Schalkstetten, Untere Wiesen: Unterschied zwischen den Versionen
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⚫ | Die Siedlung liegt in einem seit den 1960er Jahre stetig ausgebautem Neubaugebiet südlich des alten Ortsbereichs. Hier befand sich in früherer Zeit eine kleine Quelle, die indes schon lange nicht mehr regelmäßig schüttet. Diese im Karst ungewöhnliche Quelle hängt mit dem lokalen Grundwasservorkommen im Bereich der Juranagelfluh zusammen, einer alten miozänen lehmig-kiesigen Talfüllung, die heute in Reliefumkehr einen Höhenrücken bildet. |
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− | Am südlichen Ortsrand von Schalkstetten entdeckte Albert Kley 1964 erstmals frühmittelalterliche Keramik, die ihm auffiel, weil er wenige Jahre zuvor in [[Geislingen, Mühlwiesen]] eine frühmittelalterliche Siedlung identifizieren konnte und bei der Bergung des Töpferofens in [[Donzdorf, Hinterer Brühl]] |
+ | Am südlichen Ortsrand von Schalkstetten entdeckte Albert Kley 1964 erstmals frühmittelalterliche Keramik, die ihm auffiel, weil er wenige Jahre zuvor in [[Geislingen, Mühlwiesen]] eine frühmittelalterliche Siedlung identifizieren konnte und bei der Bergung des Töpferofens in [[Donzdorf, Hinterer Brühl]] beteiligt war. Mit dieser Kenntnis konnte er die bisher vorgeschichtlich oder als - damals uninteressant - spätmittelalterlich datierten Funde richtig zuordnen. |
− | Die Beobachtungen erfolgten indes nur baubegleitend, so dass wenig über die innere Struktur der Siedlung bekannt ist. Erst im Jahr 2005 konnte eine erste Ausgrabung durchgeführt werden. |
+ | Die Beobachtungen erfolgten indes nur baubegleitend, so dass wenig über die innere Struktur der Siedlung bekannt ist. Erst im Jahr 2005 konnte eine erste Ausgrabung durchgeführt werden. Sie erfolgte als Lehrgrabung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen unter Leitung von Rainer Schreg. Die Funde wurden bislang in mehreren kurzen Berichten nur in Auswahl vorgelegt. |
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+ | Die Siedlungsbefunde sind schlecht dokumentiert, da Albert Kley auf Jahrzehnte lediglich die Baugruben beobachten konnte. Immer wieder konnte er Pfostengruben und Gräbchen feststellen, doch fehlen eindeutige Hinweise auf die sonst üblichen Grubenhäuser. Eine systematische Grabung im Jahr 2005 zeigte, dass in der überall über der Juranagelfluh angetroffenen "Dunkelschicht" originale Kulturschichtbildungen ebenso vorhanden sein können, wie verlagertes Material. Im Bereich der Ausgrabungen wie auch bei den älteren Beobachtungen wurde über dieser schwarzen Schicht eine hellere, braune, wohl kolluviale Deckschicht festgestellt. |
+ | Die Grabungen 2005 erbrachten einen nicht ganz vollständigen frühmittelalterlichen Hausgrundriß. |
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+ | Am Nordwestrand der Siedlung konnte Alter Kley die Reste eines Töpferofens mit Lochtenne erfassen. Eindeutig als lokale Produkte erkennbare Keramikfunde liegen nicht vor, am ehesten ist an eine Herstellung von Keramik ähnlich der Donzdorfer Ware zu denken. |
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*harte quarzgemag. handgemachte Ware |
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*Knickwandkeramik bzw. geglättete Drehscheibenkeramik |
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*Feine graue und braune handgemachte Keramik - darunter [[Ulmer Gruppe (Ulm, FMa)]] |
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+ | Es fehlen die Albware, deren Hauptverbreitungsgebiet weiter südwestlich liegt. Spärlich vorhanden sind Funde der Jüngeren grauen Drehscheibenware sowie der rotbemalten Feinware, die wohl in eine Zeit gehören, als der Südhang nicht mehr besiedelt war. |
Aktuelle Version vom 29. Juli 2024, 10:51 Uhr
Schalkstetten (Gde. Amstetten, Alb-Donau-Kreis)
Untere Wiesen
früh- bis hochmittelalterliche Siedlung
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Lage
Die Siedlung liegt in einem seit den 1960er Jahre stetig ausgebautem Neubaugebiet südlich des alten Ortsbereichs. Hier befand sich in früherer Zeit eine kleine Quelle, die indes schon lange nicht mehr regelmäßig schüttet. Diese im Karst ungewöhnliche Quelle hängt mit dem lokalen Grundwasservorkommen im Bereich der Juranagelfluh zusammen, einer alten miozänen lehmig-kiesigen Talfüllung, die heute in Reliefumkehr einen Höhenrücken bildet.
