Speyer, Vogelgesang: Unterschied zwischen den Versionen
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==Verbleib der Funde== |
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Version vom 25. Oktober 2022, 18:28 Uhr
Lage
Die Siedlung in Flur Vogelgesang liegt circa zwei Kilometer südlich der Stadt Speyer auf einer Terrasse oberhalb eines heute verlandeten Altrheinarmes. Die Siedlung ist mit dem 1220 erstmals genannten Winternheim zu identifizieren.
- Koordinaten: 49.3030, 8.43060
Forschungsgeschichte
1980 bis 1982 wurden mit Mitteln der DFG im Vorfeld der Anlage eines neuen Stadteils von Speyer die kurz zuvor entdeckte früh- bis hochmittelalterliche Siedlung ausgegraben. Erschienen ist zu den Ausgrabungen lediglich kurze Vorbericht (Bernhardt 1979-81; Bernhardt 1982) sowie ein lexikalischer Eintrag in der RGA (Bernhardt). Die Keramik wurde von Heidrun Schenk jedoch detailliert bearbeitet und 1998 monographisch publiziert (Schenk 1998). Einige Scherben aus Speyer Vogelgesang fanden Eingang in eine Serie von Proben frühmittelalterlicher Keramik überwiegend aus Rheinland-Pfalz, die archäometrisch untersucht wurden (Kritsotakis 2000).
Befundsituation
In der Wüstung Winterheim, auf dem linken Hochufer des Rheins südlich Speyer gelegen, konnte eine graduelle Verlagerung über 400 Meter hinweg von Osten nach Westen ein detailliertes Modell festgestellt werden. Die spätestens im 5. Jahrhundert entstandene Siedlung hat sich im Laufe ihres Bestehens graduell nach Westen verlagert, wo sie sich im 12. Jahrhundert im Umfeld einer wohl in karolingische Zeit zurückreichenden Kirche konzentrierte. Schenk konnte anhand der Keramikinventare von 112 Gruben sieben, mit weiteren Unterteilungen sogar elf Siedlungsphasen unterscheiden und rekonstruierte hypothetisch mehrere Hofgruppen A bis X. Die ältesten Befunde gehören in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts, die vorausgehende römische Besiedlung scheint noch im 3. Jahrhundert abzubrechen. Die merowingerzeitlichen Phasen 1–3 liegen ganz im Südosten der Siedlungslage. In Phase 4a, um 700 ist dieser Bereich offenbar verlassen; die Verbreitungsareale von Phase 3 und Phase 4a schließen sich weitgehend aus. Es ist hier also im frühen 8. Jahrhundert eine größere Siedlungsverlagerung festzustellen. Die folgenden Phasen 5 bis 7 zeigen hingegen wie schon die vorausgehenden Phasen 1 bis 3 deutliche Überlappungen mit einer jeweils geringfügigen Verlagerung nach Westen. Die jüngsten Befunde aus dem 12. Jahrhundert fanden sich im Westteil der Siedlung, wo der Grundriss einer Kirche festgestellt wurde. In ihrer Umgebung liegen weitere Teile der Siedlung weitgehend unausgegraben im Ackergelände (Schreg 2006, 309).
Keramikfunde
Dieser Artikel ist noch sehr kurz und möglicherweise inhaltlich unvollständig. |
Die Bearbeitung der Keramik durch Heidrun Schenk präsentiert eine ausführliche Vorlage der Keeramikfunde mit umfangreichen Tafelabbildungen. Schenk hat die Keramikfunde nach Warenarten und Randformen bearbeitet
rotbraun gestrichene Ware
Die rotgestrichene Ware (FMa) liegt nur in Einzelstücken vor. Beim Siedlungsbeginn im 6. Jahrhundert war diese Ware bereits ein Auslaufmodell.
Ware 1: handgemachte Ware
Aus den Verfüllungen der ältesten Siedlungsgruben aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts stammt Keramik nordseegermanischer Prägung, die bei Schenk jedoch nicht im Detail bearbeitet ist, sondern von Wieczorek 1989 besprochen wurde.
