Renningen, Neuwiesenäcker: Unterschied zwischen den Versionen

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Das ausgedehnte früh- bis hochmittelalterliche Siedlungsareal liegt westlich der Ortslage von Renningen (Lkr. Böblingen, Baden-Württemberg) und umfasst mehrere Flurteile bis über die Gemarkungsgrenze zu Malmsheim. Die Nähe zur Flur "Altheimer Tal" gibt Grund zur Annahme, dass die Siedlung mit dem Ort Altheim identifiziert werden darf, der im 12. bis 14. Jahrhundert in den Hirsauer Urkunden erwähnt wird. Nur in den Neuwiesenäckern ca 0,8 km WNW der Kirche konnte beim Straßenbau in den 1980er Jahren ein kleiner Ausschnitt archäologisch untersucht werden.
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|| Fundort || <strong>Renningen, Neuwiesenäcker</strong>
 
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|| Fundart || Siedlung
 
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|| Lage || 0,8 km WNW der Kirche
 
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|| Koordinaten || 48.767930, 8.9235626
 
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|| Datierung || 6.-12.Jh.
 
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|| Warenarten || [[Rauwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art (Neckarland/ Schwäb. Alb, FMa)]], [[Knickwandkeramik]], nachgedrehte Waren,
 
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|| Formenspektrum || v.a Gebrauchskeramik, Töpfe
 
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|| Fundinventar || Siedlungsfunde, z.T. aus Gruben- bzw. Grubenhausverfüllungen
 
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|| Befundbeschreibung || Die Siedlung wurde nur in kleinen Ausschnitten archäologisch untersucht. Die Funde stammen v.a aus den Verfüllungen der Grubenhäuser und zweier Brunnen..
 
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|| Verbleib || Landesmus. Württemberg, Stuttgart; Archäologisches Landesmuseum, Rastatt; Archäologisches Museum Renningen https://www.renningen.de/archaeologisches-museum
 
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|| Bemerkungen ||
 
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|| Literatur || Schreg 2006
 
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==Lage==
 
Das ausgedehnte früh- bis hochmittelalterliche Siedlungsareal liegt westlich der Ortslage von Renningen und umfasst mehrere Flurteile bis über die Gemarkungsgrenze zu Malmsheim. Die Nähe zur Flur "Altheimer Tal" gibt Grund zur Annahme, dass die Siedlung mit dem Ort Altheim identifiziert werden darf, der im 12. bis 14. Jahrhundert in den Hirsauer Urkunden erwähnt wird. Nur in den Neuwiesenäckern ca 0,8 km WNW der Kirche konnte beim Straßenbau in den 1980er Jahren ein kleiner Ausschnitt archäologisch untersucht werden.
 
 
*Koordinaten: 48.767930, 8.9235626
 
*Koordinaten: 48.767930, 8.9235626
   
 
==Forschungsgeschichte==
 
==Forschungsgeschichte==
Kurt Maier konnte in den 1980er und 90er Jahren bei systematischen Feldbegehungen an zahlreichen Stellen im Renninger Becken mittelalterliche Siedlungsfundstellen lokalisieren. 1987/88 wurde im Vorfeld eines Straßenbaus ein kleiner Ausschnitt der Siedlung in den Neuwiesenäckern durch das LDA Stuttgart (Ingo Stork) ausgegraben.
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Kurt Maier konnte in den 1980er und 90er Jahren bei systematischen Feldbegehungen an zahlreichen Stellen im Renninger Becken mittelalterliche Siedlungsfundstellen lokalisieren. 1987/88 wurde im Vorfeld eines Straßenbaus ein kleiner Ausschnitt der Siedlung in den Neuwiesenäckern durch das LDA Stuttgart (Ingo Stork) ausgegraben. In den Folgejahren konnte das Landsedenkmalamt Baden-Württemberg in Renningen einen gewissen Schwerpunkt setzen, u.a. mit Grabungen in der frühalamannischen Siedlung [[Renningen, Raite]].
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Eine Auswerung erfolgte durch Rainer Schreg unter dem Aspekt der mittelalterlichen Dorfgenese, doch wurde hier auch der Keramikfundbestand aus den verschiedenen Grabungen und Feldbegehungen ausgwertet und vorgelegt (Schreg 2006).
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==Befundsituation==
 
