Speyer, Vogelgesang: Unterschied zwischen den Versionen

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Vogelgesang
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früh- bis hochmittelalterliche Siedlung
   
 
==Lage==
 
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Die Siedlung in Flur Vogelgesang liegt circa 2 km südlich der Stadt Speyer auf einer Terrasse oberhalb eines heute verlandeten Altrheinarmes. Die Siedlung ist mit dem 1220 erstmals genannten Winternheim zu identifizieren.
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Die Siedlung in Flur Vogelgesang liegt circa zwei Kilometer südlich der Stadt [[Speyer]] auf einer Terrasse oberhalb eines heute verlandeten Altrheinarmes. Die Siedlung ist mit dem 1220 erstmals genannten Winternheim zu identifizieren.
 
*Koordinaten: 49.3030, 8.43060
 
*Koordinaten: 49.3030, 8.43060
   
 
==Forschungsgeschichte==
 
==Forschungsgeschichte==
1980 bis 1982 wurden mit Mitteln der DFG im Vorfeld der Anlage eines neuen Stadteíls von Speyer die kurz zuvor entdeckte früh- bis hochmittelalterliche Siedlung ausgegraben. Erschienen ist zu den Ausgrabungen lediglich kurze Vorbericht (Bernhardt 1979-81; Bernhardt 1982) sowie ein lexikalischer Eintrag in der RGA (Bernhardt ). Die Keramik wurde von Heidrun Schenk jedoch detailliert bearbeitet und 1998 monographisch publiziert (Schenk 1998).
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1980 bis 1982 wurden mit Mitteln der DFG im Vorfeld der Anlage eines neuen Stadteils von Speyer die kurz zuvor entdeckte früh- bis hochmittelalterliche Siedlung ausgegraben. Erschienen sind zu den Ausgrabungen lediglich kurze Vorbericht (Bernhard 1979-81; Bernhard 1982) sowie ein lexikalischer Eintrag in der RGA (Bernhard). Die Keramik wurde von Heidrun Schenk jedoch detailliert bearbeitet und 1998 monographisch publiziert (Schenk 1998).
 
Einige Scherben aus Speyer Vogelgesang fanden Eingang in eine Serie von Proben frühmittelalterlicher Keramik überwiegend aus Rheinland-Pfalz, die archäometrisch untersucht wurden (Kritsotakis 2000).
 
Einige Scherben aus Speyer Vogelgesang fanden Eingang in eine Serie von Proben frühmittelalterlicher Keramik überwiegend aus Rheinland-Pfalz, die archäometrisch untersucht wurden (Kritsotakis 2000).
   
