Pollenfelder Ware (Mittelfranken, SMa)

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Version vom 19. Oktober 2022, 18:59 Uhr von G. Gangl (Diskussion | Beiträge) (Erste Ergänzungen aus der Seminararbeit (im Sommersemester 2019))
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Beschreibung
Warenart Pollenfelder Ware (Mittelfranken, SMa)
Verbreitungsgebiet westliche fränkische Alb, Raum Eichstätt
Datierung 14./ 15. Jh.
Chronologie
Herstellungstechnik Drehscheibenware
Brand oxidierend
Farbe auffallend weiß-gelblich
Härte hart
Oberfläche glatt, kreidig bis körnig rau
Verzierung rotbraune Engobebemalung in horizontalen Linien und Wellenlinien
Magerung fein bis grob, mittel-stark,
Gefäßformen v.a. Töpfe, Henkeltöpfe, Bügelkannen, Krügem große Vorratsgefäße, kleine Schalen, Deckel, Kacheln
Randformen Leistenrand, Karniesrand, Keulenrand
nachgewiesene Produktionsorte Pollenfeld, Lkr. Eichstätt

Bei der Pollenfelder Ware handelt es sich um eine regionale Ausprägung der jüngeren Drehscheibenware, die bislang v.a. im Raum Eichstätt nachgewiesen ist. Schon 1913 war bei der Erweiterung des Friedhofs von Pollenfeld eine Töpferabfallgrube ausgegraben worden. Auf diese Grabung bezieht sich die Benennung der Warenart, für die eine Produktion an weiteren Orten in der näheren Umgebung nicht ausgeschlossen werden kann.

Einführung

Die Pollenfelder Ware wird der Kategorie der ‚Spätmittelalterlichen rotbemalten Waren‘ zugeordnet und ist nach dem Keramikfundkomplex der Töpferei-Abfallgrube in Pollenfeld bei Eichstätt benannt. Die dokumentierten Keramikobjekte zählen allesamt zum Bereich der Haushaltsware, wobei konkrete Gebrauchsspuren oder Fehlbrandcharakteristika größtenteils fehlen und sogar häufig von einer handwerklich sicheren Ausführung gesprochen wird, sodass die Bezeichnung ‚Werkstattabfall‘ nur bedingt zutrifft. Die Ware zeichnet sich durch ihre Herstellung auf der rotierenden Töpferscheibe, den Oxidationsbrand sowie durch die Irdenware-Technik aus. Die Hauptcharakteristik der Pollenfelder Ware jedoch, manifestiert sich in der reichen roten, horizontal verlaufenden Engobeverzierung mittels Wellenlinien, Linien, Streifen oder Bändern auf weißlich-grauem oder gelblich-weißem Untergrund. Terminologisch näher betrachtet, handelt es sich bei der ‚Pollenfelder Ware‘ um einen etablierten Leitbegriff, der außerhalb der Werkstattabfallgrube für Keramiken verwendet wird, die Ähnlichkeiten zu o. g. Grubenfund aufweisen resp. häufig nur aufzuweisen scheinen. Im selben Zug wird solchen klassifizierten Waren auch dieselbe Produktionsstätte in Pollenfeld zugewiesen. Mit der Einführung der Bezeichnung „Ware Pollenfelder Art“ (Münz 2003, 341) wurde schließlich erstmals eine distanziertere Perspektive hinsichtlich der Provenienz eingenommen.

