Rotbemalte Waren: Unterschied zwischen den Versionen
(4 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 29: | Zeile 29: | ||
Schwer zu erfassen ist eine rotbemalte Drehscheibenware in Südbayern, wie sie auf [[Frauenwörth]] vorgelegt wurden, wo die Funde jedoch als Import erscheinen und keiner Ware sicher zugeordnet werden konnten (Haas-Gebhard 2006, 217f.). |
Schwer zu erfassen ist eine rotbemalte Drehscheibenware in Südbayern, wie sie auf [[Frauenwörth]] vorgelegt wurden, wo die Funde jedoch als Import erscheinen und keiner Ware sicher zugeordnet werden konnten (Haas-Gebhard 2006, 217f.). |
||
− | In Oberfranken zeichnet sich mit Funden aus [[Neudorf]], [[Bamberg]] ([[Bamberg, Schranne|Schranne]], [[Bamberg, Domberg|Domberg]]) und den Töpfereien [[Lußberg]] und [[Kipfendorf, Thonberg]] möglicherweise eine weitere regionale Variante ab (provisorisch: [[Rotbemalte Drehscheibenware (Oberfranken, HMa/SMa)]]. Kringel und Spiralen scheinen regionaltypisch. Bisher liegen jedoch zu wenige Funde vor, um eine eigenständige Ware zu definieren und gegenüber benachbarten Produktionen abzusetzen. Eine rotbemalte [[Henkelflasche]] aus Wunsiedl wird als hellgrau und stark geglimmert beschrieben (Herrmann/Müller 1997, 232 Abb. 15,13), was mit der regionaltypischen Glimmermagerung auf eine Produktion im Fichtelgebirge hinweisen könnte. |
+ | In Oberfranken zeichnet sich mit Funden aus [[Neudorf]], [[Bamberg]] ([[Bamberg, Schranne|Schranne]], [[Bamberg, Domberg|Domberg]]) und den Töpfereien [[Lußberg]] und [[Kipfendorf, Thonberg]] möglicherweise eine weitere regionale Variante ab (provisorisch: [[Rotbemalte Drehscheibenware (Oberfranken, HMa/SMa)]], evzl. anzugliedern an die [[Birkenfelder Ware (Südthüringen, SMa)]]). Kringel und Spiralen scheinen regionaltypisch. Bisher liegen jedoch zu wenige Funde vor, um eine eigenständige Ware zu definieren und gegenüber benachbarten Produktionen abzusetzen. Eine rotbemalte [[Henkelflasche]] aus Wunsiedl wird als hellgrau und stark geglimmert beschrieben (Herrmann/Müller 1997, 232 Abb. 15,13), was mit der regionaltypischen Glimmermagerung auf eine Produktion im Fichtelgebirge hinweisen könnte. |
+ | |||
⚫ | |||
+ | Vereinzelt tritt eine rote Bemalung auch auf nachgedrehter Kermik auf, so bei der [[Rotbemalte gelbe nachgedrehte Ware (Franken, HMa)|rotbemalter nachgedrehter Ware in Franken]] oder der [[Albware (Schwäbische Alb/ mittleres Neckarland, HMa)]]. Eine Herstellungstechnik, die als "nachgedreht" bezeichnet werden kann, wird auch für einzelne Funde der [[Pingsdorfer Imitation]]en angenommen. |
||
+ | |||
⚫ | |||
*[[Rotbemalte gelbe nachgedrehte Ware (Franken, HMa)]] |
*[[Rotbemalte gelbe nachgedrehte Ware (Franken, HMa)]] |
||
+ | *[[rotbemalte feine Glimmerware (Rhein-Main-Gebiet, HMa/ SMa)]] |
||
==Literaturhinweise== |
==Literaturhinweise== |
||
Zeile 38: | Zeile 42: | ||
*Haas-Gebhard 2006: B. Haas-Gebhard, Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Funde von der Fraueninsel. In: H. Dannheimer/H. Dopsch/B. Haas-Gebhard u. a. (Hrsg.), Frauenwörth. Archäologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee. Abhandlungen / Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse N.F., 126 (München 2006) 227–282. |
*Haas-Gebhard 2006: B. Haas-Gebhard, Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Funde von der Fraueninsel. In: H. Dannheimer/H. Dopsch/B. Haas-Gebhard u. a. (Hrsg.), Frauenwörth. Archäologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee. Abhandlungen / Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse N.F., 126 (München 2006) 227–282. |
||
*Herrmann/ Müller 1997: V. Herrmann/J. Müller, Steinkern und Ständerbau - Auf den Spuren eines mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Anwesens in Wunsiedel, Lkr. Wunsiedel i. Fichtelgebirge. Ber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 38, 1997, 201–238. |
*Herrmann/ Müller 1997: V. Herrmann/J. Müller, Steinkern und Ständerbau - Auf den Spuren eines mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Anwesens in Wunsiedel, Lkr. Wunsiedel i. Fichtelgebirge. Ber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 38, 1997, 201–238. |
||
+ | *Hoffmann 1997: Y. Hoffmann, Rotbemalte Irdenware des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Sachsen. In: W. Schwabenicky (Hrsg.), Forschungen zur Baugeschichte und Archäologie 2. Veröff. der Unteren Denkmalschutzbehörde Mittweida 7 (Mittweida 1997), 31–65. |
||
*Mechelk 1975: H. W. Mechelk, Zur Problematik des Keramikhandels (am Beispiel der mittelalterlichen rotbemalten Irdenware vom Typ Levin aus sächsischen Fundstellen erörtert [13.-15. Jh.]). In: J. Preuß (Hrsg.), Symbolae Praehistoricae. Festschrift zum 60. Geburtstag von Friedrich Schlette. Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1975/1 (L11) (Berlin 1975) 271–289. |
*Mechelk 1975: H. W. Mechelk, Zur Problematik des Keramikhandels (am Beispiel der mittelalterlichen rotbemalten Irdenware vom Typ Levin aus sächsischen Fundstellen erörtert [13.-15. Jh.]). In: J. Preuß (Hrsg.), Symbolae Praehistoricae. Festschrift zum 60. Geburtstag von Friedrich Schlette. Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1975/1 (L11) (Berlin 1975) 271–289. |
||
Aktuelle Version vom 5. Mai 2024, 18:44 Uhr
Rotbemalte Waren fallen im mittelalterlichen Fundbestand immer wieder auf. Vor allem die ältere Forschung hat solche Funde häufig den Töpfereien in Pingsdorf zugewiesen. Tatsächlich gibt es rotbemalte Keramik bereits in der Merowingerzeit. Mittlerweile zeigen sich jedoch vor allem seit dem Hochmittelalter viele regionale Produktionen. Diese gehören einerseits noch in das Hochmittelalter und rechnen zu den älteren Drehscheibenwaren, andererseits rechnen sie zu den spätmittelalterlichen oxidierend gebrannten jüngeren Drehscheibenwaren. Seltener ist eine Rotbemalung bei nachgedrehter Ware.
