Kugeltopf: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 24: | Zeile 24: | ||
Entgegen eines älteren Forschungsstandes kann durch Neufunde der letzten Jahre auch in Südwestdeutschland eine Reihe von Kugeltöpfen benannt werden. Insbesondere in Mainfranken um Würzburg zeichnet sich eine regionale Verbreitung ab. Dazu gehört aber beispielsweise auch ein vollständiges Exemplar von [[Bamberg, Am Kranen 14]]. |
Entgegen eines älteren Forschungsstandes kann durch Neufunde der letzten Jahre auch in Südwestdeutschland eine Reihe von Kugeltöpfen benannt werden. Insbesondere in Mainfranken um Würzburg zeichnet sich eine regionale Verbreitung ab. Dazu gehört aber beispielsweise auch ein vollständiges Exemplar von [[Bamberg, Am Kranen 14]]. |
||
− | ===Vorkommen in Süddeutschland== |
+ | ===Vorkommen in Süddeutschland=== |
nach Gross 1991, Liste 23 (mit ocr-Zeichenerkennung, nur teilweise korrigiert, teilweise neuere Literatur ergänzt, Liste noch nicht für GIS-Export strukturiert) |
nach Gross 1991, Liste 23 (mit ocr-Zeichenerkennung, nur teilweise korrigiert, teilweise neuere Literatur ergänzt, Liste noch nicht für GIS-Export strukturiert) |
||
*Albertshofen: Hauser, Franken Abb. 31 , l - 4. |
*Albertshofen: Hauser, Franken Abb. 31 , l - 4. |
Version vom 4. April 2024, 18:32 Uhr
Als Kugeltopf werden Töpfe mit einem ausgeprägten Rundboden bezeichnet. Sie weisen keinen Standboden auf. Sie dienten meist als Kochtopf und mussten zu diesem Zweg direkt in die Glut oder mit einem separaten Dreifuß über das Feuer gestellt werden. In leerem Zustand mussten sie kopfüber, auf einem Ständer bzw. im Sand abgestellt werden.
Forschungsgeschichte
In der älteren Foschungen wurden die Kugeltöpfe zum Teil als Bombentöpfe bezeichnet (z.B. Srauß 1923).
Charakteristika
Typisch erscheinen neben der Bodenbildung leicht verdickte geschwungene Ränder, wie sie etwa auch bei der in der Eifel produzierten Keramik üblich waren.
Kugeltöpfe aus dem Raum nördlich der Mittelgebirgsschwelle weißen oft einen gerieften, oft gestreckten Hals und einen ausbiegenden Rand auf.
Werla, Kugeltopf der Grauware (Foto: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover CC BY 4.0 via Kulturerbe Niedersachsen)
Chronologie
Kugeltöpfe sind typisch für das Hoch- und Spätmittelalter, sie werden durch Grapen abgelöst.
Verbreitung
Entgegen eines älteren Forschungsstandes kann durch Neufunde der letzten Jahre auch in Südwestdeutschland eine Reihe von Kugeltöpfen benannt werden. Insbesondere in Mainfranken um Würzburg zeichnet sich eine regionale Verbreitung ab. Dazu gehört aber beispielsweise auch ein vollständiges Exemplar von Bamberg, Am Kranen 14.
Vorkommen in Süddeutschland
nach Gross 1991, Liste 23 (mit ocr-Zeichenerkennung, nur teilweise korrigiert, teilweise neuere Literatur ergänzt, Liste noch nicht für GIS-Export strukturiert)
- Albertshofen: Hauser, Franken Abb. 31 , l - 4.
- Bad Neustadt a. d. Saale: Hauser, Franken 54 Abb. 13 (Nr. 8).
- Elfershausen-Trimberg: Hauser, Franken 54 Abb. 13 (Nr. 20).
- Eßleben: Hauser, Franken 54 Abb. 13 (Nr. 23).
- Geldersheim: Hauser, Franken 54 Abb. 13 (Nr. 29).
- Hammelburg-Untereschenbach: Hauser, Franken 54 Abb. 13 (Nr. 35).
- Heilbronn: Lobbedey, Untersuchungen Taf. 27, 3.
- Heiligenberg bei Heidelberg: Unpubl.; Inst. f. Ur- u. Frühgesch. d. Ruprecht-Karls-Univ. Heidelberg.
- Herchsheim: Hauser, Franken 54 Abb. 13 (Nr. 40).
- Hirsau: Abb. 34.
- Ingolstadt: Hauser, Franken 54 Abb. 13 (Nr. 46).
- Karlsruhe Durlach, Turmberg: Lutz, Turmberg Abb. 8, 3- 5.
- Kirchheim-Bolanden: Mitt. Hist. Ver. Pfalz 54, 1956, Abb. 98.
- Kirschfurter Höfe: Lobbedey, Untersuchungen Taf. 30, l-13.
- Krensheim: Unpubl.; LDA Bad.-Württ., Abt. Arch. Denkmalpfl., Außenstelle Karlsruhe.
- Ladenburg: Schallmayer u. Gross, Ladenburg Abb. 48; 49.
- Langenbrücken: Taf. 32.
- Langendorf: Hauser, Franken 54 Abb. 13 (Nr. 53).
- Lindelbach-Lützelhof: Lobbedey, Untersuchungen Taf. 61,1-5.
- Mannheim-Neckarau, Wüstung Hermsheim: Taf. 12, 8- l 0.
- Münnerstadt: Hauser, Franken 54 Abb. 13 (Nr. 63).
- Münsterschwarzach: Hauser, Franken 54 Abb. 48, 57; 49, 164.
- Oerlenbach-Ebenhausen: Hauser, Franken 54 Abb. 13 (Nr. 75).
