Wüstung Muffenheim bei Rastatt: Unterschied zwischen den Versionen

Aus balismink
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
(2 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 2: Zeile 2:
 
Wüstung Muffenheim (Ottersdorf/Plittersdorf, Stadt Rastatt, Landkreis Rastatt).
 
Wüstung Muffenheim (Ottersdorf/Plittersdorf, Stadt Rastatt, Landkreis Rastatt).
   
  +
==Lage==
  +
Das abgegangene Muffenheim liegt zwischen den Dörfern Ottersdorf und Plittersdorf, beides heute Stadtteile von Rastatt, nahe am Rhein.
  +
*Koordinaten: 8,1528 48,8710
 
==Forschungsgeschichte==
 
==Forschungsgeschichte==
 
In den vergangenen Jahren konnte die Trasse einer durch die Wüstung ziehenden
 
In den vergangenen Jahren konnte die Trasse einer durch die Wüstung ziehenden
 
Pipeline archäologisch untersucht werden. Allerdings wurde die Siedlung bereits 1976 bei einer Probeuntersuchung angeschnitten. Zudem liegen zahlreiche Lesefunde v.a. durch den Heimatforscher F. Ruf aus Ottersdorf vor.
 
Pipeline archäologisch untersucht werden. Allerdings wurde die Siedlung bereits 1976 bei einer Probeuntersuchung angeschnitten. Zudem liegen zahlreiche Lesefunde v.a. durch den Heimatforscher F. Ruf aus Ottersdorf vor.
   
 
Neben einer früh- und einer hochmittelalterlichen Siedlungsphase konnte hier auch eine spätmittelalterliche Phase herausgestellt werden, der jedoch nur relativ wenige Befunde zugewiesen werden konnten. Neben wenigen Grubenhütten/Erdkellern wurden zwei frühestens im 13. Jahrhundert angelegte Brunnen sowie ein Graben festgestellt. Im Unterschied zu anderen Wüstungsgrabungen sind Funde des 13. und 15. Jahrhunderts gut vertreten, allerdings fehlt beispielsweise glasierte Ofenkeramik.
Neben einer früh- und einer
 
hochmittelalterlichen Siedlungsphase konnte hier auch eine spätmittelalterliche Phase herausgestellt werden, der jedoch nur relativ wenige Befunde zugewiesen werden konnten. Neben wenigen Grubenhütten/Erdkellern wurden zwei frühestens im 13. Jahrhundert angelegte Brunnen sowie ein Graben festgestellt. Im Unterschied zu anderen Wüstungsgrabungen sind Funde des 13. und 15. Jahrhunderts gut vertreten, allerdings fehlt beispielsweise glasierte Ofenkeramik.
 
   
 
==Keramikfunde==
 
==Keramikfunde==
Zeile 14: Zeile 16:
 
*[[KInickwandkeramik]] u.a. mit mit nierenformigen Stempeln und Wellenbandzier (Gross 2007)
 
*[[KInickwandkeramik]] u.a. mit mit nierenformigen Stempeln und Wellenbandzier (Gross 2007)
 
*[[rauwandige Drehscheibenware]] mit [[Wölbwandtopf|Wölbwandtöpfen]], Krügen und Schalen/Schüsseln (Gross 2007)
 
*[[rauwandige Drehscheibenware]] mit [[Wölbwandtopf|Wölbwandtöpfen]], Krügen und Schalen/Schüsseln (Gross 2007)
[[Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)]] (Gross 2007). Darunter bemerklenswerterweise auch Fragmente in Form der [[Knickwandgefäß]]e. Sie markieren die Frühphase der Ware, ebenso wie die Ränder des Typs Kirchhausen sowie geriefte und rollstempelverzierte Wandscherben. An weiteren Sonderformen der älteren gelben Drehscheibenware treten auf:
+
*[[Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)]] (Gross 2007). Darunter bemerklenswerterweise auch Fragmente in Form der [[Knickwandgefäß]]e. Sie markieren die Frühphase der Ware, ebenso wie die Ränder des Typs Kirchhausen sowie geriefte und rollstempelverzierte Wandscherben. An weiteren Sonderformen der älteren gelben Drehscheibenware treten auf:
 
