Glasierte Keramik: Unterschied zwischen den Versionen

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Glasuren treten zunächst an der [[Jüngere Drehscheibenware|jüngeren Drehscheibenware]] auf. Im archäologischen Material - vor allem bei Oberflächenfunden - sind sie häufig bis auf geringe Reste abgeplatzt.
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Glasuren treten - von antiken Beispielen und deren Tradition im Mittelmeerraum abgesehen - zunächst an der [[Jüngere Drehscheibenware|jüngeren Drehscheibenware]] auf. Im archäologischen Material - vor allem bei Oberflächenfunden - sind sie häufig bis auf geringe Reste abgeplatzt.
Es handelt sich um Bleiglasuren (Hafnerkrankheit - Verbote seit 19. Jahrhundert). Mit Flußmitteln muß der Schmelzpunkt soweit herabgesetzt werden, daß sich das Gefäß nicht verformt. Frühe Glasuren sind in der Regel grün oder gelb. Sie werden zunächst an der Innenseite angebracht, da sie eher eine praktische Funktion (Abdichtung), als eine zierende Funktion besitzen. Hinzuweisen ist allerdings auf die frühen beidseitig glasierten Henkelschalen der [[Freiburg, Latrine der Augustinereremiten|Freiburger Latrine der Augustinereremiten]].
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Es handelt sich um [[Bleiglasur]]en. Mit [[Flußmittel]]n muß deren Schmelzpunkt soweit herabgesetzt werden, daß sich das Gefäß nicht verformt. Frühe Glasuren sind in der Regel grün oder gelb. Sie werden zunächst an der Innenseite angebracht, da sie eher eine praktische Funktion (Abdichtung), als eine zierende Funktion besitzen. Hinzuweisen ist allerdings auf die frühen beidseitig glasierten Henkelschalen der [[Freiburg, Latrine der Augustinereremiten|Freiburger Latrine der Augustinereremiten]].
   
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Neben den Bleiglasuren sind in der Neuzeit unter den Oberbegriff der glasierten Keramik oft aiuch Gefäße mit [[Lehmglasur]] wie zum Beispiel die [[Bunzlauer Ware]] subsumiert. Neuzeitliche glasierte Keramik fällt oft unter Bauernkeramik, wobei der Begriff auch für Steinzeug und Steungut verwendet wird und eher im kunsthandwerklichen, denn im wissenschaftlichen Kontext Verwendung findet.
Gegenüber der mittelalterlichen Keramik ist bei der glasierten Keramik eine Ausweitung des Formenspektrums festzustellen. Es treten nun auch [[Schale]]n, Pfannen und [[Teller]], aber auch eine ganze Reihe von
 
Sonderformen für Hygiene (Nachttöpfe, Handwaschschüsseln), Medizin (Apothekergefäße, Salbtöpfchen) und Garten (Blumentöpfe, Vogeltränken) auf.
 
   
 
[[Datei:ABB245.jpg|right|mini|Beidseitig glasierte Henkelschüsseln, Freiburg, Latrine der Augustinereremiten.]]
 
[[Datei:ABB245.jpg|right|mini|Beidseitig glasierte Henkelschüsseln, Freiburg, Latrine der Augustinereremiten.]]
   
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==Varianten==
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Glasierte Keramik lässt sich in verschiedene Warenarten differenzieren.
   
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*spätantike glasierte Ware
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*[[glasierte jüngere Drehscheibenware (SMa)]]
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*[[glasierte Hafnerware (FNz)]]
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**innen glasiert
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**außen glasiert
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**beidseitig glasi
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**bemalte glasierte Hafnerware - Gemeint ist in der Regel eine Bemalung der glasierten Gefäßpartien, es gibt bei innen glasierter frühneuzeitlicher Keramik bisweilen auch eine tongrundige Bemalung auf der Außenseite, die in der Tradition älterer bemalter Waren steht.
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**[[Werra-Ware]]
   
==Charakteristika==
 
Charakteristisch für das 16. Jahrhundert sind schlanke [[Topf|Töpfe]] aus hellem Ton. Sie sind innen und über den Rand grün glasiert, unter dem Rand ist ein horizontaler Streifen rot bemalt. Der Rand kann unterschiedlich geformt sein. Neben Kamiesrändern sind Wulstränder und Sichelränder mit Deckelfalz vertreten. Gerillte Wandungen verschwinden nach der Mitte des 16. Jahrhunderts, der Topf verliert überhaupt an Bedeutung und wird durch glattwandige Henkeltöpfe ersetzt. Charakteristisch sind die oft randständigen Bandhenkel, die am unteren Ansatz häufig Fingereindrücke aufweisen (16./17. Jahrhundert). Eine weitere wichtige Gefäßform sind [[Dreibeintopf|Dreibeintöpfe]] (im Gegensatz zum [[Grapen]] mit Flachboden und nun bandförmigen Henkeln) und [[Dreibeinpfanne]]n, die gegenüber den spätmittelalterlichen Formen nun immer flacher werden, bis sie im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen geschlossener Herdstellen verschwinden. Eine jüngere Erscheinung ist die vor der Glasur aufgetragene helle [[Engobe]].
 