 
==Befundsituation==
 
==Befundsituation==
In der Wüstung Winterheim (Abb. 150), auf dem linken Hochufer des Rheins südlich Speyer gelegen, konnte eine graduelle Verlagerung über 400  m hinweg von Osten nach Westen ein detailliertes Modell festgestellt werden. Die spätestens im 5. Jahrhundert entstandene Siedlung hat sich im Laufe ihres Bestehens graduell nach Westen verlagert, wo sie sich im 12. Jahrhundert im Umfeld einer wohl in karolingische Zeit zurückreichenden Kirche konzentrierte. Schenk konnte anhand der Keramikinventare von 112 Gruben sieben, mit weiteren Unterteilungen sogar elf Siedlungsphasen unterscheiden und rekonstruierte hypothetisch mehrere Hofgruppen A bis X. Die ältesten Befunde gehören in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts, die vorausgehende römische Besiedlung scheint noch im 3. Jahrhundert abzubrechen. Die merowingerzeitlichen Phasen 1–3 liegen ganz im Südosten der Siedlungslage. In Phase 4a, um 700 ist dieser Bereich offenbar verlassen; die Verbreitungsareale von Phase 3 und Phase 4a schließen sich weitgehend aus. Es ist hier also im frühen 8. Jahrhundert eine größere Siedlungsverlagerung festzustellen. Die folgenden Phasen 5 bis 7 zeigen hingegen wie schon die vorausgehenden Phasen 1 bis 3 deutliche Überlappungen mit einer jeweils geringfügigen Verlagerung nach Westen. Die jüngsten Befunde aus dem 12. Jahrhundert fanden sich im Westteil der Siedlung, wo der Grundriss einer Kirche festgestellt wurde. In ihrer Umgebung liegen weitere Teile der Siedlung weitgehend unausgegraben im Ackergelände (Schreg 2006, 309).
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In der Wüstung Winterheim, auf dem linken Hochufer des Rheins südlich Speyer gelegen, konnte eine graduelle Verlagerung über 400  Meter hinweg von Osten nach Westen ein detailliertes Modell festgestellt werden. Die spätestens im 5. Jahrhundert entstandene Siedlung hat sich im Laufe ihres Bestehens graduell nach Westen verlagert, wo sie sich im 12. Jahrhundert im Umfeld einer wohl in karolingische Zeit zurückreichenden Kirche konzentrierte. Schenk konnte anhand der Keramikinventare von 112 Gruben sieben, mit weiteren Unterteilungen sogar elf Siedlungsphasen unterscheiden und rekonstruierte hypothetisch mehrere Hofgruppen A bis X. Die ältesten Befunde gehören in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts, die vorausgehende römische Besiedlung scheint noch im 3. Jahrhundert abzubrechen. Die merowingerzeitlichen Phasen 1–3 liegen ganz im Südosten der Siedlungslage. In Phase 4a, um 700 ist dieser Bereich offenbar verlassen; die Verbreitungsareale von Phase 3 und Phase 4a schließen sich weitgehend aus. Es ist hier also im frühen 8. Jahrhundert eine größere Siedlungsverlagerung festzustellen. Die folgenden Phasen 5 bis 7 zeigen hingegen wie schon die vorausgehenden Phasen 1 bis 3 deutliche Überlappungen mit einer jeweils geringfügigen Verlagerung nach Westen. Die jüngsten Befunde aus dem 12. Jahrhundert fanden sich im Westteil der Siedlung, wo der Grundriss einer Kirche festgestellt wurde. In ihrer Umgebung liegen weitere Teile der Siedlung weitgehend unausgegraben im Ackergelände (Schreg 2006, 309).
   
 
==Keramikfunde==
 
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Die Bearbeitung der Keramik durch Heidrun Schenk präsentiert eine ausführliche Vorlage der Keeramikfunde mit umfangreichen Tafelabbildungen. Schenk hat die Keramikfunde nach Warenarten und Randformen bearbeitet
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===rotbraun gestrichene Ware===
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Die [[rotgestrichene Ware (Vwz)]] liegt nur in Einzelstücken vor. Beim Siedlungsbeginn im 6. Jahrhundert war diese Ware bereits ein Auslaufmodell.
 
===Ware 1: [[handgemachte Ware]]===
 
Aus den Verfüllungen der ältesten Siedlungsgruben aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts stammt Keramik nordseegermanischer Prägung, die bei Wieczorek 1989 kursorisch angesprochen wurde.
   
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===Ware 2: [[Mayener Ware|Keramik Mayener Art]]===
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===Ware 3: [[Rauhwandige Drehscheibenware]]===
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===Ware 4. Reduzierend gebrannte geglättete Ware===
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Es handelt sich um [[Knickwandkeramik]], die im Wesentlichen aus Grubenhäusern der Phasen 2 und 3 stammt. Sie ist gering mit feinem bis mittlerem weißem, opakem Quarz gemagert. Die Oberfläche des weichen Scherbens ist geglättet.
 
