Kammstrichware

Aus balismink
Version vom 6. August 2024, 08:27 Uhr von R. Schreg (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Kammstrichware wurden verschiedene Keramikgruppen insbesondere des frühen Mittelalters bezeichnet. Namengebend ist die Verzierung mit sog. Kammstrich.

Manching, Oppidum: kammstrichverzierte Graphittonkeramik der jüngeren Latènezeit. Slg. A. Kley (Foto: R. Schreg, (CC BY SA 4.0))

Hinzuweisen ist auf die Kammstrichware der jüngeren Latènezeit, die teilweise als Graphittonkeramik auftritt und deren Kammstrich im Unterschied zu den frühmittelalterlichen Kammstrichwaren senkrecht angebracht ist.

Im Kontext der Archäologie des Mittelalters ist mit der Bezeichnung zumeist die Kammstrichware (bayer. Donauraum, FMa) gemeint, von der jedoch wohl weitere Regionalgruppen abgetrennt werden müssen. Verwandte Waren gibt es auch im Raum Eichstätt, in den frühmittelalterlichen Siedlungen des Münchner Raumes oder auch in Bayerisch-Schwaben, wo sich eine hochmittelalterliche Ware mit charakteristischer Wellenbandverzierung ausmachen lässt, die offensichtlich in der Tradition der Kammstrichware zu sehen ist (Koch 1993).

Inwiefern die Fundstellen auf der östlichen Schwäbischen Alb (Urspring, Breiter Weg, Ulm-Eggingen, Lippenöschle, Geislingen, Mühlwiesen, Ulm, Weinhof, Schalkstetten, Untere Wiesen, Schnaitheim, Seewiesen) und im Neckarland (Vaihingen/Enz, St. Peter) als eigenständige Gruppe gegenüber den Funden aus dem Donauraum zu fassen sind, ist bisher nicht im Detail untersucht. Uwe Gross hat die Funde aus Ulm-Eggingen als brauntonige nachgedrehte Ware (Ulm-Eggingen, FMa/HMa) klassifiziert.

Weiter westlich stellt die Braune, meist rillenverzierte rauwandige Drehscheibenware (Neckarland, FMa) eine regionaleVariante der Kammstrichware dar, die -scheibengedreht - eigene Randformen aufweist.

Kammstrichware tritt auch in Unterregenbach auf, wo die Anfangsdatierung neuerdings ins späte 8. Jahrh. gesetzt wird (Lobbedey 1972, 185; 193). Auch die gewülstete Keramik der Wüstung Wülfingen wurde mit der Kammstrichware in Verbindung gebracht, obwohl die Ränder hier in aller Regel nur wenig ausgebogen, gerundet und nur in äußerst wenigen Fällen abgestrichen sind.

Selbst zu weiter entfernten Keramikgruppen, wie der Karbonatitware (Oberrhein, röm./ VWz) aus dem Breisgau oder der handgemachte Grobware und der nachgedrehten, grob gemagerten Ware aus Nordostbayern lassen sich deutliche formale Parallelen erkennen.

Literaturhinweise

  • Gross 1989: U. Gross, Das Fundmaterial. In: C.-J. Kind (Hrsg.), Ulm-Eggingen. Die Ausgrabungen 1982 bis 1985 in der bandkeramischen Siedlung und der mittelalterlichen Wüstung. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 34 (Stuttgart 1989) 332–361.
  • Koch 1993: R. Koch, Keramik des frühen und hohen Mittelalters aus Bayerisch-Schwaben. In: W. Endres/W. Czysz/G. Sorge (Hrsg.), Forschungen zur Geschichte der Keramik in Schwaben. Arbeitshefte des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege 58 (München 1993) 119–128.
  • Lobbedey 1972: U. Lobbedey, Keramik. In: G. P. Fehring (Hrsg.), Unterregenbach. Kirchen, Herrensitz, Siedlungsbereiche. Die Untersuchungen der Jahre 1960-1963 mit einem Vorbericht über die Grabungen der Jahre 1964-1968. Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 1 (Stuttgart 1972) 184–206.
  • Schulze 1981: M. Schulze, Die mittelalterliche Keramik der Wüstung Wülfingen am Kocher, Stadt Forchtenberg, Hohenlohekreis. In: Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 7 (Tübingen 1981) 4–148.