   
===Verzierung===
 
Mit dem [[Malhorn]] aufgebrachte Bemalung gehört in Südwestdeutschland erst in die Zeit seit etwa dem 17. Jahrhundert, wohingegen nördlich des Mains entsprechende Verzierung bereits länger üblich war. Hin und wieder ist Ritzverzierung unter einer monochromen Glasur anzutreffen. Durch das Zusammenlaufen der Glasur in den Vertiefungen erhält das Muster eine gesättigtere Farbe.
 
 
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Datei:ABB257.jpg|Henkeltöpfe, Dreibeintöpfe und Dreibeinpfannen, Schwäbisch Hall
 
Datei:ABB258.jpg|Bemalte glasierte Ware, Schwäbisch Hall, 16.-19. Jahrhundert
 
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==Kulturgeschichtliche Einordnung==
 
==Kulturgeschichtliche Einordnung==
Glasierte Gefaße finden sich bereits seit dem 13. und 14. Jahrhundert vor allem am südlichen Oberrhein und am Bodensee. Zunächst wird die [[Glasur]] häufig auf die reduzierend gebrannte Keramik der jüngeren Drehscheibenware aufgebracht, wobei traditionelle Verzierungen wie Rollrädcheneindrücke einfach mit Glasur überdeckt werden. Nach archivalischen Quellen muß glasierte Keramik in Freiburg im Breisgau schon vor 1284 hergestellt worden sein (Untermann/ Kaltwasser 1989). Eine Ausnahme sind hier aber die Funde der Augustinereremiten-Kloake in Freiburg, wo in großer Zahl beidseitig grün glasierte, reduzierend gebrannte Henkelschüsseln auftreten, die sonst in der Stadt nicht vorhanden sind (Kaltwasser 1995a). In Ravensburg läßt sich eine Produktion im 14. Jahrhundert nachweisen, in Ulm treten erste Funde etwa zur gleichen Zeit auf.
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Glasierte Gefaße finden sich bereits seit dem 13. und 14. Jahrhundert vor allem am südlichen Oberrhein ([[Freiburg]]) und am Bodensee. Zunächst wird die [[Glasur]] häufig auf die reduzierend gebrannte Keramik der jüngeren Drehscheibenware aufgebracht, wobei traditionelle Verzierungen wie Rollrädcheneindrücke einfach mit Glasur überdeckt werden. Nach archivalischen Quellen muß glasierte Keramik in Freiburg im Breisgau schon vor 1284 hergestellt worden sein (Untermann/ Kaltwasser 1989). Eine Ausnahme sind hier aber die Funde der Augustinereremiten-Kloake in Freiburg, wo in großer Zahl beidseitig grün glasierte, reduzierend gebrannte Henkelschüsseln auftreten, die sonst in der Stadt nicht vorhanden sind (Kaltwasser 1995a). In Ravensburg läßt sich eine Produktion im 14. Jahrhundert nachweisen, in Ulm treten erste Funde etwa zur gleichen Zeit auf.
   
 
Erst während des 14./15. Jahrh. erfährt hellgebrannte, meist nur innen glasierte Keramik in Südwestdeutschland eine größere Verbreitung und setzt sich gegen die zumeist reduzierend, in ihrer Spätphase auch zunehmend oxydierend gebrannte jüngere Drehscheibenware durch.
 
