Oxidierend gebrannte jüngere Drehscheibenware (Franken, SMa/FNz): Unterschied zwischen den Versionen

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Die Ware ist in der Klassifikation von Hans Losert Teil von dessen rauwandiger Drehscheibenware, die in überregionaler Terminologie hier als [[Reduzierend gebrannte jüngere Drehscheibenware (Franken, SMa)]] bzw. als "Oxidierend gebrannte jüngere Drehscheibenware (Franken, SMa/FNz)" geführt wird.
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Luitgard Löw unterschied zwei Materialgruppen 1 und 2, die der fränkischen oxidierend gebrannten Drehscheibenware zuzuordnen ist. Materialgruppe 1 "besteht aus oxidierend gebrannter, unglasierter und hart gebrannter Irdenware. Der Scherben zeigt als Ergebnis von reichlicher Sauerstoffzufuhr während der Brandendphase hellorange, rötliche, dunkelbraune, hellziegelrote oder gelbliche bis hellbraune Färbungen. Meistens sind an einem Gefäß mehrere Farbwerte auszumachen" (Löw 2001, 29). Materialgruppe 2 ordnete Löw Gefäßfragmente mit weißlich-beigefarbenem Scherben zu, deren Magerung homogener ist und an der Oberfläche weniger stark heraustreten. Löw verwies auf eine Verwandtschaft dieser Materialgruppe mit den Töpfereiabfällen aus [[Kipfendorf]], vom [[Lußberg]], aus [[Pollenfeld (Lkr. Eichstätt)]] und Regensburg–[[Prebrunn]] (Löw 2001, 30).
   
 
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*Losert 1993: Hans Losert, Die früh- bis hochmittelalterliche Keramik in Oberfranken. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters. Beiheft 8 (Köln 1993). - ISBN: 9783792713235
 
*Losert 1993: Hans Losert, Die früh- bis hochmittelalterliche Keramik in Oberfranken. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters. Beiheft 8 (Köln 1993). - ISBN: 9783792713235
 
*Pletzer 1990: G. Pletzer, Die mittelalterliche Keramik von Regensburg. Zugl.: München, Univ., Diss., 1974. Documenta naturae 58 (München 1990).
 
*Pletzer 1990: G. Pletzer, Die mittelalterliche Keramik von Regensburg. Zugl.: München, Univ., Diss., 1974. Documenta naturae 58 (München 1990).
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*Popp 1991: A. Popp, Spätmittelalterliche Keramik aus Bamberg. Funde aus der Alten Hofhaltung und aus einem Töpferofen am Sand. Ungedr. Mag.-Arbeit (Bamberg 1991)
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*Schreg 2024: R. Schreg, Grundherren, Arbeitgeber und Kunden – Produktions- und Distributionsstrukturen mittelalterlicher Keramik. In: C. Fey / N. Kersken / C. Stadelmaier (Hrsg.), Gesellschaft – Umwelt – Krisen in der Vormoderne. Festschrift für Werner Rösener zum 80. Geburtstag. Geschichtswissenschaftliche Studien 12 (Hamburg 2024) 71–88.
   
 
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Aktuelle Version vom 8. Juni 2025, 23:26 Uhr

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Die gängige Irdenware des Spätmittelalters wurde im heutigen Mittel- und Oberfranken überwiegend oxidierend gebrannt. Sie gehört in den Kontext der jüngeren Drehscheibenware. Ab dem 13. Jahrhundert verdrängt sie im westlichen Oberfranken die Jüngere reduzierend gebrannte Drehscheibenware (Franken, SMa). Sie setzt die Region damit gegen benachbarte Keramiklandschaften ab.

Forschungsgeschichte

Die Ware ist in der Klassifikation von Hans Losert Teil von dessen rauwandiger Drehscheibenware, die in überregionaler Terminologie hier als Reduzierend gebrannte jüngere Drehscheibenware (Franken, SMa) bzw. als "Oxidierend gebrannte jüngere Drehscheibenware (Franken, SMa/FNz)" geführt wird. Auch bei der ersten Bearbeitung der Funde von Bamberg, Domberg wurden die Gruppe beschrieben, zumal ihr auch die Funde aus einem Töpferofen in Bamberg, Untere Sandstraße 32 zugeordnet werden konnten (Popp 1991; )

Luitgard Löw unterschied zwei Materialgruppen 1 und 2, die der fränkischen oxidierend gebrannten Drehscheibenware zuzuordnen ist. Materialgruppe 1 "besteht aus oxidierend gebrannter, unglasierter und hart gebrannter Irdenware. Der Scherben zeigt als Ergebnis von reichlicher Sauerstoffzufuhr während der Brandendphase hellorange, rötliche, dunkelbraune, hellziegelrote oder gelbliche bis hellbraune Färbungen. Meistens sind an einem Gefäß mehrere Farbwerte auszumachen" (Löw 2001, 29). Materialgruppe 2 ordnete Löw Gefäßfragmente mit weißlich-beigefarbenem Scherben zu, deren Magerung homogener ist und an der Oberfläche weniger stark heraustreten. Löw verwies auf eine Verwandtschaft dieser Materialgruppe mit den Töpfereiabfällen aus Kipfendorf, vom Lußberg, aus Pollenfeld (Lkr. Eichstätt) und Regensburg–Prebrunn (Löw 2001, 30).

