Graphitkeramik: Unterschied zwischen den Versionen

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In der Untersuchung von G. Duma/R. Ravasz wurden weitere Ergebnisse formuliert, die eine breitere Diskussionsbasis für offene Forschungsfragen hinsichtlich der süddeutschen Graphitkeramik schaffen:
 
In der Untersuchung von G. Duma/R. Ravasz wurden weitere Ergebnisse formuliert, die eine breitere Diskussionsbasis für offene Forschungsfragen hinsichtlich der süddeutschen Graphitkeramik schaffen:
 
*Eine naturwissenschaftliche Untersuchung von vier österreichischen und drei ungarischen Proben, die aufgrund ihrer äußeren Merkmale als „identische Wiener Gefäße“ archäologisch angesprochen wurden, ergab keine Herkunft aus den gleichen Gebieten. Die archäologische Bestimmung der drei ungarischen Proben konnte mit Recht angezweifelt werden (Duma/Ravasz 1976, 228).
 
*Eine naturwissenschaftliche Untersuchung von vier österreichischen und drei ungarischen Proben, die aufgrund ihrer äußeren Merkmale als „identische Wiener Gefäße“ archäologisch angesprochen wurden, ergab keine Herkunft aus den gleichen Gebieten. Die archäologische Bestimmung der drei ungarischen Proben konnte mit Recht angezweifelt werden (Duma/Ravasz 1976, 228).
Graphitkeramik aus Süddeutschland wird fast ausschließlich als Importware definiert. Aufgrund der Tonbeschaffenheit und formaler Kriterien der Scherben werden Bezüge zu möglichen Herstellungszentren und daraus resultierend Thesen zu Handelbeziehungen, sozialen Kontakträumen und grundherrschaftlicher Durchdringung formuliert. Das Ergebnis der Untersuchung zeigt die Notwendigkeit für ein Bewusstsein über derartige Fehlerquellen.
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Graphitkeramik aus Süddeutschland wird fast ausschließlich als Importware definiert. Aufgrund der Tonbeschaffenheit und formaler Kriterien der Scherben werden Bezüge zu möglichen Herstellungszentren und daraus resultierend Thesen zu Handelbeziehungen, sozialen Kontakträumen und grundherrschaftlicher Durchdringung formuliert. Das Ergebnis der Untersuchung zeigt die Notwendigkeit für ein Bewusstsein über derartige Fehlerquellen.
 
*Anders als in der Literatur geäußert, verlieren regelmäßig erhitzte Gefäße einen Teil ihres Kohlenstoffs auch während des Gebrauchs. Bei jedem nicht reduzierendem Brand, dem Graphitkeramik ausgesetzt wird (also auch bei Überhitzung am Kochfeuer), oxidieren Graphitanteile zu Kohlenstoffdioxid und entweichen als Gas (Endres 182, 52; ebenso: Duma/Ravasz 1976, 234). Graphithaltige Tongefäße können demnach nicht nur aufgrund ihres Kohlenstoffgehaltes in Gruppen systematisiert werden. Dies ist im Hinblick auf die Definition von Warenuntergruppen anhand des Graphitgehalts von nicht unbeträchtlichem Belang.
 
*Anders als in der Literatur geäußert, verlieren regelmäßig erhitzte Gefäße einen Teil ihres Kohlenstoffs auch während des Gebrauchs. Bei jedem nicht reduzierendem Brand, dem Graphitkeramik ausgesetzt wird (also auch bei Überhitzung am Kochfeuer), oxidieren Graphitanteile zu Kohlenstoffdioxid und entweichen als Gas (Endres 182, 52; ebenso: Duma/Ravasz 1976, 234). Graphithaltige Tongefäße können demnach nicht nur aufgrund ihres Kohlenstoffgehaltes in Gruppen systematisiert werden. Dies ist im Hinblick auf die Definition von Warenuntergruppen anhand des Graphitgehalts von nicht unbeträchtlichem Belang.
 
*Graphithaltige Tongefäße können im Boden eingebettet den korrosiven Wirkungen der Bodenumgebung dauerhaft widerstehen. Es konnten keine auf Rehydratationsprozesse hindeutende Charakterzüge festgestellt werden (Duma/Ravasz 1976, 234).
 
*Graphithaltige Tongefäße können im Boden eingebettet den korrosiven Wirkungen der Bodenumgebung dauerhaft widerstehen. Es konnten keine auf Rehydratationsprozesse hindeutende Charakterzüge festgestellt werden (Duma/Ravasz 1976, 234).

Version vom 13. Mai 2023, 13:40 Uhr

Stub logo.pngDieser Artikel ist noch sehr kurz und möglicherweise inhaltlich unvollständig.

Graphitkeramik ist ein Oberbegriff für verschiedene Waren, bei deren Herstellung oder Verzierung Graphit verwendet wird.

Einführung

Graphitkeramik ist seit dem Neolithikum bekannt (Dostál 1998, 67), in der Bronzezeit belegt (Dell`Mour 2002, 84) und hat den ersten Höhepunkt ihres Vorkommens in der Eisenzeit – insbesondere in der Latènezeit. Um die Zeitenwende verliert sich ihre Spur. Im 8. Jh. erscheint sie im niederösterreichischen Donauraum erneut und wird im Verlauf des 9./10. Jh. dort und in den angrenzenden Gebieten, v.a. Mähren und Schlesien, bis ins 13. Jh. zeitweise zur bestimmenden Warenart (Mittelstraß 2007, 244; Felgenhauer-Schmiedt 1998, 201).

Nachweisbar ist mittelalterliche Graphitkeramik heute in Österreich, Polen, Tschechien, Slowenien, Ungarn und Deutschland (Scharrer-Liška 2003, 46). Der Forschungsstand in diesen Regionen ist sehr unterschiedlich. Während in Österreich und Tschechien bereits einiges an Forschungsarbeit geleistet wurde, hat die Graphitkeramik in den übrigen Regionen aus unterschiedlichen Gründen noch wenig Interesse erfahren.

Im deutschen Raum ist dies v.a. auf den Umstand zurückzuführen, dass mittelalterliche Graphitkeramik nach jetzigem Forschungsstand (fast) im gesamten Gebiet als reine Importkeramik bewertet werden muss, nur an wenigen Fundplätzen greifbar wird, dort meist nur in geringer Menge vorhanden ist und somit für die Auswertung des Keramikspektrums der jeweiligen Referenzkomplexe nur eine begrenzte Aussagekraft besitzt.

Mit vorliegender Arbeit wird ein erster Schritt unternommen, einerseits einen zusammenfassenden Forschungsstand darzustellen und andererseits über eine Kartierung der recherchierten süddeutschen Fundplätze eine Verbreitung dieser Keramikvariante in diesem Gebiet zu erfassen. Dies kann als Grundlage für die zukünftige Beantwortung der aufzuwerfenden Forschungsfragen dienen.

Die Gründe für die Verwendung des Minerals Graphit bei der Herstellung von Tongefäßen werden v.a. in den besonderen physikalisch-chemischen Eigenschaften gesucht, die der Graphitkeramik – speziell der Graphittonkeramik (d.h. mit Graphit gemagerter Keramik) – nach heutigem Wissensstand nachgewiesen werden können. Dazu zählen Hydrophobie (der ansonsten wasserdurchlässigen mittelalterlichen Irdenware), die erhöhte Wärmeleitfähigkeit, Temperaturwechselbeständigkeit sowie eine hohe Resistenz gegen Laugen und Säuren (Mittelstraß 2007, 236, Scharrer-Liška 2007, 150). Inwieweit diese Eigenschaften im Früh- und Hochmittelalter bereits bekannt waren, kann derzeit nicht beantwortet werden. Das Typenspektrum der Graphitkeramik im Hochmittelalter weist Formen auf, für die die besonderen Eigenschaften der Graphitkeramik keine Bedeutung hatten (Scharrer-Liška 2007, 150). Hier müssen Gründe wie Tradition und Gewohnheit, Stil, Nachahmung metallischer Gefäße und Prestige genauso in die Interpretation mit einbezogen werden wie mögliche brenntechnische Gründe (Scharrer-Liška 2007, 151). Erst ab dem Spätmittelalter nimmt das Formenspektrum dieser speziellen Keramik wieder ab und beschränkt sich auf Formen wie Kochgeschirr, Vorratsgefäße und Schmelztiegel. Spätestens ab diesem Zeitpunkt kann davon ausgegangen werden, dass die besonderen Eigenschaften der Graphitkeramik bekannt waren (Scharrer-Liška 2007, 150). Mit der im ausgehenden Spätmittelalter / der beginnenden Neuzeit aufkommenden Eisentonkeramik, einer speziellen Variante dieser Keramikart, setzt sich die Entwicklung der Graphitkeramik bis in die Neuzeit fort.

