Ingolstadt

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Lage und Ortsgeschichte

Das Donautal in der Nähe von Ingolstadt war durch einen mäandrierenden Flusslauf gekennzeichnet, der viele Altarme hatte. Ingolstadt wurde zu Beginn des 9. Jahrhunderts zum ersten Mal erwähnt. Das älteste Stadtzentrum befindet sich auf einer sieben Meter hohe Schotterterrasse nahe der Mündung des Flüsschens Schutter. Diese Situation bot Standorte für Mühlen, aber auch einen direkten Zugang zur Donau als wichtigem Transportweg. Bis ins 14. Jahrhundert verlief der Hauptarm der Donau einige Kilometer südlich von Ingolstadt, bevor der Nebenarm bei der Stadt ausgebaut wurde. In vorrömischer Zeit befand sich am südlichen Ufer gegenüber der späteren Stadt das Oppidum von Manching, weil die Donau auch damals als wichtige Transportroute genutzt wurde. Dieser südliche Donaulauf war auch in römischer Zeit schiffbar, wie die Schiffsfunde in Oberstimm zeigten. Einzelne Flussläufe nahe Manching waren noch im 19. Jahrhundert aktiv. Am südlichen Ufer ist eine dichte frühmittelalterliche Besiedlung festzustellen, zu der beispielsweise auch die Siedlung von Zuchering, Am Mühlwegfeld (Zuchering-Ost) oder Funde aus dem Ortsberich von Manching (Hübener 1957) zählen. Am Nordufer setzt die Besiedlung im Bereich der Altstadt erst in karolingischer Zeit ein und bleibt sehr schwach. Erst mit der Stadtwerdung entwickelt sich das Areal rasch zum zentralen Siedlungsplatz.

Forschungsgeschichte

Seit den 1930-er Jahren sichert der Historischen Verein Ingolstadt bei Notgrabungen und Fundbergungen auch mittelalteriche Keramik. Sie wird jedoch nicht intensiver bearbeitet und publiziert. Erst nach den Zweiten Weltkrieg wird die frühmittelalterliche Keramik von Manching wissenschaftlich vorgelegt (Hübener 1957, 1964). Auch der erste große, veröffentlichte Keramikkomplex stammt vom Südufer der Donauniederung, aus Zuchering (Weid 1993/1994, 2000). Für die Analyse der mittelalterlichen Siedlungsentwicklung im Raum Ingolstadt wurde versucht, anhand ausgewählter Fundkomplexe einen Überblick über die mittelalterliche Keramikentwicklung der Region zu geben (Riedel 2000). Neben zahlreichen kleineren Beiträgen verschiedener Autoren, vor allem im Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt, sind vor allem die Untersuchungen in der ehemaligen Stadtapotheke (Habrich/Endres/Riedel/Schönewald 2011) und zur merowingerzeitlichen Keramik der Region (Marchert 2022) zu nennen. Fundmaterial aus Töpfereien der Altstadt mit Ofenkeramik von hoher Qualität sind aus der Harderstraße (Lemp 2007, 2008), der Konviktstraße (Vetterling, Riedel 2008) und der Sebastianstraße (Sandner 2016) vorgelegt.

wichtige Fundstellen

  • Ingolstadt, Moritzstraße 14: Stadtapotheke (Riedel 2011)
  • Ingolstadt: Schrannenstraße 2 (Grünzinger 1956)
  • Ingolstadt, Theresienstraße 19
  • Ingolstadt, Ludwigstraßé und "Neckermanneck": Latrinen
  • Ingolstadt, Ingobräugelände: "Abfalldeponie"

Keramikfunde

Im Raum Ingolstadt sind folgende Keramikgattungen und Keramikarten des Mittelalters und der Neuzeit makroskopisch rasch erkennbar:

Ihr Auftreten oder Fehlen ermöglicht eine grobe zeitliche Einordung. So sind die Merowingerzeitliche Ware, die Rauwandige Ware und die Burgheimer Ware als Grabfunde und als Siedlungsfunde im Umfeld der "-ing" und "heim" -Orte der Region zu finden. Bei den "-stat"-Orten wie Ingolstadt, Haunstadt, Smidtstat (heute Schmidtmühle) und Eichstätt fehlen die Merowingerzeitliche Ware und die Rauwandige Ware beim derzeitigen Forschungsstand (Kessler 1996, Weid 2000, Riedel 2000).

Die älteste mittelalterliche Keramik der Ingolstädter Altstadt gehört zur sogenannten Kammstrichware oder Burgheimer Ware (Riedel 2023). Nachgedrehte Gefäße sind in der Ingolstädter Altstadt sehr selten, in der näheren Umgebung dagegen häufig zu finden. Somit geht der Übergang zur Drehscheibenware mit der Stadtwerdung seit dem 12. Jahrhundert einher.