Forschungsgeschichte

Im Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt von 1913 fasst Winkelmann in einem Kurzbericht die Ausgrabungen des Jahres 1913 zusammen (vgl. Winkelmann 1913, 56-58). Neben Grabungstätigkeiten in Nassenfels, Kipfenberg, Schellenburg bei Enkering und Weißenkirchen führt er auch flüchtig eine Grube in Pollenfeld an. Diese wäre im Zuge von Kirchenbauarbeiten angeschnitten und im November desselben Jahres durch Vereinsmittel ausgehoben worden, wobei lokale Töpferei-Abfälle des 15. Jahrhunderts zutage gekommen wären. Im anschließenden Zusammensetzungsprozess habe sich eine verhältnismäßig große Anzahl an verschiedenen Gefäßen rekonstruieren lassen, die nach Winkelmann „in dieser Vollständigkeit selten zu finden [wären]“ (Winkelmann 1913, 58). Im Eichstätter Vereinsblatt des Jahres 1929 listet und beschreibt Winkelmann (vgl. Winkelmann 1929, 58-60) alle 35 mittelalterlichen Keramiken der damaligen Sammlung des Historischen Vereins Eichstätt in ihren Formen, Farben, Verzierungen und Höhen und ergänzt diese durch auf zwei Tafeln zusammengefasste fotografische Abbildungen (vgl. Abb. 1-2). Die Überschrift „Mittelalterliche Töpfe“ trifft dabei nur bedingt zu, da sowohl innerhalb von Tafel I Ofenkacheln (1-4), ein Becher (6), eine Kanne (7), ein Krug mit Henkel (9) als auch innerhalb von Tafel II Deckel (1-2), kleine Kannen (12, 14, 15) und Krüge (13, 19) als differente Formen neben den Töpfen existieren. Die einzelnen Objekte stammen aus Pollenfeld, Wörmersdorf, Eichstätt, einer Ruine eines Turms auf dem Michelsberg bei Kipfenberg, aus einem aufgefüllten Keller des Klosters Rebdorf, von der Alten Kirche in Pfünz, aus Nassenfels, Schönfeld und aus der Ruine auf dem Fuchsfelsen im Wellheimer Tal. Obwohl Winkelmann darauf hinweist, dass sich darunter auch einige – die genaue Stückanzahl wird nicht wiedergegeben – zusammensetzbare Pollenfelder Gefäße befinden würden, sind diese, wie auch die Mehrzahl der übrigen Stücke, weder ihrem Fundort explizit zugewiesen noch danach in erkennbarer Weise sortiert, sodass sich keine Fundkomplex- oder ortstypischen Merkmale eruieren lassen. Wohingegen folglich eine präzise Aufschlüsselung und Beschreibung des Fundkomplexes in Pollenfeld zu diesem Zeitpunkt noch ausständig sind, erteilt Winkelmann nähere Informationen zum regionalen Töpfereiwesen: Eine Hafnerei habe sich in Pollenfeld und eine zweite im nahegelegenen Wörmersdorf befunden, wobei erstere noch bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts aktiv betrieben wurde. Bezüglich des Tons konnte festgestellt werden, dass sich in mäßiger Tiefe im gelben Lehmboden eine Schicht weißen Lehms befindet, der bei der Produktion Verwendung fand. Im Hinblick auf die Datierung der Pollenfelder Objekte wird das zuvor angenommene 15. Jahrhundert von Sachverständigen dementiert und anstatt dessen das Jahr 1500 vertreten. Was den Gesamtbestand der Pollenfelder Abfallgrube betrifft, werden weiterhin keine Mengenangaben bekanntgegeben. Sechs der rekonstruierten Gefäße wurden Winkelmann zufolge dem Nationalmuseum in München überlassen (vgl. Winkelmann 1929, 58-60). Wie jedoch Reichmeyer im Eichstätter Vereinsblatt 1984/85 erwähnt, wurden einem erhaltenen Briefwechsel mit dem Bayerischen Nationalmuseum München zufolge zehn Stücke verschenkt, die Winkelmann auch selbst in seiner Begleitliste anführt. Von diesen zehn Objekten soll sich laut Reichmeyer noch ein großer Teil im dortigen Depot oder der volkskundlichen Ausstellung befinden. Im Gegenzug dazu ging an die Vereinssammlung eine Photographie der restaurierten Adam und Eva-Gruppe von Ignaz Alexander Breitenauer über. Die unvollständige Aufarbeitung des Pollenfelder Komplexes findet sich bei Reichmeyer erneut bestätigt – der Großteil des Keramikbestandes befände sich noch im Eichstätter Depot. In Bezug auf das lokale Töpfereiwesen spricht Reichmeyer, wie bereits die Pluralverwendung innerhalb des Titels „Werkstattabfälle spätmittelalterlicher Hafnereien aus Pollenfeld, Lk. Eichstätt“ nahelegt, kontrastiv zu Winkelmann von mehreren Hafnereien in Pollenfeld, die zum Inhalt der Grube beigetragen hätten. Ob dabei von Pollenfeld als Gemeinde die Rede ist und folglich Wörmersdorf mitsamt dessen Hafnerei hinzugezählt wird, bleibt unerwähnt. Ebenso unbegründet bleibt die These, wonach sich der Inhalt der Grube aus mehreren Hafnereien zusammensetzen soll. Des Weiteren wird durch Reichmeyer bekannt gegeben, dass sich neben den tönernen Objekten auch eine beachtliche Anzahl an Ess- und Trinkgeschirr aus Holz (geböttchert oder gedrechselt) und Glas befindet, die jedoch auch bei Reichmeyer in der näheren Aufarbeitung keine Beachtung findet. Zusätzlich hält er eine bei Winkelmann offenbar nicht berücksichtigte Beobachtung fest, nämlich, dass eine Vielzahl der Funde aus dem Pollenfelder Grubenkomplex grüne Glasurflecken aufweisen würde, sich aber kein einziges vollständig glasiertes Objekt darunter befinden würde. Ob solche eventuell während der Grabung