Graphit ist ein metallisch glänzender Rohstoff, der auf natürliche Weise aus Faulschlamm unter der Einwirkung von hohem Druck und Temperatur entstand (Scharrer-Liška 2007, 14) (Abb. 1).

Die Lagerstätten von Graphit in Mitteleuropa sind stark begrenzt und beschränken sich v.a. auf die Böhmische Masse, einem geologisch alten Rumpfgebirge. Bekannte Fundstätten liegen im Bayerischen Wald und ziehen über Böhmen, den mährisch-schlesischen Raum, das Mühl- und Waldviertel, den Dunkelsteiner Wald bis in die Grauwackerzone der Steiermark und Kärntens in Österreich (Abb. 2). Unbedeutendere Lagerstätten befinden sich in Tirol (Scharrer-Liška 2007, 15; 2003, 45). Im deutschen Grenzgebiet ist der Passauer Raum, speziell die Region um das heutige Kropfmühl, für Graphitvorkommen bekannt. Bei der archäologischen Lagerstättenkartierung muss allerdings der Umstand beachtet werden, dass i.d.R. nur heutige abbauwürdige Vorkommen kartiert werden, kleinräumigere Vorkommen dagegen nicht bekannt sind oder in der Vergangenheit bereits ausgebeutet wurden und aus diesen Gründen nicht erfasst werden (Mittelstraß 2007, 244).

Forschungsgeschichte

Außer in einem kurzen Zeitraum während des frühen 13. Jh., als nach Vermutung von T. Mittelstraß im Hinterland von Passau ein Produktionsstandort existiert haben könnte (Mittelstraß 2007, 251), muss nach jetzigem Forschungsstand mittelalterliche Graphitkeramik in Süddeutschland vom Früh- bis zum Ende des Spätmittelalters als reine Importkeramik, v.a. aus österreichischen und böhmisch-mährischen Gebieten, angesehen werden. Durch diesen Umstand bedingt, sind derartige Scherben in den meisten Fundkomplexen nur in sehr geringer Anzahl vorhanden und für die Auswertung der Keramikkomplexe oft zu unbedeutend in ihrer Aussagekraft. Entsprechend schmal ist die Publikationslage. Grundlegend ist daher ein Artikel von T. Mittelstraß aus dem Jahr 2007 „Graphitkeramik des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Altbayern. Ein Beitrag zum Beginn und zur Frühzeit der Obernzeller Produktion“.

Besser ist hier der Forschungsstand in Österreich, wo Graphitkeramik vom 8.–13. Jh. in viel stärkerem Ausmaß vorkommt und in bestimmten Gebieten in diesem Zeitraum zur vorherrschenden Keramikart wird. Hier sind v.a. die Arbeiten von S. Felgenhauer-Schmiedt, G. Scharrer-Liška und K. Kühtreiber zu nennen.

Ein weiteres wichtiges Herstellungs- und Verbreitungsgebiet der mittelalterlichen Graphitkeramik war die Region Mähren, die von B. Dostál und Č. Staňa bearbeitet wurde.

Die Aussagekraft dieser Publikationen ist für die Region Süddeutschland hinsichtlich Verbreitung und Fundaufkommen allerdings begrenzt und besitzt in erster Linie für wirtschaftsgeschichtlich-archäologische Fragestellungen Relevanz.

Verbreitung

Das erneute Aufkommen der Graphitkeramik im Mittelalter nahm nach bisherigem Forschungsstand seinen Anfang in Österreich. Dort ist sie in wiederbesiedelten antiken Orten in den entsprechenden nachrömischen Schichten archäologisch im ausgehenden 8. Jh. nachweisbar, so in Tulln, Mautern und Wien. Sicher zu belegen ist die weitere Verbreitung im 9. Jh. im niederösterreichischen Donauraum. Von dort greift die Graphitkeramik im späten 9. und beginnenden 10. Jh. nach Mähren und die Gebiete nördlich, östlich und westlich davon aus (Felgenhauer-Schmiedt 1998, 200).

In Mähren ist Graphitkeramik v.a. auf slawischen Burgen dokumentiert. Beispiele hierfür bilden der Burgwall Staře Zámsky bei Brno-Lišeň (ab frühem 10. Jh.), Zelená Hora (Anfänge im 10. Jh., stark vertreten im 11.–13. Jh.) und die Burg Přerov (ab 10. Jh.) (Staňa 1998, 88–114).

Im heutigen Polen erreichte die Graphitkeramik ihre stärkste Verbreitung im 12./13. Jh., älteste Gefäße können aber bereits in Opole im 9./10. Jh. nachgewiesen werden (Zamelska 1998, 33). In schlesischen Gebieten finden sich Graphitgefäße z.B. in Chotěbuz-Podobora, Hradec nad Moravici und Stavenice ebenfalls ab der Mitte des 10. Jh. Im 11./12. Jh. steigt hier die Beliebtheit von Graphitkeramik in solchem Maße, dass alle Formen der Keramik mit Graphitmagerung hergestellt wurden und sie auf fast allen Fundstellenarten, auf befestigten Plätzen, in dörflichen Ortschaften, in Gräbern und Städten auftritt (Kouřil 1998, 39 ff.).

In böhmischen Fundkomplexen wird Graphitkeramik eher selten geborgen. Dort nahm sie sowohl im Früh- als auch im Hochmittelalter nirgends eine dominierende Stellung ein. Erst ab dem 13. Jh. ist sie im Siedlungsmaterial in nennenswertem Umfang nachweisbar, scheint allerdings bereits im 14. Jh. keine Rolle mehr zu spielen (Mittelstraß 2007, 249).

Im heutigen Deutschland ist mittelalterliche Graphitkeramik nach neuestem Forschungsstand sehr früh belegt. Mit dem Kastell Boiotro in Passau (Altjohann 2012, 92) und dem Rauhen Kulm (Freundlicher Hinweis PD. Dr. H. Losert, unpubliziert) bei Neustadt am Kulm sind Fundplätze verbürgt, deren Material bereits ins 8./9. Jh. datiert (Abb. 3). Falls es sich um Import handelt, kann als Herstellungsgebiet allein der niederösterreichische Raum in Frage kommen. Dies setzt einen intensiven Handelsaustausch mit dieser Region zu einem sehr frühen Zeitpunkt voraus.

Mit der Graphitkeramik der Abtei Frauenwörth (Chiemsee) (Mittelstraß 2007, 257) und aus der Grabung am Donaumarkt in Regensburg (Freundlicher Hinweis I. Nießen) liegt Fundmaterial aus dem 9./10.–12. Jh. vor. Der Großteil der weiteren Fundplätze in Süddeutschland zeigt Material mit Datierungen zwischen dem 10.–13. Jh. Als westlichster Punkt von Graphitkeramik muss derzeit ein Fund von zwei Graphittonscherben vom nordwestlichen burgnahen Hangbereich des Schlosses Pappenheim im Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen gewertet werden (Freundlicher Hinweis PD Dr. phil. habil. Schußmann: Scherbe Nr. 1 wurde zunächst als latènezeitlich publiziert – Schußmann 1997, 108, mit dem Fund einer – später gefundenen – passenden Randscherbe als mittelalterliches Fundgut des 11./12. Jh. n. Chr. identifiziert).

Eine Betrachtung der Verbreitungskarte (die allerdings einen temporären Forschungsstand darstellt) zeigt eine Abnahme der Funddichte Richtung Westen in Relation zu den Graphitlagerstätten (Abb. 4).

Die spätmittelalterliche/frühneuzeitliche Eisentonkeramik (Abb. 5) gelangte bedeutend weiter westlich und wartet mit Fundstätten in Ulm und Geislingen auf (Schreg, Blog Archaeologik 05.01.2015). Nachweisbar ist sie auch im Gebiet um Passau (Endres 1998, Mittelstraß 2007, Böhmer 2015), in Bad Aibling (Mittelstraß 2007), Regensburg (Wintergerst 1999), Murnau (Mittelstraß 1994) und auf der Saldenburg (Endres 1994). Irritierend ist hier allerdings die Fundarmut dieses Materials zwischen dem östlichsten und westlichsten bekannten Verbreitungspunkt in Deutschland. (Als weiterer Fundplatz kann lt. Zeichnungen und Beschreibungen die Abtei Frauenwörth in Chiemsee angenommen werden [Hänsel 1966, Tafeln 4.10 und 5.18].)

