Mayener Ware: Unterschied zwischen den Versionen

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==== Mayen Fabric B ====
 
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Die merowingische Mayen Fabric B beinhaltet qualitativ hochwertige, rot [[Engobe|engobierte]] Irdenware ([[Rotgestrichene Ware (FMa)]]). Die Oberfläche der Gefäße ist geglättet. Drehrillen sind nur an der Innenseite der Gefäße erkennbar. Schüsseln mit gekehlten Rändern bilden die Leitform.
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Die merowingische Mayen Fabric B beinhaltet qualitativ hochwertige, rot [[Engobe|engobierte]] Irdenware ([[Rotgestrichene Ware (Vwz)]]). Die Oberfläche der Gefäße ist geglättet. Drehrillen sind nur an der Innenseite der Gefäße erkennbar. Schüsseln mit gekehlten Rändern bilden die Leitform.
 
In der Spätphase von Fabric B kommen Töpfe auf, die in ihrer Form bereits an [[Kugeltopf|Kugeltöpfe]] erinnern.
 
In der Spätphase von Fabric B kommen Töpfe auf, die in ihrer Form bereits an [[Kugeltopf|Kugeltöpfe]] erinnern.
   

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 23:29 Uhr

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Als Mayener Ware werden verschiedene Produkte der römischen und frühmittelalterlichen Töpfereien von Mayen bezeichnet. In einem engeren Sinne denkt man zunächst an die dort produzierte Rauwandige Drehscheibenware römischer Tradition. Bemerkenswert bei den Mayener Töpfereien ist jedoch die Produktionskontinuität über die Antike hinaus. Die Keramikherstellung begann hier wohl schon in spätkeltischer Zeit in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. und setzte sich ohne Unterbrechung über die römische Kaiserzeit, das Mittelalter und die Neuzeit bis 1941/43 fort. Die Mayener Produkte fanden in der Spätantike eine weite Verbreitung insbesondere nach Norden, aber auch entlang des Oberrheins nach Süden.

Forschungsgeschichte

Kurt Böhneer hat 1958 (Böhner 1958, 49) aufgrund der Scherbenbeschaffenheit einen Teil der rauwandigen Ware als Produkt von Mayener Töpfereien herausgestellt. Er hat sie Produkten Trierer Töpfereien (rauwandige Drehscheibenware Trierer Art (Trierer Land, FMa)) gegenüber gestellt.

1974/75e Ausgrabungen eines mittelalterlichen Töpferquartiers in Mayen, Siegfriedstraße unterhalb der Mayener Genovevaburg durch H. Eiden

Bearbeitung durch Marc Redknap in einer Londoner Diss, deutsche Publikation 1988 (Redknap 1988) ergänzt durch weitere Aufsätze (Wegner 1988)

Projekt an RGZM/VAT mit Auswertung der Grabungen (Grunwald 2018), Archäometrie und experimenteller Archäologie (Hanning u.a. 2018; Grunwald 2022)

Charakteristika

Scherbenbeschaffenheit

Böhner hatte 1958 den Ton der Mayener Gefäße - bezogen auf die rauwandige Ware - als "kräftig mit feinen bis ziemlich grobem Magerungszusatz" beschrieben und sie als "hart gebrannt" und den Bruch als "sandsteinartig körnig und fest" charakterisiert (Böhner 1958, 49). "Die Außenseite hat ein mehr oder weniger hartes und stumpfes Aussehen, wobei die kräftige Magerung stark zutage tritt" (ebd.).

Magerung

Magmatische Gesteine und die in ihnen enthaltenen Bestandteile – wie etwa die als schwarze Partikel erscheinenden Augite oder Hornblende – wurden schon lange als Merkmal der in Mayen gefertigten Keramik benannt. Sie sind jedoch nicht in den bislang unterswuchten Tonproben der verschiedenen Lagerstätten um Mayen nachweisbar, dürften also bewusst zugesetzt worden sein (Grunwald 2022, 120).