Ware 2: Keramik Mayener Art
Ware 3: Rauhwandige Drehscheibenware
Ware 4. Reduzierend gebrannte geglättete Ware
Es handelt sich um Knickwandkeramik, die im Wesentlichen aus Grubenhäusern der Phasen 2 und 3 stammt. Sie ist gering mit feinem bis mittlerem weißem, opakem Quarz gemagert. Die Oberfläche des weichen Scherbens ist geglättet.
Ware 5: ältere gelbtonige Drehscheibenware
Phasen 4-5
Schenk konnte sechs Varianten a-f unterscheiden.
Ware 6: Mayener, steinzeugartige Ware
Ware 7: streifengeglättete grauschwarze Keramik
vgl. Mayener glättverzierte Ware/ Late Merovingian Burnished Ware im Umfeld der Tatinger Ware
Ware 8: ältere grautonige Drehscheibenware
drei Varianten
a fein, kreidig, v.a. im Unterteil geglättet- vgl. ältere graue Elsässer Ware
b mittelstark gemagert
c mit kantigem, weißem Quarz gemagert, rissige Oberfläche
Die Varianten a und b werden mit einer ähnlichen Differenzierung in Ladenburg verglichen (Schenk 1998, 44f.)
Ware 9: Rotbemalte Waren
drei Varianten a-c
a Mayener Keramik Pingsdorfer Art
Ware 10: graue, glimmerhaltige Ware
Phasen 6 und 7
Randformen
Differenzierung von sechs Randformengruppen
selten
Verbleib der Funde
Speyer, GDKE.
tabellarische Übersicht zur Fundstelle
Beschreibung | |
---|---|
Fundort | Speyer, Vogelgesang |
Fundart | Siedlung |
Lage | 0,35 km OSO des Lonetopfsca 2 km S der Stadt |
Koordinaten | 49.3030, 8.43060 |
Datierung | zweite Hälfte 5.-13.Jh. |
Warenarten | Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa); |
Formenspektrum | v.a Gebrauchskeramik, Töpfe |
Fundinventar | Siedlungsfunde, überwiegend aus Gruben- bzw. Grubenhausverfüllungen |
Befundbeschreibung | Die Siedlung wurde relativ großflächig erfasst. Es konnte eine Siedlungsverlagerung festgestellt werden. |
Verbleib | Speyer, GDKE |
Bemerkungen | Wüstung Winternheim |
Literatur | Bernhard 1982; Schenk 1998 |
Literatur zur Fundstelle:
- Bernhard 1979/81: H. Bernhard, Speyer "Vogelgesang", eine frühmittelalterliche Siedlung. Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz, 1979/81, 170–180.
- Bernhard 1982: H. Bernhard, Die frühmittelalterliche Siedlung Speyer 'Vogelgesang'. Offa 39, 1982, 217–233.
- Bernhardt 2007: H. Bernhard, Vogelgesang. Reallexikon für Germanische Altertumskunde. 2. Aufl. Bd. 35 (Berlin 2007)
- Bernhard 2011: H. Bernhard, Ländliche Siedlungen im Umfeld von Speyer. In: Die Salier. Macht im Wandel (München 2011) 338–339.
- Kritsotakis 2000: K. Kritsotakis, Chemische Charakterisierung und Klassifizierung von archäologischen Keramikartefakten aus Rheinland-Pfalz. Jahrb. RGZM 47, 2000, 595–688. - DOI: https://doi.org/10.11588/jrgzm.2000.2.43863
- Schenk 1998: H. Schenk, Die Keramik der früh- bis hochmittelalterlichen Siedlung Speyer "Im Vogelgesang". Stiftung zur Förderung der Pfälzischen Geschichtsforschung. Reihe C, Archäologische Forschungen in der Pfalz 1 (Neustadt an der Weinstraße 1998).
- Schreg 2006: R. Schreg, Dorfgenese in Südwestdeutschland. Das Renninger Becken im Mittelalter. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 76 (Stuttgart 2006) S. 308ff.