Das massenhafte Auftreten "graphitengobierter" Scherben als Oberflächenfunde auf den Burgen des 12./13.–15. Jh. der Schwäbischen Alb, wo diese Ware unter der Bezeichnung „grauschwarz hart gebrannte Drehscheibenware“ firmiert (Bizer 2006), will sich nicht so recht in das bisher bestehende Muster einpassen lassen. Mit Masse dürfte es sich hier um fein polierte Keramik handeln, die an die polierte jüngere graue Drehscheibenware des benachbarten Ulmer Raums erinnert und wohl dort anzugliedenr ist, aber keinen Graphit enthält.

In welcher Form Graphitton verhandelt wurde, ist nicht gesichert. Denkbare Alternativen wären der Handel mit fertigen Gefäßen, mit Graphitton als Rohmaterial oder mit Rohgraphit (Scharrer-Liška 2003, 46). An Fundplätzen, an denen nur vereinzelte Scherben in einem ansonsten andersgearteten Keramikspektrum auftreten, ist zudem die Möglichkeit zu bedenken, dass Graphitgefäße als reine Transportgefäße für Waren, bei denen die hydrophobe Eigenschaft des Transportgefäßes eine wichtige Rolle spielte (z.B. Salz), zufällig vor Ort gelangten. Dies könnte auf den Burgstall Warberg bei Neunburg vorm Wald, den Burgberg in Meißen oder die Burg Wittelsbach zutreffen.

Warenart(en)

Der Umgang mit dem Begriff der „Warenart(en)“ ist in der Keramikforschung insofern problematisch, als dass er im deutschsprachigen Raum mit verschiedenen Inhalten belegt wird. U. Gross steht stellvertretend für eine Forschungsrichtung, die unter „Warenart“ Keramikgruppen fasst, die formale und technische Merkmale in sich vereinen. G. Scharrer-Liška als wichtige Vertreterin der hier behandelten Keramik versteht unter „Warenart“ Keramikgruppen gleichen Materials und Herstellungstechnik (Materialgruppen), die formale Kriterien vorerst als irrelevant definiert, da die meisten Formen – je nach Zeitstellung – in sehr unterschiedlichen Warengruppen auftreten können (Scharrer-Liška 2007, 76).

Für den süddeutschen Raum wurden bislang nur wenige Versuche unternommen, die mittelalterliche Graphitkeramik zu untergliedern. Als frühestes Beispiel kann B. Hänsel angeführt werden, der bei der Bearbeitung des Fundplatzes Abtei Frauenwörth (Chiemsee) die Graphitkeramik in drei Unterklassen (D 1–3) unterteilt (Abb. 6) (Hänsel 1966, 177). Da bei seiner Unterteilung auch latènezeitliches Material Eingang findet, des Weiteren die Datierung durch den frühen Zeitpunkt der Bearbeitung des Fundkomplexes (1966) ungewiss erscheint, eignet sich diese Warenartuntergliederung nur bedingt. Ein weiteres Modell der Untergliederung liefern B. Engelhardt und R. Pleyer bei ihrer Bearbeitung des Burgstalls Saunstein (Engelhardt/Pleyer 1986, 71). Sie unterscheiden die drei „Macharten“ A – C. Dabei ist allerdings nur Machart B sicher als Graphitkeramik zu identifizieren, Machart A und C beinhalten sowohl Graphitkeramik als auch Keramik mit Glimmer- und Goldglimmermagerung. Auch dieses Modell greift in seiner Einteilung zu kurz.

Abb. 6: Warenarten nach Hänsel 1966, 177 ff.
Warenart/Eigenschaften D1 D2 D3
Graphitanteil sehr hoch weniger Graphit als D1 ziemlich hoch
Magerung fein, bisweilen gröber fein, wenig körnige Magerungszusätze fein
Brand nicht besonders hart mittelhart hart
Bruch schwärzlich-silbern ----- -----
Oberfläche schwärzlich-silbern, manchmal rötlichbraun silbrig-schwarz porös, silbrig bis grau
Zeitstellung wahrscheinlich – wenigstens teilweise Latènezeit Mittelalter? Mittelalter?
Gefäßform weitmundige Töpfe mit kurz einschwingender Halszone und hoher Randlippe; bauchige Töpfe mit Trichterhals; große, flache Schalen mit sehr breitem Rand bauchiges Gefäß mit abgesetzter, steiler Schulterzone und abgewinkeltem, flachen Trichterhals; Bodenstücke eines Gefäßes mit flach ansteigender Wandung; Gussform für Perlen hohe Gefäße mit verdicktem und nach unten gebogenem Rand; Bodenscherben von steilen Gefäßen; Bodenscherben von bauchigen Gefäßen
Verzierung eng gestellte und tief eingeschnittene senkrechte Rillen auf Gefäßkörper; Rillen in Furchentechnik auf dem Hals der Schale häufig flache Wellenlinienmuster mit breiter Ritztechnik; breite waagerechte Rillen keine bekannt; 1 Abdruck eines Kreuzes als Töpfermarke


G. Scharrer-Liška bietet ein Modell der Warenarten ihres Bearbeitungsgebietes (Niederösterreich) an, in welchem sie sieben Warengruppen definiert, von denen Warenarten 1–3 verschiedene Formen der Graphitkeramik aufnehmen (Scharrer-Liška 2007, 76).

Abb. 7: Warenarten nach Huber u.a. 2003, 46.
Waren-/Keramikart 1 Graphitkeramik (reduzierend gebrannt, sehr hoher Graphitanteil)
Waren-/Keramikart 2 „Ummäntelte“ Graphitkeramik (keine tatsächliche Ummäntelung mit Tonschlicker, wie in älterer Literatur oft angegeben, sondern Wechselbrand, bei dem sekundär unter oxidierender Atmosphäre der Graphit verbrannt wurde und dadurch die Oberfläche, im Gegensatz zum grauen Kern, braune bis rötlich-orange Farbe erhielt)
Waren-/Keramikart 3 Stark glimmerhaltige Graphitkeramik (reduzierend gebrannt)
Waren-/Keramikart 4 „Eisentonware“ (spätmittelalterliche, reduzierend gebrannte, gering bis mittelstark graphitgemagerte Keramik)
Waren-/Keramikart 5 „Grautonware“ (reduzierend gebrannte Irdenware, vor allem steinchengemagert)
Waren-/Keramikart 6 Wechselhaft gebrannte Irdenware
Waren-/Keramikart 7 Oxidierend gebrannte Irdenware
Waren-/Keramikart 8 Bleiglasierte Irdenware


In einer Publikation von E. H. Huber/K. Kühtreiber/G. Scharrer aus dem Jahr 2003 tritt als Warenart 4 noch die Eisentonkeramik hinzu (Abb. 7) (Huber/Kühtreiber/Scharrer, 2003, 46). Ein weiteres System wurde von K. Kühtreiber 2006 publiziert, in welchem sie Graphitkeramik wiederum als EINE Warenart definiert, als primäres Unterscheidungskriterium die Stärke der Magerung wählt und dieser den Brand als Differenzierungsmerkmal unterordnet (Kühtreiber 2006, 96).

Bei den benannten Beispielen wird ein grundsätzliches Problem bei der Erfassung der Graphitkeramik deutlich. Während in Deutschland Graphitkeramik als EINE Warenart definiert wird, die über formale Kriterien weiter untergliedert wird, versteht man im österreichischen Raum Graphitkeramik als Oberbegriff, die existierenden Varianten nach der Definition von G. Scharrer-Liška als eigene Warenarten (außer im System von K. Kühtreiber). Diese kommunikative Unschärfe erschwert die Parallelisierung von Systematisierungssystemen.

Allen diesen Modellen ist gemeinsam, dass sie sich auf einen konkreten Fundplatz oder ein territorial begrenztes Gebiet beziehen und somit den Rahmen für die Untergliederung sehr eng abstecken. Eine eigene, unabhängige Untergliederung für das süddeutsche Fundgut als fast ausschließlichen Import ignoriert die Herkunft und die damit verbundenen Interpretationsmöglichkeiten. Um die mit der Graphitkeramik in Zusammenhang stehenden Fragestellungen beantworten zu können, erscheint ein Denken in größeren Zusammenhängen sinnvoll. Nötig wäre hier eine – nur der Graphitkeramik in allen ihren Ausprägungen vorbehaltene – Warenartgliederung, die sowohl archäometrische als auch formale Kriterien beinhaltet, sich länderübergreifend auf die Herstellungsregionen stützt und so die Chance bietet, das in den Importregionen zu Tage getretene Fundgut zeitlich und räumlich einzuhängen. Damit wären die Voraussetzungen zur Beantwortung vieler archäologischer Fragen rund um diese Form der Keramik geschaffen. Da diese überregionalen Gliederungen für die Herstellungsgebiete noch fehlen, muss dies zukünftigen Generationen überlassen werden.

