Glimmerhaltige nachgedrehte Ware (Südbayern, FMa/ HMa)
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Die meist glimmerhaltige nachgedrehte Keramik im südbayerischen Raum ist bisher schwer greifbar.
Forschungsgeschichte
Wichtige Fundvorlagen erfolgten bereits in den 1970er Jahren, doch erweist es sich als problematisch, dass die Auswertungen wichtiger Siedlungsgrabungen bei Kirchheim bei München oder Regensburg-Kreuzhof sehr auf das Frühmittelalter fixiert waren und hoch- und spätmittelalterliches Fundmaterial nicht vergleichend herangezogen haben. Es wird sich zeigen müssen, inwiefern eine regionale Differenzierung und ggf. Abgrenzung gegenüber vergleichbaren Waren in angrenzenden Regionen (z.B. glimmerhaltige nachgedrehte Ware (Schwaben, FMa/ HMa), feinsandig glimmerhaltige nachgedrehte Ware (Ostalb, HMa), aber auch Kammstrichware (bayer. Donauraum, FMa) gelingen wird.
alternative Bezeichnungen
- Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz (Marx 2020)
Charakteristika
Die Herstellungstechnik wurde bei vielen Fundvorlagen aus Südbayern zwar für Einzelscherben beschrieben, aber nicht als Kriterium einer Klassifikation verstanden. In Aschheim wird ein Gefäß als Handarbeit, nur am Rand nachgedreht beschrieben (Dannheimer 1988, 75).
Randformen
- ausbiegende Ränder, die mal mehr, mal weniger deutlich schräg abgestrichen sind (Marx 2020)
Magerung
glimmerhaltig, bisweilen "leicht glimmerhaltig"
Hinzuweisen ist, dass an vielen bayerischen Fundorten (z.B. Aschheim) auch nachgedrehte Keramik mit weißer Magerung (Kalk?) vorhanden ist, die sich bisher mangels Bearbeitungen formal nicht gegenüber den glimmerhaltigen Gefäßen abgrenzen lässt.
wichtige Fundorte
- Aschheim (?): Dannheimer 1988
- Kloster Sandau: Wintergerst 2003
- Abtei Frauenwörth: Hänsel 1966; Haas-Gebhard 2006
- München-Moosach
Literaturhinweise
- Dannheimer 1973: H. Dannheimer, Keramik des Mittelalters aus Bayern. Beitr. Volkstumsforsch 21 (Kallmünz/Opf. 1973).
- Dannheimer 1988: H. Dannheimer (Hrsg.), Aschheim im frühen Mittelalter I. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 32/1 (München 1988).
- Geisler 1993: H. Geisler, Studien zur Archäologie frühmittelalterlicher Siedlungen in Altbayern. Dissertation München (Straubing 1993).
- Haas-Gebhard 2006: B. Haas-Gebhard, Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Funde von der Fraueninsel. In: H. Dannheimer/H. Dopsch/B. Haas-Gebhard u. a. (Hrsg.), Frauenwörth. Archäologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee. Abhandlungen / Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse N.F., 126 (München 2006) 227–282.
- Hänsel 1966: B. Hänsel, Beschreibung der keramischen Gruppen. In: V. Milojčić (Hrsg.), Bericht über die Ausgrabungen und Bauuntersuchungen in der Abtei Frauenwörth auf der Fraueninsel im Chiemsee 1961-1964. Bayerische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Abhandlungen. Neue Folge 65 (München 1966) 177–200.
- Marx 2020: M. Marx, München-Moosach. Eine früh- bis hochmittelalterliche Siedlung vor der Stadtwerdung. Abhandlungen und Bestandskataloge der Archäologischen Staatssammlung digital 2 (München 2020). - https://langzeitarchivierung.bib-bvb.de/view/action/ieViewer.do?metadata=xsl&is_mobile=false&is_rtl=false&dps_dvs=1588341725359~663&dps_pid=IE10925986#
- Schreg 16.11.2021: R. Schreg, Ein Dorf bei München - südbayerische Keramikchronologie und das vergessene Spätmittelalter. Archaeologik (16.11.2021). - https://archaeologik.blogspot.com/2020/08/rezension-ein-dorf-bei-munchen-und-die.html
- Wintergerst 2003: E. Wintergerst, Bemerkungen zur Keramik und den Kleinfunden des Mittelalters und der frühen Neuzeit aus Sandau. In: H. Dannheimer/R. Gebhard (Hrsg.), Sandau. Archäologie im Areal eines altbaierischen Klosters des frühen Mittelalters. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 55 (München 2003) 259–317.