Formenspektrum

Neben klassischer Gefäßkeramik wurden in der späten Produktionsphase auch Bodenfliesen und Ofenkacheln hergestellt.

tabellarischer Überblick



Brand

Farben des Scherbens

Bruch

Farbe der Engobe

Scherbenhärte

Oberfläche

Magerung

Magerungsdichte

Datierung

Bemerkung

Feine Waren aus der römischen und frühmittelalterlichen Mayener Produktion

Rot engobierte Ware MA

oxidierend

oranger, selten roter oder weißer Ton

homogen

rote bis braune Ausprägungen. Qualität und Haftung am geglätteten Gefäßkörper der spätantiken Engoben ist besser als jene der Überzüge des Frühmittelalters.

hart bis sehr hart.

glatt.

zumeist fein bis mittel; selten sind grobe bis sehr grobe Tuffkörner zu erkennen.

schwach bis mäßig.



Schwarz engobierte Ware


zunächst oxidierend und am Abschluss des Vorgangs reduzierend gebrannt

roter bis oranger homogener Ton entsprechend der Ware MA.


schwarze Ausprägungen

hart bis sehr hart.

glatt.

wohl wie bei der rot engobierten Keramik zumeist fein bis mittel

wohl wie bei der rot engobierten Ware schwach bis mäßig


Die Gefäße wurden vor dem Auftragen der Engobe geglättet.

Terra Nigra


reduzierend

grau bis schwarz

homogen


sehr hart

glatt

wohl fein

wohl schwach bis mäßig



Geglättet und reduzierend gebrannte Ware MB


reduzierend

außen schwarz bis grau. Innenseite grau

Homogen, rot bis braun


hart bis klingend hart

glatt

meist sehr fein bis fein, selten mittel

schwach bis mäßig, selten

grob



Geglättete und reduzierend gebrannte Ware MB des Typs Tating


grau bis rot-braun

Homogen, grau bis braun



glatt

zumeist fein, seltener mittel bis grob

schwach bis mäßig


vgl. Tatinger Ware

Geglättet und oxidierend gebrannte Ware MC



weiß über gelb und rotorange bis braun

homogen


hart bis in der Karolingerzeit

klingend hart.

glatt

meist sehr fein bis fein, selten mittel

schwach bis mäßig

Sp. 1./ 2. Jh. bis Karolingerzeit


Rauwandige Waren aus der römischen und frühmittelalterlichen Mayener Produktion

Ware MR


Reduzierend und oxidierend

ocker über braun bis manganrot oder rot über grau bis braun



hart

zumeist rau-grobkörnig

mittel und zumeist grob. Selten treten auch sehr grobe Körner auf.

zwischen mäßig und stark, selten sehr stark



Ware MD


Reduzierend und oxidierend

gelb über rot und braun bis grau sowie manganrot über braun bis grau


Ab ca. 670/80 auch mit Braunbemalung


rau-feinkörnig bis rau-grobkörnig

zumeist ittel bis grob, seltener fein oder sehr

grob

zumeist mäßig bis stark. Selten sehr stark



Ware MD/ME (Protosteinzeug)


Reduzierend und oxidierend

vor allem von manganrot über braun bis grau



sehr hart bis klingend

hart.

rau-feinkörnig und verstärkt rau-grobkörnig

grob bis sehr grob. Teilweise treten Körner auf, die größer als 1 cm sind

stark bis sehr stark.




Ware ME (Faststeinzeug)


v.a. reduzierend

zwischen schwarz bis grau über braun bis manganrot (bei den selteneren oxid. gebrannten: orange und rot)



klingend hart

rau-feinkörnig bis rau-grobkörnig, seltener rau-blasig

fein bis mittelgrob. In einigen Fällen treten aber auch grobe bis sehr grobe Körner auf.

mäßig bis stark



Graues gemagertes Steinzeug


reduzierend

grau

homogen


klingend hart

rau-feinkörnig bis rau-grobkörnig

fein

schwach bis selten mäßig


Varianten

Gliederung der nach Redknap 1988 (via Wikipedia)

Fabric Beschreibung Datierung
Mayen R Spät-Römische Ware 3. bis Mitte 5. Jahrhundert
Mayen A Rauhwandige Ware ab 5. Jahrhundert
Mayen B Geglättete, rot-engobierte Ware 5. bis 7. Jh. Jahrhundert
Mayen D Spätmerowingische, geglättete Ware 6. bis 7. Jahrhundert
Mayen FP Rot bemalte Ware Mitte 7. bis Mitte 8. Jahrhundert
Mayen F Faststeinzeug ab 7. Jahrhundert
Mayen K Protosteinzeug 12. bis 13. Jahrhundert