Varianten

Graphit wurde in unterschiedlicher Weise eingesetzt, um dem Ton von Gefäßen eine höhere Funktionalität, den Gefäßen selbst ein höheres Prestige oder einen gesteigerten Marktwert zu verleihen.

In Übereinstimmung mit T. Mittelstraß (Mittelstraß 2007, 235 mit Anm. 1) und G. Scharrer-Liška (Scharrer-Liška 2003, mit Anm. 1) wird hier der Begriff „Graphitkeramik“ verwendet und darunter jede Form von mit Graphit behandeltem Ton verstanden. Der in der Literatur oft synonym verwendete Begriff Graphittonkeramik bleibt ausschließlich der mit Graphit gemagerten Keramik vorbehalten.

Formen

Die keramischen Formen der Graphitkeramik entwickeln sich im Früh- und Hochmittelalter zunächst analog der Formen der graphitfreien Keramik. Das keramische Spektrum ist in dieser Periode sehr eingeschränkt und erstreckt sich fast ausschließlich auf Töpfe, vereinzelt auch Backteller (Abb. 14).

Als Sonderformen von Töpfen können in Österreich ab dem 11. Jh. speziell gestaltete Vorratsgefäße identifiziert werden.

Mit dem Beginn des Hochmittelalters erweitert sich das Formenspektrum auf Deckel, Pfannen und Schüsseln, ab dem 12. Jh. kommen Bügelkannen und ab dem 13. Jh. Krüge und Aquamanile hinzu (Scharrer-Liška 2003, 8) (Abb. 15). Dies lässt sich mit der Differenzierung der sozialen Gepflogenheiten, d.h. von Haushalts- und Tischsittengestaltung parallelisieren, die vom südwestlichen und südlichen Deutschland (vermutlich durch den von hier ausgehenden Landesausbau) in den österreichischen Donauraum wirkt (Scharrer-Liška 2007, 34). Erst im ausgehenden Spätmittelalter und v.a. mit dem Aufkommen der Eisentonkeramik minimiert sich das Formenspektrum der Graphitkeramik und beschränkt sich auf Töpfe, Vorratsgefäße, Schmelztiegel, technische Keramik und Kacheln, für die die besonderen Eigenschaften der Graphitkeramik von bedeutendem Vorteil waren.

Eine gegenläufige Entwicklung nimmt die graphitengobierte grauschwarz hartgebrannte Drehscheibenware. Ihr Typenspektrum erweitert sich im Spätmittelalter enorm und weist neben den weiterhin dominierenden Töpfen auch Kannen, Flaschen, Dreifußgefäße, Schüsseln, Lampenschälchen, verschiedene Deckelformen und kugelförmige Becher auf (Bizer 2006, 50 f.).

Verzierungen

Grundsätzlich folgte auch die Verzierung der Graphitkeramik den Entwicklungen, die graphitfreie Keramik im Mittelalter nahm. Im Frühmittelalter, teilweise auch im Hochmittelalter, scheinen die Gefäße üppiger verziert als in späteren Zeiten. Als vorherrschende Verzierungen der frühen Periode können Wellenlinien, Wellenbänder, Einstichmuster und horizontal umlaufende Dekore identifiziert werden (Abb. 16). Diese werden später durch horizontal umlaufende Linien oder Linienbänder abgelöst, von Dekoren also, die durch das Aufkommen der Töpferscheibe wahrscheinlicher werden. Spätestens mit dem städtischen Handwerk, das bereits einer vorindustriellen Herstellung glich, wurden Verzierungen scheinbar nur dann angebracht, wenn es der Herstellungsprozess erlaubte (Scharrer-Liška 2007, 23).

Die Verzierungen des Fundmaterials aus Süddeutschland zeigen eine kongruente Entwicklung. Als früheste Muster treten Wellenlinien verschiedenster Ausprägungen, z.T. zwischen umlaufenden Rillen, Schrägkerben- und Tupfenreihen, innenverzierte Ränder, Bodenmarken bzw. Töpferzeichen in Form von Kreuzen sowie im Hochmittelalter breite Gurtbänder auf Vorratsgefäßen auf. Eisentonwaren zeichnen sich regelhaft durch Stempelmarkierungen sowie Rillen/Riefen unter dem Rand aus.

Herstellungstechnik

Die Herstellung von Graphitkeramik im Mittelalter erfolgte zunächst analog der Herstellung anderer Warenarten. Der Töpfer musste den Ton aufbereiten. Dazu wurde der Rohstoff der Witterung ausgesetzt, das sogenannte Wintern, Wettern oder Einsumpfen setzte ein. Danach erfolgte das Schlemmen des Tones, Verunreinigungen und überflüssiges Wasser wurden entfernt. Das anschließende Kneten minimierte mögliche Luftblasen und erhöhte die Bearbeitbarkeit des Tones (Felgenhauer-Schmiedt, o. J., 35). Die Magerung eines Tones mit Graphit ist mit einigen zusätzlichen Arbeitsschritten und Herausforderungen verbunden. Ein natürlicher hoher Graphitgehalt oder starker künstlicher Graphitzuschlag im Ton verringern dessen Plastizität, weshalb es schwierig ist, mit diesem Ton dünnwandig zu arbeiten. Dies wird als Grund angeführt, dass insbesondere die frühen, stark graphithaltigen Gefäße ein eher archaisches Aussehen hatten und als plumpere Varianten der graphitfreien Gefäße galten. Erst mit dem Aufkommen von Drehhilfen und Tonen, die tendenziell immer weniger Graphit enthielten, ist eine Verfeinerung des Bildes der Graphitkeramik zu beobachten (Mittelstraß 2007, 236, Scharrer-Liška 2007, 21 f.).

Aufgrund seiner hydrophoben Eigenschaften ist Graphit im feuchten Zustand nur schwer mit dem Ton zu vermischen. Um eine gleichmäßige Textur des Tones zu erreichen, werden zwei mögliche Varianten der Herstellung diskutiert. Eine Möglichkeit stellt die Vermischung unter starkem körperlichem Einsatz durch das Abtreten mit den Füßen dar. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sowohl Ton als auch Graphit zunächst zu trocknen, zu zerreiben, wieder zu vermischen und mit Wasser zu versetzen (Scharrer-Liška 2007, 21). Im Frühmittelalter sprechen Dickwandigkeit der Gefäße, unregelmäßige Formgebung und senkrechte Verstreichspuren an den inneren Gefäßwänden für einen Handaufbau. Im Hochmittelalter liefert das Vorhandensein von Bodenmarken und Quellböden Hinweise auf die Verwendung von handgetriebenen Drehhilfen (Scharrer-Liška 2007, 21 ff.).

Vor dem Brennen des Tones wurden Einstiche oder Schnitte in die dickeren Teile des Gefäßes eingebracht, um eine schnellere und gleichmäßigere Trocknung des Tones zu erreichen und das Risiko des Reißens während des Brennvorgangs zu minimieren. Graphit oxidiert bei Sauerstoffzufuhr bei 400–500°C und verbrennt bei 700–1000°C, unter reduzierenden Bedingungen setzt diese Reaktion erst bei ca. 3.500°C ein. Die Brennatmosphäre wurde entsprechend entweder reduzierend gestaltet oder die Gefäße wurden bei sehr niedrigen oxidierenden Temperaturen gebrannt (Scharrer-Liška 2007, 25). Für die unter reduzierenden Bedingungen hergestellte frühmittelalterliche Graphitware von Thunau am Kamp in Niederösterreich konnte mittels mikroskopischer Untersuchungen festgestellt werden, dass der Brenntemperaturbereich zwischen 700–900°C lag (Dell’Mour 2002, 91).