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Einer der Brunnen enthielt einen Holzbalken, der sich dendrochronologisch exakt in den Winter von 999 auf das Jahr 1000 datieren ließ. Leider blieb unklar, ob es sich um ein Holz aus der Verfüllung oder von einer Brunnenfassung unterhalb der runden, trocken ausgeführten Steinaufmauerung handelte. Die Verfüllung des Brunnens jedenfalls erfolgte. nach dem Keramikspektrum zu schließen, frühestens im fortgeschrittenen 11. Jahrhundert. Sie enthielt zahlreiche Samen von Ruderalpflanzen, die darauf hindeuten, dass seine Umgebung nicht gepflegt und kaum begangen wurde. Dies könnte ein Hinweis auf eine allmähliche Aufgabe der Siedlung sein. Wann dies genau geschah, ist aus quellenkritischen Gründen nicht sicher zu erfassen.
 
Einer der Brunnen enthielt einen Holzbalken, der sich dendrochronologisch exakt in den Winter von 999 auf das Jahr 1000 datieren ließ. Leider blieb unklar, ob es sich um ein Holz aus der Verfüllung oder von einer Brunnenfassung unterhalb der runden, trocken ausgeführten Steinaufmauerung handelte. Die Verfüllung des Brunnens jedenfalls erfolgte. nach dem Keramikspektrum zu schließen, frühestens im fortgeschrittenen 11. Jahrhundert. Sie enthielt zahlreiche Samen von Ruderalpflanzen, die darauf hindeuten, dass seine Umgebung nicht gepflegt und kaum begangen wurde. Dies könnte ein Hinweis auf eine allmähliche Aufgabe der Siedlung sein. Wann dies genau geschah, ist aus quellenkritischen Gründen nicht sicher zu erfassen.
   
Die jüngste nachweisbare Siedlungsphase gehört in das spätere
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Die jüngste nachweisbare Siedlungsphase gehört in das spätere 11. und 12. Jahrhundert. doch bleibt unklar, inwiefern im 13. Jahrhundert vielleicht noch mit ebenerdiger Bebauung zu rechnen
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ist, die sich im archäologischen Befund nicht mehr erfassen lässt. Nach den schriftlichen Quellen dürfte ein einzelner Hof noch bis ins 14. Jahrhundert bestanden haben. Sichere archäologische Anhaltspunkte, die Aufschluss über das Ende der Siedlung in den Neuwiesenäckern geben könnten, liegen nicht vor.
11. und 12. Jahrhundert. doch bleibt unklar, inwiefern im 13.
 
 
Zwar konnten in einzelnen Befunden Brandreste festgestellt werden, doch kann daraus nicht auf eine Brandzerstörung der Siedlung geschlossen werden.
Jahrhundert vielleicht noch mit ebenerdiger Bebauung zu rechnen
 
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lässt. Nach den schriftlichen Quellen dürfte ein einzelner Hof
 
noch bis ins 14. Jahrhundert bestanden haben. Sichere archäologische
 
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in den Neuwiesenäckern geben könnten, liegen nicht vor.
 
Zwar konnten in einzelnen Befunden Brandreste festgestellt
 
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Ähnlich wie in der Raite bestanden die Höfe aus mehreren Gebäuden.
 