aussortiert und als neuzeitlich eingestuft wurden, kann aufgrund der fehlenden Grabungsdokumentation einschließlich der nicht dokumentierten Fundbergungsumstände nicht beurteilt werden (vgl. Reichmeyer 1984/85, 88-103). Bei der Aufarbeitung der Funde wird der Fokus wie zuvor bei Winkelmann auf die Keramikfunde der Abfallgrube gelegt, die allesamt unter dem Aspekt der technologischen Großgruppe ausschließlich der ‚Oxidierend gebrannten, unglasierten Ware‘ zugeordnet werden können. Innerhalb dieser Überordnung erfolgt eine Differenzierung in unterschiedliche Typen, beginnend mit dem Typus ‚Topf‘, der wiederum in drei Formen-Untergruppen (A, B, C) aufgespalten wird. An diesen schließt in Folge der Typus ‚Kanne-Krug‘ an, wobei sich wiederum drei Varianten eruieren lassen. Danach folgen die Typen ‚Flasche‘, ‚Schale-Schüssel-Teller‘, ‚Deckel‘, die Gruppe der ‚Sonderformen‘, zusammensetzend aus topfähnlichen sowie Becher-Formen, und schließlich die Ofenkeramik. All diese Typen und Gruppen werden durch eine von Reichmeyer selbst getroffene repräsentative Objektauswahl untermauert, sodass acht Objekte den Typus ‚Topf‘, sieben den Typus ‚Deckel‘, fünf den ‚Kanne-Krug-Typus‘, zwei den ‚Flaschen-Typus‘, eines den Typus ‚Schale-Schüssel-Teller‘, drei die Gruppe der Sonderformen und schließlich zwei Objekte die Gruppe der Ofenkeramik belegen (vgl. Reichmeyer 1984/85, 90-103). Wohingegen in den vorangehenden Berichten die Datierungen der Pollenfelder Keramik ins 15. Jh. und um 1500 herum angesetzt wurden, fasst Reichmeyer den Zeitraum vor der Mitte des 15. Jahrhunderts ins Auge. Diesen Schluss zieht er aufgrund des Auftretens von den vierzipfligen, nicht beschnittenen Schüsselkachelformen, der geringen unbeabsichtigten Glasurflecken, des beinahe vollständigen Fehlens von Topfhenkeln, aufgrund der niedrigen Frequenz von einfachen Rollstempeldekoren, der Abwesenheit von jüngeren Randformen wie zum Beispiel Kremprändern, profilierten oder aufgestellten Rändern sowie aufgrund der geringen Anzahl an Tellerformen oder des Fehlens von durchgeformten bzw. gegliederten Schüsseln (vgl. Reichmeyer 1984/85, 94f.). Reichmeyer verweist innerhalb seines Beitrags auf G. Hauser und dessen Untersuchung der hoch- und spätmittelalterlichen Irdenware aus Franken, wobei Fundorte, die sich in geografischer Nähe zu Pollenfeld befinden, Gefäßformen erkennen lassen würden, die jenen aus dem Pollenfelder-Grubenkomplex ähneln würden. Da jedoch kein gesicherter Grabungsbefund existiert, gestalte sich die Datierung recht spekulativ und wirke größtenteils nicht gesichert (vgl. Reichmeyer 1984/85, 94). Mit der Einführung des Terminus „Ware Pollenfelder Art“ (Münz 2003, 341) schafft B. Münz bei der Aufarbeitung der Keramik aus einem Bauernhaus in Ochsenfeld Am Weiher 23 eine Distanz zur Pollenfelder Produktionsstätte. Der Ochsenfelder Fundkomplex weise demnach zwar Ähnlichkeiten mit dem Pollenfelder ‚Altfund‘ auf, die sich anhand der Verwendung der Drehscheibe, des Oxidationsbrands, der Irdenware sowie der auffallend weißgelblichen Scherbenfarbe erkennen lassen, jedoch wird im Hinblick auf die Frage nach der Provenienz Pollenfeld nicht als zwingender Produktionsort betrachtet. Insgesamt setzt sich der Großteil des Fundmaterials aus dem Bauernhaus aus 8500 Einzelstücken aus einer Zeitspanne von 1200 bis ins 20. Jahrhundert zusammen, von denen 3100 Stücke einer den Pollenfelder Werkstattabfällen äußerst ähnlichen Ware zugeordnet werden können. Im Hinblick auf die Datierung können die Krüge, die kleinen Schalen, die vierzipfligen Schüsselkacheln und die Blattkacheln analog zu den Pollenfelder Werkstattabfällen in die erste Hälfte des 15. Jhs. datiert werden. Die zahlreichen Topffragmente, die über einen aufgestellten Kragenrand verfügen, sowie die Henkeltöpfe und profilierten Kragenränder können hingegen zeitlich nicht vor 1455 datiert werden und fallen daher bereits in die zweite Hälfte des 15. Jhs. Dagegen werden die Töpfe mit ausbiegenden konvex gewölbten Kragenrändern und betonter Schulter unter Abgleich mit Formen aus dem Eichstätter Dom vor 1350 datiert. Ebenfalls vom Pollenfelder ‚Altfund‘ weicht die konische Topfform mit fast verschwundener Hals- und Schulterzone ab – diese wird ins 15. bis Mitte 16. Jh. gesetzt und stellt somit die typologisch jüngste Topfform im Ochsenfelder Fundkomplex Pollenfelder Art dar. Mit Bezug auf die Provenienz-Frage der Ochsenfelder Ware Pollenfelder Art kann neben Pollenfeld auch Eichstätt als Produktionsort nicht ausgeschlossen werden. Sowohl Werkstätten als auch Tonentnahmestätten, die zur selben Zeit wie die Pollenfelder Hafnerei(-en) aktiv waren, konnten auf dem Bergrücken, auf dem die Willibaldsburg errichtet wurde, lokalisiert werden. Eine vergleichende, rein optische Analyse von Pollenfelder Werkstattabfällen, Ochsenfelder Funden Pollenfelder Art sowie Lesefunden nahe besagter Eichstätter Werkstätten ergab, dass alle Scherben nicht voneinander unterscheidbar sind (vgl. Münz 2003, 341-343).