Die Verbesserung der Brenntechnik vom Früh- zum Hochmittelalter ermöglichte in Niederösterreich dann das Aufkommen der Ummäntelten Graphittonkeramik (Scharrer-Liška 2007, 25). Bei der Herstellung engobierter Graphitkeramik wurde auf ein graphitfreies, lederhartes Gefäß vor dem Brand eine Graphitengobe aufgebracht. Diese Engobe war vermutlich eine Mischung aus geschlämmtem Ton und Graphitbrei. Das Auftragen erfolgte mit einem Tuch oder Leder, Begießen oder Tauchen kamen, wie experimentalarchäologische Versuche zeigten, eher nicht in Betracht, da sich wegen der Saugfähigkeit des lederharten Materials eine zu dicke Engobeschicht bildet, die zu Blasenbildung und Abplatzungen neigt (Böhmer 2008, 146). Der Brand graphitengobierter Waren setzte ab der mittleren Brennphase einen kontrollierten Reduktionsbrand voraus. Beim Nachheizen musste der zugeführte Sauerstoff vollkommen im Feuerraum verbrennen und durfte nicht an die Ware gelangen, um den Graphit an der Oberfläche zu halten (Böhmer, 2008, 149).

Graphitierung der Keramik erfolgte erst nach dem Brand der Gefäße. Dazu wurde das Keramikobjekt mit Graphitstaub eingerieben. Eventuell erfolgte ein kurzer Stabilisierungsbrand (Mittelstraß 2007, 242).

Scherbenbeschaffenheit

Die Scherbenbeschaffenheit, d.h. Merkmale wie Magerungsdichte, Magerungsgröße, Härte, Farbe, Beschaffenheit der Oberfläche, Brandatmosphäre, Wandstärke und Porosität variieren innerhalb der verschiedenen Ausprägungen der Graphitkeramik und deren zeitlichen, örtlichen und technischen Modifikationen derart stark, dass sie hier nicht zusammengefasst werden können. Erschwerend kommt hinzu, dass einheitliche Merkmale in der Literatur zu den süddeutschen Fundkomplexen nur z.T. publiziert wurden, so dass sich aufgrund des begrenzten Informationsstandes Aussagen verbieten. Generell scheint sich bei den frühen Formen aber abzuzeichnen, dass Graphitkeramik im Vergleich zur sonstigen mittelalterlichen Keramik deutlich weicher gebrannt ist. Wenn benannt, erreicht die Keramik selten mehr als den Härtegrad „2“ nach Mohs. Auch ist beim süddeutschen Fundgut meist von einer reduzierenden Brandführung auszugehen. Dies ist allerdings in den Kontext eines fehlenden Forschungsstandes zu anderen Varianten der Graphitkeramik im süddeutschen Raum zu stellen.

Als abweichende Ausnahmeerscheinung treten wieder die Oberflächenfunde aus den Burgen der Schwäbischen Alb auf. Diese Art der engobierten Graphitkeramik ist hart bis sehr hart gebrannt, im Bruch einheitlich grau bis mittelgrau und gleichförmig dunkel bis schwarzgrau auf der Oberfläche (Bizer 2006, 50).

Sozialer Kontext

Graphitkeramik tritt im gesamten Verbreitungsgebiet sowohl im dörflichen Raum als auch in aufkommenden städtischen Siedlungen und auf Burgen auf. Beim Siedlungstyp der Burgen ist – wie im österreichischen Raum – in Süddeutschland keine Einheitlichkeit zu verzeichnen. Auf manchen Burgen ist Graphitkeramik nachweisbar, an anderen Fundplätzen fehlt sie im Fundgut. G. Scharrer-Liška sieht hierin einen Hinweis auf unterschiedliche Funktionen oder Nutzungsweisen der Burgen (ländliches Gehöft oder adeliges Milieu) (Scharrer-Liška 2007, 74).

Graphitgemagerte Vorratsgefäße scheinen sich im österreichischen Verbreitungsgebiet vorwiegend im ländlich-dörflichen Bereich, aber auch in Siedlungen fassen zu lassen, die sich später zu Städten entwickelten (Scharrer-Liška 2007, 74). Für Süddeutschland sind aufgrund der geringen Funddichte keine eindeutigen Aussagen zu treffen.

Generell scheint es bis zum Ende des Hochmittelalters zwischen sozialen Schichten so gut wie keine Unterschiede bei der Verwendung von Graphitkeramik gegeben zu haben, zumindest sind in Gebieten mit besserem Forschungsstand durchwegs überall gleiche Formen und gleiche Wertschätzung zu verzeichnen. Erst im Spätmittelalter ist eine gewisse Differenzierung hinsichtlich Qualität und Anteile verschiedener Formen im städtischen und ländlichen Milieu greifbar (Scharrer-Liška 2007, 74).

Die Wertschätzung, die Graphitkeramik erhalten hat, ist sicherlich an den Reparaturspuren ablesbar. Trotz des geringen Fundaufkommens sind für Süddeutschland diese Flickungen für mindestens drei Fundkomplexe sicher belegt, den Rauhen Kulm und die Burgen Wittelsbach und Sulzbach.

Forschungsfragen

Graphit als lagerstättenbedingt begrenzt vorkommendes Mineral in Verbindung mit Graphitkeramik als weit verhandeltem archäologischen Fundgut bietet der Forschung ein breites Feld von Fragen (Kouřil 1998, 38, Bogusław 1938, 18).

Fragenkomplex zum Material

  • Gründe für die Nutzung von Graphit als Magerungsbestandteil
  • Bestimmung der Funktion der Gefäße
  • Herstellungs- und Produktionstechnik der Keramik, Brennverfahren, Aussagen über technische Weiterentwicklungen im Töpferhandwerk
  • Naturwissenschaftliche Untersuchungen hinsichtlich der Beziehung von Magerungsanteil des Graphits, Magerungsgröße der Graphitpartikel und den physikalischen Eigenschaften der Gefäße
  • Einfluss von sekundären Formationsprozessen

Chronologische Fragestellungen

  • Beginn der Graphitkeramikproduktion in den verschiedenen Regionen und ihre Fortentwicklung im Hoch- und Spätmittelalter
  • Datierung der verschiedenen Formen und Warenuntergruppen
  • Import- und/oder Kreuzdatierung für Fundplätze in Importregionen

Typologische und morphologische Fragestellungen (Kouřil 1998, 38)

  • Randformen, Gefäßformen, typologische Reihen
  • Tektonik der Gefäße
  • Bearbeitung der Oberfläche, Verzierungen, Dekor, Markenzeichen

Wirtschaftsgeschichtliche Fragestellungen

  • Provenienz der Tone und des Graphits
  • Transportwege, Handelsrouten, Richtungen und Weisen des Vertriebs (Gefäße, Ton, Graphit als Rohstoff?)
  • Organisation des Töpferhandwerks (grundherrschaftlich, regional)
  • Identifikation von Töpfermanufakturen und Absatzmärkten
  • Beobachtungen von Veränderungen und Rückschlüsse auf gesellschaftliche Umbrüche

Soziale Fragestellungen

  • Sozialer Kontext, Informationen zum Arbeits- und Alltagsleben der Nutzer und Hersteller
  • Definition von sozialen Kontakträumen
  • Aussagen hinsichtlich gesellschaftlicher Stellung von Bevölkerungsschichten sowie entsprechender sozialer Strukturveränderungen
  • Aussagen zur „Wertigkeit“ bestimmter Merkmale der Keramik und Rückschlüsse auf dahinterstehende soziale, psychologische und identitätsstiftende Wahrnehmungs-, Denkmuster und Bedeutungsebenen

Naturwissenschaftliche Analysen

Bisher wurden erst wenige wissenschaftliche Analysen an Graphitkeramik durchgeführt, die sich auf die Warenart als Solche beziehen. Als umfassendste kann die Untersuchung von G. Duma und C. Ravasz „Graphithaltige Gefäße aus Österreichs Mittelalter“ (1976) benannt werden, in der verschiedene Aspekte im Zusammenhang mit dieser Keramikart untersucht wurden.

Ein wesentliches Element bei der wissenschaftlichen Erforschung der Graphitkeramik ist die Bestimmung ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften, d.h. die Untersuchung der Rolle des intentionell in den Ton beigegebenen Graphits bzw. der bewussten Nutzung von Graphiterde – einem natürlichen Verwitterungsprodukt in Regionen des Vorkommens von Graphit.

Für die Testserie bei Duma/Ravasz (Duma/Ravasz 1976, 234 ff.) wurden vier Graphittonproben auf der Basis gleichartigen Tons mit jeweils 5%, 10%, 20% und 40% feingekörntem Naturgraphit gemagert (bei 84% Kohlenstoffgehalt des Graphits ergab dies Proben mit 4,2%, 8,4%, 16,8% und 33,6% Kohlenstoff) und bei 900°C reduzierend gebrannt. Für einen 15 mm dicken Scherben wurden folgende Ergebnisse erzielt:

Hydrophobie: Bei den Testserien wurde festgestellt, dass die Probe mit 16,8% reiner Graphitmagerung kein Wasser mehr aufnahm, sowohl die Oberfläche als auch die Gesamtmenge des Scherbens als hydrophob gelten konnte. Diese Eigenschaft nahm kontinuierlich mit abnehmenden Graphitgehalt ab. In der Konsequenz bedeutet dies, dass zwischen einer Graphitmagerung von 8,4% und 16,8% die Irdenware eine Wasserundurchlässigkeit erreicht.