- Öhringen: Hinweis H. Masula, Winterbach.
- Osterburken:Taf. 57, 13.15.
- Reichholzheim: Hinweis G. Bund, Wertheim.
- Schwarzach: Taf. 49, 15.
- Schweinfurt: Hauser, Franken Abb. 53, C 6; 54, A 11-17.
- Solnhofen: Unpubl.; Inst. f. Ur- u. Frühgesch. d. Ruprecht-Karls-Univ. Heidelberg.
- Speyer: Hinweis H. Bernhard, Speyer.
- Straßburg: Lobbedey, Untersuchungen Abb. Taf. 27, 8.
- Tagolsheim/Elsaß: Lobbedey, Untersuchungen Taf. 27, 7.
- Trübenbrunn: Lobbedey, Untersuchungen Taf. 27, 6.
- Ulm: Lohhedey, Untersuchungen Abb. Taf. 58, 7.
- Unterpleichfeld-Burggrumbach: Hauser, Franken 54 Abb. 13 (Nr. 108).
- Walzbachtal-Jöhlingen: Hinweis D. Lutz, Karlsruhe.
- Weiher: Unpubl.; LDA Bad.-Württ., Abt. Arch. Denkmalpfl., Außenstelle Karlsruhe.
- Weingarten(?): Forsch. u. Ber. Arch. MA 6 (1979) Abb. 66, 5.
- Wiesetweiler: Taf. 61 , l .
- Worms: Unpubl.; Mus. Worms.
- Würzburg: Hauser, Franken 54 Abb. 60, 65-67. 70; 62, B 5- 7.
- Gamburg: Hinweis G. Bund, Wertheim.
- Wertheim-Dörlesbach: Hinweis G. Hellinger, Königshofen.
- Wiesloch: Hinweis L. Hildebrandt, Wiesloch.
Ergänzungen
Herstellungsbelege
Eine Produktion ist für eine Töpferei bei Bad Schönborn-Langenbrücken bei Bruchsal nachweisbar, wo Kugeltöpfe zusammen mit älterer grauer Drehscheibenware produziert wurden (Gross 1991) sowie - im späten 13. Jahrhundert - für Kirchheim bei Würzburg (Castritius 1994) oder im nahegelegenen Albertshofen (Hauser 1984, 153).
Warenarten
Insbesondere in Norddeutschland wird der Begriff der Kugeltopfware verwendet.
In Süddeutschland treten Kugeltöpfe in verschiedenen Waren auf:
- Glimmerware (Rhein-Main-Gebiet, FMa/ HMa/ SMa)
- Die Ältere graue Drehscheibenware (Kraichgau/ Oberrhein, HMa) weist häufig Linsenböden auf. Inwiefern ihr auch echte Kugeltöpfe, wie jener aus der Großen Grube in Hirsau zuzuweosen sind, bedarf genauerer Klärung.
- Die Kugeltöpfe aus Unterfrnaken sind bei aktuellem kenntnisstand nicht von Funden gröberer nachgedrehter Ware abzugrenzen.
Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext
Kugeltöpfe vertreten eine bestimmte Art des Kochens.
Herstellung
Zur Diskussion um die Herstellungstechnik der Kugeltöpfe siehe: Faßhauer 1954, Nickel 1965, Mildenberger 1951; Böttcher/Böttcher 1995. Bisweilen wird der Oberteil als scheibengedreht beschrieben, doch scheint dieser oftmals auch nur auf einer langsam drehenden Töpferscheibe hergestellt zu sein ("nachgedrehte Ware")
Literaturhinweise
- Böttcher/Böttcher 1995: G. Böttcher/G. Böttcher, Überlegungcn zum Einsatz von Hand- oder Fuß-(Bock-)Drehscheiben und Werkzeuggebrauch beim Formen früher Kugeltöpfe. In: Experimentelle Archäologie. Bilanz 1994. Arch. Mitt. Nordwestdeutschland, Beih. 8 (Oldenburg 1995) 231-236.
- Castritius 1994: A.I. Castritius, Ein mittelalterlicher Töperofen aus Kirchheim, Lkr. Würzburg. Bayer. Vorgeschbl. 59, 1994, 141-187.
- Faßhauer 1964: R. Faßhauer, Die mittelalterlichen Kugeltöpfe als Gebrauchsgeschirr, die Gründe der Formgestaltung und das Herstellungsverfahren. Jahreschr. mitteldt. Vorgesch. 38, 1954, 220 ff.
- Gross 1991: U. Gross, Die Keramik-, Bein- und Metallfunde in dem gemauerten Schacht bei St. Peter und Paul. In: Hirsau. St. Peter und Paul 1091-1991. Forsch u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 10/1 (Stuttgart 1991) 139-178.
- Hauser 1984: G. Hauser, Beiträge zur Erforschung hoch- und spätmittelalterlicher Irdenware aus Franken. Beih. ZAM 3 (Köln, Bonn 1984)
- Hembach 2003: T. Hembach, Die Ausgrabung in der Domerschulstraße in Würzburg - 1300 Jahre Stadtgeschichte (Diss. Bamberg 2003)
- Mildenberger 1961: G. Mildenberger, Zur Herstellung der mittelalterlichen Kugeltöpfe. Germania 29, 1951, 63-66.
- Nickel 1965: E. Nickel, Bemerkungen zur Herstellung und Benutzung des Kugeltopfes, Jahresschr. mitteldt. Vorgesch. 49, 1965, 139-144.
- Stoll 1980: H.-J. Stoll, Neue Aspekte zur Herstellungstechnik der mittelalterlichen Kugelbodengefäße, dargestellt an Funden aus der Stadtkerngrabung Magdeburg. Zeitschr. Arch. 14, 1980, 61ff.