===Ware 5: [[Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)|ältere gelbtonige Drehscheibenware]]===
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Phasen 4-5
   
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Schenk konnte sechs Varianten a-f unterscheiden.
==Keramikfunde==
 
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===Ware 6: Mayener, steinzeugartige Ware===
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===Ware 7: streifengeglättete grauschwarze Keramik===
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vgl. Mayener glättverzierte Ware/ Late Merovingian Burnished Ware im Umfeld der [[Tatinger Ware]]
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===Ware 8: [[Ältere graue Drehscheibenware (Kraichgau/ Oberrhein, HMa)|ältere grautonige Drehscheibenware]]===
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drei Varianten
   
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a fein, kreidig, v.a. im Unterteil geglättet- vgl. [[ältere graue Elsässer Ware]]
Die Bearbeitung der Keramik durch Heidrun Schnenk präsentiert eine ausführliche Vorlage der Keeramikfunde mit umfangreichen Tafelabbildungen. Sie gliederte die Keramikfunde in mehrere Gruppen.
 
Vorhanden sind beispielsweise
 
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*handgemachte Ware
 
*Mayener Ware
 
*[[Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)]]
 
   
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b mittelstark gemagert
Aus den Verfüllungen der ältesten Siedlungsgruben aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts stammt Keramik nordseegermanischer Prägung,
 
   
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c mit kantigem, weißem Quarz gemagert, rissige Oberfläche
   
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Die Varianten a und b werden mit einer ähnlichen Differenzierung in [[Ladenburg]] verglichen (Schenk 1998, 44f.)
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===Ware 9: Rotbemalte Waren===
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drei Varianten a-c
   
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a Mayener Keramik Pingsdorfer Art
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b [[Gelbe, rotbemalte Elsässer Drehscheibenware (Elsaß, HMa)|rotbemalte Elsässer Ware]]
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c [[Pingsdorfer Ware]]
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===Ware 10: [[Glimmerware (Rhein-Main-Gebiet, FMa/ HMa/ SMa)|graue, glimmerhaltige Ware]]===
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Phasen 6 und 7
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===Randformen===
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Differenzierung von sechs Randformengruppen
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selten
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==archäometrische Analysen==
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Im Rahmen einer chemischen Charakterisierung und Klassifizierung archäologischer Keramikfunde aus Rheinland-Pfalz hat Konstantin Kristokakis (1998; 2000) auch 114 Scherben aus der Siedlung Sepyer Vogelgesang analysiert. Die Funde wurden in mehreren "Lieferungen" bearbeitet, wobei aus der Publikation (Kritsotakis 2000) die Auswahlkriterien dieser Liféferungen unklar bleibt und sich die Scherben-Clusterung einer näheren Interpretation entzieht. Deutlich wurde indes, dass zahlreiche Scherben aus einem lokalen Betrieb, möglicherweise des Speyerer Raumes stammen (Kritsotakis 2000, 648) stammen.
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Aus Kritsotakis 1998 geht hervor, dass vor allem die Waren 5, ältere gelbtonige Drehscheibenware, 6 (Mayener, steinzeugartige Ware), 7 (streifengeglättete grauschwarze Keramik), 8 (ältere grautonige Drehscheibenware) und 9 (rotbemalte Waren) beprobt wurden.
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Die Untersuchung des makroskopischen Gefüges erfolgte lichtoptisch durch die Betrachtung von gereinigten oder »frischen« Bruchstellen der Scherben mit einem Binokkular bei 80facher Gesamtvergrößerung (Kritsotakis 1998, 649). Pulversitiertes Materiel wurde weiter untersucht. Vor allem mittels eines (Zr/Ti)-(Cr/Ti)-Korrelationsdiagramms wurden vier Keramikgruppen A-D unterschieden, wobei die Gruppen A und C als kleine Restgruppen gesehen werden, während die Gruppen B und D gut 75% des Materials ausmachen. Gruppe B wurde mit Provenienzen in [[Mayen]] verbunden; Gruppe D umfasst insbesondere die ältere gelbe Drehscheibenware.
   