Wärmeleitfähigkeit: Hierfür wurde die Probe mit 16,8% Graphitmagerung sowie ein gleichwertiger 15 mm dicker graphitfreier Scherben hinsichtlich der Frage untersucht, welcher Zeitraum nötig ist, sowohl Innen- als auch Außenseite eines Gefäßes auf eine Temperatur von 105°C zu erhitzen. Während für das graphitfreie Gefäß hierfür 17 min nötig waren, erreichte das mit 16,8% graphitgemagerte Gefäß diese Temperatur nach 9,5 min.

Temperaturwechselbeständigkeit: Die Wärmeausdehnung des Scherbens (Dilatation) nimmt infolge des Graphitgehaltes ab, bereits beträchtlich bei einer Magerung mit 16,8% Graphit, wodurch das Gefäß eine deutlich höhere Widerstandsfähigkeit gegen Temperaturschwankungen entwickelt.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Gefäße mit einer Graphitengobierung eines ansonsten graphitfreien Tones die Eigenschaften von graphithaltigen Tongefäßen nicht aufweisen können (Duma/Ravasz 1976, 236).

In der Untersuchung von G. Duma/R. Ravasz wurden weitere Ergebnisse formuliert, die eine breitere Diskussionsbasis für offene Forschungsfragen hinsichtlich der süddeutschen Graphitkeramik schaffen:

  • Eine naturwissenschaftliche Untersuchung von vier österreichischen und drei ungarischen Proben, die aufgrund ihrer äußeren Merkmale als „identische Wiener Gefäße“ archäologisch angesprochen wurden, ergab keine Herkunft aus den gleichen Gebieten. Die archäologische Bestimmung der drei ungarischen Proben konnte mit Recht angezweifelt werden (Duma/Ravasz 1976, 228).

Graphitkeramik aus Süddeutschland wird fast ausschließlich als Importware definiert. Aufgrund der Tonbeschaffenheit und formaler Kriterien der Scherben werden Bezüge zu möglichen Herstellungszentren und daraus resultierend Thesen zu Handelbeziehungen, sozialen Kontakträumen und grundherrschaftlicher Durchdringung formuliert. Das Ergebnis der Untersuchung zeigt die Notwendigkeit für ein Bewusstsein über derartige Fehlerquellen.

  • Anders als in der Literatur geäußert, verlieren regelmäßig erhitzte Gefäße einen Teil ihres Kohlenstoffs auch während des Gebrauchs. Bei jedem nicht reduzierendem Brand, dem Graphitkeramik ausgesetzt wird (also auch bei Überhitzung am Kochfeuer), oxidieren Graphitanteile zu Kohlenstoffdioxid und entweichen als Gas (Endres 182, 52; ebenso: Duma/Ravasz 1976, 234). Graphithaltige Tongefäße können demnach nicht nur aufgrund ihres Kohlenstoffgehaltes in Gruppen systematisiert werden. Dies ist im Hinblick auf die Definition von Warenuntergruppen anhand des Graphitgehalts von nicht unbeträchtlichem Belang.
  • Graphithaltige Tongefäße können im Boden eingebettet den korrosiven Wirkungen der Bodenumgebung dauerhaft widerstehen. Es konnten keine auf Rehydratationsprozesse hindeutende Charakterzüge festgestellt werden (Duma/Ravasz 1976, 234).

Dass Graphitkeramik durch sekundäre Formationsprozesse dennoch Veränderungen durchläuft, zeigen zwei anpassende Scherben von Eisentonkeramik aus einer Notgrabung in Ulm (Weinhof 23), von denen eine noch einen deutlichen Graphitanteil aufweist, die andere aber nicht (Schreg Blog Archaeologik (05.01.2015)).

Weitere wissenschaftliche Untersuchungen stellen über die Analyse der mineralogisch-petrographischen Bestandteile der Graphittone die archäologische Fragestellung nach der Herkunft des Graphits und des Rohtones sowie damit in Zusammenhang stehende Thesen zu wirtschaftsgeschichtlichen Fragestellungen in den Vordergrund.

Zu nennen sind hier die Publikationen von R. W. Dell’Mour „Mikroskopische Untersuchungen an frühmittelalterlicher Keramik von Thunau am Kamp, NÖ Lokalware – Importe – Rohstoffherkunft“ (2002), J. Dvorská/L. Poláček/G. Schneider „Chemische Analyse der Keramik von Mikulčice“ (1998) und M. Gregerová/R. Procházka „Erste Ergebnisse naturwissenschaftlicher Untersuchungen an Graphittonkeramik aus Brno (Brünn)“ (1998). Für Süddeutschland besitzen diese Untersuchungen aufgrund ihrer Regionalität nur wenig Aussagekraft, können aber als Vorbild für ähnliche Untersuchungen dienen.

Fazit

Für die Archäologie bietet die Erforschung der Graphitkeramik aus verschiedenen Gründen erhebliche Möglichkeiten zum Erkenntnisgewinn. Diese reichen von typologischen und morphologischen Fragestellungen, der Herstellungs- und Produktionstechnik der Keramik über die Bestimmung der Funktion der Gefäße bis zu Aussagen zum Alltags-, Arbeitsleben und dem sozialen Kontext der Nutzer und Hersteller. Zusätzlich können naturwissenschaftliche und chronologische Thesen sowie wirtschaftsgeschichtliche Fragestellungen hinsichtlich Handelsrouten, Richtungen und Weisen des Vertriebs und die grundherrschaftliche oder regionale Organisation des Töpferhandwerks aufgeworfen werden. Gleichzeitig stellt mittelalterliche Graphitkeramik die Archäologie aber auch vor enorme Herausforderungen. So ist bis heute eine Unterscheidung vor- und frühgeschichtlicher zu mittelalterlicher Graphitkeramik ausschließlich über die Bestimmung von Rand- und Gefäßformen möglich. Dies stellt eine nicht unerhebliche Fehlerquelle für die Interpretation dar, die wegen des in Süddeutschland nur begrenzt vorhandenen Fundmaterials eine beachtliche Relevanz besitzt.

Das Kerngebiet der Herstellung der Graphitkeramik ist nach heutigem Forschungsstand im österreichischen Donauraum und in Mähren zu lokalisieren. Die umliegenden Regionen Böhmen, Schlesien und Bayern können in erster Linie als Importregionen interpretiert werden. Eine Beantwortung der genannten Fragestellungen ist demnach nur durch internationale Zusammenarbeit über die heutigen politischen Grenzen hinweg möglich.

Die wissenschaftliche Bearbeitung dieser Keramikvariante setzt aufgrund der Besonderheiten des Material Graphit eine enge Zusammenarbeit mit den Naturwissenschaften und der experimentellen Archäologie voraus. Sie wird damit zum Gegenstand sowohl internationaler wie interdisziplinärer Projekte.