Erst während des 14./15. Jahrh. erfährt hellgebrannte, meist nur innen glasierte Keramik in Südwestdeutschland eine größere Verbreitung und setzt sich gegen die zumeist reduzierend, in ihrer Spätphase auch zunehmend oxydierend gebrannte jüngere Drehscheibenware durch.
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Gegenüber der mittelalterlichen Keramik ist bei der glasierten Keramik eine Ausweitung des Formenspektrums festzustellen. Es treten nun auch [[Schale]]n, Pfannen und [[Teller]], aber auch eine ganze Reihe von Sonderformen für Hygiene (Nachttöpfe, Handwaschschüsseln), Medizin (Apothekergefäße, Salbtöpfchen) und Garten (Blumentöpfe, Vogeltränken) auf.
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Version vom 11. September 2022, 20:03 Uhr

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Glasuren treten - von antiken Beispielen und deren Tradition im Mittelmeerraum abgesehen - zunächst an der jüngeren Drehscheibenware auf. Im archäologischen Material - vor allem bei Oberflächenfunden - sind sie häufig bis auf geringe Reste abgeplatzt. Es handelt sich um Bleiglasuren. Mit Flußmitteln muß deren Schmelzpunkt soweit herabgesetzt werden, daß sich das Gefäß nicht verformt. Frühe Glasuren sind in der Regel grün oder gelb. Sie werden zunächst an der Innenseite angebracht, da sie eher eine praktische Funktion (Abdichtung), als eine zierende Funktion besitzen. Hinzuweisen ist allerdings auf die frühen beidseitig glasierten Henkelschalen der Freiburger Latrine der Augustinereremiten.

Neben den Bleiglasuren sind in der Neuzeit unter den Oberbegriff der glasierten Keramik oft aiuch Gefäße mit Lehmglasur wie zum Beispiel die Bunzlauer Ware subsumiert. Neuzeitliche glasierte Keramik fällt oft unter Bauernkeramik, wobei der Begriff auch für Steinzeug und Steungut verwendet wird und eher im kunsthandwerklichen, denn im wissenschaftlichen Kontext Verwendung findet.

Beidseitig glasierte Henkelschüsseln, Freiburg, Latrine der Augustinereremiten.

Varianten

Glasierte Keramik lässt sich in verschiedene Warenarten differenzieren.

  • spätantike glasierte Ware
  • glasierte jüngere Drehscheibenware (SMa)
  • glasierte Hafnerware (FNz)
    • innen glasiert
    • außen glasiert
    • beidseitig glasi
    • bemalte glasierte Hafnerware - Gemeint ist in der Regel eine Bemalung der glasierten Gefäßpartien, es gibt bei innen glasierter frühneuzeitlicher Keramik bisweilen auch eine tongrundige Bemalung auf der Außenseite, die in der Tradition älterer bemalter Waren steht.
    • Werra-Ware


Kulturgeschichtliche Einordnung

Glasierte Gefaße finden sich bereits seit dem 13. und 14. Jahrhundert vor allem am südlichen Oberrhein (Freiburg) und am Bodensee. Zunächst wird die Glasur häufig auf die reduzierend gebrannte Keramik der jüngeren Drehscheibenware aufgebracht, wobei traditionelle Verzierungen wie Rollrädcheneindrücke einfach mit Glasur überdeckt werden. Nach archivalischen Quellen muß glasierte Keramik in Freiburg im Breisgau schon vor 1284 hergestellt worden sein (Untermann/ Kaltwasser 1989). Eine Ausnahme sind hier aber die Funde der Augustinereremiten-Kloake in Freiburg, wo in großer Zahl beidseitig grün glasierte, reduzierend gebrannte Henkelschüsseln auftreten, die sonst in der Stadt nicht vorhanden sind (Kaltwasser 1995a). In Ravensburg läßt sich eine Produktion im 14. Jahrhundert nachweisen, in Ulm treten erste Funde etwa zur gleichen Zeit auf.

Erst während des 14./15. Jahrh. erfährt hellgebrannte, meist nur innen glasierte Keramik in Südwestdeutschland eine größere Verbreitung und setzt sich gegen die zumeist reduzierend, in ihrer Spätphase auch zunehmend oxydierend gebrannte jüngere Drehscheibenware durch.

Gegenüber der mittelalterlichen Keramik ist bei der glasierten Keramik eine Ausweitung des Formenspektrums festzustellen. Es treten nun auch Schalen, Pfannen und Teller, aber auch eine ganze Reihe von Sonderformen für Hygiene (Nachttöpfe, Handwaschschüsseln), Medizin (Apothekergefäße, Salbtöpfchen) und Garten (Blumentöpfe, Vogeltränken) auf.


Literaturhinweise

  • Kaltwasser 1995: St. Kaltwasser, Die Keramikfunde. In: M. Untermann (Hrsg.). Die Latrine des Augustinereremiten-Klosters in Freiburg im Breisgau. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 31 (Stuttgart 1995) 21-48 (a).
  • Untermann/ Kaltwasser 1989: M. Untermann/St. Kaltwasser, Archäologische Untersuchungen in der Altstadt von Freiburg i. Br. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1989, 299-303.