 
==Verbleib der Funde==
 
==Verbleib der Funde==
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|| Fundart || Siedlung
 
|| Fundart || Siedlung
 
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|| Lage || 0,35 km OSO des Lonetopfsca 2 km S der Stadt
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|| Lage || ca 2 km S der Stadt
 
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|| Koordinaten || 49.3030, 8.43060
 
|| Koordinaten || 49.3030, 8.43060
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|| Datierung || zweite Hälfte 5.-13.Jh.
 
|| Datierung || zweite Hälfte 5.-13.Jh.
 
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|| Warenarten || [[rotgestrichene Ware (Vwz)]]; [[handgemachte Ware]]; [[Mayener Ware]]; [[Rauhwandige Drehscheibenware]]; [[Knickwandkeramik]]; [[Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)]]; Mayener, steinzeugartige Ware; streifengeglättete grauschwarze Keramik ([[Tatinger Ware]]); [[Ältere graue Drehscheibenware (Kraichgau/ Oberrhein, HMa)]]; Rotbemalte Waren (Mayener Keramik Pingsdorfer Art, [[Gelbe, rotbemalte Elsässer Drehscheibenware (Elsaß, HMa)]], [[Pingsdorfer Ware]]); [[Glimmerware (Rhein-Main-Gebiet, FMa/ HMa/ SMa)]]
|| Warenarten || , [[Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)]];
 
 
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|| Formenspektrum || v.a Gebrauchskeramik, Töpfe
 
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|| Literatur || Bernhard 1982; Schenk 1998
 
|| Literatur || Bernhard 1982; Schenk 1998
 
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==Literatur zur Fundstelle:==
 
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*Bernhardt 2007: H. Bernhard, Vogelgesang. Reallexikon für Germanische Altertumskunde. 2. Aufl. Bd. 35 (Berlin 2007)
 
*Bernhardt 2007: H. Bernhard, Vogelgesang. Reallexikon für Germanische Altertumskunde. 2. Aufl. Bd. 35 (Berlin 2007)
 
*Bernhard 2011: H. Bernhard, Ländliche Siedlungen im Umfeld von Speyer. In: Die Salier. Macht im Wandel (München 2011) 338–339.
 
*Bernhard 2011: H. Bernhard, Ländliche Siedlungen im Umfeld von Speyer. In: Die Salier. Macht im Wandel (München 2011) 338–339.
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*Kritsotakis 1998: K. Kritsotakis, Mineralogische und chemische Charakterisierung von Keramik aus der früh- bis hochmittelalterlichen Siedlung »Im Vogelgesang«, Speyer. Jahrb. RGZM 45, 1998, 647-678 - DOI; https://doi.org/10.11588/jrgzm.1998.2.44162
 
*Kritsotakis 2000: K. Kritsotakis, Chemische Charakterisierung und Klassifizierung von archäologischen Keramikartefakten aus Rheinland-Pfalz. Jahrb. RGZM 47, 2000, 595–688. - DOI: https://doi.org/10.11588/jrgzm.2000.2.43863
 
*Kritsotakis 2000: K. Kritsotakis, Chemische Charakterisierung und Klassifizierung von archäologischen Keramikartefakten aus Rheinland-Pfalz. Jahrb. RGZM 47, 2000, 595–688. - DOI: https://doi.org/10.11588/jrgzm.2000.2.43863
 
*Schenk 1998: H. Schenk, Die Keramik der früh- bis hochmittelalterlichen Siedlung Speyer "Im Vogelgesang". Stiftung zur Förderung der Pfälzischen Geschichtsforschung. Reihe C, Archäologische Forschungen in der Pfalz 1 (Neustadt an der Weinstraße 1998).
 
*Schenk 1998: H. Schenk, Die Keramik der früh- bis hochmittelalterlichen Siedlung Speyer "Im Vogelgesang". Stiftung zur Förderung der Pfälzischen Geschichtsforschung. Reihe C, Archäologische Forschungen in der Pfalz 1 (Neustadt an der Weinstraße 1998).
 
*Schreg 2006: R. Schreg, Dorfgenese in Südwestdeutschland. Das Renninger Becken im Mittelalter. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 76 (Stuttgart 2006) S. 308ff.
 