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Die Hauptgebäude wiesen ein einfacheres Bauschema auf. Anstelle dreischiffiger Häuser errichtete man nur zweischiffige Gebäude, die jedoch eine ähnliche Größe erreichten. Wie in der Völkerwanderungszeit dürften Wohnraum und Stall unter einem Dach vereint gewesen sein. Gestelzte Speicher sind in der Grabungsfläche nicht nachweisbar.
Die Hauptgebäude wiesen ein einfacheres Bauschema
 
auf. Anstelle dreischiffiger Häuser errichtete man nur zweischiffige
 
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**3.2. Handgemachte geglättete Ware
 
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*4. Terra nigra
 
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*5. Geglättete Drehscheibenware (Knickwandkeramik)
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**5.1. Schwarz engobierte Drehscheibenware
 
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*6. Terra-sigillata-Derivate/[[rotgestrichene Ware (FMa)|Rot gestrichene Ware]]
 
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*10. Oxidierend gebrannte Drehscheibenkeramik
 
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**10.1. [[Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)|Ältere gelbe Drehscheibenware]]
 
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**10.2. Rotbemalte Waren
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*11. [[Jüngere graue Drehscheibenware (Südwestdeutschland, SMa)|Jüngere, graue Drehscheibenware]]
 
*11. [[Jüngere graue Drehscheibenware (Südwestdeutschland, SMa)|Jüngere, graue Drehscheibenware]]
 
*12. Neuzeitliche Keramik
 
*12. Neuzeitliche Keramik
   
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nach Schreg 2006 Tab. 4
 
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Landesmus. Württemberg, Stuttgart; Archäologisches Landesmuseum, Rastatt; Archäologisches Museum Renningen https://www.renningen.de/archaeologisches-museum
 
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==Tabellarische Übersicht zur Fundstelle==
 
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|| Fundort || <strong>Renningen, Neuwiesenäcker</strong>
 
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|| Fundart || Siedlung
 
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|| Lage || 0,8 km WNW der Kirche
 
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|| Koordinaten || 48.767930, 8.9235626
 
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|| Datierung || 6.-12.Jh.
 
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|| Warenarten || [[Rauwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art (Neckarland/ Schwäb. Alb, FMa)]], [[Knickwandkeramik]], nachgedrehte Waren,
 
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|| Formenspektrum || v.a Gebrauchskeramik, Töpfe
 
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|| Fundinventar || Siedlungsfunde, z.T. aus Gruben- bzw. Grubenhausverfüllungen
 
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|| Befundbeschreibung || Die Siedlung wurde nur in kleinen Ausschnitten archäologisch untersucht. Die Funde stammen v.a aus den Verfüllungen der Grubenhäuser und zweier Brunnen..
 
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|| Verbleib || Landesmus. Württemberg, Stuttgart; Archäologisches Landesmuseum, Rastatt; Archäologisches Museum Renningen https://www.renningen.de/archaeologisches-museum
 
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|| Bemerkungen ||
 
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|| Literatur || Schreg 2006
 
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Version vom 1. Oktober 2021, 21:45 Uhr

Lage

Das ausgedehnte früh- bis hochmittelalterliche Siedlungsareal liegt westlich der Ortslage von Renningen (Lkr. Böblingen, Baden-Württemberg) und umfasst mehrere Flurteile bis über die Gemarkungsgrenze zu Malmsheim. Die Nähe zur Flur "Altheimer Tal" gibt Grund zur Annahme, dass die Siedlung mit dem Ort Altheim identifiziert werden darf, der im 12. bis 14. Jahrhundert in den Hirsauer Urkunden erwähnt wird. Nur in den Neuwiesenäckern ca 0,8 km WNW der Kirche konnte beim Straßenbau in den 1980er Jahren ein kleiner Ausschnitt archäologisch untersucht werden.

  • Koordinaten: 48.767930, 8.9235626

Forschungsgeschichte

Kurt Maier konnte in den 1980er und 90er Jahren bei systematischen Feldbegehungen an zahlreichen Stellen im Renninger Becken mittelalterliche Siedlungsfundstellen lokalisieren. 1987/88 wurde im Vorfeld eines Straßenbaus ein kleiner Ausschnitt der Siedlung in den Neuwiesenäckern durch das LDA Stuttgart (Ingo Stork) ausgegraben. In den Folgejahren konnte das Landsedenkmalamt Baden-Württemberg in Renningen einen gewissen Schwerpunkt setzen, u.a. mit Grabungen in der frühalamannischen Siedlung Renningen, Raite. Eine Auswerung erfolgte durch Rainer Schreg unter dem Aspekt der mittelalterlichen Dorfgenese, doch wurde hier auch der Keramikfundbestand aus den verschiedenen Grabungen und Feldbegehungen ausgwertet und vorgelegt (Schreg 2006).