Referenzkomplexe Graphitkeramik

Referenzkomplexe Graphitkeramik (ohne Grauschwarz hartgebrannte Drehscheibenware)
Fundort Warenart Koordinaten Fundart Feldkampagnen (FK)
Literatur (L)
Datierung Beschreibung
Formen (F), Verzierung (V), Scherbenbeschaffenheit (SB)
1 Kastell Boiotro,
Passau
Graphittonkeramik 48° 34′ 11,2″ N
13° 27′ 44,5″ O
H: 387 m ü. NN
Siedlung FK: 1974–1978 Rainer Christlein, BLfD
L: M. Altjohann 2012
8./9.–12. Jh. F: Töpfe, Schalen, Schüsseln, Flachdeckel, Spinnwirtel, Ausgusstüllen
V: gegenständige Wellenbandzier, Bodenmarken
SB: dunkel- bis braungrau, seifig, schimmert metallisch, hoher Graphitanteil in der Magerung
2 Rauher Kulm,
Bad Neustadt am Kulm
Graphittonkeramik 49° 49′ 44″ N
11° 50′ 58″ O
H: 681 m ü. NN
Burg FK: 2009 und 2014 H. Losert
L: Freundlicher Hinweis PD Dr. H. Losert (unpubliziert)
8./9. Jh. F: Töpfe
V: Wellenlinien
SB: braun, grau-schwarz, mittlerer Graphitanteil in der Magerung
3 Abtei Frauenwörth,
Chiemsee
Graphittonkeramik 47° 52′ 18″ N
12° 25′ 30″ O
H: 515 m ü. NN
Kloster FK: 1961–1964 A. Stroh, BLfD
L: B. Hänsel 1966
T. Mittelstraß 2007
9./10.–12.Jh. F: Töpfe, Gussformen für Perlen
V: Wellenlinien, breite waagerechte Rillen, Töpfermarke
SB: silbrig schwarz bis grau, feine Magerung, Graphitanteil mittel bis sehr hoch, mittelhart bis hart
4 Pleinting Graphittonkeramik 48° 39′ 31″ N
13° 7′ 11″ O
H: 343 m ü. NN
Lesefund Lesefund
L: R. Reinecke 1936
Frühmittelalter Nur textliche Erwähnung:
„Randscherbe eines weiten Beckens aus Graphitton“
5 „Randesberger Hof“ in Cham Graphittonkeramik 49° 13ʹ 32,5″ N
12° 39ʹ 17,9″ O
H: 372 m ü. NN
Siedlung FK: 1971
L: H. Wolf 1971
Frühmittelalter Textliche Erwähnung der Möglichkeit, dass eine gefundene Graphittonscherbe auch ins Frühmittelalter datieren könnte
6 Burg Wittelsbach,
Oberwittelsbach
Graphittonkeramik 48° 28′ 7″ N
11° 10′ 34,3″ O
H: 515 m ü. NN
Burg FK: 1978–1981 Dr. W. Sage/A. Dransfeld
L: R. Koch 1993
T. Mittelstraß 2007
10./11. Jh. (R. Koch)
11./12. Jh. (T. Mittelstraß)
F: Topf
V: Wellenlinie zwischen zwei umlaufenden Rillen
SB: ohne Angabe
7 Burgstall Warberg,
Neunburg v. Wald
Graphittonkeramik 49° 22′ 54,7″ N
12° 23′ 18″ O
H: 417 m ü. NN
Burg FK: 1991–1997 V. Kaufmann
L: V. Kaufmann 1999
T. Mittelstraß 2007
10. Jh. (V. Kaufmann)
11. Jh. (T. Mittelstraß)
F: Töpfe
V: schräge Einstichreihe auf der Schulter
SB: dunkelgrau bis schwarz und glänzend, glatt und speckig, Graphit abreibbar; mit Fingernagel leicht ritzbar
8 Albrechtsburg,
Meißen
Graphittonkeramik 51° 9′ 57,8″ N
13° 28′ 14,6″ O
H: 168 m ü. NN
Höhenburg FK: 1959–1963 P. Heerde/C. Fritzsche
L: A. Schmid-Hecklau 2004
10.–12. Jh. F: Topf
V: Tupfenreihe auf der Schulter
SB: keine Angaben
Datierung ins Mittelalter fragwürdig
9 Burg Pappenheim,
Lkr. Weißenburg
Graphittonkeramik 48° 55′ 58,1″ N
10° 58′ 17,8″ O
H: 508 m ü. NN
Höhenburg Lesefund
L: M. Schußmann 1997
11./12. Jh. Freundlicher Hinweis PD Dr. M. Schußmann:
2 Graphittonscherben, davon 1 Randscherbe mit stark gekehltem Leistenrand
10 Burg Sulzbach,
Lkr. Amberg-Sulzbach
Graphittonkeramik 49° 30′ 18,7″ N
11° 44′ 10″ O
H: 444 m ü. NN
Burg FK: 1992–2000 BLfD
L: M. Hensch 2005a und 2005b
11./12. Jh. F: Töpfe (0,09% des Materials)
V: Wellenverzierung
SB: grau-schwarz silbrig, glatt, hoher Anteil von Graphit in der Magerung, Abrieb vorhanden, Mohs 2
11 Schlosserstiege,
Passau
Graphittonkeramik
Graphitierte (engobierte?) Keramik
48° 34ʹ 31,4″ N
13° 27ʹ 51,5″ O
H: 387 m ü. NN
Siedlung FK: 1992/1993 J.-P. Niemeier
L: J.-P. Niemeier 1994
T. Mittelstraß 2007
12./13.–15. Jh. F: Töpfe, Deckel, Kanne
V: Deckel mit innenverziertem Rand, Töpfermarke
SB: keine Angabe
12 Burgstall Saunstein,
Mitternach
Graphittonkeramik 48° 51′ 1″ N
13° 19′ 36″ O
H: 594 m ü. NN
Burg FK: 1983 BLfD
L: B. Engelhardt/R.Pleyer 1986
T. Mittelstraß 2007
12./13. Jh. F: Töpfe, Flachdeckel
V: keine Angabe, Durchlochung eines Deckels
SB: glatt, mittlerer bis hoher Graphitgehalt, z.T. seifig
13 Burgstall am Hohen Bogen,
Rimbach
Graphittonkeramik 49° 14′ 1,9″ N
12° 56′ 4,2″ O
H: 976 m ü. NN
Burg FK: A. Stroh, BLfD
L: H. Dannheimer 1973
12. Jh. F: Topf, fassartige Vorratsgefäße
V: Fingertupfen, Schrägkerbenreihe, eingeritzte Linien, breite Gurtbänder auf Vorratsgefäßen
SB: Graphit- und Goldglimmermagerung
14 Burgstall Untergrießbach,
Lkr. Passau
Graphittonkeramik 48° 27ʹ 28,4″ N
11° 9ʹ 13,7″ O
H: 468 m ü. NN
Burg FK: 1994–1996 Kreisarchäologie Passau
L: W. Wandling 1996
W. Wandling 1997
12. Jh. F: Töpfe, Schalen
V: Tupfenleisten, Wellenverzierung oder Radkreuzstempeln am Boden
SB: keine Angabe
15 Donaumarkt,
Regensburg



Ledergasse,
Regensburg
Graphittonkeramik




Eisentonkeramik
49° 1ʹ 13,1″ N
12° 6ʹ 10,9″ O
H: 339 m ü. NN
Siedlung FK: 2012–2015 „Museum der Bayerischen Geschichte“, Maßnahmen-Nr. M-2012-1989-1_0
L: Freundlicher Hinweis I. Nießen (Promotionsprojekt in Bearbeitung)


FK: 1981–1982 BLfD
L: M. Wintergerst 1999
9.–11./12. Jh.




17. Jh.
F: Töpfe, Vorratsgefäße, Schüsseln
V: Wellenlinien, Wellenbänder, umlaufende Rillen, Einstichmuster, innenverzierte Ränder, bisher singuläres rautenförmiges Muster
SB: dunkelgrau, bräunlich-grau, braun-schwarz, grau, schwarz; hoher Graphitgehalt, daneben noch Glimmer und Quarz, Mohs 1–2, gelegentlich auch hart