*Schreg 2006: R. Schreg, Dorfgenese in Südwestdeutschland. Das Renninger Becken im Mittelalter. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 76 (Stuttgart 2006) S. 308ff.
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*Wieczorek 1989: A. Wieczorek, Mitteldeutsche Siedler bei der fränkischen Landnahme in Rheinhessen. Eine Untersuchung zur handgeformten Keramik Rheinhessens. In: Das Dorf am Mittelrhein. 5. Alzeyer Kolloquium. Gesch. Landeskunde 30 (Wiesbaden 1989) 11-101.
   
   

Aktuelle Version vom 7. August 2024, 15:44 Uhr

Speyer

Vogelgesang

früh- bis hochmittelalterliche Siedlung

Lage

Die Siedlung in Flur Vogelgesang liegt circa zwei Kilometer südlich der Stadt Speyer auf einer Terrasse oberhalb eines heute verlandeten Altrheinarmes. Die Siedlung ist mit dem 1220 erstmals genannten Winternheim zu identifizieren.

  • Koordinaten: 49.3030, 8.43060

Forschungsgeschichte

1980 bis 1982 wurden mit Mitteln der DFG im Vorfeld der Anlage eines neuen Stadteils von Speyer die kurz zuvor entdeckte früh- bis hochmittelalterliche Siedlung ausgegraben. Erschienen sind zu den Ausgrabungen lediglich kurze Vorbericht (Bernhard 1979-81; Bernhard 1982) sowie ein lexikalischer Eintrag in der RGA (Bernhard). Die Keramik wurde von Heidrun Schenk jedoch detailliert bearbeitet und 1998 monographisch publiziert (Schenk 1998). Einige Scherben aus Speyer Vogelgesang fanden Eingang in eine Serie von Proben frühmittelalterlicher Keramik überwiegend aus Rheinland-Pfalz, die archäometrisch untersucht wurden (Kritsotakis 2000).

Befundsituation

In der Wüstung Winterheim, auf dem linken Hochufer des Rheins südlich Speyer gelegen, konnte eine graduelle Verlagerung über 400  Meter hinweg von Osten nach Westen ein detailliertes Modell festgestellt werden. Die spätestens im 5. Jahrhundert entstandene Siedlung hat sich im Laufe ihres Bestehens graduell nach Westen verlagert, wo sie sich im 12. Jahrhundert im Umfeld einer wohl in karolingische Zeit zurückreichenden Kirche konzentrierte. Schenk konnte anhand der Keramikinventare von 112 Gruben sieben, mit weiteren Unterteilungen sogar elf Siedlungsphasen unterscheiden und rekonstruierte hypothetisch mehrere Hofgruppen A bis X. Die ältesten Befunde gehören in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts, die vorausgehende römische Besiedlung scheint noch im 3. Jahrhundert abzubrechen. Die merowingerzeitlichen Phasen 1–3 liegen ganz im Südosten der Siedlungslage. In Phase 4a, um 700 ist dieser Bereich offenbar verlassen; die Verbreitungsareale von Phase 3 und Phase 4a schließen sich weitgehend aus. Es ist hier also im frühen 8. Jahrhundert eine größere Siedlungsverlagerung festzustellen. Die folgenden Phasen 5 bis 7 zeigen hingegen wie schon die vorausgehenden Phasen 1 bis 3 deutliche Überlappungen mit einer jeweils geringfügigen Verlagerung nach Westen. Die jüngsten Befunde aus dem 12. Jahrhundert fanden sich im Westteil der Siedlung, wo der Grundriss einer Kirche festgestellt wurde. In ihrer Umgebung liegen weitere Teile der Siedlung weitgehend unausgegraben im Ackergelände (Schreg 2006, 309).

Keramikfunde

Stub logo.pngDieser Artikel ist noch sehr kurz und möglicherweise inhaltlich unvollständig.