Befundsituation

Bei den Grabungen 1987 wurden die Grundrisse ein- und zweischiffiger Pfostenbauten, einfache Grubenhäuser, Herdstellen bzw. Ofenreste, die Pfostenreste einiger Zäune sowie zwei Brunnen aufgedeckt. Die Gebäude gehören, soweit sie anhand von Funden zu datieren sind, ins 10. bis 12. Jahrhundert. Nach Ausweis der Funde muss hier aber bereits im 9. und 10. Jahrhundert eine größere Siedlung gelegen haben. Die Anfänge der Siedlung reichen sogar noch weiter zurück: Einige wenige Funde der Völkerwanderungszeit zeigen, dass hier schon gleichzeitig mit der Siedlung in der Raite weitere Häuser existiert haben.

Einer der Brunnen enthielt einen Holzbalken, der sich dendrochronologisch exakt in den Winter von 999 auf das Jahr 1000 datieren ließ. Leider blieb unklar, ob es sich um ein Holz aus der Verfüllung oder von einer Brunnenfassung unterhalb der runden, trocken ausgeführten Steinaufmauerung handelte. Die Verfüllung des Brunnens jedenfalls erfolgte. nach dem Keramikspektrum zu schließen, frühestens im fortgeschrittenen 11. Jahrhundert. Sie enthielt zahlreiche Samen von Ruderalpflanzen, die darauf hindeuten, dass seine Umgebung nicht gepflegt und kaum begangen wurde. Dies könnte ein Hinweis auf eine allmähliche Aufgabe der Siedlung sein. Wann dies genau geschah, ist aus quellenkritischen Gründen nicht sicher zu erfassen.

Die jüngste nachweisbare Siedlungsphase gehört in das spätere 11. und 12. Jahrhundert. doch bleibt unklar, inwiefern im 13. Jahrhundert vielleicht noch mit ebenerdiger Bebauung zu rechnen ist, die sich im archäologischen Befund nicht mehr erfassen lässt. Nach den schriftlichen Quellen dürfte ein einzelner Hof noch bis ins 14. Jahrhundert bestanden haben. Sichere archäologische Anhaltspunkte, die Aufschluss über das Ende der Siedlung in den Neuwiesenäckern geben könnten, liegen nicht vor. Zwar konnten in einzelnen Befunden Brandreste festgestellt werden, doch kann daraus nicht auf eine Brandzerstörung der Siedlung geschlossen werden. Ähnlich wie in der Raite bestanden die Höfe aus mehreren Gebäuden. Die Hauptgebäude wiesen ein einfacheres Bauschema auf. Anstelle dreischiffiger Häuser errichtete man nur zweischiffige Gebäude, die jedoch eine ähnliche Größe erreichten. Wie in der Völkerwanderungszeit dürften Wohnraum und Stall unter einem Dach vereint gewesen sein. Gestelzte Speicher sind in der Grabungsfläche nicht nachweisbar.


Keramikfunde

Nach einer ersten Sichtung der Keramikfunde durch U. Gross, wurden diese durch Schreg 2006 bearbeitet und vorgelegt. Dabei wurden 12 Keramikgruppen unterschieden:

tabellarische Übersicht der Warenarten

nach Schreg 2006 Tab. 4

Warenart Magerungsgröße Magerungsdichte Magerungsart Härte Farbe Oberfläche Brand Technik Randformen Bemerkungen
Gruppe 1: Vorgeschichtliche Keramik organisch/Quarz überwiegend reduzierend handgemacht sehr breites Spektrum bei Schreg 2006 nicht genauer bearbeitet
Gruppe 2: Römische Keramik
2.1 Terra sigillata sehr fein schwach hart orange poliert-glatt oxid. scheibengedr.
2.2 Firniswaren fein mäßig Quarz hart grau glatt red. scheibengedr.
2.3 römische Gebrauchskeramik fein–grob mäßig–stark Quarz, Kalk, Schamotte, orangeschwarze Part. weich grau-braun matt red./oxid. scheibengedr.
Gruppe 3: Handgemachte Keramik
3.1 handgemachte Grobware mittelgrob–grob stark Quarz, Kalk hart braun–braunschwarz, meist fleckig matt–rau red. handgemacht 1–6 Abgrenzungsprobleme geg. handgem. gegl. W. und vorgesch. Keramik
3.2 handgemachte geglättete Ware fein–mittelgrob mäßig Quarz, Kalk hart Braun-/ Grautöne glatt–matt red. handgemacht 7–12 Abgrenzungsprobleme geg. handgem. Grobw. und Terra nigra, inkl. Rippen- u. Beutelgefäße
Gruppe 4: Terra nigra fein schwach–mäßig sehr unterschiedlich: Quarz, Kalk, Glimmer, rostbr. Part. hart grau glatt–poliert, Horizontalriefen red. scheibengedr. 13–15
Gruppe 5: Geglättete Drehscheibenware (Knickwandkeramik) fein–mittel, grob schwach–mäßig Quarz weich–hart grau–hellbraun glatt– poliert, Wellenlinien, Rollstempel red./oxid. scheibengedr.
5.1 schwarz engobierte Drehscheibenware grob mäßig–stark Quarz hart schwarz matt, engobiert uneinheitl. scheibengedr.
Gruppe 6: Terra-sigillata-Derivate/Rotgestrichene Ware fein–mittelgrob schwach Quarz, Schamotte hart orange rot engobiert oxid. scheibengedr.
Gruppe 7: Rauwandige Drehscheibenkeramik
7.1 rauwandige Drehscheibenw. röm. Trad. grob, mittelgrob oder sehr grob mäßig–stark Quarz, Schamotte, vereinzelt schwarze Part., Schamotte (rostbr. Part.) hart rotbraun, grau, beige,orange, sämisch rau, horizontale Rillen uneinheitl. scheibengedr. 18–28
7.2 graue rauwandige Drehscheibenw. mittel/grob stark, seltener mäßig Quarz hart grau matt–rau red. scheibengedr. 29–35
7.2.1 Einglättverzierte Keramik mittelgrob–grob mäßig Quarz hart grau rau, Einglättverzierung red. scheibengedr. Einzelstück
7.2.2 rauwandige Drehscheibenw. Donzdorfer Art mittelgrob–grob mäßig–stark Quarz, rostbraune Part. hart grau rau red. scheibengedr. 34–35 Craquelée
7.3 Braune rauwandige, rillenverzierte Drehscheibenw. grob, seltener mittel oder mittelgrob mäßig–stark Quarz, rostbr. Part., selten Kalk oder Schamotte hart sämisch-braun, schwarz matt–rau, horizontale Rillen uneinheitl. scheibengedr. 36–38
Gruppe 8: Ältere grautonige Drehscheibenware mittelgrob–grob Quarz matt/rau red. scheibengedr. 39–43
Gruppe 9: Nachgedrehte Keramik
9.1 kalkgemagerte nachgedrehte Ware (Albware) fein–mittelgrob stark Kalk weich braun matt Mischbrand nachgedreht 44–49 Wellenlinien
9.2 gröbere nachgedrehte Ware mitel–mittelgrob mäßig–stark Quarz hart grau-braun rau red. nachgedreht 46–46; 49–51
9.3 feinsandig- glimmerhaltige Ware fein–mittel schwach–mäßig Glimmer, Quarz hart grau matt red. nachgedreht 52–54 darunter sandgem. Var. der Albware
Gruppe 10: Oxidierend gebrannte Drehscheibenkeramik
10.1 Ältere gelbe Drehscheibenware mittel mäßig–stark Quarz hart strohgelb, sämisch-hellbeige, dunkelchrom matt, Roll-, Einzelstempel, Eindruck, Wellenlinien oxid. scheibengedr. 55–95 Abgrenzungsprobleme zur neuzeitlichen Keramik
Gelbe quarzgemagerte Ware mittel mäßig Quarz, rostbraune Part. hart matt/geglättet oxid. scheibengedr./ nachgedreht 80–81
Gelbe kalkgemagerte Drehscheibenware mittelgrob–grob mäßig Quarz, Kalk hart oxid.
10.2 Rotbemalte Waren
Rotbemalte Elsässer Ware fein schwach–mäßig Quarz hart matt/geglättet, kurvige Bemalung oxid. scheibengedr. [[Rotbemalte ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, HMa)|Bemalte gelbe Drehscheibenw.]] mittel mäßig Quarz, rostbraune Part. hart sämisch-braunocker matt/glatt, kurvige Bemalung oxid. scheibengedr.
Pingsdorf-Ware bzw. Imitationen mittel–grob sämisch–dunkelchrom Quarz hart–sehr hart dunkelchrom, sämisch matt-rau, kleinteilige gitterförmige Bemalung oxid. scheibengedr. mehrere Varianten
Rotbemalte schwäbische Feinware Buocher Art fein–mittel mäßig Quarz, rostbraune Part. hart strohgelb geglättet, flächige gitterförmige Bemalung oxid. scheibengedr. kreidig
Gruppe 11: Jüngere, graue Drehscheibenware Var. a: mittelgrob–grob, Var. b: fein–mittel Quarz hart grau–grauschwarz geglättet–rau red. scheibengedr. 96–98 vergl. oxid. gebr. jüngere Drehscheibenware
Gruppe 12: Neuzeitliche Keramik Quarz, Kalk, Schamotte glatt–rau, Glasur (häufig abgelöst) uneinheitlich scheibengedr. 99 breites Spektrum, hier nicht genauer bearbeitet

