Sandige Drehscheibenware (Nordschweiz, FMa): Unterschied zwischen den Versionen

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Die sandige Ware steht für eine frühe Entwicklung hin zu Herstellungstechniken, die man heute unter dem schematischen Oberbegriff "[[nachgedrehte Ware]]" zusammenfasst. Die sandige Ware fußt nicht auf den regionalen römischen Traditionen und der vorausgehenden [[rauwandige Drehscheibenware|rauwandigen Drehscheibenware]], sondern stelltr eine frühmittelalterliche Innovation dar (Marti 2000, 223). Am Töpferstandort in [[Oberwil, Lange Gasse]] wurden 8 Öfen nachgewiesen, wo auch eine feintonige Ware produziert wurde.
 
Die sandige Ware steht für eine frühe Entwicklung hin zu Herstellungstechniken, die man heute unter dem schematischen Oberbegriff "[[nachgedrehte Ware]]" zusammenfasst. Die sandige Ware fußt nicht auf den regionalen römischen Traditionen und der vorausgehenden [[rauwandige Drehscheibenware|rauwandigen Drehscheibenware]], sondern stelltr eine frühmittelalterliche Innovation dar (Marti 2000, 223). Am Töpferstandort in [[Oberwil, Lange Gasse]] wurden 8 Öfen nachgewiesen, wo auch eine feintonige Ware produziert wurde.
   
Die Beziehung zur frühen älteren gelben Drehscheibenware, der sie nahesteht, ist nicht siche rzu bestimmen. Nach dern Auffassung von madeleine Châtelet und von Reto Marti (2000, 224) ist sie eher als eine parallele, aber eigenständige Entwicklung zu sehen, da beispielsweise die Rollstempel bei genauerer Betrachtung doch einige Unterschiede aufwiesen.
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Die Beziehung zur frühen älteren gelben Drehscheibenware, der sie nahesteht, ist nicht siche rzu bestimmen. Nach dern Auffassung von Madeleine Châtelet und von Reto Marti (2000, 224) ist sie eher als eine parallele, aber eigenständige Entwicklung zu sehen, da beispielsweise die Rollstempel bei genauerer Betrachtung doch einige Unterschiede aufwiesen.
   
 
Reto Marti konnte 2000 nur ein Vorkommen der sandigen Drehscheibenware als Beigabe in einem spätmerowingerzeitlichen Grab anführen, nämlich Aesch Steinacker Grab 69. Zudem konnte er jedoch zwei Beispiele nennen, bei denen sandige Drehscheibenware beim Bestattungsritus auf merowingerzeitlichen Bestattungsplätzen zerschlagen wurde (Aesch Steinacker, Kreisgraben; Arlesheim Mattweg Fund 1928) (Marti 2000, 222).
 
Reto Marti konnte 2000 nur ein Vorkommen der sandigen Drehscheibenware als Beigabe in einem spätmerowingerzeitlichen Grab anführen, nämlich Aesch Steinacker Grab 69. Zudem konnte er jedoch zwei Beispiele nennen, bei denen sandige Drehscheibenware beim Bestattungsritus auf merowingerzeitlichen Bestattungsplätzen zerschlagen wurde (Aesch Steinacker, Kreisgraben; Arlesheim Mattweg Fund 1928) (Marti 2000, 222).

Version vom 3. September 2024, 16:23 Uhr

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Bei der sandigen Ware handelt es sich um eine der älteren gelben Drehscheibenware nahestehende Ware des Frühmittelalters, deren Herstellungstechnik sie aber auch in die Nähe der nachgedrehten Waren rückt. Sie war überwiegend in der Nordschweiz (etwa Kt. Basel-Land) verbreitet. Die Ware weist eine große Variabilität in Formen auf. Es sind verschiedene Produktionsorte nachgewiesen, die jeweils besondere Eigenheiten gehabt zu haben scheinen.

Forschungsgeschichte

Die Ware wurde erstmals von Reto Marti anhand der Töpfereifunde von Reinach beschrieben (Marti 1990). Bereits 1973 wurden bei Bauarbeiten in Oberwil, Lange Gasse Reste mehrere Töpferöfen angeschnitten (Steinle/ Tauber 1974), die der sandigen Drehscheibenware zugewiesen werden können. Weitere Töpfereifunde aus Therwil und eine Bearbeitung durch Madeleine Châtelet lassen mittlerweile die Warenart etwas genauer erkennen.

