle Version vom 4. August 2024, 19:26 Uhr

Ulm war lange Zeit Schwerpunkt stadtarchäologischer Forschungen in Baden-Württemberg (vgl. Scheschkewitz 2020). Es liegen umfangreiche Keramikfunde aus unterschiedlichen Bereichen der Stadt vor. Bereits in der bahnbrechenden Arbeit von Uwe Lobbedey (1968) spielte Ulm mit dem Weinhof eine wesentliche Rolle in der Definition von Warenarten.

Forschungsgeschichte

Schon vor dem zweiten Weltkrieg fanden Keramikfunde aus Ulm Beachtung (Hermann 1936), nicht nur die aus dem merowingerzeitlichen Gräberfeld Ulm, Kienlesberg.

Ein wichtiger Ansatzpunkt der Stadtarchäologie in Ulm war der Weinhof, mit den Grabungen im Pfalzkapelle/Schwörhaus, gefolgt von Grabungen unter der Leitung von G. Fehring, die eine stratigraphische Abfolge hinter der Stufermauer am Südhang des Weinhofhügels erbrachte und die Uwe Lobbedey als Grundlage für seine Keramikchronologie in Süddeutschland diente. Es folgten weitere Notgrabungen auch am Diebsturm an der Südostecke der Kernstadt. Hier wurden einige Funde in Vorberichten beschrieben (Zankl 1973; Gutbier 1978).

Ausführlich bearbeitet wurden bisher aber nur wenige Komplexe, so die Funde von der Nikolauskapelle und von der Grabung Rosenstraße. Desweiteren existieren einige Vorberichte und Teilbearbeitungen, so aus der Verfüllung der hochmittelalterlichen Stadtgräben. Zusammenfassend wurde die Keramik aus Ulm durch Ade-Rademacher 1992 (in Gross u.a. 1992) und Schreg 2005 (in Bräuning u.a. 2009) dargestellt. Inzwischen kamen durch zahlreiche Großgrabungen, etwa in der Neuen Straße viele weitere Funde und Befunde hinzu. Von Bedeutung sind die Grabungen auf dem Münsterplatz sowie in der Neuen Straße, da hier stratigraphische Abfolgen erfasst wurden, die mittels dendrochronologischer Bestimmungen absolut zu datieren sind. Auf dem Münsterplatz handelt es sich um die Abfolge mehrerer Grubenhäuser, in der Neuen Straße um die mehrfache Erneuerung und Befestigung einer Straße. Aus den Arbeiten zu deren Auswertung stammen insbesondere von Uwe Gross zahlreiche spezielle Publikationen, meist aber ohne Materialvorlage.

Wichtige Fundkomplexe

Weitere bedeutende Keramikfundstellen liegen im Umfeld der Stadt.

Keramikfunde

Aktuell sind für Ulm die folgenden Warenarten beschrieben;