Zeitlich zu weit außerhalb des Rahmens der Arbeit
16 Schlossberg Windberg bei Windorf,
Lkr. Passau
Graphittonkeramik 48° 37′ 53,2″ N
13° 16′ 3,5″ O
H: 380 m ü. NN
Höhenburg FK: 2001/2002 Kreisarchäologie Passau
L: W. Wandling 2010
12./13. Jh. Nur textliche Erwähnung: Graphithaltige Tonscherben von hochmittelalterlichen Gefäßen, z.T. mit Kreuzstempeln auf dem Boden
17 Kirche St. Peter und Paul,
Aschheim
Graphittonkeramik 48° 10′ 18,2″ N
11° 42′ 55,5″ O
H: 512 m ü. NN
Kirche FK: 1967–1971 H. Dannheimer
L: H. Dannheimer 1988
Hochmittelalter F: Topf
V: keine Angabe
SB: keine Angabe
18 Vohburg-Burgberg,
Lkr. Pfaffenhofen
Graphittonkeramik 48° 46′ 14,4″ N
11° 36′ 58,1″ O
H: 370 m ü. NN
Burg FK: 1973–1974 BLfD
Lesefunde
L: G. Riedel 2000
Hochmittelalter F: 3 Töpfe
V: Horizontal- und Wellenriefen, z.T. überschneidend
SB: fast alle Farbvarianten, weich bis mittelhart, z.T. Misch- oder Oxidationsbrand
19 Großmehring,
Lkr. Eichstätt
Graphittonkeramik 48° 46′ N
11° 32′ O
H: 375 m ü. NN
Siedlung FK: 1994–1995 BLfD
L: G. Riedel 2000
Früh-/Hochmittelalter F: 2 Töpfe, Deckel
V: einzelne Wellenriefe zwischen Horizontalriefen
SB: graubraun bis graubeige, weich bis mit-telhart, Misch- oder Oxidationsbrand
20 Ingolstadt Graphittonkeramik 48° 46′ N
11° 25′ O
H: 374 m ü. NN
Siedlung FK: 1987–1988 BLfD (Grabung Ingolstadt Hallstr./Carraraplatz)
L: G. Riedel 2000
Hochmittelalter 1 unverzierte WS, nachgedreht
21 Zuchering bei Ingolstadt Graphitkeramik 48° 43′ 46″ N
11° 24′ 43″ O
Siedlung FK: 1983–1989 BLfD
L: E. Weid 2000
Latène (?) 6 Graphitkeramikscherben, von denen 5 unsicher in die Vorgeschichte datiert wurden (Material müsste nochmals geprüft werden)
22 Erlau,
Obernzell
Eisentonkeramik 48° 33′ 49″ N
13° 34′ 46″ O
Siedlung L: T. Mittelstraß 2007 Spätmittelalter Nur textliche Erwähnung
23 Ruhstorf a.d. Rott Graphitkeramik 48° 26′ N
13° 20′ O
H: 319 m ü. NN
Siedlung L: T. Mittelstraß 2007
W. Wandling 2017
Unbekannt Textliche Erwähnung; Fundmeldungen 2013–2016 in Passau: Graphitkeramik, deren zeitliche Stellung nicht gesichert ist (MA/LT?)
24 Saldenburg,
Lkr. Grafenau
Eisentonkeramik 48° 46′ N
13° 21′ O
H: 532 m ü. NN
Burg FK: 1991/1992 W. Endres
L: W. Endres 1993
M. U. Kasparek 1961
1368–1467/68 F: Töpfe
V: 2–5 mm breite, flaue Rillen, Stempel und Markierungen auf der Oberseite
SB: hoher Graphitgehalt mit Quarz- und Feldspatanteilen bis 3 mm
25 Burgstall Lobenstein,
Marktgemeinde Röhrenbach
Graphitkeramik 48° 46′ 9,6″ N
13° 31′ 41,6″ O
H: 570 m ü. NN
Burg?
Lesefund
Lesefunde eines ehrenamtlichen Feldbegehers des BLfD
unpubliziert
Latène- bis Neuzeit Alle Ausprägungen von Graphitkeramik in Formen, Farben, Varianten und Verzierungen
26 Fürholz,
Gmd. Grainet,
Lkr. Freyung-Grafenau
Graphitkeramik 48° 46′ 58″ N
13° 38′ 57″ O
Lesefund Lesefunde eines ehrenamtlichen Feldbegehers des BLfD
unpubliziert
Latène- bis Neuzeit Alle Ausprägungen von Graphitkeramik in Formen, Farben, Varianten und Verzierungen
27 Praßreuth,
Lkr. Freyung-Grafenau
Graphitkeramik 48° 40ʹ 40″ N
13° 31ʹ 21,3″ O
Lesefund Lesefunde eines ehrenamtlichen Feldbegehers des BLfD
unpubliziert
Latène- bis Neuzeit Alle Ausprägungen von Graphitkeramik in Formen, Farben, Varianten und Verzierungen
28 Veste Oberhaus,
Passau
Eisentonkeramik



Graphitengobierte Keramik
48° 34′ 39″ N
13° 28′ 13″ O
H: 387 m ü. NN
Burg FK: 1991 H. Feldmeier
L: W. Endres 1998
T. Mittelstraß 2007
1400/1420–1550
15./16. Jh.
F: Töpfe
V: Stempelmarkierungen
SB: hoher Graphitanteil im groben Gefüge, schwarz- bis anthrazitgrau

F: Töpfe, Becher, Sieb, Griffschale, Krug
V: keine Angabe
SB: anthrazitgrau, oft grobes Gefüge
29 Schustergasse,
Passau
Eisentonkeramik 48° 34ʹ 26,4″ N
13° 28ʹ 9,5″ O
H: 387 m ü. NN
Siedlung L: H. Böhmer 2015 15./16. Jh. F: Topf
V: keine Angabe
SB: keine Angabe
30 Hofberg,
Bad Aibling
Eisentonkeramik 47° 52′ N
12° 1′ O
Burg FK: 2001–2003 T. Mittelstraß
L: T. Mittelstraß 2006
T. Mittelstraß 2007
Frühe Neuzeit (Beginn 16. Jh.) F: fassartige Gefäße
V: Stempelmarken
SB: keine Angabe
31 Schloss Murnau Eisentonkeramik 47° 40′ 39″ N
11° 12′ 10″ O
H: 661 m
Burg FK: 1991–1992 T. Mittelstraß
L: T. Mittelstraß 1994
Frühe Neuzeit (Beginn 16. Jh.) F: Töpfchen
V: Töpferstempel (Kreuz mit Querbalken), umlaufende Schulterkante
SB: basaltgrau, feine und mittlere Graphitmagerung, vereinzelt Quarzkörner
32 Ulm Eisentonkeramik
Graphitengobierte Keramik
48° 24′ N
9° 59′ O
H: 478 m ü. NN
Siedlung FK: 1953 A. Rieber/K. Reutter
1961 Staatl. Amt für Denkmalpflege
1928 ohne Befundkontext
L: R. Schreg Blog Archaeologik 05.01.2015
U. Gross 2009 + 2015
Spätmittelalter – Frühe Neuzeit F: Töpfe, Henkeltopf
V: ovale Stempeleindrücke mit Kreuz, unterhalb des Kremprandes breite Riefe
SB: hoher Graphitanteil in der Magerung und Quarzmagerung
Weitere Funde von Graphitkeramik und graphitengobierter Ware, die frühneuzeitlich datiert werden
33 Burg Helfenstein,
Geislingen an der Steige
Eisentonkeramik 48° 36′ 58″ N
9° 50′ 49″ O
H: 610 m ü. NN
Burg FK: 1922 K. A. Koch
1932–1938 G. Burghardt
L: R. Schreg Blog Archaeologik 05.01.2015
U. Gross 2009
Spätmittelalter – Frühe Neuzeit F: Töpfe
V: 2 identische Stempelmarken auf dem Rand, zwei umlaufende Rillen im oberen Gefäßbereich
SB: hoher Graphitanteil in der Magerung
34 Obernzell Eisentonkeramik 48° 33′ N
13° 38′ O
H: 294 m ü. NN
Siedlung L: H. Böhmer 2015
Gemeindeblatt Nr. 29, 2017
Spätmittelalter – Frühe Neuzeit F: Topf
V: Rille unter dem Rand, 2 Töpfermarken
SB: dunkelgrau-schwarz, hoher Graphitanteil in der Magerung, Mohs 2

Literaturhinweise

  • Altjohann 2012: M. Altjohann, Das spätrömische Kastell Boiotro zu Passau-Innstadt. Materialhefte zur Bayerischen Archäologie. Fundinventare und Ausgrabungsbefunde (Kallmünz/Opf. 2012). ISBN 13: 978-3-78475-096-5. ISBN 10: 3-784750-966-X.
  • Bizer 2006: Ch. Bizer, Oberflächenfunde von den Burgen der Schwäbischen Alb. Ein Beitrag zur Keramik- und Burgenforschung (Stuttgart 2006). ISBN 13: 978-3-80622-038-4.
  • Böhmer 2008: H. Böhmer, Die Ilzer Schwarzhafner vom Ende des 16. bis Ende des 19. Jahrhunderts. In: R. Mennicken u.a. (Hrsg.), 40 Jahre Keramikforschung. Rückblick – Stand der Forschung – Ausblick. Beiträge zum 40. Internationalen Hafnerei-Symposium des Arbeitskreises für Keramikforschung in Obernzell/Bayern vom 16.09. bis 21.09.2007 (Raeren 2008) 139֪–152. ISBN: unbekannt.
  • Böhmer 2015: H. Böhmer, Qualitätszeichen auf Graphit-Keramik des 15. und 16. Jh. In: S. Glaser (Hrsg.), Keramik im Spannungsfeld zwischen Kunst und Handwerk. Beiträge des 44. Internationalen Symposiums Keramikforschung im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg, 19-23. September 2011 (Nürnberg 2015) 77–83. ISBN 13: 978-3-93668-893-1. ISBN 10: 3-93668-893-1.
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