Badorfer Ware (Rheinland, FMa)

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Die Badorfer Ware ist eine überregional bedeutende oxidierend gebrannte Drehscheibenware, die in Töpfereien im Rheinischen Vorgebirge produziert und von dort auch exportiert wurde. Sie ist zumindest teilweise zur Warengruppe der oxidierend gebrannten rheinischen Drehscheibenware zu rechnen, doch zeigen sich etwa mit den häufig auch reduzierend gebrannten Kugeltöpfen auch Affinitäten zu den Rheinischen Grauwaren.

Forschungsgeschichte

Die Ware wurde von Constantin Koenen Ende des 19. Jahrhunderts beschrieben. Danach haben sich F. Rademacher, F. Tischler und K. Böhner mit ihr befasst. Anfang der 1930er Jahre wurde Badorfer Ware am eponymen Fundort erstmals aus einem Töpfereikontext geborgen (Fremersdorf 1932), woraufhin die Ware im Kontext der Ausgrabungen von Haithabu erstmals genauer definiert wurde (Jankuhn 1936). Ein wichtiger Fundort im Rheinland wurde die Motte Husterknupp (Herrnbrodt 1958; Friedrich 2002), da hier Dendrodaten gewonnen werden konnten.

Charakteristika

Herstellungstechnik

Drehscheibenware

Brand/ Farbe

weißlichgelb, gelb oder rötlich (Friedrich 2002, 6) "nicht sehr hart", gelegentlich aber auch hart (Friedrich 2002, 6)

Magerung

feinsandig und "fein staubartig" (Friedrich 2002, 6). Optisch wirkt dies wie "eine mit spitzem Bleistift durchgeführte Punktierung" (Böhner u.a. 1950, )

Oberflächenbeschaffenheit

Die Oberfläche ist glatt und fühlt sich leicht kreidig an (Friedrich 2002, 6).

Gefäßformen

u.a.

Chronologie

Die Produktion in Badorf begann noch in der späten Merowingerzeit. Die Badorfer Ware wird durch die Pingsdorfer Ware abgelöst, wobei eine Übergangsphase in der Literatur auch als Hunneschans-Keramik bezeichnet wird.

Herstellungsbelege

  • Badorf
  • Pingsdorf
  • Eckdorf
  • Walberberg

Obgleich die Waren nach dem Töpferort Badorf benannt ist, scheint der Schwerpunkt der Produktion quantitativ eher in Eckdorf und Walberberg gelegen zu haben. Es ist nach mineralogischen Untersuchungen mit weiteren Töpferstandorten am Niederrhein zu rechnen, weshalb auch die Bezeichnung "Ware Badorfer Art" verwendet wird.

Verbreitung

Importfunde der Badorfer Ware treten auch in Südwestdeutschland auf (Lutz/Gross 1993; Gross 2021).

Funde liegen auch aus Thüringen vor, z.B. aus Mühlhausen und Gebesee (Timpel 1995, 39)

Literaturhinweise

  • Böhner u. a. 1950: K. Böhner/P.J. Zholen/R. von Uslar, Ausgrabungen in den Kirchen von Breberen und Doveren (Regierungsbezirk Aachen). Bonner Jahrb. 150, 1950, 192-228.
  • Bridger/Siegmund 1987: C. Bridger/F. Siegmund, Funde des 8. Jahrhunderts aus Xanten. Bonner Jahrb. 187, 1987, 543–562.
  • Fremersdorf 1932: F. Fremersdorf, Badorf. Germania 16, 1932, 231.
  • Friedrich 2002: R. Friedrich, Mittelalterliche Keramik aus rheinischen Motten. Funde aus den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf. Rhein. Ausgr. 44 (Köln 2002).
  • Gross 2021: U. Gross, Reliefbandamphoren, Hunneschans- und Badorf-Ware sowie weitere Importkeramik der Karolingerzeit und des Hochmittelalters am nördlichen Oberrhein (Heidelberg 2021). - doi:10.11588/artdok.00007223
  • Heege 1995: A. Heege, Die Keramik des frühen und hohen Mittelalters aus dem Rheinland. Stand der Forschung ; Typologie, Chronologie, Warenarten. Arch. Ber. 5 (Bonn 1995).
  • Herrnbrodt 1958: A. Herrnbrodt, Der Husterknupp. eine rheinische Burganlage des frühen Mittelalters (Köln, Graz 1958).
  • Jankuhn 1936: H. Jankuhn, Die Ausgrabungen in Haithabu 1935/36. Offa 1, 1936, 96–140.
  • Keller 2004: C. Keller, Badorf, Walberberg und Hunneschans. Zur zeitlichen Gliederung karolingerzeitlicher Keramik vom Köln-Bonner Vorgebirge. Arch. Korrbl. 34, 2004, 125–137.
  • Koenen 1887: C. Koenen, Zur karolingischen Keramik. Westdt. Zeitschr. Gesch. u. Kunst IV/4, 1887, 354–366.
  • Kottmann/Goldstein 2015: A. Kottmann/O. Goldstein, St. Walburga in Meschede. Der karolingische Bau und das Schalltopfensemble. Zugl.: Tübingen, Univ., Diss. 2015. Tübinger Forsch. hist. Arch. 5 (Büchenbach 2015).
  • Lung 1955: H. Lung, Töpferöfen der frühmittelalterlichen Badorfware in Badorf und Pingsdorf. Kölner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 1, 1955, 56 f.
  • Lutz/Gross 1993: D. Lutz/U. Gross, Ein Beitrag zur Frühgeschichte von Schriesheim, Rhein-Neckar-Kreis. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1993, 248–252.
  • Timpel 1995: W. Timpel, Die früh- und hochmittelalterliche Keramik im westlichen Thüringen. Weimarer Mon. Ur- u. Frühgesch. 33 (Stuttgart, Halle 1995). - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:27-20130527-092220-2
  • Tischler 1952: F. Tischler, Zur Datierung der frühmittelalterlichen Tonware von Badorf, Landkr. Köln. Germania 30, 1952, 194–200.