**[[Hängetopf]]/[[Ösenhenkeltopf]]
 
**[[Hängetopf]]/[[Ösenhenkeltopf]]
 
**Schalen mit Tüllengriff
 
**Schalen mit Tüllengriff
Zeile 20: Zeile 22:
 
**[[Becher]] sowie potentielle [[Ofenkachel]]n
 
**[[Becher]] sowie potentielle [[Ofenkachel]]n
 
**[[Deckel]]
 
**[[Deckel]]
*[[nachgedrehte Ware]] tritt nur in wenigen Fragmenten auf. Sie ist am nördlichen Oberrhein seltener als weiter südlich (Gross 2007). Eine Beschreibung der Scherben findet sich in der Literatur nur zu Einzelstücken, so dass ohne Autopsie offen bleibt, ob ein Bezug zur [[Glimmerhaltige nachgedrehte Ware (Oberrhein, FMa/ HMa)|glimmerhaltig nachgedrehten Ware]] vorliegt, wie sie am südlichen Oberrehin bekannt ist. Zwei Scherben aus Grubenhaus 14, vergesellschaftet mit älterer grauer Drehscheibenware, bezeichnet U. Gross (2016, 7) als "grobsandig- goldglimmerhaltige „nachgedrehte“ Ware".
+
*[[nachgedrehte Ware]] tritt nur in wenigen Fragmenten auf. Sie ist am nördlichen Oberrhein seltener als weiter südlich (Gross 2007). Eine Beschreibung der Scherben findet sich in der Literatur nur zu Einzelstücken, so dass ohne Autopsie offen bleibt, ob ein Bezug zur [[Glimmerhaltige nachgedrehte Ware (Oberrhein, FMa/ HMa)|glimmerhaltig nachgedrehten Ware]] vorliegt, wie sie am südlichen Oberrehin bekannt ist. Zwei Scherben aus Grubenhaus 14, vergesellschaftet mit älterer grauer Drehscheibenware, bezeichnet U. Gross (2016, 7) als "grobsandig- goldglimmerhaltige „nachgedrehte“ Ware" (vgl. [[Goldglimmerware (Oberrhein/ Schwarzwald, SMa)]]).
   
 
*[[Gelbe, rotbemalte Elsässer Drehscheibenware (Elsaß, HMa)]] (Gross 2018)
 
*[[Gelbe, rotbemalte Elsässer Drehscheibenware (Elsaß, HMa)]] (Gross 2018)
Zeile 38: Zeile 40:
 
===Produktionsnachweise===
 
===Produktionsnachweise===
 
Es liegen Fehlbrände der älteren gelben Drehscheibenware und möglicherweise auch von rauwandiger Drehscheibenware vor.
 
Es liegen Fehlbrände der älteren gelben Drehscheibenware und möglicherweise auch von rauwandiger Drehscheibenware vor.
 
   
 
==Literatur zur Fundstelle==
 
==Literatur zur Fundstelle==

Aktuelle Version vom 23. Juni 2024, 00:56 Uhr

Stub logo.pngDieser Artikel ist noch sehr kurz und möglicherweise inhaltlich unvollständig.

Wüstung Muffenheim (Ottersdorf/Plittersdorf, Stadt Rastatt, Landkreis Rastatt).

Lage

Das abgegangene Muffenheim liegt zwischen den Dörfern Ottersdorf und Plittersdorf, beides heute Stadtteile von Rastatt, nahe am Rhein.

  • Koordinaten: 8,1528 48,8710

Forschungsgeschichte

In den vergangenen Jahren konnte die Trasse einer durch die Wüstung ziehenden Pipeline archäologisch untersucht werden. Allerdings wurde die Siedlung bereits 1976 bei einer Probeuntersuchung angeschnitten. Zudem liegen zahlreiche Lesefunde v.a. durch den Heimatforscher F. Ruf aus Ottersdorf vor.

Neben einer früh- und einer hochmittelalterlichen Siedlungsphase konnte hier auch eine spätmittelalterliche Phase herausgestellt werden, der jedoch nur relativ wenige Befunde zugewiesen werden konnten. Neben wenigen Grubenhütten/Erdkellern wurden zwei frühestens im 13. Jahrhundert angelegte Brunnen sowie ein Graben festgestellt. Im Unterschied zu anderen Wüstungsgrabungen sind Funde des 13. und 15. Jahrhunderts gut vertreten, allerdings fehlt beispielsweise glasierte Ofenkeramik.

