Glasierte Keramik
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Glasuren treten - von antiken Beispielen und deren Tradition im Mittelmeerraum abgesehen - zunächst an der jüngeren Drehscheibenware auf. Im archäologischen Material - vor allem bei Oberflächenfunden - sind sie häufig bis auf geringe Reste abgeplatzt. Es handelt sich um Bleiglasuren. Mit Flußmitteln muß deren Schmelzpunkt soweit herabgesetzt werden, daß sich das Gefäß nicht verformt.
Frühe Glasuren sind in der Regel grün oder gelb. Sie werden zunächst an der Innenseite angebracht, da sie eher eine praktische Funktion (Abdichtung), als eine zierende Funktion besitzen. Hinzuweisen ist allerdings auf die frühen beidseitig glasierten Henkelschalen der Freiburger Latrine der Augustinereremiten.
Neben den Bleiglasuren sind in der Neuzeit unter den Oberbegriff der glasierten Keramik oft aiuch Gefäße mit Lehmglasur wie zum Beispiel die Bunzlauer Ware subsumiert. Neuzeitliche glasierte Keramik fällt oft unter Bauernkeramik, wobei der Begriff auch für Steinzeug und Steungut verwendet wird und eher im kunsthandwerklichen, denn im wissenschaftlichen Kontext Verwendung findet.
Varianten
Glasierte Keramik lässt sich in verschiedene Warenarten differenzieren.
- spätantike glasierte Ware
- glasierte jüngere Drehscheibenware (SMa)
- glasierte Hafnerware (FNz)
- innen glasiert
- außen glasiert
- beidseitig glasiert
- bemalte glasierte Hafnerware - Gemeint ist in der Regel eine Bemalung der glasierten Gefäßpartien, es gibt bei innen glasierter frühneuzeitlicher Keramik bisweilen auch eine tongrundige Bemalung auf der Außenseite, die in der Tradition älterer bemalter Waren steht.
- Werra-Ware
Kulturgeschichtliche Einordnung
Glasierte Gefaße finden sich bereits seit dem 13. und 14. Jahrhundert vor allem am südlichen Oberrhein (Freiburg) und am Bodensee. Zunächst wird die Glasur häufig auf die reduzierend gebrannte Keramik der jüngeren Drehscheibenware aufgebracht, wobei traditionelle Verzierungen wie Rollrädcheneindrücke einfach mit Glasur überdeckt werden. Nach archivalischen Quellen muß glasierte Keramik in Freiburg im Breisgau schon vor 1284 hergestellt worden sein (Untermann/ Kaltwasser 1989). Eine Ausnahme sind hier aber die Funde der Augustinereremiten-Kloake in Freiburg, wo in großer Zahl beidseitig grün glasierte, reduzierend gebrannte Henkelschüsseln auftreten, die sonst in der Stadt nicht vorhanden sind (Kaltwasser 1995a). In Ravensburg läßt sich eine Produktion im 14. Jahrhundert nachweisen, in Ulm treten erste Funde etwa zur gleichen Zeit auf.
Erst während des 14./15. Jahrh. erfährt hellgebrannte, meist nur innen glasierte Keramik in Südwestdeutschland eine größere Verbreitung und setzt sich gegen die zumeist reduzierend, in ihrer Spätphase auch zunehmend oxydierend gebrannte jüngere Drehscheibenware durch.
Gegenüber der mittelalterlichen Keramik ist bei der glasierten Keramik eine Ausweitung des Formenspektrums festzustellen. Es treten nun auch Schalen, Pfannen und Teller, aber auch eine ganze Reihe von Sonderformen für Hygiene (Nachttöpfe, Handwaschschüsseln), Medizin (Apothekergefäße, Salbtöpfchen) und Garten (Blumentöpfe, Vogeltränken) auf.
Literaturhinweise
- Kaltwasser 1995: St. Kaltwasser, Die Keramikfunde. In: M. Untermann (Hrsg.). Die Latrine des Augustinereremiten-Klosters in Freiburg im Breisgau. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 31 (Stuttgart 1995) 21-48 (a).
- Stephan 1987: H.-G. Stephan, Die bemalte lrdenware der Renaissance in Mitteleuropa. Ausstrahlungen nnd Verbindungen der Produktionszentren im gesamteuropäischen Rahmen. Forschungsber. Bayer. Nationalmus. 12 (München 1987).
- Untermann/ Kaltwasser 1989: M. Untermann/St. Kaltwasser, Archäologische Untersuchungen in der Altstadt von Freiburg i. Br. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1989, 299-303.