Die Bearbeitung der Keramik durch Heidrun Schenk präsentiert eine ausführliche Vorlage der Keeramikfunde mit umfangreichen Tafelabbildungen. Schenk hat die Keramikfunde nach Warenarten und Randformen bearbeitet

rotbraun gestrichene Ware

Die rotgestrichene Ware (Vwz) liegt nur in Einzelstücken vor. Beim Siedlungsbeginn im 6. Jahrhundert war diese Ware bereits ein Auslaufmodell.

Ware 1: handgemachte Ware

Aus den Verfüllungen der ältesten Siedlungsgruben aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts stammt Keramik nordseegermanischer Prägung, die bei Wieczorek 1989 kursorisch angesprochen wurde.

Ware 2: Keramik Mayener Art

Ware 3: Rauhwandige Drehscheibenware

Ware 4. Reduzierend gebrannte geglättete Ware

Es handelt sich um Knickwandkeramik, die im Wesentlichen aus Grubenhäusern der Phasen 2 und 3 stammt. Sie ist gering mit feinem bis mittlerem weißem, opakem Quarz gemagert. Die Oberfläche des weichen Scherbens ist geglättet.

Ware 5: ältere gelbtonige Drehscheibenware

Phasen 4-5

Schenk konnte sechs Varianten a-f unterscheiden.

Ware 6: Mayener, steinzeugartige Ware

Ware 7: streifengeglättete grauschwarze Keramik

vgl. Mayener glättverzierte Ware/ Late Merovingian Burnished Ware im Umfeld der Tatinger Ware

Ware 8: ältere grautonige Drehscheibenware

drei Varianten

a fein, kreidig, v.a. im Unterteil geglättet- vgl. ältere graue Elsässer Ware

b mittelstark gemagert

c mit kantigem, weißem Quarz gemagert, rissige Oberfläche

Die Varianten a und b werden mit einer ähnlichen Differenzierung in Ladenburg verglichen (Schenk 1998, 44f.)

Ware 9: Rotbemalte Waren

drei Varianten a-c

a Mayener Keramik Pingsdorfer Art

b rotbemalte Elsässer Ware

c Pingsdorfer Ware

Ware 10: graue, glimmerhaltige Ware

Phasen 6 und 7

Randformen

Differenzierung von sechs Randformengruppen

selten

archäometrische Analysen

Im Rahmen einer chemischen Charakterisierung und Klassifizierung archäologischer Keramikfunde aus Rheinland-Pfalz hat Konstantin Kristokakis (1998; 2000) auch 114 Scherben aus der Siedlung Sepyer Vogelgesang analysiert. Die Funde wurden in mehreren "Lieferungen" bearbeitet, wobei aus der Publikation (Kritsotakis 2000) die Auswahlkriterien dieser Liféferungen unklar bleibt und sich die Scherben-Clusterung einer näheren Interpretation entzieht. Deutlich wurde indes, dass zahlreiche Scherben aus einem lokalen Betrieb, möglicherweise des Speyerer Raumes stammen (Kritsotakis 2000, 648) stammen. Aus Kritsotakis 1998 geht hervor, dass vor allem die Waren 5, ältere gelbtonige Drehscheibenware, 6 (Mayener, steinzeugartige Ware), 7 (streifengeglättete grauschwarze Keramik), 8 (ältere grautonige Drehscheibenware) und 9 (rotbemalte Waren) beprobt wurden.

Die Untersuchung des makroskopischen Gefüges erfolgte lichtoptisch durch die Betrachtung von gereinigten oder »frischen« Bruchstellen der Scherben mit einem Binokkular bei 80facher Gesamtvergrößerung (Kritsotakis 1998, 649). Pulversitiertes Materiel wurde weiter untersucht. Vor allem mittels eines (Zr/Ti)-(Cr/Ti)-Korrelationsdiagramms wurden vier Keramikgruppen A-D unterschieden, wobei die Gruppen A und C als kleine Restgruppen gesehen werden, während die Gruppen B und D gut 75% des Materials ausmachen. Gruppe B wurde mit Provenienzen in Mayen verbunden; Gruppe D umfasst insbesondere die ältere gelbe Drehscheibenware.