Forschungsgeschichte
Am südlichen Ortsrand von Schalkstetten entdeckte Albert Kley 1964 erstmals frühmittelalterliche Keramik, die ihm auffiel, weil er wenige Jahre zuvor in Geislingen, Mühlwiesen eine frühmittelalterliche Siedlung identifizieren konnte und bei der Bergung des Töpferofens in Donzdorf, Hinterer Brühl beteiligt war. Mit dieser Kenntnis konnte er die bisher vorgeschichtlich oder als - damals uninteressant - spätmittelalterlich datierten Funde richtig zuordnen.
Die Beobachtungen erfolgten indes nur baubegleitend, so dass wenig über die innere Struktur der Siedlung bekannt ist. Erst im Jahr 2005 konnte eine erste Ausgrabung durchgeführt werden. Sie erfolgte als Lehrgrabung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen unter Leitung von Rainer Schreg. Die Funde wurden bislang in mehreren kurzen Berichten nur in Auswahl vorgelegt.
Befundsituation
Die Siedlungsbefunde sind schlecht dokumentiert, da Albert Kley auf Jahrzehnte lediglich die Baugruben beobachten konnte. Immer wieder konnte er Pfostengruben und Gräbchen feststellen, doch fehlen eindeutige Hinweise auf die sonst üblichen Grubenhäuser. Eine systematische Grabung im Jahr 2005 zeigte, dass in der überall über der Juranagelfluh angetroffenen "Dunkelschicht" originale Kulturschichtbildungen ebenso vorhanden sein können, wie verlagertes Material. Im Bereich der Ausgrabungen wie auch bei den älteren Beobachtungen wurde über dieser schwarzen Schicht eine hellere, braune, wohl kolluviale Deckschicht festgestellt. Die Grabungen 2005 erbrachten einen nicht ganz vollständigen frühmittelalterlichen Hausgrundriß.
Am Nordwestrand der Siedlung konnte Alter Kley die Reste eines Töpferofens mit Lochtenne erfassen. Eindeutig als lokale Produkte erkennbare Keramikfunde liegen nicht vor, am ehesten ist an eine Herstellung von Keramik ähnlich der Donzdorfer Ware zu denken.
Keramik
Das Keramikspektrum der Siedlung ist sehr variantenreich. Die ältesten Funde - von vorgeschichtlichem Material des Jungneolithikums, der Urnenfelder- und Hallstattzeit einmal abgesehen - datieren noch in die frühe Merowingerzeit, charakterisiert durch Knickwandschalen und Deckelfalztöpfe des Typs Alzei 27.
- vorgeschichtl. handgem. Ware
- röm. Scheibenware
- harte quarzgemag. handgemachte Ware
- schwarzgraue gegl. handgem. Ware, darunter Fragmente einer thüringischen Schale und einer Schale vom Typ Friedenhain-Prešt'ovice
- Terra Nigra
- Knickwandkeramik bzw. geglättete Drehscheibenkeramik
- Rauwandige Drehscheibenware. Es liegt ein breites Spektrum unterschiedlicher Materialgruppen der rauwandigen Drehscheibenware vor, die als Rauwandige Drehscheibenware römischer Tradition mit Sichelrändern des Typs Alzei 27 sowie als Rauwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art (Neckarland/ Schwäb. Alb, FMa) eingeordnet werden können. Einige Scherben stehen der Donzdorfer Ware zwar nahe, lassen aber deren Charakteristik der Magerung und Oberfläche vermissen und müssen wohl als Hinweis auf weitere Töpfereien gewertet werden. Prinzipiell kämen dafpür die Reste eines Töpferofens am Nordostrand der Siedlung in Frage, doch wurden dort keine Fehlöbrände identifiziert.
- Ältere gelbe Drehscheibenware, darunter auch sog. Imitationen, der sog. Ulmer Drehscheibenware (Ulm, HMa)
- Feine graue und braune handgemachte Keramik - darunter Ulmer Gruppe (Ulm, FMa)
- Kammstrichware
- feinsandig glimmerhaltige nachgedrehte Ware
- gröbere nachgedrehte Waren
Es fehlen die Albware, deren Hauptverbreitungsgebiet weiter südwestlich liegt. Spärlich vorhanden sind Funde der Jüngeren grauen Drehscheibenware sowie der rotbemalten Feinware, die wohl in eine Zeit gehören, als der Südhang nicht mehr besiedelt war.