Keramikfunde

In zahlreichen Artikeln hat Uwe Gross immer wieder Fundmaterial aus der Wüstung vorgestellt.


Zu den besonderen Funden aus Muffenheim gehört das Fragment einer echten, d.h. innenseitig mit Steinchenbewurf versehenen Reibschale, das auf der Innenseite eine Glasur tragt (Gross 2007, 684).


Stand 2003 fehlten Importe der Mayener Ware, der Pingsdorfer Ware oder auch des spätmittelalterlichen rheinischen Steinzeugs (Gross 2003).

Produktionsnachweise

Es liegen Fehlbrände der älteren gelben Drehscheibenware und möglicherweise auch von rauwandiger Drehscheibenware vor.

Literatur zur Fundstelle

  • Damminger/ Gross 2002: Folke Damminger/ U. Gross, Fortsetzung der Ausgrabungen in der Wüstung Muffenheim, Gemarkungen Ottersdorf und Plittersdorf, Stadt Rastatt. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2002 (2003), S. 181-184.
  • Damminger / Gross 2001: F. Damminger / U. Gross, Archäologische Ausgrabungen in der Wüstung Muffenheim, Gemarkungen Ottersdorf und Plittersdorf, Stadt Rastatt. Arch. Ausgr. Bad.-Württ., 2001, 168–171.
  • Damminger / Gross 2008: F. Damminger / U. Gross, Muffenheim, un habitat rural des VIe/VIIe-XVe siècles près de Rastatt (Allemagne). In: J. Guillaume / É. Peytremann (Hrsg.), L'Austrasie. Sociétés. économies. territoires. christianisation: actes des XXVIe Journées internationales d'archéologie mérovingienne Nancy 22 - 25 septembre 2005. Mém. Ass. franç. d’Arch. mérovingienne 19 (Nancy 2008) 65–69.
  • Gross 1991: U. Gross, Mittelalterliche Keramik zwischen Neckarmündung und Schwäbischer Alb. Bemerkungen zur räumlichen Entwicklung und zeitlichen Gliederung. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 12 (Stuttgart 1991). - doi: 10.11588/artdok.00005858
  • Gross 2003: U. Gross, Funde bislang unbekannter hochmittelalterlicher rollstempelverzierter Keramik aus der Wüstung Muffenheim, Gemarkungen Ottersdorf und Plittersdorf, Stadt Rastatt. Arch. Nachr. Baden 67, 2003, 30–36.
  • Gross 2007: U. Gross, Frühmittelalterliche Keramik aus der Wüstung Muffenheim, Gemarkungen Rastatt - Ottersdorf und Rastatt - Plittersdorf. Fundberichte aus Baden-Württemberg 29, 2007, 683 – 719. - DOI: https://doi.org/10.11588/fbbw.2007.1.85322
  • Gross 2012: U. Gross, Keramische Trinkbecher des späten Mittelalters aus der Wüstung Muffenheim bei Rastatt. Archäologische Nachrichten Baden 85, 2012, 43- 46
  • Gross 2016: U. Gross, Keramikfunde aus der Wüstung Muffenheim, Gemarkungen Rastatt-Ottersdorf und Rastatt-Plittersdorf (Heidelberg 2016). - doi:10.11588/artdok.00004117
  • Gross 2018: U. Gross, Funde aus der Wüstung Muffenheim bei Rastatt. Beiträge zur mittelalterlichen Keramik in Südwestdeutschland.(Heidelberg 2018). - doi:10.11588/ARTDOK.00006088
  • Gross 2019: U. Gross, Keramik aus der Nachbarschaft. Ware Neuhausener Art, Rotbemalte Elsässer Ware, Ältere graue Drehscheibenware Elsässer Art, Ältere Albware, Ältere gelbe Drehscheibenware (Typ Jagstfeld) und Buocher Feinware im Kraichgau. Beiträge zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik in Südwestdeutschland (Heidelberg 2019). - doi:10.11588/ARTDOK.00006571