Die Masse des keramischen Fundgutes des Mittelalters und der Neuzeit gehört zur Jüngeren Drehscheibenware, wobei etwa ein Drittel wegen seines weißen bis beigen Scherbens an die Ware Pollenfelder Art erinnert. Ihre Herstellung ist in den ausgegrabenen Ingolstädter Töpfereien noch nicht nachgewiesen. Wie auch auf der Fränkischen Alb (Burgstall Rauenwörth bei Gungolding an der Altmühl, Riedel 1992) tritt sie in der Ingolstädter Altstadt mit feiner, überwiegend jedoch mit auffällig grober Magerung auf. Mit der Pollenfelder Keramik des namengebenden Fundortes teilt sie nur die Färbung des Scherbens und die rote Bemalung, die bei der übrigen Jüngeren Drehscheibenware aus Ingolstadt nicht vorkommt.

Goldglimmerware ist nur in wenigen Einzelstücken, Graphitonware und Steinzeug (Rheinisches, Westerwälder, Creußener Steinzeug) zwar selten, aber regelmäßig belegt.

Zur genaueren zeitlichen Einordnung wurden die regional produzierten Keramikarten feiner unterteilt (Weid 2000, Riedel 2000, Riedel 2011, S. 142-144). Dabei lassen sich klare Zuweisungen meist nur in der Masse und weniger am Einzelfund vornehmen. Insgesamt zeichnet sich eine bruchlose Entwicklung seit dem Frühmittelalter ab.

  • Fayence: Apothekergeschirr aus einer Abfallgrube der ehem. Stadtapotheke. Einige der Gefäße sind durch die Aufschrift "1571" datiert.
Ingolstadt, Stadtapotheke: Apothekenfayence, durch Aufschrift auf 1571 datiert. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. A 6522 (Foto: Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt/ Birgit Gebhard CC BY NC SA via museum-digital)

Verbleib der Funde

  • Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt

Literaturhinweise

  • Ausstellung 2016: Archäologie aktuell - Ausgrabungen in Ingolstadt. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt. Dokumentation zur Stadtgeschichte 10 (Ingolstadt, Büchenbach 2016).
  • Back u. a. 2008: M. Back/G. Riedel/C. Vetterling, Die Hafner der Herzöge. Arch. Deutschland 3/2008, 6–11.
  • Endres u.a. 2011: Werner Endres, Christa Habrich, Gerd Riedel, Beatrix Schönewald. Apothekengefäße von 1571 bis ins 18. Jahrhundert in Ingolstadt. Keramische und pharmaziehistorische Untersuchungen (Büchenbach 2011)
  • Grünzinger 1956: Max Grünzinger, Alte Brunnen in Ingolstadt. o.A., Ingolstädter Heimatblätter 19/2, 1956, S. 5-6
  • Hübener 1957: W. Hübener, Frühmittelalterliche Siedlungsfunde in Manching, Landkreis Ingolstadt. Sammelbl. Hist. Ver. Ingolstadt 3-8/1957.
  • Mehler 2013: N. Mehler, Tönerne Aquamanilien aus dem Ingolstädter Donauraum und der Fränkischen Alb. Archäologische Zeugnisse mittelalterlicher Tischkultur und Körperpflege. Sammelbl. Hist. Ver. Ingolstadt 122, 2013, 20–42.
  • Orendi 2013: A. Orendi, Mittelalterliche Ofenbefunde aus Ingolstadt. Beiträge zur Geschichte Ingolstadts 9,2 (Büchenbach, Ingolstadt 2013).
  • Riedel 2000: G. Riedel, Ingoldesstat. Archäologische Untersuchungen zu Ingolstadt im Mittelalter. Beiträge zur Geschichte Ingolstadts 2 (Ingolstadt 2000).
  • Riedel 2006: G. Riedel, Ingolstadts "Gegenüber" am südlichen Donauufer - Die Siedlung von Zuchering. In: G. Riedel/U. Arauner (Hrsg.),Ingolstadt seit 806. Vom Werden einer Stadt (Ingolstadt 2006) 64–67.
  • Riedel 2011: Gerd Riedel, Die Gefäße aus Irdenware im Abfallschacht der Ingolstädter Stadtapotheke. In: Werner Endres, Christa Habrich, Gerd Riedel, Beatrix Schönewald. Apothekengefäße von 1571 bis ins 18. Jahrhundert in Ingolstadt. Keramische und pharmaziehistorische Untersuchungen (Büchenbach 2011) 139-175.
  • Wolf 2014: M. Wolf, Aspekte der Stadtwerdung Ingolstadts. Archäologie einer Herzogstadt. Beiträge zur Geschichte Ingolstadts 9,1 (Ingolstadt, Donau 2014). - ISBN: 978-3-932113-65-9


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