Lußberg
Der Lußberg liegt in den Haßbergen circa 16 km nordwestlich von Bamberg, nahe Baunach, zwischen den Ortschaften Reckendorf, Priegendorf, Ludendorf, Lussberg, Kottendorf, Salmsdorf, Mauschendorf und Gerach. Die Fundstelle einer spätmittelalterlichen Töpferei liegt in gemeindefreiem Gebiet im Staatswald.
Forschungsgeschichte
Von der Fundstelle liegen bisher nur Lesefunde vor. Ausgrabungen zu den Töpfereibefunden haben nicht stattgefunden. In den 1980er Jahren wurden Keramikanalysen durchgeführt (Jakob 1984, 109). Die Funde vom Lußberg wurden immer wieder als Referenzmaterial herangezogen, ohne dass eine umfassende Bearbeitung der Lesefunde vorlag. Daran hat sich erst 2019 eine Bamberger Masterarbeit von Natalie Kolb-Zier gewagt, die allerdings auch nur eine kleine Auswahl der Funde vorstellt. Bis heute fällt es daher schwer "Lußberger Ware" sicher im regionalen Fundbestand zu identifizieren.
historischer Kontext
Die Töpferei wird den Grafen von Truhendingen zugeschrieben (Jakob 1984, 86). Nach dem Tode Herzog Ottos VIII. von Meranien am 19.6.1248 fielen durch die Heirat des Grafen Friedrich VII. von Truhendingen mit Margaretha, der Schwester des Herzogs umfangreiche Besitzungen im Raum Bamberg an die Truhendinger, darunter auch die Stufenburg bei Baunach und der Waldbezirk Baunach. 1308 erwarb Bischof Wulfing von Stubenberg für 5000 Mark Silbers Truendinger Besitz mit dem Markt Scheßlitz, den Burgen Giech, Gügel, Arnstein, Neuhaus und Stiefenberg sowie einige Dörfer. Im Kaufvertrag ist von allen "Zu- und Eingehörungen auf und unter der Erden" die Rede, was sich speziell auf die Tongruben beziehen dürfte. Die Keramikversorgung des Bamberger Stifts verfügte indes über Töpfereien in Strullendorf, dem Bamberger Hauptsmoorwald (Jakob 1984, 96) sowie in Forchheim und Stadtsteinach. Die Töpferei auf dem Lußberg wurde aufgegeben, doch dürften Töpfer in Priegendorf weiter produziert haben. Nach Jakob (1984) wurden dort bei Hausbauten Brennöfen gefunden - auch Flurnamen verweisen auf dortige Töpferei.
Befundsituation
Auf dem etwa West-Pst-orientierten Höhenzuges des Lußberges finden sich an mehreren Stellen Pingelfelder in den dortigen Lehm- und Tonvorkommen. Ein besonders großes Areal befindet sich im Westen im Bereich Veitenstein. In der Waldabteilung "Brennofen" des Forstdistrikts Lußberg liegen auf großer Fläche von etwa 300 m Ausdehnung zahlreiche Tongruben, Ofenstandorte und bemooste Scherbenhalden, die Grabhügel vortäuschen (Jakob 1984, 95). Der Veitenstein selbst ist eine Felsgruppe aus Sandstein, in dem ein Höhlensystem befindet, das im Spätmittelalter für eine Einsiedelei genutzt wurde.
Im Bereich der Pingen am Veitenstein ist der südliche Teil durch größere Steinbrüche gestört, die wahrscheinlich erst in die Neuzeit datieren. Sie sind auf den Urkatasterblätter nicht dargestellt - in Gegensatz zu entsprechenden Steinbrüchen im Ostteil des Lußbergs, wo sie in kleinen Teilen, offenbar in einem früheren Abbauszustand dargestellt sind, woraus sich Steinbruchaktivitäten im 19. Jahrhundert ableiten lassen. An der Westflanke des Steinbruchs finden sich die Reste eines Gebäudes aus Trockensteinmauerwerk, über dessen Datierung in der Literatur keine AUssagen getroffen werden, obgleich hier offenbar gezielte Grabungen stattgefunden haben, wie z.B ein Schnitt durch die Westwand erkennen lässt..
Keramik
Im Fundbestand liegen zwar Fehlbrände vor, sie scheinen am Fundbestand aber einen auffallend geringen Anteil zu haben.
Produziert wurde vor allem oxidierend gebrannte jüngere Drehscheibenware (Franken, SMa/FNz). "Hier wurden neben dem Standardtopf mit einfacher Randlippe, unterschnittener Halskehle, Gurtfurchen und breitem Rillenband auch Schüsseln, Henkelkrüge, dickbauchige Flaschen, Topfkacheln und Becher hergestellt, eine meist blaugraue, rötliche oder schmutzig-gelbliche hartklingend gebrannte Ware" (Jakob 1984, 95).
Daneben wurde auch rotbemalte Keramik produziert, die sich durch eine feine Magerung auszeichnet. "Das feinere Geschirr ist aus Pfeifenton fabriziert und trägt eine wasserunlösliche dunkelrote Bemalung in verschiedenen Variationen oder auch eingeritzte Wellenlinien und kreuzförmige Bodenstempel" (Jakob 1984, 95). Es könnte sich hier um Rotbemalte gelbe nachgedrehte Ware (Franken, HMa) handeln, doch liegt sowohl nach Losert (1993) als auch nach Kolb-Zier (2019) am Lußberg keine nachgedrehte Keramik vor. Hier ist eine erneute Autopsie notwendig. Tatsächlich scheinen Bodenzeichen aber auch an Drehscheibenware aufzutreten.
Natalie Kolb-Zier (2019) hat bei der Bearbeitung der Lesefunde drei Warengruppen (eigentlich Materialgruppen) unterschieden:
- Warengruppe 1a - weiße Ware
- Warengruppe 1b - weiche Ware
- Warengruppe 2 - rote Ware
- Warengruppe 3 - weiße Ware
Sonstige Funde
Im Fundbestand der Töpferei finden sich Schachfiguren, die möglicherweise ebenso wie bemalte und gestempelte Schachbretter hier auch hergestellt wurden.
Verbleib der Funde
- Archäologische Staatssammlung München
- Historischer Verein Bamberg
Literatur zur Fundstelle
- Jakob 1969: H. Jakob, Mittelalterliche Wald-Töpferei auf dem Lußberg (1248 – 1308). Fränkisches Land 11, Nr. 1/ 2, 1969
- Jakob 1984: H. Jakob, Die Wüstungen der Obermain-Regnitz-Furche und ihrer Randhöhen vom Staffelberg bis zur Ehrenbürg. Zeitschr. Arch. Mittelalter 12, 1984, 73–144.
- Kolb-Zier 2019: N. Kolb-Zier, Die Lesefunde der hoch- und spätmittelalterlichen Töpferei am östlichen Lußberg. Masterarbeit AMANZ (Bamberg 2019)
- Losert 1993: H. Losert, Die früh- bis hochmittelalterliche Keramik in Oberfranken. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, Beiheft 8 (Köln 1993).
- Weiser 2003: B. Weiser, Töpferöfen von 500 bis 1500 n.Chr. im deutschsprachigen Raum und in angrenzenden Gebieten. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters Beiheft 15 (Bonn 2003).
Link
- Abbildung einer Rekonstruktion des Schachbretts: https://bavarikon.de/object/bav:ASM-OBJ-0000000000000156 (Archäologische Staatssammlung München [Abb. zwar unter CC-Lizenz, ND-konforme Weiternutzung aber technisch unterbunden])