Mayen Fabric R

Die Produktion von Mayen Fabric R setzt in nach-diokletianischer Zeit ein. Hauptformen sind Vorratsgefäße mit Deckel.Eine typische Leitform ist Gose 547 (Gose 1950, S. 46, Taf. 55.) Als Datierungsgrundlage für die römische Töpfereiproduktion in Mayen dienen Referenzgrabungen in Trier, Köln, Alzey, Kastell und Kaiseraugst. Neben stratigraphischen Anhaltspunkten geben Münzschätze, die im Zusammenhang mit Mayener Keramik gefunden wurden, wichtige Datierungshinweise. Gegen Ende des 4. Jahrhunderts wird die spätrömische Mayener Ware sukzessive durch Produkte des Töpferortes Speicher verdrängt.

Mayen Fabric A

Die frühmerowingische Produktion rauwandiger Ware ist nach der Formensprache und der angewandten Brenntechnik auf den ersten Blick kaum von der römischen Mayener Ware (Fabric R) zu unterscheiden. Charakteristisch ist jedoch das sichelförmige Randprofil der hergestellten Töpfe der Form Alzei 27 und die dicker werdenden Böden.

Mayen Fabric B

Die merowingische Mayen Fabric B beinhaltet qualitativ hochwertige, rot engobierte Irdenware (Rotgestrichene Ware (Vwz)). Die Oberfläche der Gefäße ist geglättet. Drehrillen sind nur an der Innenseite der Gefäße erkennbar. Schüsseln mit gekehlten Rändern bilden die Leitform. In der Spätphase von Fabric B kommen Töpfe auf, die in ihrer Form bereits an Kugeltöpfe erinnern.

Mayen Fabric D

Die spätmerowingische Mayen Fabric D entwickelt die Schüsseln mit gekehlten Rändern weiter. Daneben kommen in dieser Fabric Kugeltöpfe auf. Das Dekor der Fabric D ist teilweise Techniken nachempfunden, wie sie aus dem alamannischen Raum bekannt sind.

Mayen Fabric FP

In karolingischer Zeit produzieren die Mayener Töpfereien oxidierend gebrannte Gefäße mit orange-roter bis roter Bemalung. Die Formenvielfalt der hergestellten Gefäße geht zugunsten von Kugeltopfformen zurück. Die Ware gehört in den Kontext der früh- bis hochmittelalterlichen rotbemalten Waren, zu denen auch die Pingsdorfer Ware und die sogenannten Pingsdorf-Imitationen zählen.

Mayen Fabric F

Ab dem 7. Jahrhundert sind die Mayener Töpfer in der Lage, die Brenntemperatur dauerhaft zu erhöhen und serienmäßig Faststeinzeug zu produzieren. Leitformen der Fabric F sind Kugeltöpfe mit einem charakteristischen Wackel- oder Linsenboden. Es handelt sich um Faststeinzeug, das in der Literatur auch unter der Bezeichnung steinzeugartig hart gebrannte Ware (Böhner 1958, 59) geführt wurde.

Mayen Fabric K

Im Hochmittelalter werden in Mayen Protosteinzeug-Gefäße mit rot-braunem Scherben hergestellt. Die Fabric K beinhaltet vor allem Trink- und Vorratsgefäße.

Gliederung nach Grunwald 2022

  • Feine Waren aus der römischen und frühmittelalterlichen Mayener Produktion
    • Rot engobierte Ware MA
    • Schwarz engobierte Ware
    • Terra Nigra
    • Geglättet und reduzierend gebrannte Ware MB
    • Geglättete und reduzierend gebrannte Ware MB des Typs Tating (vgl. Tatinger Ware)
    • Geglättet und oxidierend gebrannte Ware MC
  • Rauwandige Waren aus der römischen und frühmittelalterlichen Mayener Produktion
    • Ware MR
    • Ware MD
    • Ware MD/ME (Protosteinzeug)
    • Ware ME (Faststeinzeug)
  • Graues gemagertes Steinzeug

Herstellungsbelege

Verbreitung

Verbreitung der Mayener Keramik (nach U. Gross, Die Töpferware der Franken. Herleitung - Formen - Produktion. In: Die Franken. Wegbereiter Europas. Ausstellungskat. Mannheim 1996 (Mainz 1996) Abb. 439. 440)