Kurzmeldungen

Dünzing

Im Dünzinger Bauernhof in der Bergstraße 1 gelang es R. Kürzinger aus dem Abraum der Baumaßnahme Keramik- und Hohlziegelfragmente sowie das Bruchstück einer Handmühle sicherzustellen. Da es sich um Lesefunde handelt, sind auch die näheren Fundumstände nicht bekannt. Im Bericht liegt lediglich eine kurze Beschreibung ohne Dokumentation oder Abbildung vor, wonach es sich um spätmittelalterliche, weiße bis beige Pollenfelder Keramik handeln soll, die vereinzelte Bemalung mit roten Engobestreifen erkennen lassen würde. Rußspuren würden zudem die Verwendung als Kochgeschirr belegen (vgl. Riedel 2014, 16f.).

Ingolstadt

Einem Onlinebericht zur Hafnerei-Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt vom Jahr 2010 zufolge wären für den Ingolstädter Raum des späten Mittelalters immer wieder Gefäße Pollenfelder Keramik belegt worden. Diese zeichnen sich durch eine weiße bis beige Scherbenfarbe aus und wären nicht in und um Ingolstadt produziert worden, da dortige Hafnereien differentes Fundgut aufweisen würden. Dieses weise im Gegensatz zur Pollenfelder Ware häufig Gebrauchsspuren auf, weswegen es nicht als Werkstattabfall zu klassifizieren ist (vgl. Riedel 2010).

Faux Amis

Schnakenloch bei Peilstein

Zu den archäologischen Funden aus dem Schnakenloch bei Peilstein, Landkreis Amberg-Sulzbach, zählt nach B. Kaulich u. a. ein Fragment, das sich als Pollenfelder Keramik klassifizieren lassen würde (vgl. Abb. 3). Bei diesem handelt es sich präziser um ein größeres Fragment vom Hals- und Schulterbereich eines kleinen Topfes aus hellgrauem Ton mit breiten, flachen Drehrillen und hellroter Engobebemalung, die in Form eines Kreis- und Spiralmotivs aufgetragen ist (vgl. Kaulich 2001, 131-140). Jedoch weist die Pollenfelder Keramik keinerlei solcher Verzierungsmuster auf, sondern verfügt stets über horizontal ausgeführtes rotes Engobedekor in der Form von Wellenlinien, Linien, Streifen oder Bändern. Die Annahme einer Analogie beider Keramik-Arten ist daher in Frage zu stellen.