Verbleib der Funde

Speyer, GDKE.

tabellarische Übersicht zur Fundstelle

Beschreibung
Fundort Speyer, Vogelgesang
Fundart Siedlung
Lage ca 2 km S der Stadt
Koordinaten 49.3030, 8.43060
Datierung zweite Hälfte 5.-13.Jh.
Warenarten rotgestrichene Ware (Vwz); handgemachte Ware; Mayener Ware; Rauhwandige Drehscheibenware; Knickwandkeramik; Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa); Mayener, steinzeugartige Ware; streifengeglättete grauschwarze Keramik (Tatinger Ware); Ältere graue Drehscheibenware (Kraichgau/ Oberrhein, HMa); Rotbemalte Waren (Mayener Keramik Pingsdorfer Art, Gelbe, rotbemalte Elsässer Drehscheibenware (Elsaß, HMa), Pingsdorfer Ware); Glimmerware (Rhein-Main-Gebiet, FMa/ HMa/ SMa)
Formenspektrum v.a Gebrauchskeramik, Töpfe
Fundinventar Siedlungsfunde, überwiegend aus Gruben- bzw. Grubenhausverfüllungen
Befundbeschreibung Die Siedlung wurde relativ großflächig erfasst. Es konnte eine Siedlungsverlagerung festgestellt werden.
Verbleib Speyer, GDKE
Bemerkungen Wüstung Winternheim
Literatur Bernhard 1982; Schenk 1998

Literatur zur Fundstelle:

  • Bernhard 1979/81: H. Bernhard, Speyer "Vogelgesang", eine frühmittelalterliche Siedlung. Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz, 1979/81, 170–180.
  • Bernhard 1982: H. Bernhard, Die frühmittelalterliche Siedlung Speyer 'Vogelgesang'. Offa 39, 1982, 217–233.
  • Bernhardt 2007: H. Bernhard, Vogelgesang. Reallexikon für Germanische Altertumskunde. 2. Aufl. Bd. 35 (Berlin 2007)
  • Bernhard 2011: H. Bernhard, Ländliche Siedlungen im Umfeld von Speyer. In: Die Salier. Macht im Wandel (München 2011) 338–339.
  • Kritsotakis 1998: K. Kritsotakis, Mineralogische und chemische Charakterisierung von Keramik aus der früh- bis hochmittelalterlichen Siedlung »Im Vogelgesang«, Speyer. Jahrb. RGZM 45, 1998, 647-678 - DOI; https://doi.org/10.11588/jrgzm.1998.2.44162
  • Kritsotakis 2000: K. Kritsotakis, Chemische Charakterisierung und Klassifizierung von archäologischen Keramikartefakten aus Rheinland-Pfalz. Jahrb. RGZM 47, 2000, 595–688. - DOI: https://doi.org/10.11588/jrgzm.2000.2.43863
  • Schenk 1998: H. Schenk, Die Keramik der früh- bis hochmittelalterlichen Siedlung Speyer "Im Vogelgesang". Stiftung zur Förderung der Pfälzischen Geschichtsforschung. Reihe C, Archäologische Forschungen in der Pfalz 1 (Neustadt an der Weinstraße 1998).
  • Schreg 2006: R. Schreg, Dorfgenese in Südwestdeutschland. Das Renninger Becken im Mittelalter. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 76 (Stuttgart 2006) S. 308ff.
  • Wieczorek 1989: A. Wieczorek, Mitteldeutsche Siedler bei der fränkischen Landnahme in Rheinhessen. Eine Untersuchung zur handgeformten Keramik Rheinhessens. In: Das Dorf am Mittelrhein. 5. Alzeyer Kolloquium. Gesch. Landeskunde 30 (Wiesbaden 1989) 11-101.