Oxidierend gebrannte jüngere Drehscheibenware (Franken, SMa/FNz): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 13. Juli 2023, 22:35 Uhr
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Die gängge Irdenware des Spätmittelalters wurde im heutigen Mittel- und Oberfranken überwiegend oxidierend gebrannt. Sie gehört in den Kontext der jüngeren Drehscheibenware. Ab dem 13. Jahrhundert verdrängt sie im westlichen Oberfranken die Jüngere reduzierend gebrannte Drehscheibenware (Franken, SMa). Sie setzt die Region damit gegen benachbarte Keramiklandschaften ab.
Forschungsgeschichte
Die Ware ist in der Klassifikation von Hans Losert Teil von dessen rauwandiger Drehscheibenware, die in überregionaler Teminologie hier als jüngere reduizierend gebrannte Drehscheibenware (Franken, SMa) bzw. als "Oxidierend gebrannte jüngere Drehscheibenware (Franken, SMa/FNz)" geführt wird.
Charakteristika
Randformen
Eine erste Datierung von Karniesrändern nimmt Hans Losert für das 10. Jahrhundert vor und bezieht sich dabei auf den unter dem Bamberger Dom befindlichen Friedhofsbefund (Losert 1993, S. 48). Als typisch bezeichnet er die schmalen Karniesränder dann für das späte 12. Jahrhundert (Losert 1993, 48). Ab dem 13. Jahrhundert beschreibt Losert die Entwicklung vom schmalen zum breiten Karniesrand und bezieht sich auf das Bamberger Münzschatzgefäß (Bamberg, Lange Straße 25) aus der späten ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, bei dem bereits eine Tendenz zu einer breiteren Ausprägung beobachten ist, sowie auf die Funde vom Lußberg, bei denen schließlich keine schmalen Karniesränder mehr zu finden waren (Losert 1993, S. 48). Es überrascht nicht, dass diese Entwicklungstendenz vom schmalen zum breiten Rand eins zu eins auf den Kragenrand übertragbar ist, denn Luitgard Löw bezieht sich bei ihrer zeitlichen Einordnung der Kragenränder auf dieselben Funde wie Hans Losert (Löw 2001, S. 39). Andrea Bischof erläutert, dass sich im 15. Jahrhundert schlanke und gestreckte Formen durchsetzen und sich „ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts profilierte Karnies- und Leistenränder“ verbreiten (Bischof 2010, S. 55).
Bodenformen
Die oxidierend gebrannte jüngere Drehscheibenware weist grundsätzlich Standböden auf. In ihrer frühen Ausprägung sind noch Bodenzeichen zu finden.
Verzierungen
Vereinzelt tritt eine rote Bemalung auf (Kipfendorf, Thonberg, Lußberg), jedoch bleibt dies zu selten, um eine der vielfältigen Gruppen der rotbemalten Waren zu definieren.
wichtige Fundorte
Herstellungsbelege
Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext
Am Ende des 13. Jahrhunderts wurde in Oberfranken der oxidierende Brand deutlich häufiger, so dass bei allen formalen Ähnlichkeiten wie z.B. dem Karniesrand sich Oberfranken als eigenständige Keramiklandschaft erweist. Die jüngere graue Drehscheibenware (Franken, SMa) wird dadurch abgelöst.
Literaturhinweise
- Bischof 2010: A. Bischof, Ein spätmittelalterlicher Brunnen aus Bayreuth. Ergebniss einer archäologischen Ausgrabung an der ehemaligen Schmiedegasse nahe der Stadtmauer. Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands 23 (Büchenbach 2010).
- Hauser 1984: G. Hauser, Beiträge zur Erforschung hoch- und spätmittelalterlicher Irdenware aus Franken. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters. Beiheft 3 (Köln, Bonn 1984)
- Löw 2001: Luitgard Löw, Keramik des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit in Oberfranken (Bamberg 2001). - urn:nbn:de:bvb:473-opus-589
- Losert 1993: Hans Losert, Die früh- bis hochmittelalterliche Keramik in Oberfranken. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters. Beiheft 8 (Köln 1993). - ISBN: 9783792713235
- Pletzer 1990: G. Pletzer, Die mittelalterliche Keramik von Regensburg. Zugl.: München, Univ., Diss., 1974. Documenta naturae 58 (München 1990).