Verbleib der Funde

Landesmus. Württemberg, Stuttgart; Archäologisches Landesmuseum, Rastatt; Archäologisches Museum Renningen https://www.renningen.de/archaeologisches-museum


Tabellarische Übersicht zur Fundstelle

Beschreibung
Fundort Renningen, Neuwiesenäcker
Fundart Siedlung
Lage 0,8 km WNW der Kirche
Koordinaten 48.767930, 8.9235626
Datierung 6.-12.Jh.
Warenarten Rauwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art (Neckarland/ Schwäb. Alb, FMa), Knickwandkeramik, nachgedrehte Waren,
Formenspektrum v.a Gebrauchskeramik, Töpfe
Fundinventar Siedlungsfunde, z.T. aus Gruben- bzw. Grubenhausverfüllungen
Befundbeschreibung Die Siedlung wurde nur in kleinen Ausschnitten archäologisch untersucht. Die Funde stammen v.a aus den Verfüllungen der Grubenhäuser und zweier Brunnen..
Verbleib Landesmus. Württemberg, Stuttgart; Archäologisches Landesmuseum, Rastatt; Archäologisches Museum Renningen https://www.renningen.de/archaeologisches-museum
Bemerkungen
Literatur Schreg 2006


Literatur zur Fundstelle:

  • Gross 1991: U. Gross, Die Funde. In: S. Arnold/U. Gross/I. Stork u. a. (Hrsg.), … mehr als 1 Jahrtausend … Leben im Renninger Becken vom 4. bis 12. Jahrhundert. Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 19 (Stuttgart 1991).
  • Schreg 2006: R. Schreg, Dorfgenese in Südwestdeutschland. Das Renninger Becken im Mittelalter. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 76 (Stuttgart 2006).
  • Stork 1988: I. Stork, Ein frühmittelalterliches Dorf bei Renningen, Kreis Böblingen. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1988, 224–228.
  • Stork 1991: I. Stork, Vor- und Frühgeschichte im Renninger Becken. In: B. Maier (Hrsg.), Renningen und Malmsheim. Eine Stadt und ihre Geschichte (Stuttgart 1991) 10–31.