Literatur

  • Bet u.a. 2011: Ph. Bet/H. Cabart/R. Delage/M. Feller/F. Gama, La céramique domestique et la verrerie de l´antiquité tardive à Metz. In: M. Kasprzyk/G. Kuhnle (Hrsg.), L´antiquité tardive dans l´Est de la France. Revue Archéologique de l´Est, Suppl. 30 (Dijon 2011) 69-81.
  • Böhner 1958: K. Böhner (Hrsg.), Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes. German. Denkm. Völkerwanderungszeit B 1 (Berlin 1958).
  • Döhner/ Grunwald 2018: G. Döhner/ L. Grunwald, ##. in: H. Stadler/ L. Obojes (Hrsg.), Keramik zwischen Werbung, Propaganda und praktischem Gebrauch. Beiträge vom 50. Internationalen Symposium Keramikforschung in Innsbruck 2017. NEARCHOS 23 (Innsbruck 2018) 63-81
  • Fellmann 1952: R. Fellmann, Mayener-Eifelkeramik aus den Befestigungen des spätrömischen Rheinlimes in der Schweiz. Jahrb. SGUF 42, 1952, 161–173.
  • Grunwald 2012: L.z Grunwald, Anmerkungen zur Mayener Keramikproduktion des 9. bis 12. Jahrhunderts. Archäologische Nachweise – wirtschaftsgeschichtliche Aussagen – historische Einbindungen. In: L, Grunwald/ H. Pantermehl/ R. Schreg (Hrsg.), Hochmittelalterliche Keramik am Rhein. Eine Quelle für Produktion und Alltag des 9. bis 12. Jahrhunderts. RGZM-Tagungen 13 (Mainz 2012) 143–160.
  • Grunwald 2018: L. Grunwald, Mayen in der Eifel vom 6. bis in das 10. Jahrhundert. Historische Einbindung – Siedlungsstruktur – Wirtschaftsbedeutung. In: J. Drauschke / E. Kislinger / K. Kühtreiber / Th. Kühtreiber / G. Scharrer-Liška / T. Vida (Hrsg.), Lebenswelten zwischen Archäologie und Geschichte. Festschrift für Falko Daim zu seinem 65. Geburtstag. RGZM Monographien 150,2 (Mainz 2018) 909–918.
  • Grunwald 2022: L. Grunwald, Die römischen und frühmittelalterlichen Töpfereien von Mayen. Monogr. RGZM 161 (Mainz 2022). <DOI: 10.11588/PROPYLAEUM.1206>
  • Hanning u.a. 2018: E. Hanning / G. Döhner / L. Grunwald / M. Herdick / A. Hastenteufel / A. Rech / A. Axtmann, Die Keramiktechnologie der Mayener Großtöpfereien: Experimentalarchäologie in einem vormodernen Industrierevier. Jahrbuch RGZM 61, 2014 (2019) 409–448.
  • Heimerl 2021: F. Heimerl, Zur Chronologie der rotbraun gestrichenen Ware des 5. Jahrhunderts. In: M. Gierszewska-Nosczynska/L. Grunwald (Hrsg.), Zwischen Machtzentren und Produktionsorten. RGZM Tagungen, Bd. 45 (Mainz 2021) 119-137.
  • Redknap 1988: M. Redknap: Medieval pottery production at Mayen: recent advances, current problems. In: D. Gaimster/ M. Redknap/ H.-H. Wegner: Zur Keramik des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im Rheinland. Medieval and later pottery from the Rhineland and his markets. BAR International Series 440 (Oxford 1988) 3–37.
  • Redknap 1999: M. Redknap, Die römischen und mittelalterlichen Töpfereien in Mayen. In: Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel 6 (=Trierer Zeitschr., Beih. 24) (Trier 1999) 11 ff.
  • Wegner 1988: H.-H. Wegner: Archäologische Beobachtungen zur mittelalterlichen Keramikproduktion in Mayen, Kreis Mayen-Koblenz. In: D. Gaimster/ M. Redknap/ H.-H. Wegner: Zur Keramik des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im Rheinland. Medieval and later pottery from the Rhineland and his markets. BAR International Series 440 (Oxford 1988) 39-52.
  • Wegner/ Redknap 1999: H.-H. Wegner/ M.k Redknap: Die römischen und mittelalterlichen Töpfereien in Mayen, Kreis Mayen-Koblenz. Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel 6 (Trier 1999).

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