Charakteristika

Randformen

Eine erste Datierung von Karniesrändern nimmt Hans Losert für das 10. Jahrhundert vor und bezieht sich dabei auf den unter dem Bamberger Dom befindlichen Friedhofsbefund (Losert 1993, S. 48). Als typisch bezeichnet er die schmalen Karniesränder dann für das späte 12. Jahrhundert (Losert 1993, 48). Ab dem 13. Jahrhundert beschreibt Losert die Entwicklung vom schmalen zum breiten Karniesrand und bezieht sich auf das Bamberger Münzschatzgefäß (Bamberg, Lange Straße 25) aus der späten ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, bei dem bereits eine Tendenz zu einer breiteren Ausprägung beobachten ist, sowie auf die Funde vom Lußberg, bei denen schließlich keine schmalen Karniesränder mehr zu finden waren (Losert 1993, S. 48). Es überrascht nicht, dass diese Entwicklungstendenz vom schmalen zum breiten Rand eins zu eins auf den Kragenrand übertragbar ist, denn Luitgard Löw bezieht sich bei ihrer zeitlichen Einordnung der Kragenränder auf dieselben Funde wie Hans Losert (Löw 2001, S. 39). Andrea Bischof erläutert, dass sich im 15. Jahrhundert schlanke und gestreckte Formen durchsetzen und sich „ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts profilierte Karnies- und Leistenränder“ verbreiten (Bischof 2010, S. 55).

Bodenformen

Die oxidierend gebrannte jüngere Drehscheibenware weist grundsätzlich Standböden auf. In ihrer frühen Ausprägung sind noch Bodenzeichen zu finden.

Oberfläche

Viele Gefäßfragmente der oxidierend gebrannten Irdenwaren im Raum Bamberg zeigen glänzend schimmernde Oberfläche, die auf den ersten Blick für eine Bleiglasur gehalten wetden können. Analysen, die Luitgart Löw veranlasst hat, zeigen aber, dass kein erhöhter Bleigehalt vorliegt. Löw sprach diese Überzüge "entweder als gesinterte Brennhaut oder als Aschenanflugglasuren" an. Löw fasste beide Arten unter dem Begriff der Brennhaut zusammen, da sich insbesondere an kleinteilig zerscherbtem Material nur schwer eine Unterscheidung zu treffen ist. Tatsächlich zeigen einige Scherben den Komplexes Bamberg, Am Kranen 14 aber, dass auch mit einer echten Engobe zu rechnen ist.

Verzierungen

Vereinzelt tritt eine rote Bemalung auf (Kipfendorf, Thonberg, Lußberg), jedoch bleibt dies zu selten, um sicher eine Rotbemalte Drehscheibenware (Oberfranken, HMa/SMa) als eine der vielfältigen Gruppen der rotbemalten Waren zu definieren, zumal das Verhältnis zu der Birkenfelder Ware (Südthüringen, SMa) noch offen ist.

wichtige Fundorte

Herstellungsbelege

Aus dem Raum Bamberg sind mehrere Töpfereien bekannt, in denen die oxidierend gebrannte jüngere Drehscheibenware hergestellt wurde. Sie liegen alle im Bereich eines Rhätsandsteins,dessen eisenarme Verwitterungstone als Rohmaterial dienten.

Eine Töpferei bei Friesen (Stadt Kronach), die andere Tonvorkommen nutzte, blieb bei der reduzierend gebrannten Ware.

Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext

Am Ende des 13. Jahrhunderts wurde in Oberfranken der oxidierende Brand deutlich häufiger, so dass bei allen formalen Ähnlichkeiten wie z.B. dem Karniesrand sich Oberfranken als eigenständige Keramiklandschaft erweist. Die jüngere graue Drehscheibenware (Franken, SMa) wird dadurch abgelöst.

Im nördlich angrenzenden Thüringen findet sich die jüngere rauwandige, oxidierend gebrannte Drehscheibenware (Südthüringen, SMa), die möglicherweise mit der Oxidierend gebrannten jüngeren Drehscheibenware (Franken, SMa/FNz) gleichzusetzen ist.

Literaturhinweise

  • Bischof 2010: A. Bischof, Ein spätmittelalterlicher Brunnen aus Bayreuth. Ergebniss einer archäologischen Ausgrabung an der ehemaligen Schmiedegasse nahe der Stadtmauer. Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands 23 (Büchenbach 2010).
  • Hauser 1984: G. Hauser, Beiträge zur Erforschung hoch- und spätmittelalterlicher Irdenware aus Franken. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters. Beiheft 3 (Köln, Bonn 1984)
  • Löw 2001: Luitgard Löw, Keramik des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit in Oberfranken (Bamberg 2001). - urn:nbn:de:bvb:473-opus-589
  • Losert 1993: Hans Losert, Die früh- bis hochmittelalterliche Keramik in Oberfranken. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters. Beiheft 8 (Köln 1993). - ISBN: 9783792713235
  • Pletzer 1990: G. Pletzer, Die mittelalterliche Keramik von Regensburg. Zugl.: München, Univ., Diss., 1974. Documenta naturae 58 (München 1990).
  • Popp 1991: A. Popp, Spätmittelalterliche Keramik aus Bamberg. Funde aus der Alten Hofhaltung und aus einem Töpferofen am Sand. Ungedr. Mag.-Arbeit (Bamberg 1991)
  • Schreg 2024: R. Schreg, Grundherren, Arbeitgeber und Kunden – Produktions- und Distributionsstrukturen mittelalterlicher Keramik. In: C. Fey / N. Kersken / C. Stadelmaier (Hrsg.), Gesellschaft – Umwelt – Krisen in der Vormoderne. Festschrift für Werner Rösener zum 80. Geburtstag. Geschichtswissenschaftliche Studien 12 (Hamburg 2024) 71–88.