Verbleib der Funde

  • ALM
  • Museum Ulm

Literaturhinweise

  • Bräuning / Schreg 1998: A. Bräuning / R. Schreg, Die Keramikfunde - ein Exkurs. In: A. Bräuning (Hrsg.), Um Ulm herum. Untersuchungen zu mittelalterlichen Befestigungsanlagen in Ulm. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 23 (Stuttgart 1998) 67–79.
  • Bräuning et al. 2007: A. Bräuning / R. Schreg / D. Brenner, Archäologische Ausgrabungen auf dem „Grünen Hof“ in Ulm. Ein Vorbericht zu den Grabungen 1998/99 und 2001. Ulm u. Oberschwaben 53/54, 2007, 29–86.
  • Bräuning et al. 2009: A. Bräuning / U. Schmidt / R. Schreg, Ulm. Arch. Stadtkataster Bad.-Württ. 35 (Esslingen 2009).
  • Dumitrache et al. 2006: M. Dumitrache / G. Kurz / G. Legant / D. Schmid, Der lange Weg zur Stadt. Neuer Blickwinkel der Archäologie zur Stadtgründung Ulms. Denkmalpfl. Bad.-Württ. 35,1, 2006, 28–37.
  • Gross 1989: U. Gross, Das Fundmaterial. In: C.-J. Kind (Hrsg.), Ulm-Eggingen. Die Ausgrabungen 1982 bis 1985 in der bandkeramischen Siedlung und der mittelalterlichen Wüstung. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Bad.-Württ. 34 (Stuttgart 1989) 332–361.
  • Gross 2009: U. Gross, Drehscheibenware des frühen und hohen Mittelalters in Ulm. In: U. Gross / A. Kottmann / J. Scheschkewitz (Hrsg.), Frühe Städte – Frühe Pfalzen. Neue Forschungen zu zentralen Orten des Früh- und Hochmittelalters in Süddeutschland und der Nordschweiz. Arch. Inf. Bad.-Württ. 58 (Stuttgart 2009) 51–58.
  • Gross 2015: U. Gross, Sturzbecher oder Becherschrauben und schwarze Töpfe. Eine gläserne Sonderform und östliche Keramikimporte im frühneuzeitlichen Ulm. Fundber. Bad.-Württ. 35, 2015, 561–573.
  • Gross 2015: U. Gross, Zu einigen Dekorbesonderheiten an frühmittelalterlicher Keramik aus Ulm. Fundber. Bad.-Württ. 35, 2015, 555–560.
  • Gross 2020: U. Gross, Deckel oder Glättinstrumente? Zu einer Gruppe reich verzierter mittelalterlicher Tonobjekte aus Ulm (Heidelberg 2020). - doi:10.11588/artdok.00007160
  • Gross 2020: U. Gross, Ulm-Löwenstein-Rottweil-Pforzheim. Vier Orte mit Hinweisen auf lokale Herstellung von Drehscheibenwaren im frühen und hohen Mittelalter. Beiträge zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik in Südwestdeutschland (Heidelberg 2020). - doi: 10.11588/ARTDOK.00007000
  • Gross 2021: U. Gross, Ältere gelbe Drehscheibenware in Ulm Ein Überblick (Heidelberg 2021). - doi: https://doi.org/10.11588/artdok.00007315
  • Gross et al. 1992: U. Gross / S. Kaltwasser / D. Ade-Rademacher / M. Junkes, Keramik. In: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300 (Stuttgart 1992) 320–345.
  • Gross / Kottmann 2009: U. Gross / A. Kottmann, Zur Frühzeit der Stadt Ulm - neue Aufschlüsse aus alten Grabungen. Arch. Korrbl. 39, 2009, 433–448.
  • Gutbier 1978: R. Gutbier, Die Stadtkerngrabung am Grünen Hof in Ulm. Zweiter Vorbericht. Ulm u. Oberschwaben 42/43, 1978, 9–27.
  • Harding/ Scheschkewitz 2024: S. Harding/ J. Scheschkewitz, Überraschung unter der Ulmer Bastion "Mitteleck". Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 2023 (2024), 254-258.
  • Herrmann 1936: A. Herrmann, Mittelalterliche Tongefäße in Ostschwaben. Schwabenland 3 (= Schwäb. Mus. 12), 1936, 153–158.
  • Hübener / Lobbedey 1964: W. Hübener / U. Lobbedey, Zur Struktur der Keramik der späteren Merowingerzeit. Beobachtungen an süddeutschen Grab- und Siedlungsfunden. Bonner Jahrb. 164, 1964, 88–129.
  • Kottmann 2009: A. Kottmann, Die Pfalz in Ulm aus archäologischer Sicht. In: U. Gross / A. Kottmann / J. Scheschkewitz (Hrsg.), Frühe Städte – Frühe Pfalzen. Neue Forschungen zu zentralen Orten des Früh- und Hochmittelalters in Süddeutschland und der Nordschweiz. Arch. Inf. Bad.-Württ. 58 (Stuttgart 2009) 34–50.
  • Lobbedey 1968: U. Lobbedey, Untersuchungen mittelalterlicher Keramik vornehmlich in Südwestdeutschland. Arb. Frühmittelalterforsch. 3 (Berlin 1968).
  • Lobbedey unpubl.: U. Lobbedey, Ulm, Weinhof. die Funde mittelalterlicher Keramik. (Skript LfD Baden-Württemberg)
  • Schmidt / Scholkmann 1981: E. Schmidt / B. Scholkmann, Nikolauskapelle auf dem Grünen Hof in Ulm. Ergebnisse einer archäologischen Untersuchung. In: Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 7 (Tübingen 1981) 303–370.
  • Scheschkewitz 2020: J. Scheschkewitz, Ausgrabung, Erhalt und Integration. Erfahrungen aus der archäologischen Praxis in Ulm. In: M. Nawroth/M. Wemhoff/N. Makarow u. a. (Hrsg.), Archäologie in mittelalterlichen Städten: Russland und Deutschland - ein Vergleich = Archeologija v srednevekovych gorodach : Rossija i Germanija - sravnenie. Berliner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 25 (Berlin 2020) 325–342.
  • Schreg 2012: R. Schreg, Gekehlte Karniesrandschalen. Archaeologik, 19.11.2012. - https://archaeologik.blogspot.com/2012/11/gekehlte-karniesrandschalen.html
  • Schreg 2015: R. Schreg, Eisentonkeramik aus Ulm und Geislingen- ein Zeugnis ulmischen Donauhandels. Archaeologik, 5.1.2015. - http://archaeologik.blogspot.de/2015/01/eisentonkeramik-aus-ulm-und-geislingen.html
  • Westphalen 1994: T. Westphalen, Die Ausgrabungen von Ulm-Rosengasse (Tübingen 1994).
  • Zankl 1973: F. R. Zankl, Die Stadtkerngrabungen am Grünen Hof im Südostbereich des staufischen Ulm. Vorbericht über die erste Grabungskampagne. Ulm u. Oberschwaben 40/41, 1973, 9–26.