Archäometrie
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Naturwissenschaftliche Methoden sind in der heutigen Archäologie ein wesentlicher Bestandteil der Analyse nicht nur von Landschaften, sondern auch von Funden. Unter dem Oberbegriff der Archäometrie finden sich zahlreiche Disziplinen, in einem weiten Sinne gehören auch Anthropologie, Archäozoologie und Archäobotanik dazu, in engerem Sinne geht es um die Analyse anthropogener Materialien, wie eben auch Keramik.
Materialanalyse
Zur Analyse des Scherbens selbst stehen verschiedene Methoden zur Verfügung:
- Dünnschliffanalyse
- Neutronenaktivierungsanalyse/ NAA
- Röntgenfluorenszenzanalyse/ RFA (xrf)
- Spektralanalyse
Neben der Analyse des Scherbens, sind archäometrische Analysen aber auch bei der Bestimmung und Untersuchung von Inhaltsresten von Bedeutung. Hierbei handelt es sich häufig um organische Materialien, bei technischer Keramik aber auch um metallische oder mineralische Rückstände.
- Archäometallurgie
- DNA-Analyse
Herkunftsanalyse
Bei der Frage der Herkunft geht es um die Bestimmung der Lagerstätten der Rohstoffe, die mit Materialanalysen genauer charakterisiert werden können. Voraussetzung für eine erfolgreiche Herkunftsbestimmung sind Referenzproben der Lagerstätten. Eine moderne Methode der Herkunftsbestimmung sind Isotopenanalysen, die jedoch einerseits bei biogenen Materialien und andererseits bei Metallen verwendet werden. Alle Methoden erfordern eine gründliche quellenkritische Auseinandersetzung mit Formationsprozessen, Fraktionierungen und Beprobungsstrategien.
Datierung
Auch mit modernen naturwissenschaftlichen Datierungsmethoden ist ein genaues Verständnis des Grabungskontextes von großer Bedeutung. Naturwissenschaftliche Datierungen setzen häufig an den Befundkontexten an, da direkte Datierungsverfahren wie Radiocarbondatierungen an Fettrückständen der Gefäßnutzung der mittels der Rehydroxylationsmethode gerade erst in Entwicklung sind. Ein klassisches, direkt an Keramik anwendbares Verfahren ist die Thermolumineszenzdatierung.
Analyse von Inhaltsresten und Gebrauchsspuren
Häufig finden sich an Keramikscherben anhaftende oder eingedrungene Inhaltsreste oder allgemeiner Gebrauchspuren. Von besonderem Interesse sind Pytolithen und Biomarker. Neuerdings verspricht man sich sogar die Rekonstruktion von Gerüchen (Haber u.a. 2022).
Literaturhinweise
- Barlay 2001: K. Barlay, Scientific Analysis of Archaeological Ceramics. A handbook of resources (Oxford 2001).
- Huber u.a. 2022: B. Huber / T. Larson / R. N. Süenhler / N. Boivin, How to use modern science to reconstruct ancient scents. Nature Human Behaviour 6, 2022, 611–614. - doi: 10.1038/s41562-022-01325-7
- Hunt 2017: A. M. W. Hunt (Hrsg.), The Oxford handbook of archaeological ceramic analysis. Oxford handbooks in archaeology (Oxford 2017). - ISBN 9780199681532
- Kritsotakis 2000: K. Kritsotakis, Chemische Charakterisierung und Klassifizierung von archäologischen Keramikartefakten aus Rheinland-Pfalz. Jahrb. RGZM 47, 2000, 595–688. - DOI: https://doi.org/10.11588/jrgzm.2000.2.43863
- Matson 1981: F. R. Matson, Archaeological Ceramics and the Physical Sciences: Problem Definition and Results. Journal Field Arch. 8, 1981, 447–456.
- Mommsen u. a. 1988: H. Mommsen/A. Kreuser/A. Weber, A Method for Grouping Pottery by Chemical Composition. Archaeometry 30, 1988, 47–57.
- Mommsen 2007: H. Mommsen, Tonmasse und Keramik: Herkunftsbestimmung durch Spurenanalyse. In: G. Wagner (Hrsg.) Einführung in die Archäometrie (Berlin, Heidelberg: Springer 2007). - https://doi.org/10.1007/978-3-540-71937-3_10