Beispiele
ältere Drehscheibenwaren
- Pingsdorfer Ware
- Rot gebrannte und geglättete Ware (Schweizer Jura, FMa/HMa)
- Gelbe, rotbemalte Elsässer Drehscheibenware (Elsaß, HMa)
- Rotbemalte ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, HMa)
- Rotgestrichene Ware (Vwz)
- Mayener Ware, fabric FP
jüngere Drehscheibenwaren
- Rotbemalte schwäbische Feinware (Württemberg, SMa)
- Rotbemalte Heidenheimer Ware (Ostalb, SMa)
- Pollenfelder Ware (Mittelfranken, SMa)
- Birkenfelder Ware (Südthüringen, SMa)/ Rotbemalte Drehscheibenware (Oberfranken, HMa/SMa)
- rotbemalte Irdenware vom Typ Levin (Sachsen, SMa) (Mechelk 1975)
Schwer zu erfassen ist eine rotbemalte Drehscheibenware in Südbayern, wie sie auf Frauenwörth vorgelegt wurden, wo die Funde jedoch als Import erscheinen und keiner Ware sicher zugeordnet werden konnten (Haas-Gebhard 2006, 217f.).
In Oberfranken zeichnet sich mit Funden aus Neudorf, Bamberg (Schranne, Domberg) und den Töpfereien Lußberg und Kipfendorf, Thonberg möglicherweise eine weitere regionale Variante ab (provisorisch: Rotbemalte Drehscheibenware (Oberfranken, HMa/SMa), evzl. anzugliedern an die Birkenfelder Ware (Südthüringen, SMa)). Kringel und Spiralen scheinen regionaltypisch. Bisher liegen jedoch zu wenige Funde vor, um eine eigenständige Ware zu definieren und gegenüber benachbarten Produktionen abzusetzen. Eine rotbemalte Henkelflasche aus Wunsiedl wird als hellgrau und stark geglimmert beschrieben (Herrmann/Müller 1997, 232 Abb. 15,13), was mit der regionaltypischen Glimmermagerung auf eine Produktion im Fichtelgebirge hinweisen könnte.
nachgedrehte Waren
Vereinzelt tritt eine rote Bemalung auch auf nachgedrehter Kermik auf, so bei der rotbemalter nachgedrehter Ware in Franken oder der Albware (Schwäbische Alb/ mittleres Neckarland, HMa). Eine Herstellungstechnik, die als "nachgedreht" bezeichnet werden kann, wird auch für einzelne Funde der Pingsdorfer Imitationen angenommen.
- Rotbemalte gelbe nachgedrehte Ware (Franken, HMa)
- rotbemalte feine Glimmerware (Rhein-Main-Gebiet, HMa/ SMa)
Literaturhinweise
- Ament 1964: H. Ament, Rotbemalte fränkische Keramik aus dem Mittelrheingebiet. Bonner Jahrb. 164, 1964, 321–326.
- Haas-Gebhard 2006: B. Haas-Gebhard, Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Funde von der Fraueninsel. In: H. Dannheimer/H. Dopsch/B. Haas-Gebhard u. a. (Hrsg.), Frauenwörth. Archäologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee. Abhandlungen / Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse N.F., 126 (München 2006) 227–282.
- Herrmann/ Müller 1997: V. Herrmann/J. Müller, Steinkern und Ständerbau - Auf den Spuren eines mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Anwesens in Wunsiedel, Lkr. Wunsiedel i. Fichtelgebirge. Ber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 38, 1997, 201–238.
- Hoffmann 1997: Y. Hoffmann, Rotbemalte Irdenware des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Sachsen. In: W. Schwabenicky (Hrsg.), Forschungen zur Baugeschichte und Archäologie 2. Veröff. der Unteren Denkmalschutzbehörde Mittweida 7 (Mittweida 1997), 31–65.
- Mechelk 1975: H. W. Mechelk, Zur Problematik des Keramikhandels (am Beispiel der mittelalterlichen rotbemalten Irdenware vom Typ Levin aus sächsischen Fundstellen erörtert [13.-15. Jh.]). In: J. Preuß (Hrsg.), Symbolae Praehistoricae. Festschrift zum 60. Geburtstag von Friedrich Schlette. Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1975/1 (L11) (Berlin 1975) 271–289.