Vohburger Burgberg

Im Mitteilungsblatt der Stadt Vohburg a. d. Donau vom Februar 2012 bzw. in dessen historischer Beilage ist ein großer Kochtopf mit Rillenzier und Rußspuren abgebildet, der um 1200 bis ins frühe 13. Jh. datiert wird und von R. Kolbe und E. Steinberger als Pollenfelder Keramik-Exemplar deklariert wird (vgl. Abb. 4). Es handelt sich dabei um einen Fund vom Vohburger Burgberg, der neben anderen im Jahr 2011 restaurierten und konservierten Funden im Heimatmuseum ausgestellt werden soll (vgl. Kolbe-Steinberger 2012, 10f.). Unter Abgleich mit dem Pollenfelder ‚Altfund‘, der zeitlich ins 15. Jh. gesetzt wird und über völlig differente Topfformen und Verzierungen verfügt, lässt sich sogleich feststellen, dass weder die frühe Datierung noch die verzierungstechnischen Angaben oder die Topfform (v. a. Rand und derartige Bauchig-/Kugeligkeit) mit der Pollenfelder Keramik konvergent sind.

Eichstätter Dom

Durch W. Sage ging der Hinweis ein, dass im Zuge der Eichstätter Domgrabung, die von 1970-72 stattfand, im Ostchor eine beachtliche Anzahl an Gefäßen der Pollenfelder Keramik zutage gekommen wäre (vgl. Reichmeyer 1984/85, 94). Für die Errichtung des Ostchores musste die Überwölbung der alten Ostkrypta aufgebrochen werden und die Krypta selbst mit Schutt aufgefüllt werden. Größtenteils befinden sich die dortigen registrierten Pollenfelder Keramik-Fragmente in der Auffüllschicht. Durch Stifterurkunden wie jene des Heinrich Malso, der 400 Heller stiftete und 1349 verstarb, kann für besagte Keramik ein terminus ante quem postuliert werden. Die gesamte hoch- und spätmittelalterliche Ware aus der genannten Grabung wurde von U. Blenk im Rahmen einer Magisterarbeit (1989) näher untersucht. In einem Kurzbericht von 1992 widmet sich Blenk allein der Pollenfelder Ware und legt in einem ersten Schritt die Charakteristik des sog. ‚Altfundes‘ der Pollenfelder Abfallgrube fest, um die Eichstätter Funde in einem zweiten Schritt damit abzugleichen. Die Charakteristik der Pollenfelder Ware aus der Werkstattabfallgrube manifestiere sich laut der Verfasserin in einer hellen gelblichen Scherbenfarbe, in dunkelgrünen Glasurflecken, in einer rotbraunen Bemalung und schließlich in der potenziellen zeitlichen Einordnung ins 14. Jh (vgl. Blenk 1992, 49). Die dabei entstandenen Abweichungen zu Winkelmann und Reichmeyer, die ausschließlich von einer roten Bemalung und einer facettenreicheren Scherbenfarbe (weißlich-grau, gelblich-weiß) sprechen, können der subjektiven Betrachtung geschuldet sein. Konträr verhält es sich hingegen mit der Datierung des Altfundes ins 14. Jh. unter Verweis auf Reichmeyer, die deutlich dementiert werden und als Lesefehler eingestuft werden muss, da Reichmeyer allein von den technologischen Merkmalen wie Brand, Scherbengefüge und Dekor spricht, die tief im 14. Jh. wurzeln (Vgl. Reichmeyer 1984/85, 95). Die mit der falsifizierbaren Datierung verbundene Begründung, „Der Vergleich des Formschatzes der Keramik dieser zwei Fundorte ist zulässig, da der Altfund aus Pollenfeld ins frühe 14. Jh. datiert werden kann“ (Blenk 1992, 50), ist folglich ebenso nicht legitimierbar. Auch die rötliche Engobezier unter den Eichstätter Keramiken zeigt sich mit dem ‚Altfund‘ wenig konform: Während waagrecht verlaufende Wellenbänder oder umlaufende Engobebänder zwar an den Werkstattabfallfund denken lassen, finden die mit Tupfen kombinierten weitschwingenden Wellenbänder sowie die schneckenförmig gedrehten Bänder zu keinerlei Übereinstimmung. Die zweite These, dass die Eichstätter Funde neben der (falsifizierbaren!) Datierbarkeit auch vom äußeren Erscheinungsbild her mit dem Altfund konvergent seien, kann nicht ohne Berücksichtigung dieser markanten Abweichungen als valide betrachtet werden. Als problematisch erweist sich auch die Auswertung der Gefäßformen, da ein besonders hoher Grad an Zerscherbtheit vorliegt. Wohingegen in Pollenfeld u. a. drei differente Topftypen ausgewertet werden konnten, lässt sich kein einziger Topftypus in Eichstätt rekonstruieren. Zahlreiche Henkel und Tüllen (vgl. Abb. 5), die auf (Bügel-)Kannen und Krüge schließen lassen, finden verzierungs- und formtechnisch betrachtet, lassen ebenfalls keine Schnittmenge mit den Pollenfelder Funden erkennen. Die Pollenfelder Henkelflaschenform könne laut Blenk im geringen Maße mittels Henkel-Fragmenten belegt werden; die zugehörigen Mündungspartien fehlen jedoch. Die dritte These, dass das Formenspektrum beider Fundorte – unter Einschränkung fundortbedingter Unterschiede – in etwa einander entspräche, ist somit nicht nachvollziehbar.