Charakteristika

Herstellungstechnik

Die Keramik ist auf einer langsam drehenden Drehscheibe hergestellt, wie sich durch ungleichmäßige Drehrillen auf der Innenseite und wechselnde Wandstärken andeutet. Insofern steht die sandige Drehscheibenware eher der nachgedrehten Ware nahe. In Oberwil wurden einige Fälle beobachtet, bei denen der Unterteil des Gefäßes mit dem Messer nachbearbeitet wurde.

Farbe/Brand

uneinheitlich: ocker, orange und grau

Magerung

feine Sandmagerung: Anhand des Materials aus Oberwil wurden die Steinpartikel als durchschnittlich 0,2 mm groß und eckig beschrieben, zum größten Teil aus Silikate und einzelnen Glimmerstücken bestehend. Dabei wurden kleine Eisenkonzentrationen im Scherben beobachtet (Châtelet/Marti 2004, 30).

Gefäßformen

  • Topf
  • Schüssel
Oberwil BL, Lange Gasse, Töpferofen (verändert nach Steinle/ Tauber 1974)

Verzierung

einfache Rechteck- und Diagonalgitter-Rollstempel, später auch kompliziertere Motive

zum Teil kombiniert mit Wellenlinien

Chromologie

Beginn um 600, vielleicht noch im ausgehenden 6. Jahrhundert.

Verbreitung

https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1QzbJeNkJgpWvhG5R5jr64iFfg-M&usp=sharing

wichtige Fundorte

Herstellungsbelege

Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext

Die sandige Ware steht für eine frühe Entwicklung hin zu Herstellungstechniken, die man heute unter dem schematischen Oberbegriff "nachgedrehte Ware" zusammenfasst. Die sandige Ware fußt nicht auf den regionalen römischen Traditionen und der vorausgehenden rauwandigen Drehscheibenware, sondern stelltr eine frühmittelalterliche Innovation dar (Marti 2000, 223). Am Töpferstandort in Oberwil, Lange Gasse wurden 8 Öfen nachgewiesen, wo auch eine feintonige Ware produziert wurde.

Die Beziehung zur frühen älteren gelben Drehscheibenware, der sie nahesteht, ist nicht siche rzu bestimmen. Nach dern Auffassung von Madeleine Châtelet und von Reto Marti (2000, 224) ist sie eher als eine parallele, aber eigenständige Entwicklung zu sehen, da beispielsweise die Rollstempel bei genauerer Betrachtung doch einige Unterschiede aufwiesen.

Reto Marti konnte 2000 nur ein Vorkommen der sandigen Drehscheibenware als Beigabe in einem spätmerowingerzeitlichen Grab anführen, nämlich Aesch Steinacker Grab 69. Zudem konnte er jedoch zwei Beispiele nennen, bei denen sandige Drehscheibenware beim Bestattungsritus auf merowingerzeitlichen Bestattungsplätzen zerschlagen wurde (Aesch Steinacker, Kreisgraben; Arlesheim Mattweg Fund 1928) (Marti 2000, 222).

Literaturhinweis

  • Châtelet/Marti 2004: M. Châtelet/R. Marti, Eine frühmittelalterliche Töpferwerkstatt. Die archäologischen Funde von Oberwil (BL), Lange Gasse. Arch. u. Mus. 47 (Liestal/Schweiz 2004).
  • Marti 1990: R. Marti, Bedeutende frühmittelalterliche Siedlungsreste in Reinach BL. Arch. Schweiz 13, 1990, 136–153.
  • Marti 1994: R. Marti, Kontinuität und Wandel am Beispiel frühmittelalterlicher Keramik aus der Nordwestschweiz. In: ,Keramik zwischen den Epochen. Funktion - Formenwandel - Technik. Kolloquium Villars-les-Moines/Münchenwiler 1994 (Bern 1994) 49–55.
  • Marti 2000: R. Marti, Zwischen Römerzeit und Mittelalter. Forschungen zur frühmittelalterlichen Siedlungsgeschichte der Nordwestschweiz (4.-10. Jahrhundert). Arch. u. Mus. 41 A/B (Liestal 2000). bes. 222-2267
  • Marti et al. 2006: R. Marti / G. Thierrin-Michael / M.-H. Paratte Rana / R. Fellner / V. Friedli / J.-P. Mazimann / S. Basset, Céramiques et autres objets en pierre, verre, os, bois ou terre cuite. Develier-Courtételle, un habitat rural mérovingien 3. Cah. Arch. jurassienne 15 (Porrentruy 2006).
  • Steinle/Tauber 1974: S. Steinle/J. Tauber, Ein karolingischer Töpferbezirk in Oberwil, Kanton Basel-Landschaft (Schweiz). Vorbericht. Arch. Korrbl. 4, 1974, 181–188.