Verbreitung

Eine valide und reliable Angabe zur Verbreitung der Pollenfelder Keramik oder der Ochsenfelder Ware Pollenfelder Art wird und kann nur unter Ausschluss der Gruppe der Faux amis und der Kurzmeldungen, die über keine wissenschaftlich gültige Dokumentation verfügen, erfolgen. Aus diesem Grund lassen sich zum aktuellen Forschungsstand lediglich zwei gesicherte Fundorte, nämlich Pollenfeld bei Eichstätt und Ochsenfeld, anführen, die auf der Verbreitungskarte (vgl. Abb. 6) nochmals visualisiert werden.

Varianten

Gültige Varianten der Pollenfelder Keramik existieren zum jetzigen Forschungsstand nicht, jedoch könnte man die von B. Münz aufgearbeitete Ochsenfelder Ware ‚Pollenfelder Art‘ als solche betrachten, wenn man das Kriterium der Provenienz aus der Pollenfelder Hafnerei als zwingend für die Klassifizierung betrachten würde.

Formen

Aufgrund der Tatsache, dass sich die Klassifizierungen als Pollenfelder Ware zwar stets am sog. ‚Altfund‘ in Pollenfeld orientieren und dennoch Abweichungen oder gar bewusste Distanzierungen (vgl. B. Münz 1992/2003) aufweisen, werden die Formen separiert nach ihrem Fundort angeführt, um somit eine bestmögliche Transparenz zu gewährleisten.


Charakteristika

In der Literatur wird sie als weißlich mit rotbrauner Bemalung beschrieben. Im wichtigen Fundbestand von Ochsenfeld treten jedoch auch weiß bemalte Gefäße auf rötlichem Scherben auf.

Chronologie

Die meisten bisher vorliegenden Fundkomplexe datieren ins 15. Jahrhundert, doch konnte anhand der Stratigraphie der Ausgrabungen im Eichstätter Dom ein Beginn der Pollenfelder Ware von 1349 datiert werden (Münz 2003).

Literaturhinweise

  • Bauer 2004: I. Bauer, Hafnergeschirr aus Franken (München, Berlin 2004) bes. 96-107
  • Bedal 1987: K. Bedal, Ein Bauernhaus aus dem Mittelalter. Schriften und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums 9 (Bad Windsheim 1987).
  • Blenk 1992: U. Blenk, Die Pollenfelder Ware in der Domgrabung Eichstätt (1970-1972). In: Eichstätt. 10 Jahre Stadtkernarchäologie (Eichstätt 1992) 49–51.
  • Hauser 1984: G. Hauser, Beiträge zur Erforschung hoch- und spätmittelalterlicher Irdenware aus Franken. Beih. ZAM 3 (Köln, Bonn 1984) bes. 187f.
  • Münz 2003: B. Münz, Keramikfunde Pollenfelder Art aus einem Bauernhaus in Ochsenfeld bei Eichstätt. In: I. Ericsson/H. Losert (Hrsg.), Aspekte der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Festschrift für Walter Sage. Bamberger Schriften zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 1 (Bonn 2003) 341–346.
  • Reichmeyer 1985: O. Reichmeyer, Werkstattabfälle spätmittelalterlicher Hafnereien aus Pollenfeld, Lkr. Eichstätt. Sammelbl. Hist. Ver. Eichstätt 77/78, 1984/85, 88-103.

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